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Full text of "Annalen des Historischen Vereins f��r den Niederrhein, inbesondere das Alte Erzbistum K��ln"

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Zur Beachtung. 



Manuskripte und Mittheilungen für die Annalen bitten wir 
dem Vereinspräsidenten Geh. Justizrat Prof. Dr. Hü ff er in 
Bonn, Coblenzerstrasse No. 3, einzusenden. 

Bücher, Zeitschriften und Geschenke an die Vereins- 
bibliothek sind dem Schatzmeister des Vereins Buchhändler 
Fr. Th. Helmken in Köln, Minoritenstrasse 19^, zu über- 
mitteln. 

An- und Abmeldungen sowie Zahlungen für die Vereins- 
kasse sind ebenfalls an den Schatzmeister zu richten. 

Diejenigen Vereinsmitglieder, welche ihre Beiträge für 
1894 

Jahresbeitrag Jl 3. — 

Heft 58, 59 ä 1,50 = . . „ 3.— 
Summa JC 6. — 
noch nicht entrichtet haben, werden ersucht, diese an den 
Schatzmeister 

Herrn Frz. Theod. Helmken, 

Inhaber der Buchhandlung J. k W« Boisser6e in K$ln, 

Minoritenstrasse 19^, 

unter Benutzung der früher überschickten Postanweisung gütigst 
bald einsenden zu wollen. Beiträge, welche bis zum Schluss 
d. J. nicht eingezahlt sind, werden nach § 20 der Statuten 
unter Zuschlag der Kosten (50 Pf.) durch Postauftrag erhoben. 

Der Vorstand. 



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ANNALEN 



DES 



HISTORISCHEN VEREINS 



FÜR DEN NIEDEBMEIN, 



INSBESONDERE 



DIE ALTE ERZDIÖCESE KÖLN. 



ACHTÜNDFÜNFZIGSTES HEFT. 



KÖLN, 1894. 



J. & W. BOISSEREE'S BUCHHANDLUNG. 

(FRZ. THEOD. HELMKEN.) 



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Die Chronik des Johi 

Schroeder . . 
Schutz den Grabsteinen 
Zur Geschichte der Bu 
Emil Pauls . . 



Acta Borussica. Die 1 
und ihre Begründui 
Paul Parey. 1892. 

Das Dominikanerkloster 
Grossentheils nach 
bearbeitet von Hein: 
pfarrer der 21. Divi 
XVI und 166 S. 80 



1. Ein Bürgermeister- 

2. Aus dem Brief wech 

Berichte über die Gen( 

den Niederrhein 

zu Kleve am 2 

zu Neuss am t 

zu Münstereife 

Rechnungs-Ablage für 1 



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01l>ir\v 



Die Chronik des Johannes Turck. 

Herausgegeben 

von 

Ferdinand Schroeder« 



Einleitung. 

Vor mehreren Jahren fand Dr. R. Schölten im Rathhause zi 
Kleve unter einem Haufen verschiedenartiger Bücher eine Hand 
ßchrift in ganz verwahrlostem Zustande. Es war ein ungebundene 
Papiervolumen in 4<^, das aus zwei zu verschiedeneu Zeiten ge 
schriebenen Manuskripten bestand. Das ältere ist die klevisch 
Chronik des Gert von der Schüren^. Diese Chronik, welch( 
die Zeit von Elias Gral bis zum Jahre 1452 umfasst, befand sich ehe 
mals in der herzoglichen Kanzlei zu Kleve. Das bezeugt ein Ver 
merk auf der ersten Seite: „Liber illustrissimi domini ducis e 
cancellariae Clivensis." Hier kam sie um 1600 in die Hände dei 
klevischen Registrators Johannes Turck *. Dieser fügte am Rand( 
eine Menge Zusätze und Verbesserungen hinzu ^ und beschloss 
vielleicht durch eine Stelle in Gerts Chronik veranlasst*, eine Ver 



1) Herausgegeben von R. Schölten (Kleve 1884). 

2) Ich habe mich der Schreibweise Turck angeschlossen, weil sie di 
einmal herkömmliche ist. Der klevische Registrator nennt sich auf seinei 
Siegel „Törck", in unserer Chronik und in seinem Stammbuche schreibt e 
einheitlich „Torck". Sonst bieten die Urkunden „Torck" und „Turck" nebei 
einander. 

3) vgl. Gert v. d. Schüren (ed. Schölten) S. 221, 233. 

4) fol. 108^: „Dan alst nae dem willen des almechtigen vellet, dat des 
hertoch Johan (I) den lesten dach sijns levens in deesen vurgeroirten hoge 
furstlicken doegden ind prijse beslaten sali hebben, soe verwecke, eysche in 
vermane ick nu asdan ind dan als nu den oeversten van sijnre can 
cellarien, dat die asdan in sonderheyt darup to werke ghae, umb des 

Annalen des bist. Vereins LVIII. 1 



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Ferdinand Schroeder 

ing derselben. Er Hess deshalb vor und hinter das 
Papier einheften und schrieb auf dieses seine Ergänz- 
jrt'schen Chronik. 

rfällt in zwei Theile. Der erste kürzere von 22 Blättern, 
' Gert'schen Chronik voraufgeht, beginnt „im jare na er- 
ör weit 1790" und reicht bis zur Ankunft des fabelhaften 
Der zweite Theil, betitelt „supplementum chronicae prae- 
ithält auf 171 Blättern die Geschichte von dem Schlüsse 
i Gert's (1452) bis zum Aussterben des klevischen Her- 
(1609). Beide Theile sind von späterer Hand paginirt: 
als die Fortsetzung des Gert mit den Zahlen 131—299. 
ßhrift ist nicht liniirt, daher schwankt die Zeilenzahl 
und 28 Zeilen ; sie ist von einer Hand sorgfältig und 
intlichen Abkürzungen geschrieben, aber trotzdem nicht 
esen. Die Interpunktion ist ganz regellos, ebenso die 
ie. Turck schreibt Utrecht, Utricht und Utert, Rossum, 
d Rossem, schiff, schipf, schiep u. s. w. \ Auch schreibt 
n Wörter bald gross, bald klein. Hier und da hat er 
rlage etwas nicht lesen können, denn unsere Handschrift 
5 Menge kleiner, meist nur einzelne Wörter oder Zahlen 
Lücken. Am Rande sind anfänglich die Nummern der 
Jrkunden angegeben. Zum Theil sind diese Verweisun- 
[)ther Tinte geschrieben; sie hören auf nach fol. 198. 
Qit rother Tinte sind geschrieben: einzelne Kapiteltiber- 
iie wenig zahlreichen, einfachen Initialen und die Rand- 
Diese letzteren, welche kurz den Inhalt des Textes 
ehlen von fol. 219 an. Alle diese Zusätze in rother 
sinen bei einer Durchsiebt des Manuskriptes entstanden 
Ihren aber nicht von späterer Hand, sondern von der 
bers selbst her. Sie füllen nämlich keine der vom 
m Text gelassenen Lücken aus; einige kleine Verände- 
' fol. 131, 138, 12^ können nichts dagegen beweisen, 
ext wird an einigen Stellen unterbrochen durch Skizzen 
m und Alterthümern, von denen einige, wie der Stein 
ilius (fol. 52) 2 und das Eumeniusrelief (fol. 16 2), nur 

►unten der doigden hertogen Johans myt oeren behoirliken descrip- 
er croniken to oontinueren, to verbreyden, to verhoegen 
leren.** 
fol. 2262. 
Fäger, Weltgeschichte I, 4.59 behauptet, der Stein des „Manius" 



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Die Chronik des Johannes Turck. 

dt Blei hingeworfen und kaum mehr siebtbar sind. 

usgettihrten Zeichnungen beweisen, dass der Verfai 

k nicht die letzte, überarbeitende Hand gelegt hat 

jengen die erwähnten zahlreichen, kleinen Lücken. 

1er Verfasser ohne Einleitung und bricht auch mc 

telt ab. So bei der Aufzählung der Inschriften ( 

Ende der Vorgeschichte (fol. 22) \ Auch das Sup{ 

keinen Schluss, denn hinter dem scheinbar absch 

len'^ folgt noch ein Zusatz. Bei einer Ueberarl 

'urck diese Unebenheiten vermieden haben. So ^ 

)tzt vorliegt, kann dei; Verfasser es unmöglich en 

ossen haben. Dasselbe bezeugt auch der Titel der C 

als „supplementum obiter collectum'^ bezeichne 

Q derselben also nur eine „oberflächlich zusammenge 

Isammlung vor uns, aus der erst später ein abger 

ätte entstehen sollen. 

ermit stimmt auch der wenig gewandte Stil überein. 
ich nämlich auch in der Ausdrucks weise ersichtlich 
an. Er ist entweder trocken aufzählend, wo annal 
e za Grunde liegen, oder umständlich demonstrirei 
auf Urkunden stützt. Nirgends hat er sein Material ii 
idigen Stil verarbeitet. So hinterlässt Turcks Sehr 
ßk einer nüchternen Unbeholfenheit. Dieser wird zui 
adurch hervorgerufen, dass der Verfasser öfter vo 
1 Personen wie von allgemein bekannten spricht w: 
3 u. 265) ohne nähere Angaben der „Capitein Cloi 
äohenloe" auftreten. Hätte Turck sein Werk noch 
weitet, so würde er solche Persönlichkeiten jedenfj 
seinen Lesern vorgestellt haben. Es ist deshalb ni 
heinlich, dass er, ebenso wie Gert^ durch den Tod 
lung seiner Arbeit gehindert worden sei. 
rotzdem aber ist es nicht angängig, unser Mai 
le blosse Materialiensammlung aufzufassen. Es 
ser Urkunden auch den verbindenden Text, und 

sind so ausgeführt, dass sie auch bei späterer Umai 

nne andere Gestalt hätten erhalten können. So si 

wie die höchst naive Vorgeschichte, die Schilden 

sei bei Xanten „1633" gefunden; vgl. dagegen Brambac 
hen. 209. 
vgl. Gert a. a. 0. S. 232. 2) a. a. 0. S. 174. 



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Ferdinand Schroeder 

ruhrs der Wiedertäufer in Münster (fol. 202), die Schlacht bei 
Eird (f. 229) ganz lesbar. Auch finden sich hier und da Reflexio* 
und Spuren persönlicher Antheilnahme, welche beweisen, das» 
Werk jedenfalls ursprünglich nicht als blosse Urkundensamm- 
; gedacht ist. Mit unverkennbarer Befriedigung berichtet Turck 
. das Ende des Kölner Erabiscbofs Ruprecht, des Verbündeten 
Is des Kühnen: „Bischof Rupert machte sich heimlich darvan 
ward doch int land von Hessen angetroffen, twee jähren lang 
nklich gesatt und starf anno 1480. Und dit was sein end,. 
hertog Adolfen van Geller in seinem bösen furnehmen die band 
te" (fol. 150). Ein klein wenig Spott scheint wohl durchzu- 
ken, wenn Turck bei der Heirath Johannes II. auch der Mitgift 
ähnung thut und berichtet, es seien „25 000 goltgulden in 
ratsstuyr gelaift, doch nit all betalt*' (fol. 1582), oder wenn 
'on der Hochzeit Johann Wilhelms erzählt, die „mit groissen 
mph, freudenspill, turnieren, feuerwerken und — kosten" ge« 
en sei (fol. 276*). Auffallend ist es freilich, dass Turck so« 
ig von sich und seiner Familie spricht. Und doch hätte es so 
B gelegen, bei der Belagerung von Middelar (fol. 174) seine»^ 
fahren Gottfried Turck, oder bei dem Reichstag zu Regensburg^ 
14) seiner eigenen Person zu gedenken. Welche Lebensstellung^ 
Schreiber unserer Chronik einnimmt, kann der Leser nur aus^ 
einen Stelle entnehmen, wo er den Registrator Verwer seinen 
;ecessor" nennt (fol. 296). Dass der fol. 265 erwähnte Herr von 
lert, dessen Hinrichtung ganz kurz erwähnt wird, sein eigener 
der Lubbert ist, kann niemand ahnen. Dagegen wird er bei 
sren Partien des niederländischen Krieges, deren Elend er 
st miterlebt hat, etwas wärmer (fol. 265). Und bei dem Aus- 
ben des Herzoghauses ist es unverkennbar die Sorge um die 
ne, nächste Zukunft, welche ihm am Schlüsse des Werkes die 
;en Worte auspresst: „Und ist damit der mannesstamm seit 
ae, des ersten grafen van Cieve, regierung an nun zum zweiten- 
ausgestorben ; daher diese landen und unterthanen in grosse 
übnis, elend und verderben gestellet. Der allmächtige gott^ 
aller könige und prinzen herzen in seiner gewalt und bänden 
wolle es schicken, damit der rechtmässige successor zu fried- 
ger regierung und diese landen zum vorigen guten stand kom- 
und behalten werden mögen. Amen." (fol. 299.) Aber der- 
bes ist doch nur vereinzelt: im ganzen trägt das Werk den 
apel des Unfertigen. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 5 

Merkwürdig kontrastirt damit seine äussere Gestalt. Es 
ist ganz gleichmässig, saaber, ohne wesentliche Korrekturen ge- 
schrieben, und hat durchweg das Aussehen einer Reinschrift. 
Hierin unterscheidet es sich gänzlich von der Handschrift Gerfs, 
dessen Werk voll von Korrecturen, Umstellungen und Zusätzen 
ist^. Man sieht, Gert entwickelt seine Gedanken während des 
Schreibens, während Turck sauber nach einer Vorlage kopirt. 
Wie ist dieser Widerspruch in der äusseren und inneren Gestalt 
unseres Werkes zu erklären? Wie kam Turck dazu, eine vor- 
läufige Arbeit mit solcher Sorgfalt zu schreiben, wenn er die Ab- 
sicht hatte, doch alles noch einmal zu überarbeiten? Hier gibt es 
sur eine Möglichkeit: Turck hat das Material zu seiner Chronik 
gesammelt, mit der Verarbeitung begonnen, einzelne Stellen auch 
ausgeführt. Dann ist er aber vor der Vollendung seines Werkes 
gestorben und ein anderer hat das von ihm hinterlassene Material, 
so wie er es vorfand, zusammengestellt. 

Gegen diese Vermuthung spricht allerdings scheinbar so gut 
wie alles: unser Manuskript bezeichnet sich auf dem Titel selbst als 
„collectum per I(ohannem) T(urck) secr(etarium) et r(egistratorem)*, 
gibt sich auch durch die Erwähnung des Registrators Wolter 
Verwer als »mein antecessor" (fol. 296) als Werk des Johannes 
Turck. Vor allem aber hat die Schrift des Kodex die grösste 
Aehnlichkeit mit der Schrift anderer Manuskripte J. Turcks, z. B. 
seines Stammbuches und seiner Handschrift „Privilegia nobilium" 2. 
Aus all diesem müsste man schliessen, dass unsere Chronik that- 
sächlich „von der Hand des goch'schen Secretärs und klevischen 
Registrators Johannes Turck" ^ geschrieben sei. Dennoch haben 
sich mir gegen diese Annahme einige Bedenken aufgedrängt. 

1. Die Aehnlichkeit der Schrift unseres Kodex mit anderen 
Handschriften Turcks beweist nichts. Denn die Handschriften der- 
selben Zeit haben immer eine gewisse Aehnlichkeit mit einander, 
weshalb wir ja auch aus der blossen Schrift eines Kodex auf die 
Zeit seines Schreibers schliessen. 

2. Auf dem Titel bezeichnet sich das Werk als „collec- 
tum circa annum domini 1C07 per J. T." Hieraus folgt zweierlei: 



1) vgl. Schölten a. a. 0. VII, 3. 

2) Beide Manuskripte befinden sich im gräfl. v. Loe 'sehen Archiv zu 
Wissen. 

3) Scholton a. a. 0. III. 



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Ferdinand Schroeder 

ir Titel sagt nicht, dass Johann Turck unsern Kodex^ 
(schrieben, sondern nur, dass er das Material zu dem- 
Iben gesammelt habe (collectum). 
ir Schreiber dieser Worte hat offenbar nicht gewusst^ 
inn die Sammlung der Urkunden geschehen ist, denn 
nn würde seine Datirang genauer sein. Daher kann 
r Titel des Werkes und somit das ganze Werk nicht von 
m Verfasser selbst geschrieben sein, 
►as Manuskript enthält Widersprüche, die von der Hand 
3sers nicht geschrieben sein können. So wird die ür- 
I Königs Zwentibold zu Gunsten der Abtei Werden fol. 
as Jahr 898 und fol. 14»> in das Jahr 890 versetzt. FoL 
i ein Einfall der Nymeger in das Klevische (1499) be- 
d erzählt, dass von den Nymegischen „anderthalfhondert 

seien. Drei Zeilen darunter wird ein Vers auf diese 
üt citirt, in dem es heisst, man hätte „mille quingento^ 
OS'' gefangen. Derartige Widersprüche konnten offenbar 
Q mechanisch arbeitenden Abschreiber, nicht aber den^ 
begegnen. 

Inser Kodex ist, wie wir sahen, eine Kopie, denn er trägt 
kter einer Reinschrift. In dieser Kopie sind eine Menge 
lücken. Wie sind diese Lücken entstanden? Offenbar 
ass der Schreiber von einer Vorlage kopirte, die er nicht 
schrieben hatte und deshalb nicht überall lesen konnte, 
n Joh. Turck nicht der Schreiber unseres Kodex sein,, 
st undenkbar, dass er an so vielen Steilen seine eigne 
ift nicht habe lesen können. 

Turck erzählt (fol. 205) den Tod der Margaretha von. 
t den Worten „Anno 1543 am [leerer Raum] in der gel- 
veheden starb frauw Maria van Gulich". Wie man sieht,. 
Ichreiber das Datum des Todestages nicht lesen können 
alb einen Baum gelassen. Und dieser selbe Schreiber 
auf der folgenden Seite das Epitaphium der Margaretha 
s heisst „obiit anno XLIII. IV. cal. sept.'*. Kann dieser 
phänisch arbeitende Schreiber wohl der Verfasser sein? 
h; hätte der Verfasser selbst etwa fol. 205 das Datumr 
m können, so würde er einfach auf dem Epitaphium, wo- 

lesen konnte, nachgesehen haben. Ein ganz ähnlicher 
; fol. 165^ vor, wo der Schreiber die Zahl 1486 nicht 
mte. Er war zu beschränkt, die Lücke auszufüllen, trotz- 



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Die Chronik des Johannes Turck. 

dem er wenige Zeilen darauf die Worte schreiben musste : „ 
folgenden jähr 1487". 

Nach alledem muss ich annehmen, dass Turck sein We 
nicht selbst geschrieben hat. In nahen Beziehungen zu der Har 
Schrift steht Turcks Sohn Heinrich, Stiftsherr in Cranenbu 
Dieser war nachweisbar bis 1633 im Besitze unseres Manuskripte 
Wir haben uns also zu denken, dass Johann Turck von 1607 an c 
Material für das „Supplementum" sammelte. Nach Vollendung diei 
Arbeit begann er die Chronik Gert's auch nach vorne hin zu ergänz« 
Die Vorgeschichte ist nämlich später geschrieben als das Supp 
mentum. Dies ergibt sich daraus, dass der von Turck fol. 6^ | 
zeichnete Stein (Have Calventi) erst am 20. April 1623, zwei Ja) 
vor Turcks Tode (vgl. unten) gefunden ist (Brambach C. I. 1 
218). Doch kam das Werk nicht zur Vollendung, da Johann Tui 
im Jahre 1625 starb. Sein Sohn Heinrich begann nun das hint 
lassene Material pietätvoll zusammenzustellen, ohne die Absic 
etwas Eigenes zu schaffen, weshalb er die Autorschaft seines Vat« 
in jeder Beziehung wahrte. Um das Jahr 1633 entlieh die Hai 
Schrift von ihm der Historiker W. Teschenmacher, von dem 
ein unbekannter klevischer Kanzleibeamter als zur alten herzoglicl 
Kanzlei gehörig reklamirte^. So kam der Band nicht in die Hau 
Heinrich Turcks zurück und blieb Fragment. Eine Abschrift wui 
von ihm nicht genommen; unser Klever Exemplar ist, soviel ^ 
wissen, das einzige. 

Was nun den Inhalt unserer Chronik betrifft, so beschräi 
Turck sich nicht auf die klevische Geschichte, sondern berttcksi( 
tigt auch die gleichzeitigen Ereignisse der allgemeinen Geschict 
So behandelt er die ganzen geldrischen Unruhen, den Aufstand c 
Wiedertäufer in Münster, den Abfall der Niederlande viel e 
gehender, als es fttr den Zweck einer klevischen Geschichte 
forderlich gewesen wäre. Dennoch können diese Partien im V 
hältniss zu ihrer Bedeutung nicht anders als oberflächlich behand 
sein, und so haben denn diese Exkurse in die allgemeine ( 
schichte für uns wenig Interesse. Manche von den berichtet 
auswärtigen Begebenheiten sind Turck offenbar auch selbst unk 
gewesen, z. B. die Bedeutung der Münzer' sehen Unruhen (fol. 20 
Wenigstens ist sein Bericht auffallend kurz und undeudlich. An i 
deren Stellen ist er dafür desto gründlicher, besonders wenn es si 

1) Schölten a. a. 0. III.; vgl. unten S. l3. 



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Ferdinand Schroeder 

len handelt. Die Geburts- und Sterbedaten gibt er womög- 
auf die Stunde an (fol. 188, 274), selten vergisst er bei einem 
sahireichen „heuratstraetate" die Höhe der Mitgift zu ver- 
1, Die finanzielle Seite ist dem ßegistrator überhaupt bei 
ichen wichtig, und er kann sich sehr erzürnen, wenn sein 
gnädiger fürst'' in diesem Punkte zu Schaden kommt (foL 
t^, 176»>). 

T Werth der Turck'schen Chronik beruht in der reichen 
ng urkundlichen Stoffes. Turck hat das Bestreben, über- 
wirkliche Quellen zurückzugehen; deshalb ergänzt er die 
le Chronik durch inschriftliches Material (fol. 41 «) ^ und 
t auch selbst römische Inschriften (fol. 5 sq.). Zumal für 
tische Geschichte standen ihm als ßegistrator authentische 
äe in Menge zur Verfügung. Diese günstige Gelegenheit hat er 
ite ausgenutzt. Von vornherein kennzeichnet sich sein Werk 
Urkundensammlung „coUectum ex registris aliisque penes 
riam Clivensem asservatis scriptis" (fol. 131). Die Ur- 
kopirt er entweder wörtlich, oder er gibt sie ihrem wesent- 
nhalte nach, bisweilen mit kürzeren oder längeren wört- 
inführungen. Unwesentliche Einzelheiten scheint er auch 
vörtlich mitgetheilten Urkunden stillschweigend übergangen 
n. Wenigstens fehlt in der Urkunde des Königs Zwenti- 
l. 284**) hinter dem Worte „firmavimus" der Schlusssatz 
ili nostri impressione eam sigillari praecepimus" ^. Am 
les Kodex ist anfänglich jedesmal die Nummer des be- 
Ä^ktenstückes hinzugefügt. Auch da, wo er nicht bestimmte 
m anführt, beruft er sich auf seine aus den Quellen ge- 
Kenntniss mit den Worten: „wie die brief und reversalen 
eisen" (fol 281, 222^) oder „wie die lehnbücher dat uit- 
(fol. 154^), So gibt Turcks Werk eine gute Uebersicht 
tt Umfang des damaligen Klever Archives, denn er citirt 
m von der Zeit Karl Martells und des Königs Zwentibold 
ien Streitigkeiten seiner Zeit um die Düffel und Schenken- 

3 gedruckten Quellen treten dagegen völlig in den Hinter- 
er citirt von antiken Schriftstellern Philo (fol. 1), Velleius (3^), 

Schölten a. a. 0. S. 235. 

vgl. Fürst enberg Monumenta Paderbornensia. S. 41 ; Binterira- 

, Die alte und neue Erzdiözese Köln Bd. 3 S. 34. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 

Tacitus (3^ 20), Ammian (2^), ohne dass man deshalb eigene Le 
türe derselben anzunehmen brauchte. Von neueren Werken nen] 
er Arias Montanus (1), Louwermann (18**), Pighius (16), Ponti 
Heuterus (7^), Goltzius (14^), eine , jülich'sche chronik" (7^), „col 
nische chronik*' (10), „aide clevische historien" (17) und „alc 
gemeine historien" (18**). Diese Citate sind alle aus der Urg 
schichte, wo ihm eigenes Material nicht zur Verfügung stand. ] 
dem „Supplementum^^ hat er für seine Digressionen in die al 
gemeine Geschichte naturgemäss auch gedruckte Quellen gehat 
Er citirt dieselben aber nur selten z. B. fol. 162, 219, 276^ 

Wo es ihm an authentischer Ueberlieferung fehlt, oder d 
Meinungen der Gelehrten auseinandergehen, sucht er auf kritische 
Wege zu einem Resultat zu gelangen. So schliesst er aus de 
eisernen Ringen an der alten Mauer zu Qualburg, dass der 
früher am Rhein gelegen habe und dort „ehrtyts die schip angelej 
hebben** (2**). Ebenso ist ihm der gänzliche Mangel an römische 
„gebauwen oder oich vestigia von alten mauren" in Kleve ein B 
weis dafür, dass die Erzählung von dem Rhetor Eumenius nicl 
historisch sein könne. Allerdings ist seine Kritik nicht gerac 
glänzend. Wo er zu keinem abschliessenden Urtheil gelangt, übe 
lässt er dem Leser die Entscheidung mit den Worten „demselbige 
jeder ferner nachdenken kann*' (3). Und die gelehrten Hypothese 
über den Schwanenritte r thut er mit den Worten ab: „Und so 
dem Leser genug sein, wie Helias seiner hausfrau befohlen, vc 
seinem herkommen weiter nit zu inquirieren, auch sich nit zu b< 
mühen, sondern allein dafür halten, dass er eines edlen fürtrei 
liehen geschlechtes muss gewesen sein, dass er zum grafen diese 
landes am Rhein gestellet worden*' (22''). Doch hält er sich auc 
von höchst gewagten Vermuthungen nicht frei. Den Namen de 
Ortes Weitfeit, jetzt Wittfeld (Kreis Mülheim a. d. Ruhr) erklä 
er z. B. „ex albedine ossium" und verlegt — iie Varusschlacht i 
die Nähe dieses Ortes nach Alsum „so von Tacito genent Aliso' 
weil sich „in den ackerfelden aldair unterscheidentliche roite bloi 
plecken** finden (3^)! 

Beeinflusst wird sein Urtheil nur da, wo es sich um da 
klevische Herzogshaus handelt. Er hat begreiflicherweise für sein 
lieben gnädigen Fürsten eine besondere Vorliebe. Die ganze Vei 
ehrung des getreuen Dieners für seinen Landesherrn spricht z. I 
aus seiner Charakteristik Herzog Wilhelms: „Dieser hertog Wilheli 
war ein furtreffentlicher fürst, stark van lieb und gemut, arti 



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Ferdinand Schroeder 

und freudig zur grover jagd, hielte staitlich hof, gut 
i wesen . . . also dat man wol sagen möge, es habe 
B regierung dieses lands bei dieses herren zeiten sein 
1 und stand erlangt" (fol. 268 f.). Und fast rührend ist 
wenn er von dem armen irrsinnigen Johann Wilhelm 
Lbe sich auf seiner Hochzeit „ganz fürstlich, zu guten 
id contentement aller anwesenden" gehalten (fol. 278). 
Lnhänglichkeit an das klevische Fürstenhaus trübt nicht 
Jrtheil. Für Kleve ist er entschieden parteiisch. Man 
iptet, Elias Gral sei ein Incubus gewesen. Wenn er 
gung dieser Ansicht behauptet, die klevischen Grafen 
j seien „alle gottesfruchtige, ja einsdeils heilige, ins- 
iche hern graven und fürsten gewesen'* (20), so wollen 
;e Uebertreibung nicht allzuhoch anrechnen. Aber auch 
sich nirgends ein freimüthiges Urtheil über die Klever 
er ihre Politik. Für Kleve Unangenehmes glaubt er 
i nicht. Die reiche uneheliche Nachkommenschaft 
möchte er gar zu gern als ein blosses Gerücht aus- 
57-). Er verspricht aber von den angeblich G3 Bastarden 
hlen „sovoel man allnoch erfahren kunnen" (fol. 189), 
lann ganze 8 Stück. Sollen wir wirklich glauben, das» 
jvischen ßegistrator nicht möglich gewesen sei, mehr 
slinge nachzuweisen? Uebrigens ist es sehr erklärlich^ 
diese Sache möglichst harmlos darzustellen sucht. Es 
i ja nicht entgehen, dass dies nicht die Leistungen 
Papst Innocenz VIII. bei Uebersendung der goldenen 
erhofft hatte: „Tu is enim es'*, heisst es in dem Breve^ 
nis et probatis auctoribus didicimus et multis argumentis^ 
, qui paternas et avitas virtutes non iraitaturus so- 
t; superaturus sis" (fol. 164). Was die Regierung Jo- 
iigeht, so muss Turck zwar bekennen, dass „die oeko- 
s fursten nit am besten" war (fol. 186) aber auf seine 
2; Johanns hat das nicht viel Einfluss. Er nennt ihn 
3 „den guten fursten" (fol. 169) wie andere Chronisten 
Pius" nannten ^ 

irck etwas nicht gut umgehen kann, was für sein 

US nicht eben rühmlich ist, sucht er es wenigstens nach 

zu verschleiern. So sagt er über den Schwiegersohn 

lelms, den Herzog Albrecht von Preussen, es habe sich 

z.B. Knapp, Regenten und Volksgeschichte der Länder Kleve^ 
2 S. 263. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 

„UDversehentlich eioe grosse ungelegenheit mit dem herzog 
fanden" (273). Die ,, grosse ungelegenheit" war bekanntlich 
sinn, den Turck aber kaum andeuten mag. Selbst von dem let 
kle vischen Herzoge, dem schwachsinnigen Johann Wilhelm behau 
er, dass derselbe nicht nur in „allen Widerwärtigkeiten go 
fürchtig gelebt und regiert" habe, sondern dass er „auch se: 
unterthanen allen schütz, schirm und ftirstand geleistet, als je i 
gelegenheit dieser zeiten und grossen Unwesens geschehen kuni 
(299). Als Zeitgenosse Johann Wilhelms musste Turck wis 
dass so ziemlich das Gegentheil davon der Wahrheit entspi 
Allerdings ist der Herzog nach Turck durchaus nicht immer m 
captus gewesen, sondern er ist erst „nach absterben des h 
vaters und sunsten des gemeinen krieges verderben und di 
landen Verwüstung halben in eine Schwachheit geraten" (2' 
In seiner Jugend aber muss Johann Wilhelm, nach unserer Qu 
über bedeutende Geisteskräfte verfügt haben. Dass er als z 
jähriges Kind schon Koadjutor und Administrator von Münster wi 
will freilich nicht viel besagen : derartiges kam in damaligen Z( 
häufiger vor. Aber bewundernswert ist, dass er seine geistl 
Heerde nach Turck „an die zehen jähre loblich regieret" hat (! 
eine Behauptung, die Teschenmacher getrost nachschreibt (Am 
S. 357). Man sieht, Johann Wilhelm muss entweder ein Wui 
kind gewesen sein oder Turck hatte von „löblichem Regie 
sehr bescheidene Begriffe. 

Auch die schwankende Politik der klevischen Kegierur 
den niederländischen Unruhen wagt er nirgends zu tadeln. 
bar stand nämlich die klevische Regierung mit ihren Sympal 
anfangs auf Seiten der Geusen. Hatte doch auch das Land 
den Spaniern nicht viel Gutes erfahren. Durch diese Ha] 
Kleves aber gewannen die Aufständischen den Muth, 1586 d 
Schenk von Nideggen „auf dieses fllrstenthums Kleve eig 
grund und boden" (263^) die Schenkenschanz bauen zu la 
Die klevische Regierung „beklagt und beschwert sich vielfä 
Die Generalstaaten schützen ihren „beschwerlichen zustand 
nothwendige defension" vor und bitten um „christliche ged 
Es entspinnt sich ein jahrelanger Federkrieg, in dem eine M 
Papier verschrieben, auch „unterschiedliche legationes zur re 
des lieben Vaterlandes" gethan werden. Zuletzt rücken sc 
Niederländer als Spanier in das Klevische ein und fangen an 
übel zu hausen. Dadurch entstand ein schreckliches elend, tt 



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FerdinRiid Schroeder 

le unterthanen wurden gefangen, rantzioniert, 
te land lag wü8t und in min, keiner durfte 
md lebensgefahr" (265. 278, 293). Und das 
ganz ruhig, ohne, wie es scheint, auch nur 
ivas die Pflicht der klevischen Regierung in 
sehen troublen** gewesen wäre. Statt ihre 
L für das Unglück und die Verheerung des 
h zu machen, scheut er sich nicht zu behaupten, 
n „alle mittel und wege zur möglichen ver- 
and fUrgestellet" habe (268). 
klängel ist Turcks Chronik — und zwar das 
befindliche Exemplar — doch schon frühzeitig 
Drden. Der erste, der Turck gründlich studiert 
dat, ist W. Teschenmacher. In dem „Sylla- 
it er als seine Quelle bis zum Jahre 1452 die 
der Schüren, welche „usque ad annum 1590 
n, inde Joannes Turcus Gochensis secretarius 
lis in praesens tempus deduxerunt." Aus diesen 
ai geschlossen, Teschenmacher meine hier 
jmentum**, sondern ein zweites Werk dessel- 
ämlich „die Fortsetzung, die 'Joannes Turcus 
i Fortsetzung der Schürenschen Chronik lieferte, 
iem Jahre 1590 begann". Nun hat aber, wie 
lacher gerade unser Manuskript von dem Sohne 
3n. Ein Vergleich mit Turck zeigt, dass er es 
Indlich ist auch von einer solchen zweiten nur 
en Chronik Job. Turcks nichts bekannt. Man 
obigen Worten Teschenmachers eine ungenaue 
ehmen und das Wort „inde** auf 1452 beziehen. 
ir reicht also die Ergänzung Lowermanns zur 
/on 1452 bis 1590, die Ergänzung Turcks „von 
ipunkte"(1452). bis auf die Gegenwart. Ausser- 
hmar^ die Stelle, von wo an Turck benutzt 
l^ius in supplemento, quod nunc incipit". Das 
benutzte Exemplar Turcks war unser klever 
sich nämlich auf dem ersten Blatte aufgeklebt 

reins v. Alterthumsfreunden im Rheinlande Bd. 53/54 
her, Annales ed. Dithmar (1721) S. 303 n. 2. 



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Die Chronik des Johannts Turck. 

folgender Vermerk eines kleviscben Kanzleibeamten, dessen Nai 
ausradirt ist : „Dis buch ist mir uf vielfaltig erfordern von 
Werner Teschenmaehem am 25. octobris 1633 vormiddag geliefe 
welcher dabei referirt, das ihm dasselbe Johannis Turcken sol 
Henricus Turck, canonikus zu Cranenburg, gelehnt habe." Ful< 
deutet an^, Teschenmächer könne vielleicht aus einer Kopie unsei 
Kodex geschöpft haben. Diese Möglichkeit ist aber durch obig 
(aijch von Fulda angeführten) Vermerk auf unserer Handschi 
gänzlich ausgeschlossen. Teschenmächer stand demnach in Bezieht 
gen zu der Familie Turck. Auch unsern Johann Turck sehe 
er noch persönlich gekannt zu haben, denn er sagt bei einer ] 
wähnung der Stadt Goch^: „Gochium a Gugernis derivat Joani 
Turcus registrator Clivensis hinc oriundus*'. Diese Nachric 
scheint auf privater Mittheilung Turcks zu beruhen, denn in d< 
„supplementum'' findet sie sich nicht. 

Unsere Chronik hat Teschenmächer nicht wörtlich tiberset 
sondern sich auf mehr oder minder genaue Auszüge beschränl 
Daher bestehen zwischen ihm und seiner Quelle mancherlei V( 
schiedenheiten. Zunächst nämlich hat Teschenmächer vieles üb( 
gangen, so die Aktenstücke und genealogischen Tafeln ^ den 
wesentlichen Inhalt er in seine Darstellung verarbeitet. Ebei 
übergeht er manches als weniger wichtig, besonders die Angab 
Turcks über die allgemeine Geschichte, z. B. die fol. 24P unl 
dem Titel „Historica" aufgezählten Ereignisse. Aber auch manchi 
was Kleve insbesondere betrifft, so * den Versuch eines Bündniss 
mit Franz I. (1519), das Privilegium der Ritterschaft (fol. 19 
das Schreiben Franz I. an den Herzog von Kleve (fol. 201^), c 
Aufzählung der Besitzungen, die 1473 au Kleve kamen (fol. 15 
Teschenmächer p. 313), der Streit mit Köln 1453 (fol. 132; Teschi 
macher p. 304). 

Von andern Ereignissen, die Turck weitläufiger erzählt, g 
Teschenmächer nur eine kurze Üebersicht. Man vergleiche z. 
fol. 165^ (p. 320) 5 über Max I., fol. 229 (p. 325) die Schlacht 1 

1) Jahrbb. d. Vereins v. Alterthumsfreunden im Rheinlande Bd. 53/ 
S. 231. 

2) Annales S. 182. 

3) z, B. fol. 133b, 158, 161, 219b. 

4) fol. 179b. 

5) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf Teschenmache 
Annales (ed. 1721). 



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Ferdinand Schroeder 

d, fol. 199^ über die allgemeine Geschichte, fol. 202 (p. 331) 
Viedertäufer in Münster. Besonders ausführlich ist Turck 
den Streit um Mors fol. 279 (p. 361) und die Schenkenschanz 
86** (p. 358). Hier gibt Teschenmacher nur ganz kurze Aus- 
während Turck an der Hand der Akten seines Archives sich 
bend über diese Streitigkeiten verbreitet. 
Sodann finden sich zwischen Turck und Teschenmacher 
ganze Reihe von einzelnen Widersprüchen. Zum Theil schei- 
iieselben aus einem Versehen Teschenmachers hervorge- 
m zu sein. So erhält der Herr von Brederode beim Ver- 
auf die Bischofswürde von Utrecht (1456) für die auf- 
ndten Kosten nach Turck 500, nach Teschenmacher 5000 
leuwen" (fol. 135; p. 305). Johann II. wird geboren nach 
i am 13. April 1450, nach Teschenmacher am 23. April 
(fol. 157 ; p. 338), Johann H. erhält das Privilegium de non 

ndo -Jl^ (fol. 180^; p. 325), Lobith wird 1479 durch Johann I. 

rt am 16. y-jr (fol. 152; p. 313), Heinrich Knippinck erhält 

1505 
:um -^K^c (fö'- ^8^» P- 325), zwischen Kleve und Gemen wird 

1 yj J' K 

e geschlossen -ttj^t- (fol. 131 ; p. 303), Xanten erhält Privile- 

1 1^ (fol. 131*>; p. 304); der 1479 gewählte geldrische Statt- 

• heisst bei Turck Schauenburg, bei Teschenmacher Swartzen- 
(fol. 152**; p. 312). ' Ebenso werden verwechselt Arnheim und 
It (fol. 177; p. 323), Gisbeck undGroesbeck (fol. 154^; p. 315), 
en Winkel und Wesenwinkel (fol. 182; p. 325). An manchen 
5n weiss man nicht, ob die abweichende Angabe Teschen- 
ers auf Flüchtigkeit oder auf einer verschiedeneü Quelle be- 

So erhebt der Bischof von Utrecht 1455 eine Steuer bei 
k von der Geistlichkeit, bei Teschenmacher von den Bürgern 
134^; p. 305). Bei der Belagerung von Wageningen (1480), die 
Turck am 23., nach Teschenmacher am 27. April begann (fol. 

p. 313), fielen nach Turck in dem Gefecht bei Huesden von 
!lymegern „over die 400", von Harderwijk „over die dusent", 
Teschenmacher im ganzen „400, inter quos multi Harderviceni". 
Andere Widersprüche sind aber oflFenbar nicht aus einem 
en Versehen entstanden. So nennt Turck als Todestag der 



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Die Chronik des Johannes Turck. 

Oemahlin Jobanns I. Elisabeth „den lesten februarii*', 
macher den „2. julii" (fol. 155; p. 315). Die Rtickkebr 
lirten Chorberren von Gnadentbai naeb Uedem gesebab nj 
im Jahre 1602, nach Teschenmacber 1590 (fol. 136; p. 
der Schlacht bei Up gen Sandt (1468) fällt nach Turck 
Tan Kessel", nach Teschenmacber „Mathias ab Eiir (fol. 14 
Der Amtmann über Engelmtinster etc. beisst bei Turck 
bei Teschenmacber Johann (fol. 153^; p. 315). Der Absc 
Friedens zwischen Arnold und Adolf von Geldern (1467] 
Turck ;,um licbtmess", nach Teschenmacber „pridie e^ 
crucis** [= 13. September] (fol. 142; p. 307). Die beiden 
Prange (fol. 139'' ; p. 306) werden nach Turck von Adolf vc 
„van wegen eines begangenen nederscblacbs" getödtet, dj 
seinem vater Arnold in grosser gnade waren**. Nach Tescl 
ist die Sache umgekehrt: Arnold von Geldern lässt d 
„Adolfo filio caros ob bomicidium in Niel commissum*^ 1 
Es ist klar, dass diese Abweichungen Teschenma 
Turck nicht auf einem blossen Verseben beruhen kön 
dem dass Teschenmacber sich hier bewusst von seil 
•entfernt. Er muss also ausser Turck noch andere Quellen g< 
diese an den bezeichneten Punkten vorgezogen haben. D 
sich deutlich aus manchen Stellen Teschenmachers, wo ( 
Angaben erweitert. So wird bei der Belagerung von 
(1504) von Teschenmacber der Tod eines Gottfried Turck 
während bei Turck dieser Name fehlt (fol. 174; p. 323). 
macher muss an dieser Stelle also ausser Turck noch eii 
Quelle gehabt haben. Unter den kleviscben Vornehmen, 
an der Kaiserkrönung Maximilians II. theilnebmen, erwä 
(fol. 252^^) auch einen Huchtenbroicb. Der Vorname 
Turck, da der Schreiber ihn nicht lesen konnte, bei Tescl 
{p. 342) beisst er Albert v. Huchtenbroicb. Teschenma 
also wohl hier die Urkunde, auf die Turck sich stützt, i 
gesehen haben. Ebenso hat Teschenmacber (p. 322) diesell 
4ie auch Turck (fol. 169^) citirt, ausserdem aber noch zw 
Beide haben hier offenbar dieselbe Quelle gehabt, die 
macher aber vollständiger benutzte Turck citirt (fol. 
276^) Pigbius und Graminaeus, Teschenmacber fügt dies( 
^in ausflibrliches Excerpt aus ihren Schriften hinzu. Eii 



1) vgl. fol. 147b, p. 310; fol. 150^, p. 312. 



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J 



6 Ferdinand Schroeder 

lie bei Turck fehlen, sind z. B. das Datum der Abreise Kaiser 
Maximilians I. aus Geldern (18. Oktober 1499); (vgl. fol. 168''; 
). 322), das Datum der Stiftung des Klosters zu Kaikar und der An- 
lahme der Reform von Bologna (fol. 153^; p. 313), die Geburtstage 
ler Kinder Johanns I. (fol. 155^; p. 305, vgl. p. 260). Auch ttber 
len geldrischen Bürgerkrieg (1459) hat er einiges genauer als 
Turck (vgl. fol. 139 sq.; p. 306,- 521 sq.) z. B. das Jahr der Zer- 
törung von Weeze „11. februar 1466*,. das Abrathen der Klever 
läthe, den Angriff Wilhelms von Egmond auf Arnheim, die „tria 
QÜia ovium", die den Nymegern geraubt werden (Turck: „etliche 
lusent schaiflf'* fol. 141), alles deutliche Anzeichen, dass Teschen- 
Dächer hier nicht aus Turck allein geschöpft hat^ 

Wir dürfen uns demnach das Verhältniss Teschenmachers zu 
Turck vielleicht so denken, dass Turcks Supplementum für die 
►etreflfenden Perioden die Grundlage der Annalen Teschenmacher» 
lüdet. Teschenmacher hat seine Quelle aber nicht wörtlich übersetzt, 
ondern meist nur kurz excerpirt, manches auch ungenau wieder- 
;egeben oder ganz ausgelassen. Ausser diesem Grundstock hat 
Teschenmacher aber noch weitere Quellen benutzt und aus diesto 
lie Zusätze und Verbesserungen zu Turck entnommen. 

Auch Dithmar, der 1721 die jüngere Ausgabe von Teschen- 
aachers Annalen besorgte, hat unsern Kodex gekannt. Er bemerkt 
u Teschenmachers syllabus auctorum n. 2: „Quod ex eins (sc. Lauro- 
aanni) aliorumque scriptis Johannes Turckius confecit supplementum 
hronici Schurenii quoque possidemus". Seine Benutzung desselben 
5t aber viel geringwerthiger als die Teschenmachers. Er trägt im 
odex diplomaticus die von Teschenmacher übergangenen Urkunden, 
n Text' die genealogischen Tafeln und in den Noten Einzelheiten 
ach 2. Allerdings hat er auch manche Stücke, die nicht im Turck 
tehen, z.B. cod. dipl. no. CXV das Aktenstück über den Vertrag 
u Venlo, während Turck nur einen Auszug gibt (fol. 232), no. 
.XXXVI und LXXXVII (Turck fol. 134). Dafür hat er aber 
uch manches übergangen, was bei Turck steht, z. B. die Genea- 
)gie von Hessen-Katzenellenbogen (fol. 158), das Bruchstück deu 
'ertrages von Cambrai (fol. lO?'' ; p. 336) den Brief Franz I. an 

1) vgl. ausserdem z. B. fol. 167, p. 321 (die Namen der Gesandten);. 
)1. 1832, p. 325 (Belehnung des Stephan von Wylich) ; fol. 219b, p. 332 (gel- 
rischer Krieg); fol. 131, p. 303 (Schlacht bei Gent); fol. 133, p. 314 (Ver- 
andlung Loes in ein feudum oblatum). 

2) vgl. seine Vorrede zu Teschenmachers Annalen (1721). 



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Die Chronik des Johannes Turck. 11 

Kleve (fol. 20P). In den nacbgetragenen Stücken hat er manche 
ungenauer als Turck. So fehlen in der Genealogie von Frankreich 
Burgund-Kleve (fol. 133^* p. 304, Anm. 3) mehrere Einzelheiten 
ebenso in der Genealogie von Moers (fol. 279; p. 361, Taf. VIIIj 
In der Genealogie von Geldern-Ztitfen folgt er einer anderen Qnelli 
(fol. 220; p. 497 no. 2, Taf. XVII). 

Für die Gründlichkeit, mit der Dithmar arbeitet, ist S. 31< 
Anm. 2 bezeichnend. Der wissbegierige Leser erhält dort folgende 
Mittheilung: „Insgleichen anno et die eodem Nergena vor geligl 
daftir hertog Johann solches van herrn Wilhelmen van Egmond 
seinen bruder mit desen consent gelost hadde, verpandet und wege 
laten, geligl. daran to vertimmern, und dat Nirgena mit solde gelos 
werden.^ Diese völlig sinnlosen Worte sind nachlässig aus fol. 14( 
abgeschrieben, wo sie lauten: „Insgleichen anno et die eodem Ner 
gena vor [leerer Baum, es fehlt die Zahl] goltgulden, darfur hertog 
Johan solchs van hern Wilhelmen van Egmondt seinen bruder mi 
dessen consent gebest hadde, verpandet und togelaten, [die Zßh 
fehlt] goltgulden daran to vertimmern und dat Nergena nit sold< 
geloest werden, die Stadt Wachtendunck würde mit geloest". Eben« 
so hat Dithmar das Testament des Guido von Flandern (fol. 216'' 
cod. dipl. no. CXLI) offenbar nicht verstanden, seine Wiedergab( 
der Urkunde ist jedenfalls sehr fehlerhaft. 

Ausser bei Teschenmacher und Dithmar finden wir Johani 
Turck erwähnt bei zwei Historikern des 17. Jahrhunderts: Gele- 
nius und Heinrich Turck. 

Aegidius Gelenius aus Kempen war zur Zeit des Kanoniker« 
Heinrich Turck Propst in Cranenburg. Der Cranenburger Dekan Jo 
hannes Wanray (1665), der eine handschriftliche „seriespraepositonim. 
decanorum et scholasticorum*^ hinterlassen hatS berichtet über ihn 
„1650 mense iunio successit (als Propst) Aegidius Gelenius, theologiac 
licentiatus, suo tempore ad s. Andream Goloniae canonicus, scholasti 
cus, protonotarius apostolicus. Dono eins est pictnra s. Martini ii 
choro nostro, ex eins stilo emanavit martyrologium. E vivis desiit annc 
[Zahl fehltYK Derselbe Gelenius verfasste ausser anderen Schriftei 



1) Im Pfarrarchiv zu Cranenburg. 

2) Er starb 1656 zu Osnabrück (Hartz heim, Bibl. Colon. S. 9). Dai 
Cranenburger Pfarrarchiv bewahrte von ihm einen „libellus praepositi Gelenii 
contra decanum et capitulum, quod copias registri ad praeposituram spectantium 
extradere non velint, cum mandato a regimine, ut intra qaindenam extradantj 
Kleve 7. April 1651" (Repertorium BB. VIII, 1). 

Aunalen des bist Vereins LVIU. 2 



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Ferdinand Schroeder 

8 bekannte, nnr handschriftlich im Stadtarchiv zu Köln erhaltene, 
arragines^' betitelte Sammelwerk : „XXX Volumina manuscripta in 
»liotheca publica Coloniensi'* ^. Dort sind u. a. vier sonst unbekannte 
Schriften* citirt. Hinsichtlich seiner Quelle sagt Bram bach „utrum 
)rit chronica Germ, (sie !) luliacens. secret an Turcii historia duc. 
Lv. Mont. dubito. Ex priore transcripsit Gelenius quaedam fol. 
5 V., sed Turcium alinnde novimns titulorum infra^positorum n. 
69— r970 descriptorem" ^ Die beiden zuletzt von Bram bach 
ivähnten Inschriften stehen in unserer Chronik Turcks fol. 6 
ilatribus Arsacis' etc. und ^Matribus Trisavis'), ausserdem hat Ge- 
lius Inschriften aus der von Turck fol. 7^ citirten Jttlichschen 
ironik. Gelenius hat unseren Turck also benutzt. 

Heinrich Turck war ein Verwandter des Johann Turck. Er 
ir 1607 in Goch, der Heimat des Re^strators geboren, trat in den 
suitenorden und starb 1669 als Rektor des Trierer Jesuitenkol- 
;s \ Er sammelte Material zu einer Geschichte der Diözesen Köln, 
[inster, Hildesheini, Paderborn und des alten Herzogthnms Kleve 
d legte seine Untersuchungen nieder in sechs Foliobänden, be- 
elt: „Inferior ad Rhenum Germania*' \ In der Einleitung zu 



1) vgl. u. a. Brambach, Corpus inscript. Bhenanar. ind. auctor. s. v. 
2} tom. XI fol. 197. 

3) Brambach a. a. 0. S. 3J 

4) Ygl. Hartzheim, Bibliol 

5) Der vollständige Titel la 
loniensium, luliacensium, Clivei 
e qui easdem cum illis terrae e 
lorum, maxime veterum Franco 
ima origine usque ad annum Cl 
r Henricum Turckium**. Von 
srke befinden sich die beiden e 

der Trierer Stadtbibliothek n( 
ndes (740 — 1040) beruht in 
. 43). Der 5, Band (1402-1500 
rt werden auch die übrigen 5 B< 
irift aufbewahrt. Ausserdem bei 
tiiculo d. Wille et pertinent ad 
oppenburg. P. m. Herrn. Samberg 
3 5. Bandes). Ein Auszug aus d 
rolini editi a Leuckfeldio et Hei 
larum". Hartzheim a. a. 0.; 

236. 



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Die Chronik des JohanDes Turck. 19 

diesem Werke gibt der Verfasser eine Uebersicht über die 6eo- 
^aphie von Niederdeutscliland and über die Völker, die es seit 
den ältesten Zeiten bewohnt haben. Dieser Theil umfas&t 27 Ka- 
pitel und enthält mancherlei kulturhistorische Digressionen ttber 
Römerstrassen, Wasserleitungen, deutsche Sitten und Namen, Ge- 
schlechter die von den Römern abstammen, Paderborner Bier ^ u. a. 
Dann folgen nach Jahren geordnet die Ereignisse „ab eo tempore, 
quo mundi machinam* condidit deus'' bis zum Jabre 1660 nach Chr. 
Bei der Verwandtschaft des VerÜBSsers mit dem Registrator Turek 
ist man zunächst geneigt, eine ausgedehnte Benutzung unseres 
Supplementes anzunehmen. Wirklich wird auch Johann Turek 
nnit Auszeichnung erwähnt als ein „vir locorum in Glivia perquam 
^narus utpote inquilinus et literatus'' (Bd. 1, fol. 69). Trotzdem wird . 
«r aber nur selten angeführt, und selbst da, wo er recht ausführlich 
ist, wird nicht etwa seine Chronik, sondern Teschenmacher, Pon- 
tanus u. a. als Quelle angegeben K Ebenso ist auffällig , dass 

1) Dieses Bier verdankt seine Berühmtheit dem Paderwasser. Die Fader 
iiat n'ämlioh zwei Quellen, fons dominioas und fons campestris. Die erstere 
•entspringt unter dem Dome zu Paderborn. „Ex huius aqua nobilis illa et 
tot terris expetita Paderbornensis cerevisia conficitur, peculiari numinis indul- 
:gentia, cum vinum loco negasset, aemulum vini liquorem, oerealem hunc 
Baochum, in confortando ac calefaciendo ventriculo, digerendis atque expellen- 
•dis noxiis humoribus paris paene cum vino virtutis, subministrante^ Bd. 1, 
fol. 207. 

2) Die von Brambach, C. I. Rh. n. 1969 sq. „ex ipso Turcio per Wilt- 
liemium** mitgetheilten Inschriften stehen nicht in dem Werke Heinrich 
Turcks. Brambach hat sie aus den „Luoiliburgensia** des Jesuiten A. Wiltheim, 
•der sie citirt als „lecta saxa viro doctissimo Henrico Turcio, quorum titulos 
ipse mecum communicavit^ (p. 45). Heinrich Turck kannte sie wahrscheinlich 
aus Johann Turck, wo sie fol. 6 stehen. Heinrich Turck und Wiltheim waren 
3nit einander befreundet. Sie oitiren sich gegenseitig und standen in Brief- 
wechsel. In einem Briefe vom 7. August 1652 (H. Turck I fol. 147) machte 
Wiltheim z. B. Mittheilungen über die Inschriftenfunde von Doomburg. 
{Brambach n. 24.) — Die von H. Turck mitgetheilten Insohriftep stehen 
«chon bei Brambach mit Ausnahme der beiden folgenden. Ob dieselben 
«onst schon publicirt sind, ist mir nicht bekannt (I foL 177): „Keperta apud 
Noeldwicum HoUandiae pagum haec tabula itineraria: Imp. Ca es. M. Au- 
relio Antonipo Aug. Pont. Max. Trib. Pot. XVI. Cos. HL Et Imp. 
€aes. L. Aurelio Vero Aug. Trib. Pot. II. Cos. II. A. M. A. F. C. M. P. 
XIL Posita fuit haec tabula anno Chr. 162, ouius ex schedit Pighii acceptaft 
iiltimas notas sie interpretatur Scriverius in antiqu. Batav.: „A man sive a 
municipio ad forum sive ad fundum constituta (scilicet columella haec) milia 
passuumXn.'* Ex quibus non male deducit Pighius multas milliarias colnm« 



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20 FerdinandSchroeder 

er dhs Werk unseres Johann Tarck niqht „suppleraentum", son- 
dern „manuscrii3ttim historicum Clivense" nennt. Es entsteht da- 
durch die Vennuthnng, dass unser Supplement selbst vielleicht gar 
nicht 4ie Quelle Heinrich Turcks gewesen sei. Wirklich bestärken 
mehrere GiUnde diesen Verdacht: 

1. Heinrich Turck schreibt seinem Verwandten Johann Turck 
auf Teschenmachers Autorität hin Dinge zu, die sich in unseren» 
Supplement gar nicht finden: „loannes Turck in bist. ms. Clivensi, 
Cluverius et Teschenmacher perseverat Gugernorum nominis^ 
vesttgium in Gog seu Gochia" (I fol. 58). Diese Stelle beweist,, 
dass Heinrich Turck unser Supplement nicht benutzt haben kann, 
denn dort findet sich die Erklärung des Namens „Goch" nicht. 
Sie wird vielmehr einfach aus Teschenmacher entnommen sein^ 
der (p. 182) Johann Turck als seine Quelle angiebt. 

2. Heinrich Turck citirt Urkunden aus Johann Turck, die- 
sich weder in dessen Supplement, noch in Teschenmachers Annalen 
finden. So gibt er (I fol, 645) den Wortlaut der Urkunde de» 
comes Ebroin ^ ,,ex arehivio Eptemacensi exseripsit loannes Turcus^ 



nas in haiannodi itineribus stetirae (vgl. Brambach n. 1931). — Claüdiae 
Agrippinensis et Angustae nomina coloniae huic tributa docet inprimis in- 
scriptio veterie lapidis: M. Mario M. F. Stel. Titio Rufino Cos. Leg. 
Leg. I. Miner. P. F. Cur. Col. Claud. Aug. Agrippinensium Proc. 
Prov. Sioiliae Cur. Amiter. Praef. Tr. PI. Q. Prov. Macedon. 
Sevir. Turinar. Eq. Rom. Tr. Laticl. Leg. L Adjut. P. F. IIIL Viro- 
Stlitibus ludic. (I fol. 323). — Die von Brambach n. 26 mitgetheilte- 
Inschrift lautet bei Turck (I fol. 147): Deo Neptuno Ammius Octavius lustus^ 
V. S. L. M. — Als Fundort der Inschrift n. 151 wird bei Brambach Birten 
vermuthet. Das bestätigt Turck, der (cod. Trev. fol. 249) dieselbe Inschrift 
mit folgenden Worten einleitet: »Characteres Veteribus incisi saxo, non ita. 
pridem istic lieteoti**. 

1) Binterim und Mooren, Die alte und neue Erzdiözese Köln Bd. 3 
S. 2. Die Abweichungen von der Lesart beiBinterim-Mooren sind folgende : 
Theodelindae] Godelindae; disposui hoc est ad] hoc est fehlt; Dublen] Dub- 
lensi; am Bande: forte Dufflensi; super fluvio] in fluvio; sala cum curtile] 
sala et curtile; donö sed et] dotio {unleserlich) et; Donsburg] Doensbrug; 
portionem sylvaej portionem villae; villa mea Rinari] villa -nostra Ilinari;. 
servnm nostrtim] ^ervam meum; Godefridum] Godfried; Megrim] Megum; 
Walamnum] Walamunt; sobnrinas] hobinuas; Dagerbergh] Dagaesborg; cum 
casis] tam * cäsis; curtilis] curticlis; aquarum] aquarumque; datumque 
perennis temporibus] donatumque esse perpetuis teraporibus; me vel meis] 
rae et pro meis; locus ipse] ipse locus; possideant et] possideant äc; facere 



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s 



Die Chronik de» Johannes Turck. 



21 



xegistrator'' und (II. zum Jahre 94:5) die Urkande Oito's I. ^ ^,recitat 
loamtes Torck in ms. Gliv. hiaf K Beide Urk^aoden sind in 
iinserem Supplement nur auftzt^Uch mitgetheilt (fol. 18 und 19). 
Heinrich Turok kann dieselben also trotz der Erwähnung des Jo- 
hannes Turck nicht aus unserem Supplement entnommen haben. 

3. Auch die Urkunden, welche- Heinrich Turck nit unserem 
Supplement gemein hat, weiebea von demselben in Eineelheiten 
so ab, dass man doch wieder gezwungen ist, eine andere Quelle 
4ils das Supplement anzunehmen. Man yergleiche z. B. die Ur- 
kunde Zwentibolds (898) „ex ms. loannis Turcii** (cod. Trev. fol. 714) 
mit der' Lesart unseres Supplementes (fol. 284^). Es finden sich 
4ort folgende Abweichungen: quae pro] quae priores pro; ilUtts 
monasteriilillimonasterio; suggestioni]suggestionibns; lubentissime] 
liberalissime; ratum] ratam; mercatibns quae] mereatibus qni; das 
Signum Zwentibolds fehlt; Ind. I] fehlt. 

Aus alledem ist zu schliessen, dass Heinrich Turek unser 
Supplement nicht benutzt hat. Wie kommt er nun aber zu den 
Oitaten aus Johann Turck. Da von einem zweiten Werke des 
kleyischen Registrators nichts bekannt ist, so kann man nur an- 
nehmen, dass Heinrich Turck aus dem Nachlasse seines Verwandten 
das von diesem gesammelte Rohmaterial erhalten hat, aus ihm seine 
Urkunden abschrieb, kleinere Githte aber ans TeacbeBmacher 
entnahm. 

Dass Heinrich Turck unsere Chronik selbst nicht erhalten 
konnte, lag wohl daran, dass sie sich, wie wir sahen, seU 1633 
in der Klever Kanzlei befand, für einen Auswärtigen also nicht leicht 
zugänglich war. Gelenius, der sich als Propst öfter in Kleve aufhielt, 
(oben S. 17) wird sie dagegen dort eingesehen haben. 



potuerint] f^cere voluerint; aliquis ex haeredibus] aliquis de heredibus ; aut pro 
heredibns nostris] et pro heredibus meis; et dictis rebus] et dereUciis rebus; 
omnipotentk dei] dei omnipotentit; dominum tradidit] deum tradidit; saora- 
titsimo fisco] fiseo fMi; amio I regni Tbeodorici doroini nostri] anno regni 
domini nostri Th.; indictipne VII] indictioue /^i^; coram nie] a me; reliqui] 
relegi; rogante] regnaute; Cunebvechtus — filio] Grunuebracht, Folchbertus, 
Oodebertos, Paidbrectus, Kedualdo subscripsi. 

1) Abweichende Lesarten: donatio - trinitatis] fehU, dafür steht: Otto 
-anno domini incarn. 948 (error, puto scribendum 945 vel 946) anno regis XI. 
indict. in. bis literis restituit Eptefnaco monasterio Rinaram pagum prope 
Clivos; ibidem] mihi; sibimet ipsis] ipsis fehlt; discureibus] decursionibus. 

2) Binterim und Mooren a. a. 0. Bd. a S. 40. 



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C%i 



Ferdinand Schroeder 

Jeber die nächsten Schicksale unserer Handschrift ist nicht» 
lt. Im Anfang unseres Jahrhunderts befand sie sich jeden- 
licht mehr in der kle vischen Kanzlei, sondern im Privat- 

Sie trägt nämlich auf dem Umschlage den Namen „Sethe''. 
Sethe ist der aus Gustav Freytags ,,Bildem aus der deutschen* 
igenheit^' und durch seine Beziehungen zu Heinrich Heine be- 
) Wirkl. Geh.-Rath und Präsident des Kassationshofes in 
. Er stammte aus Kleve und hatte hier eine Sammlung von 
chriften zusammengebracht, zu welcher auch unser Kodex 
e. Diese Sammlung vermachte er 1857 seiner Vaterstadt, 
m befindet sich die Chronik Tnrcks in der Klever Stadt- 
;heki. 
bekannt wurde sie zuerst durch den früheren Gymnasial- 

Fulda in Kleve. Dieser war auf Turck aufmerksam ge- 
n durch eine Notiz Brambachs im corpus inscriptionum 
^narum« Als nämlich Brambach mit der Sammlung der 
sehen Inschriften beschäftigt war — das Corpus inscriptionum 
en 1867 — kam er durch Gelenius und Wiltheim auch 
arck. Seine Bemühungen, dessen Chronik zu erlangen, waren 
irergeblich: „Magni opinor pretii foret, Turcii Über si re- 
tur. Quem ego in bibliotheca Treverorum latere suspi- 
in catalogo vetere lesuit&rum memoratum repperi; sed nee 
entiore indice inveniebatur nee omnino in bibliotheca, teste 
n Schoemanno, indagari potuit"^ Bald darauf entdeckte 
a in Kleve unsere Chronik und gab darüber Nachricht in 
ahrbüchem des Vereins von Alterthumsfreunden*: „Wie es 
Qit jenem Exemplar der Trierer Bibliothek verhält, lasse ich 
ch beruhen, freue mich aber, mittheilen zu können, dass ein 
plar dieser Chronik und zwar wohl ohne Zweifel die Original- 
ßhrift des Verfassers sich in Kleve, dem Wohnorte Turcks,. 
en hat.'^ Fulda glaubte also unser Supplementum sei mit 
ron Brambach gesuchten Trierer Kodex identisch, ohne zu* 
ten, dass Wiltheim als seine Quelle Heinrich Turck angiebt. 
gens theilte er aus unserer Chronik nur die römischen In- 
ten (fol. 5— 7) mit. Nach ihm hat noch Schölten in seiner 



1) Brambach, Corp. iuscript. Khenan. S. 351. 

2) Vi^l. Fulda, Bonner Jahrbücher Bd. 53/54 S. 229 ; H. Hüffer^ 
1. Biographie s. v. Sethe. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 33 

Aasgabe des Gert van der Schüren einzelne Partien aus Toe<^ 
yeröffentlicht. 

So ist Turcks Chronik zwar oft, aber immer nur in Brnch- 
stticken oder auszugsweise benutzt worden. Die folgende Aus- 
gabe bietet die Vorgeschichte und das Supplement zum ersten 
Male unverkürzt; nur die Urkunden, die schon bei Teschenmacher 
in derselben Fassung stehen, sind ausgelassen. 

Zur Geschichte der Familie Turck. 

Johannes Turck gehörte einer alten angesehenen Familie an. 
Seine Urgrossmutter war eine geborene v. Egmont und Ysselstein 
(vgl. Stammbaum S.' 28 u. 29), und der klevische Registrator war durch 
sie verwandt mit den Grafen von Moers, den Herzögen von Eleve 
und vielen anderen Fürsten (vgl. Turcks Supplement fol. 279). Die 
Familie lässt sich seit dem 13. Jahrhundert nachweisen, sie stammt 
aus Westfalen, hat sich aber auch nach dem Jülichschen verzweigt 
(Fahne, Gesch. der köln. etc. Geschlechter I S. 428) und findet 
sich dann am ganzen Niederrhein, später auch in Frankreich, 
Belgien und Oesterreich. Noch heute gibt es Träger des Namens 
Turck oder Torck, die zum Theil ihren Stammbaum eine statt- 
liche Reihe von Jahren zurückverfolgen können. 

Der belgische Zweig der Familie leitet sich ab von Lieven 
Turck (geb. 1534) ^ Im vorigen Jahrhundert war ein Joseph 
Abraham Turck Sekretär der Kaiserin Maria Theresia und Gross- 
siegelbewahrer 2. Sein Urenkel ist der 1841 zu Tirlemont geborene 
Baron de Turck de Eersbeeck „officier aux zouaves pontificaux, 
Chevalier de l'ordre de Pie IX** etc. ^ Natürlich würde es über 
den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausgehen, diese Verzwei- 
gungen unserer Familie im einzelnen zu verfolgen. Die folgenden 
Zeilen wollen vielmehr, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, nur das 
übersichtlich zusammenstellen, was mir über den niederrheinischen 
Zweig der Familie unseres Turck zuzüglich geworden ist. 

Ueber seine Familie gibt Johannes Turck selbst einige Nach- 
richten in seinem Stammbuche, einer Handschrift in der Bibliothek 
des Grafen von Lo6 auf Wissen. Den Inhalt bilden Kupferstiche 



1) Privatmittheilung von Herrn A. Goovaerts, Archivar in Brüssel, 
an Dr. Schölten. 

2) A. Goovaerts, La famille van Havre (Anvers 1883) Bd. 1 S. 126. 



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r^l 



54 FerdinandSchroeder 

uid Wappen verwandter and befreundeter Familien z. ß. der 
V. Vlatten, Hatzfeldt, Wytenhorst, Alpen, Bochholtz, Tengnagel, 
Bemsaa. Ansserdem enthält er Devisen, Autographen der Wappen- 
ti^er und genealogische Stammbäume. Die frfibeste Eintragung 
ist aus dem Jahre 1581. Femer finden sich viele Einzelnaeh- 
richten ttber Hitglieder der Familie Turck in niede^rheinischen 
und holländischen Archiven (Goch, Cranenburg, Schloss Haag, 
Wissen, Arnheim), die jedoch alle zu einer Geschichte der Familie 
nicht ausreichen. 

I. Johannes Turck. 

Johannes Turck Herr zu Sinderen, Öohn des Friedrich 
Turck Herrn von Hemert und seiner Frau geb. v. Wytenhorst (Stamm- 
buch p. 82). Gemahlin Turcks war Irmengard, Tochter des Werner 
Scheiffart v. Merode und seiner Frau geb. v. Bylandt \ 

Gochium a Gngemis derivat Joannes Turcus .... hinc 
oriundus (Teschenmacher p. 182). 

1568. De investitura vicariae s. Victoris in Bttderich vacantis per 
obitum dni. Caspari Poett discreto loi. Turck studioso de- 
rico facta 11 dal. (Xantener Investituren IIa). 
1581. Remaclus Huart Arduennas utr. inr. licentiatus reg. cathol. mai- 
estat. et a consiliis Luxemburgen. dni. loannis Turck iuris 
matheseos ac reliquarum honestiss. artium candidati rogatu 
atque amicitiae erga similiter hie se adscripsit (Stammbuch). 
1588. Amicitiae gratia lohanni Turck haec scripsi in perpe- 
tuum nostrae amicitiae memoriam Reinerus Beissel a 6ym- 
nieh. (Stammbuch). 
1589 martii die 3. Scripsi ego Reinerus Solenander doctor illu- 
strissimi Wilhelmi dueis luliac. medicus ornatissimo iuveni 
loanni Turck conterraneo et affini meo (Stammbuch). 
1592 Januar 9. Urkunde des Herzogs Johann Wilhelm, dessen 
Huldigung betre£fend, unterzeichnet „J. Torek secr." (Pfarr- 
archiv zu Kleve.) 
1594 August dno. ae amico suo loanni Turck secret. Glivensi 
memoriae erga scribebat Gonstantinus Francotus Ratisbonae 
in comitiis. (Stammbuch.) 



1) Precis historiques (Bruxelles 1865) p. 375; vgl. E. Richards on, 
Oeschiohte der Familie Merode Bd. U, Register s. v. 



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Die Chronik de» Johannes Turck. 25 

1596/97 Oktober 26. Item secretarius Turck gpoelt up der orgel 

und dat gratis, begert oiek gratis to bronwen, ergo nihil. 

(Stiftsbraorechnimg im Pfarrarchiv zn Kleve.) 

1599. Ordo nnmeroram sepulturarum: 111. sepnlcram Wolteri 

Verwer et uxoris. AP. 1599 die 8. novembris obiit mgr. Wol- 

terus Verwer ab Horst, dncalis Clivens. registrator. Bela 

ab Hisfelt uxor. (Pfarrarchiv Kleve.) 

— Nachdem dan diese landen und stette von dem kreigs- 

volk erledigt, folgte eine geschwinde sterblauft und pestilenz 

darauf, das man mit der canzlyen naher Santen ruckten, 

da man drie monat lang bis Catharinae continuirten. Doch 

starb auch aldair von die pest mein antecessor Wolter 

Verwer 1, bogen erlebten alters. (Turck, Supplem. fol. 296.) 

1602 Februar 8. Urkunde des Herzogs Joh. Wilhelm, betreflTend 

die Rückkehr der regulirten Chorherren von Gnadenthal 

nach Uedem unterzeichnet: Jo. Turck. (Pfarrarchiv Kleve.) 

1613 Nov. 29. Missive van registrator Turck aen het capitel 

(von Cranenburg)f versoekende, dat de erffgenamen van beer 

Wachtendonck zollen ungekundicht werden, den cooppen- 

ninck te ontfangen ende het huys synen soon canonik alhier, 

interuymen ofte te sien, dat de penningen in deposito 

gestelt ende synen soon immittert werde. (Pfarrarchiv 

Cranenburg, Repertorium DDXXIII.) 

1625. Ordo numerorum sepulturarum n. 197. Sepulcrum loannis 

Turck registratoris qui obiit a® 1625. (Pfarrarchiv Kleve.) 

Sein Grab befand sich „in navi seu medio ecclesiae a fönte 

usque ad altare vener. sacramenti'^ (ibid.). 

Ausser unserm Supplement verfasste Turck eine Sammlung 

•der Privilegien des niederrheinischen Adels unter dem Titel: Pri- 

vilegia nobilium (Handschrift des gräflich v. Lo^sohen Archives 

!zu Wissen). Schölten (Annalen des bist. Ver. f. d. Niederrhein 

LIV S. 182) schreibt ihm auch eine anonyme Beschreibung des 

Honterberges bei Kaikar zu, die bei Spenrath -Mooren (Alter- 

Ihttmliche Merkwürdigkeiten I, 17) mitgetheilt ist. 

Von den Eintragungen in Turcks Stammbuch haben vielleicht 
noch folgende Interesse: 



1) Verwers Wohnung lag an der Haagschen Strasse; sie war ehemals 
die Vikariewohnung der Sebastiansvikarie und wurde 1570 an Verwer ver- 
kauft, vgl. Schölten, Cleve S.288. 



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FerdinaDdSchroeder 

Johann v. Bergen 1583. 

Johann Herr zn Millendonk 1589, 1 1621 in maio. 

^gnes „geboren dochter zu Meilendnnck nnd Drachen- 

— Sie war die Gemahlin Fridrichs von Millendonck. Ihre 
er Elisabeth von Millendonk heirathete den Erbhofmeister 

V. Wilich zu Diersfort (Privilegia nobil. fol. 84). 
Wilhelm Hoen dominus in Aflferden 1586, t 1621. 
Jörg V. Hoen 1583, 18. ian. Colonie Ubjorum, f 25. Juni 1621. 
Wemher Winter Clivensis S. J., candidatus Theonisvillae 
ilio Studiorum pie mortuns. Vixit annos 29. Vicit 158S 
;usti. 

1596 febr. 3 Assuerus Stroeiff de Clivis. 
1594 Mathias a Wachten donck, Ratisbone. 
1594 lacobus Ghimarrhaeus protonotar. apostolicus, comes 
n. Gaesareus prepositns s. Severini, ad s. Gereonem canonicus^ 
^sar. maiest. eleomosinarius. 

1594 Didrich van Boeninckhuisen, tidlicher waltgraf uf 
erberg. 

Wilhelm van Boeninckausen. 
1594 Georg a Sayn comes in Witgenstein ac dominus Hom- 

scrib. Ratisbone 25. iulii anno ut supra. 
1594 angnsti 15, Regenspurg: Woll gehechelt mächt guit 
. Johan V. Velen, Domküster. 

Das Wappen der Tnrck zeigt einen quergetheilten Schild: 
bere Feld ist rot, in dem unteren silbernen Felde sind 7 (4:3) 

Rauten^ (Stammbuch). „Auf dem Helm ist das Wappen 
len einem blauen und einem rothen ofifenen Adlerflttgel wieder- 

Die Helmdecken sind links silbern und rotb, rechts silbern 
lau" (Fahne, Geschichte der köln. Geschlechter I S. 428). 
;ens ist „der Heinischmuck nach Linien verschieden'^ (Fahne^ 
häl. Geschlechter S. 384). Das Siegel Johann Turcks (vgl. Taf. 
Qit demselben Wappenschild und der Umschrift „Sig. Johan 
*S befindet sich im Besitz der Gebrüder Lax in Goch. Diese 



) Vgl. Hein r. Turck (I fol. 368) über das Wappen des kölnischen Ge- 
tes von Benesis : „Leones scutariae in Benesia gente sunt septem plin- 
m rhombi nigri in argentea areola .... lisdem rhombis etsi colore 
rdum numero diversis utuntur vetustissimi nobil es Rhenani de Gaispitz^ 
1 de Virnenburg et de Dyck, nobiles de Montereali, de Rautenberg» 
in Batavia, Nickenichii, Steinharti, Lutzenradii, Turcii . . ,*' 



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Die Chronik des Johannes Turck. 



2T 



Lax stammen einer Familientradition zufolge ans der englischeD 
Grafschaft Northumberland^ Sie sollen zur Zeit der Katholikenver- 
folgungen unter Heinrieb VIII. nach Deutschland gekommen sein, 
wo sie durch Heirath mit der Familie Turck verwandt wurden ^ 
Daher vererbte sich das Siegel Johann Turcks in ihrer Familie. 
Auch zwei Besitzungen derselben Gebrüder Lax, das „Türken- 
bösken" und „Turkeland" in Hülm (Bürgermeisterei Asperden^ 
Kreis Kleve), erinnern noch an die Beziehungen zu der Familie 
Turck. 



IL Die übrigen Mitglieder der Familie Turck. 

Das Stammbuch Turcks enthält auf fol. 81^ und 82 foigendei^ 
Stammbaum seiner Familie ^: 



1) Mündliche Mittheilungen der Gebrüder Lax zu Goch. Vgl. Liber 
fandationum familiae Lax (Papierbandschrift im Besitze der Genannten): 
„en heb van myne ouden hooren zeggen, dat de familie Lax uit Engelland 
uit Northumberland gekommen, en zieh eenst Laix genaamd hebben^» 
Die Lax führen in ihrem Wappen eine Leiter mit sieben Sprossen. 

2) Verschwägert mit den Turck ist auch die in Goch noch bestehende- 
Familie van Heuklom. (Mittheilung der Gebr. Lax.) 

3) Vgl. Fahne, Gesch. d. köln. Geschlechter I, S. 428. — Ein von dem 
obigen mehrfach abweichender Stammbaum der Familie findet sich in der- 
belgischen Zeitschrift Precis historiques (Bruxelles 1865) S. 375. 



I I 



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Ferdinand Sohroeder 



Albert Torck 



Henr. 



Gyso 1335 



Dederich Torck 
1437 



S^odert T. 
1476 



Godert T. 

zu Heringen 

1496 



Deder. T. 
1481 



aodert T. zu Na. Torck an 
Bdinchhusen Heiden im 
Eberswein Broicb 



Labbert Torck 

zur 

Bruggen, Drost zu 

Unna f 1467 



Casp. T. zur Brugg, 

ambtm. zu Nyenraidt, 

p. mort. amtm. z. 

Unna Cath. v. Oge 



Tuba 

an 

Dederich 



Joan. Torck 

Annav.Nort- 

kirchen 



Maria Torck 

an Raab 
V. Thuelen 



Raab v. Tui- 
len zur 
Brügge 



Gatha. a. Thys. 
Aldenb. 1494 



God. Torck Franz Torck Wennemar Na. 
Eklinchhusen an Lncia Torck zu v. Thulen 
t 1575 V. Goge Mundtlo an Reck 

zu Home 



PhilipsTorck, Anna T. Friderica 

Assenbroich, an Leyten an 

Buren, Romberg 

Cappel 



Marga. 
1487 



Jobst 



Na. an 

Godert Torck 

t 1615 zu 

Hörne u. 

Fürstenberg 



Cathar.an 
Gisb. V. 
Bodel- 
swing zu 
Mengede 



Sophie Wal- 
burga Torck 



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Die Cl 



Torck 
V. Reck 

V. Reck 

Na. 



Godert 
Torck Brost 
to Goch 1479 

Marschall 
1494 t 1507 



Margai 

V. Egmo 

Ysselsi 

t 14S 



Willem Margar. 
Torck her in Gocl 
to Nyenrade 



an Clara T. Elisab. Ns 

I Wylichzu an Joh. v. an Tor 

Vonderen Alden- Floris v. ar 

bochum t Bongart Spa 

gel 



Bem.v.d. 

Bongart 

her zu 

Nyenrade 



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^ Ferdinand Schroeder 

Ansserdem sind über die Familie Tnrck folgende Einzelheiten 
bekannt: 
1241 September. Walthard Turck Official in Wesel (Lacom- 

blet, ürkb. II n. 258), Drost zu Wesel (Fahne, Gesch. d. 

köln. etc. Geschlechter II S. 154). 
1251 Mai. Godschalck T. (Lacomblet II n. 372). 
1252. Godschalck T. Ritter (Fahne). 
1282. Steffen T. Ritter (Fahne). 

1293. Godschalck T. Ritter mit seiner Fran Mechtilde (Fahne). 
1301. Hermann T. Knappe (Fahne). 
1304. Berthold Ritter von Thoric und Stefan sein Bruder 

(Fahne). 
1313. Berthold T. Ritter wird von dem Kölner Domherrn Gerhard 

V. Virnebnrg mit dem Schultheissenamt zu Ore belehnt 

(Fahne). 
1337 Tags vor Mariae Geburt. Godschalck T. bekommt von 

Dietrich Harme das Hans Hörn zu Lehen (Hueter Archiv, 

im Staatsarchiv zu Düsseldorf). 
1339 Allerheiligenabend. Vertrag zwischen Dietrich Harme und 

Alexander von Hom: „Gottschalck T.*' (Hueter Archiv). 
1347. Theodor T. Ritter (Fahne). 
1388. GeTlich T. (Fahne). 
1398. Godert T. Amtmann zu Unna (Fahne). 
1437 Juni 27. Friedensvertrag zwischen Herzog Adolf von Kleve 

und seinem Bruder Gerhard; Zeugen: „wy gemeyne ritter- 

schap in den lande van der Marke wonafftich . . Dyde- 

rich ind Lubbert T. gebroeder" (Lacomblet, Urkb. 

IV n. 224). 
1438-1440. Albert T. (Fahne). 
1445. Lubbert T. a partibus lohannis ducis Cli vensis contra archie- 

pisc. Colon, anno 1445 captus circa Dorsten a Coloniensibüs 

cum 6 aliis nobilibus, sed a Clivensibus vindicatus fuit. (J. 

Turck, Stemmbuch; vgl. Gert v. d. Schüren S. 120.) 

1445. die mercurii post dominicam laetere per legatos Gonradum 
Steckium, Goswinum Kettlerum, Lubertum T. . . . alia 
circa huius urbis {Lippstadt) dominium facte est a Glivio 
dipositio cum Bernardo Lippiensi (Heinr. Turck V, 
ad a. 1445, § 4). 

1446. Nobilites Monasteriensis hoc tempore: Albertus T. (Heinr. 
Turck V, 1446, §3). 



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Die Chronik des Jchannes Turck. 31 

1451. Herzog Johann von Kleve überträgt Lnbbert T. und Kon- 
rad Stecke gemeinschaftlich das Schloss Volmestein zur 
Pfandnutznng (Fahne). 

1457. Lnbbert T. Amtmann zu Unna, Garnen nnd Schloss Marck 
(Fahne); 

1466. Bernhard T. Sohn des Rntger T. besiegelt die münste- 
rische Landesvereinignng (Fahne). Nobiles hoc tempore 
in dioecesi Monasteri^nsi: Albertus T. . ., Rutgerns T. 
(Heinr. Turck V, 1466, §5.) 

1471. Agnes T. Aebtissin zu Ciarenbach bei Hoerde (Fahne). 

1473. Ja spar T. droste to Unna, Zeuge bei dem Ehekontrakt 
zwischen Goswin Stecke und Heinrich v. Wickede (Fürstl. 
Salm-Salm'sches Archiv zu Anholt). 

1480 August 10. Gadert T. drosset tot Goch, rad des hertogen 
Johan y. Kleve (Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de ge- 
schieden is van Gelderland V, n. 120). 

1485. Godert und Jaspar T. klevische Bäthe (Job. Turck, 
Supplement fol. 186). 

1489. Godtfridt T. wird committirt zur Praesentation der gol- 
denen Kose als einer der „flimehmen rete'' (Joh. Turck, 
Supplement fol. 165). 

1490. Diederich T., Gemahlin N. v. Schmülling. Ihre Tochter 
heiratet N. v. Hövel zu Solde (Fahne). 

1491 Mai 29. Jaspar T., Sohn des Diederich T. und der Maria 
Johanna v. Herne, geboren auf dem Schloss Pilckum, Herr 
von Nordheringen, Gemahl der Katharina von Eberswin. 
(A. Goovaerts, vgl. S. 23). 

1494 April 23/25. Gadert T. unterzeichnet zwei Verträge zwischen 
Herzog Karl v. Egmond einerseits und Friedrich von Eg- 
mond Herrn zu Isselstein und seinem Scrime Horis ander- 
seits : „Everwijn greve to Benthem ind Gaert T. as de- 
dingsluyde onser liever oehemen, neven ind swagere, heren 
Vredericks ind Floris" (Nijhoff a. a. 0. VI, 1 n. 105. 106). 

1496 Nov. 24. Erbtheilung zwischen Herzog Johann II. von 
seinem Bruder Kleve und Philipp Dompropst zu Strassburg: 
„Godart T. unsen amptman tot Goch . . . Jaspar T. 
unsen amptman tot Unnae^' (La com biet Urkb. IV n. 473). 
— Nov. 25. Ehevertrag zwischen Kleve und Jülich: „Godart 
und Jaspar T.'' (Lacomblet IV, n. 474; Teschenmacher, 
cod. dipl. XCVni u. XCIX). 



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Friedrich Schroeder: 

rädert T. einer der „amptlnde in den lande van Cleve^'' 
Joh. Turck, PriWl. nobil. fol. 131). 
.Amt Hamme: Gadert T." (Joh. Turck a. a. fol 129). 
Markscher Rittercedell: Godert T. Jasper T." (Joh. 
[^urck a. a. 0. fol. 124). 

irodert und Jaspar T., klevische Räthe (Joh. Turck, 
Juppl. fol. 186). 

i.pril 30. Gad e rt T. erhält von Herzog Jobann IL v. Kleve 
Vollmacht zu einem Vertrage mit Herzog Albrecht von 
wachsen und Philipp von Nassau zur Unterstützung des 
[aisers gegen Karl v. Egmond. (Nijhoff VI, 1, n. 238) 
gl. Teschenmacherp. 321 : „Maximilianus Friburgi 
Jrisgoiae anno 1495 per . . . Godefridum Turck, aulae ma- 
eschalcum et praefeotum Gochensem Joannein in commu- 
lionem belli pellexit"). 

uni 20. „Gadert T. amptman" unterzeichnet den Friedea 
wischen Geldern, Kleve und Berg (Nijhoff VI, 1, n.253). 
uni 21. Hertog Karel verzekert an sijnen artilleriemeester 
Willem van Heithuisen de betaling van 200 gülden uit de 
oederen van Gadert T. in het land van Maas en Waal 
Nijhoff VI, 1, n. 377). 

inno 1504 iterum pax inita cum Geldris; qua ob Wachten» 
[oncam non restitutam irrita loannes Clivius Middeleriam 
rcem obsedit, ubi Godefridus T. confossus est (Teschen- 
aach er p. 323). Eins ac uxoris Elisabethae Isselsteiniae bono- 
arius et magnificns tumulus hodiedum visitur in monasterio- 
. Agathae, quod est crucigerorum in ditione Kuikana haud 
irocul Gennepio (Heinr. Turck V, fol. 18). Der Grabstein ist 
tt S. Agatha (Holland, Prov. Nord-Brabant) noch vorhanden.^ 
!r trägt in der Mitte das Wappen Turcks, am Bande folgende 
nschrift: „Int jaer ons heren M V ende IV sterf Gaeder . . 
bier fehlt eine Ecke des Steines) den VII dach in junio. 
Jidt got vor die ziel een pater noster.*' — lieber die Gemahlin 
es Gottfried T., vgl. C. R. Hermans, Annales ordin. s. 
Jrucis, vol. III. p. 103 n. 192. Hier werden zum 17. Sept. 
584 in der Klosterkirche von S. Agatha erwähnt „die sepul- 
iren van beeren ende jonckeren dairin begraven, als toe 
feien Gadart Turck marscbalck des vorstendoms Cleef 
lyt Margareta van Egmond syn buysfrou." Margarethe 
^ar die Tochter Wilhelms v. Egmond und Isselstein und 



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Die Chronik des Johannes Turck. 33 

der Walburga v. Moers. Von ihren Söhnen heirathete Wil- 
helm die Josine, Tochter Johanns v. Merode; Lubberts Ge- 
mahlin war Hadewig v. Hemert (Pr^cishist. a.a.O.)* Als 
ihre Kinder werden in den Pröcis bist, erwähnt: Johann, 
Helwig, Wilhelm, Friedrich. Wilhelms Gemahlin istBertba 
Pieks. Sie haben zwei Kinder Lnbbert (Gem. Cornelia v. 
Lockhorst) und Hedwig (Gem. Friedrich v. Renesse). 

1508. Amt T. (Fahne). 

1517. Schloss Wilp in der Veluwe „door de Bourgondiers vergeefs 
belegerd ; een hunner oversten L u b b e r t T:, scbooBbroeder 
van beer Floris van Isselstein, vond door een schot uit het 
huis den dood (Nijhoff VI, 2, S. LI). 

1520 Jannar 17. Brief des Herzogs Karl v. Geldern an „Henrick 
KoUardt van Linden, bevelre to Tielle'': . . „ind als gij 
schrijft, dat T u r c k^ weder bij u gewiest sij ind u ejme 
antwort van sijnen here gesaeht hedde, die redelicken luy- 
den, als gij selffs ons waell vorder seggen solt etc.; so gij 
dan wiet ind genoich bevonden hebt, datter Bourgonschen 
handeil nyet anders dan ophaldynge, tijtwynnynge ind be- 
droch is, bevelen wy u, dat gij aldair blijflft ind guet toe- 
versicht hebt ind nyet voele gelovens in Turcken worden 
stellen (Nijhoff VI, 1, n. 990). 

1523. Margaretha T. Nonne in S. Nazareth zu Geldern 
(Xantener Behandigungsbücher). 
— DiderichT. Sohn Goderts T. (Fahne). 

1526. Johann T. (Fahne). 

1527 November: Ueberrumpelung von Renen (Nijhoff VI, 2, 
CXLVIII) „Buiten de Bergpoort van Renen woonde Jakob 
Turck; hij was goed Gelders gezind, maar om zijne hooge 
jaren geeerd en om zijn zacht karakter en aanzienlijke 
middelen geacht. Op zijn verzoek om een par wagens met 
stroo in de stad te mögen brengen, maakte de bnrgemeester 
geen zwarigheid de poort vor hem te doen ontslniten. Maar 
de wagen was zoo hoog opgeladen, dat hij onder het lege 
geweif bleef steken, en het Geldersch krijgsvolk, daar buiten 
onder boomgewas en struiken verborgen, maakte zieh zonder 
veel moeite meester van de plaats.'* 

1528 Juni 30. Einnahme von Utrecht durch Heinrich v. Bayern, 



1) LubbertT. bevelhebber im dienst van Bourgondie (Anm. Nijhoffs). 
AnuÄleu des bist. Vereins LVIII. 3 



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34 Ferdinand Schroe der 

Bischof vou Utrecht (Nijhoff VI, 2, CLXIV): „Inmiddels • 
was de hopman Willem Turck met omstreeks vier- 
bonderd man to hulp der bischoppelijken uit Wijk aange- 
rukty waarop de Geldernschen zieh op het bischopshof poog- 
den te bergen/* 

1528 August 8. „L u b b e r t T. her to Hemert", Zeuge bei dem 
Ehevertrag ,de8 Christoph v. Hellenrath und der Anna v. Flo- 
dorf (Geschichte der Familie Schenk v. Nydeggen [1860] S. 48). 

1529 Juni 9. Ehevertrag zwischen Hermann v. Bronckhorst und 
Petronella v. Praet: ,,Lubbert T. . als huwelijksvriend 
genoemt" (N i j h o f f VI, 3, n. 1559). 

1534 Mai 9. L i e v e n T., Ritter, Sohn des Jaspar T. und der Ka- 
tharina V. Eberswin, geboren auf Schloss Pilckum. In den 
niederländischen Unruhen des 16. Jahrhunderts bleibt er ka- 
tholisch, muss deshalb fliehen, seine Gtlter werden beschlag- 
nahmt. Er geht nach Brabant, wo er der Ahnherr der noch 
jetzt bestehenden brabantischen Linie der Familie T. wird. 
Seine Frau ist Katharina de Goomans (A. Goovaerts). 

1540. De investitura ecclesiae divi Nicolai et Antonii in suburbio 
Wesaliensi vacantis per obitum E r n e s t i Turck (Xantener 
Investituren, Reg. Xant II. a.). 

1556 Fest Mariae Geburt. Gerhard T., Sohn des Jaspar T. und 
der Katharina v. Eberswin heirathet Elisabeth v. Barich 
(A. Goovaerts). 

1572. Caspar T. toti territorio Gorcomiensi praefectus erat, 
vulgo drossardum vocant (Estin s, bist, heator. martyrum 
Gorcom. [Löwen 1867J S. 11). Er war ein Sohn des 1504 
gefallenen Gottfried T. Seine Gemahlin war Johanna v. 
Lynden, Tochter des Goswin v. Lynden und der Johanna 
V. Tuyll (Pr^cis bist. a. a. 0.). Von seinen Söhnen ist 
Wilhelm T. Herr von Aelst, Gommandant der Festung 
Löwenstein in spanischen Diensten, zerstört 16 aufständische 
Ortschaften und erobert Culemburg, während 
Alexander T. auf der Seite der Geusen steht und sich 
der Städte Haag und Grave bemächtigt (Pr^cis bist. a. a. O.). 

1575 Januar 20. Katharina v. Eberswin stirbt, Gemahlin Jaspar 
Turcks (Fahne). 

1581 Donnerstag nach Pauli Bekehrung. Wennemar T. und 
seine Frau Alexandrine v. d. Recke kaufen das GutMundtlo 



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Die Chronik des Johannes TurcV^. 35 

ZU Fiederick im Amte Hamm von Jakob FürBtenberg zu 
Hertbecke (Hueter Arohiv). 

1581. L n b b e r t T., Herr von Hemert, Kapitän im Dienste der 
Generalstaaten unter dem Oberst Christoph v. Isselstein wird 
von Martin Schenk bei Goor gefangen und in Blyenbeck in 
Haft gehalten (Geschichte der Familie Schenk S. 177). 

1582. Lubbert T. entkommt aus Blyenbeck (Geschichte der 
Familie Schenk S. 182). 

1585. Lubbert T., Herr v. Hesbeen, Sohn des Wilhelm T. und 
seiner Gemahlin Hertha Pieks, heirathet Cornelia v. Lock- 
horst (Pr^cis bist. a. a. 0.). 

1586 Juni 7. Alexander v. Parma erobert „Grave eine Festung 
an der Maas unter dem Commando des Lubbert T.Herrn 
V. Hemert." 

— Juni 28. L u b b e r t T. wird wegen Uebergabe der Festung 
Grave enthauptet (Gesch. der Familie Schenk S. 223 Anm.; 
vgl. Joh. Turck, Supplement fol. 265). 

1587 April 7. Wen ne mar T. und seine Gemahlin Alexandra 
V. d. Reck erhalten aus der Hinterlassenschaft des im Mai 
1587 verstorbenen Eberhard v. d. Reck (Bruder der Alexan- 
dra) das Haus Hörne, sowie die Güter Schockhof und Frei- 
bof im Kirchspiel Beckum (Hu et er Archiv). 

1589. Alexandrine T. Gemahlin Werners v. Merode (Joh. 
Turck Stammbuch). 

1590 März 16. Wennemar T. und seine Frau Alexandrine 
machen ihr Testament Ihr Sohn Gotthard behält beide 
Hänser Hörne und Mundtlo. Er ist vermählt mit Sidonia 
Margaretba v. Fürstenberg, Tochter des Johann Scbönenberg 
V . Fürstenberg. Ihre Tochter Elisabeth erhält 9000 Thaler 
(Hueter Archiv). 

1598. Friederich T. Herr zu Hemert (Joh. Turck Stammbuch). 

1600« T. Gemahl der Sibylia Margaretba v. Sangershausen (F a h n e). 
Lubbert T. Richter in Weeze (S ehalten, Cleve S.'327 Anm.). 

1604 Juni 28. Konrad Abt zu Werden belehnt Gotthard T. zu 
Home, seligen Wennemars Sohn, mit den Gütern Mundtlo 
und „groete SuthoP' im Kirchspiel Fiederick, Amt Hamm 
(Hueter Archiv). 

1606. „Ad investiturara Henrici T. 50 et unus dalerus" (Pfarr- 
archiv Cranenburg, Nomina canonicorum). 



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36 Ferdinand Schroeder 

1606 Philippi und Jacobi. GoddartT. zu Hörne verschreibt den> 
Gisbert Bodelschwing und dessen Frau Katharina t. d. Reck 
eine Jahresrente aus seinen Gütern Mundtio und Stene- 
manshof (Hueter Archiv). 

1607 December 21. Henricus T. Gochensis e Clivia natus- 
(Hartzheim, Bibliotheca Colon. S. 128; vgl. oben S. 18). 

1615 Mai 29. Infolge Ablebens des Goddart T. zu Home und 
Mundtio nimmt der Notar Wullius von den hinterlasseneD* 

^ Gütern Besitz zu Gunsten der Frau des Verstorbenen Si- 
donia.Margaretha und seiner Tochter Wal bürg Sophia T. 
(Hueter Archiv). 

1616 August 8. Hugo Abt zu Werden belehnt nach Absterben des 
Goddart T. den Johann Schönenberg von Pürstenberg zu 
Stirpt zum Besten der Wal bürg Sophia T. mit dem Hofe 
„groete Suthof * im Kirchspiel Fiederick, Amt Hamm (Hueter 
Archiv). 

1618 März 26. Henrico T. resignante succedit Lubbertus T. 
— Ad investituram Lubberti T. 51 daleri 13 stuf. (Pferrarchir 
Cranenburg.) 

1633 Oktober 25. Johannis Turcken Sohn Henricus T. Ca- 
nonicus zu Cranenburg (vgl. oben S. 13). 

1636. Kapitän Turck, in spanischen Diensten, übergibt das Hau8> 
Bylant an die Holländer. Er wird deshalb in Kleve ent- 
hauptet (Schölten, Cleverham S. 84). 

1644. Anno MGXI fusä. Anno 1644 renovarunt dd. capitulares^ 
J. A. Steghen decanus, H. A. Bonninghausen, L. Turck 
can. Deiparae Mariae de nomine sumpsi. Cum sono vps^ 
cives ite. Maria vocat. Christophorus Leweldiger aedilis. 
lohannes a Trier me fecit Huissensis (Inschrift der kleineren^ 
Glocke der Pfarrkirche zu Cranenburg). 

1642. Anna T. heirathet Johann Loe zu Holte. Evert T. Erb-^ 
herr der Oderschen Güter heirathet Katharina v. Bnttler 
aus dem stadischen Hause, deren Tochter heirathet J.. B. v. 
Blomberg zu Drogen (F a h n e). 

1650. „Lubertus T. investitus anno 1618, anno 1650 scholaste- 
riam adiit" (Pfarrarchiv Cranenburg). 

1652. „Vollmacht over verkochte winkeis to Wychen, op te draghea 
aen Wilhelm Henricks van dekan en capitel, gegeven aea 
de beeren Buninghausen ende Turck" (Pfarrarchiv Cranen- 
bürg, Bepertorium FF XIII, 3). 



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Die Chronik des Johannes Turck. 37 

1660 December 5. Antoinette v. Assewyn, unmündige Tochter 
des Antonius v. Assewyn, letzten Herrn v. Brakell etc. und 
der Margaretha Turck de Hemerte (Hueter Archiv). 

1670 Sept. 6. „Decanus ceterique canonici capitulares in domo 
clarissimi domini L u b e r t i T. scholastici ex aflfecto pede 
decumbentis capitulariter congregati ad instäntiam etc. (Pfarr- 
archiv Cranenburg). 

1674. Lubertus T. infirmus per procuratorem elegit in profesto 
SS. Philippi et lacobi (Pfarrarchiv Cranenburg). 

1676 Mai 1. Lub e r t T. stirbt (Pfarrarchiv Cranenburg). Sein 
Testament datirt vom 25. April d. J. (Staatsarchiv Düssel- 
dorf). Erbin seines ganzen Vermögens ist seine Schwester 
Christina T., Witwe des Dr. Engelbert v. ßuremund, 
Richter in Kaikar. Adolf T. soll sofort nach Luberts 
Tode 600 Rthlr. und 400 klevische Thaler erhalten. 

1682 März 18. Der kürzlich verstorbene Lubert T. hat eine 
Memorie zu Ehren des h. Sakramentes in der Stiftskirche zu 
Cranenburg errichtet. Diese Stiftung soll zunächst zugute 
kommen dem Wilhelm T., Sohne des Adolf T. In zweiter 
Linie gilt sie, falls eine Vakanz eintritt, der Schwester 
des Stifters Christina T., die sammt ihrer Descendenz 
einen geeigneten Priester in Vorschlag zu bringen hat, 
(Staatsarchiv Düsseldorf). 

1694. Guilelmus T., Inhaber der Memorie zu Ehren des hl. 
Sakramentes, „ad praesentationem dni. loannis de Rure- 
munda provisus et 29. iulii 1681 investitus , obiit 1694" 
(Pfarrarchiv Cranenburg). 

1715. Vicariam s. lohannis evangelistae 170&, amplectitur lo- 
hannes Henricus T. Cranenburgensis. Eo adeunte bene- 
ficium venerabilis sacramenti 1715 successit in vicariam 
Godefr. Hopmann (Pfarrarchiv Cranenburg). 
Officiantes catechismi: lohannes Henricus T., quo anno 
1715 adeunte beneficium ven. sacramenti venit in cateche- 
ticum Godefr. Hopman (ebenda). 
1717. 1715 venit lohannes H. Turck. Ei, 1717, 21. ianuarii 
obtenta praebenda, qua hactenus Jesuitae in nostro capitulo 
fuerant gavisi, succedit Burchardus Kemmerling (ebenda). 



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Ferdinand Schroeder 



De antiqna Cliviae ori^ne et de rebus in bis partibus eis - et 

transrhenaBis post divisionem orbis a Cimbris Gallis et Romani» 

Qsqne ad tempora ma^ni nostri Eliae primi Clivensimn comitis 

gestis snmmaria qnaedam narratio. 



Im jar na erschapnog der weit 1790 is dat erdreioh unter deo 
kinderen NoS gedeilt Japhet nnd seinen nakommen is Earopa ge- 
fallen, die dan in korter tijt sieh also vermannichfeldigt, dat sie int 
jähr 340 na der snndflut (wie Philo Jndaens schrift) aver die 140 000 
stark selten gwesen sein, behalven franw nnd kinder. und wat jeder 
in die weit occnpirten, dat behielt er nnd was sein eigen. 

Nu hebben Thnbals (oder wie Benedictns Arias Montanns ver- 
meint) Tharsis enokelen Sepherad, anders genoemt Spherides und Sara- 
phat, in westen sich begeven, der ein Spheridam, so nachderhandt 
Hesperia nu Hispania genent, der ander die landen tuschen dat hispa- 
nische gebirg van Praenen und den Rhin bis tot in und an die seh& 
beseten. Wilche landen lang dama van Galatheren nit Asia und Bithinia,. 
als sie die occnpirten, Gallien geheiten darunter Gnlich, Cleve nnd 
Ib Gellerlandt der tijt mit begrepen sein. 1 1 Wie aver und welcher gestalt 
die bewonet, togenomen und beherschet sein worden, is nit woU sicher- 
lich to weten, dan dat im jähr 3528 na erschapung der weit Marco- 
myrus, könig der Cimbren (so van Gomer Japhets söhn afgekommen) 
mit viermalhondert negen und achten tich dusent driehondert nnd secht- 
zig minschen, behalven die eigen knecht, uit Schytia und na den Rhin- 
kant an, dair nu Westfalen, Frieslandt und Gellerlandt mit Zutfen i» 
gelegen, getagen und aldair sich nedergelaten, wilche van den inwönem 
des lands nyhe magen, dat is nyhe fründe, genoempt worden. Darvaa 
oick die stat Nymegen den namen solte bekommen haben, wiewoll 
etliche a Mago, Tungrorum rege denselven deduciren. Deser Marco- 
myrus hat anno mundi 8546 den ersten einfall in Gallien gedain und 
die landen längs der Maasen oick tuschen die Maas und Ehein be- 
dwongen, sein söhn Antenor die stadt Nymegen gebauwet und sich 
verhylict an Cambram des konigs van Britannien dochter. Daher 



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Die Chronik des Johannes Turck. 39 

diese volcker sich genoempt Sycamhros, || so stetz mit den Galliern 2 
veill kreig geführt, die eine nn, die andere dan des anderen landen 
n»* verloip van tyden eingenomen. Also woU to vennoiden, dat an 
diesen orten np den Bhin groite Veränderungen sich togedragen, die 
eine tijt van den Syoambrien, die ander tyt van den Galliern sein be- 
wonet worden, darvan oick geine bestendige historien sonderlich' far- 
handen, dan bis tot den tijden der Bomeinern nnd Jnlii Caesaris, der 
mit tien legionen inwendig 9* jaren byna ganz Galliam Belgicam in 
seine gwalt bracht, darvan die historien weitläufig tractiren and 
schryven* 

Die Volker van der ander selten Eheins, TJsipetes, Tencteris, Tn- 
bantes, Brnckteris genant, dat nu Westfalinger, Bergische, Marckische, 
Munstersche und Zutfensche sein (so^ in groite mennichte aver Khin ge- 
kommen und in der Maenapier, Gugemen und umbliggenden landen 
tuschen Ehin, Maass und Wahl gefallen waren) in einem streit er- 
schlagen, dat derselvigen aver 330000 doit gebleven, wuchs ge- 
schiet ist anno 689 na er||bauwung der Stadt Eom. Also hat Julius 2b 
Caesar die Maenapier , Gugemen , dat nu sein die landen Colin, 
Gulicb, Geller, Cleve dieser Seiten Eheins in seiner protection ge- 
nomen, verscheidene hauser castelen und forten darin gebäuwet, als 
den Yalckhoff binnen Nymegen, die ein hofstat was der Bataviern, 
und denselven domum auxiliarem genoempt; item dat huis Cleve ^, 
dair der Ehin der tyt längs geloipen, und ein andere borg up den 
Ehin Catulburgum ^ , nu Qualburgen geheiten, darvan nit mehr fur- 
handen dan die aide ruinen und die ring in die mniren, dair ehetyts 
die schip angelegt hebben. Doch mochte dit wol sein dat Quadri- 
burgum darvan Amianus Marcellinus schrift, dair hie segt, dat durch 
den keiser Julianum seven stette in Galllis weder gewonnen waren: 
Castra Herculis, Quadriburgum, Tricesimae, Novicia, Bonna, Anten- 
nacum et Bingia. Die letzte vier bürg Andernach, Bonn, Nuyss, Bing 
sein bekannt und halten noch den namen^ Tricesimae a XXX. legione, 
die jedertijt apud Yetera gelegen, is nu || Santen. Von Quadriburgo 3 
und Castris Herculis segt Pontus Heuterus sollen sein Culenborgh 
und Arkell ; davon doch geringe apparenz furhanden. Und da je Calen- 
burg und Erkelentz damit nit gemeint, musste es von Qnailburg, uti 
in ripa Eheni sita, wie die andere, und Castra Herculis van Cleve 



a) Turck schrieb uraprünglieh „tien". 

b) Ueh«r der Zeile mit blasser Tinte, 

c) Mit rother Tinte geschrieben. 



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40 FerdinandSchroeder 

- oder Nymegen verBtanden werden. Demselbigen jeder ferner nach- 
denken kan. 

Naderhand hat der keiser Augnetus 40000 Romeynem in Galliam 
und an desen Rhinkant geschickt, darover er Drusum tom veltoeversten 
geetellet, der to Bonn und Nuyes twee bruggen aver den Rhin dede 
macken nnd den Rhin in die aide Yssel dede füren, so allnoch Fotsae 
Dmsianae genent werden, als er auch die Stadt Drussborg mit mehr 
andern casteln und forten gebauwet. Ka dessen affsterven is Quintilins 
Yarus in seine platz kommen, der mit allen den romeinschen kriegs- 
Yolk in einer schlacht bei Duisberger wald van dem deutschen konig 
Harminio verschlagen, also oik dat alle die legiones ganz yerdiigt, 
3^ und eile die cadavera van || minschen und beesten bis int sechste jähr 
to sonderen spit und Verachtung der Romeineren unbegraven gelegen, 
wie solche histori Cornelius Tacitus und Yelleius Paterculus weitläufig 
beschreiben; und vermeint Justus Lipsius in commentariis ad Tacitam , 
dat diese schlacht nit am Rhein, dan tuschen die Embser und Lüpp 
baven bei Paderborn an dem Teutenberg sich togedragen solte hebben. 
Aver men moit weten, dat noch ein ander Embscher, doch kleiner 
water, allernegst den Rhein bei Oilsum (so van Tacito genent Aliso) 
gelegen, wuchs nit weitt von der Lipp im Rhein flüsst, und dat van 
alden tijden und^ jedermenniglichen nit anders darfur gehalten, dan 
dat die schlacht eben an diesen' orttern up die Embser in saltu Teuto- 
burgensi beschehen; dat oik tom warteiken dat dorp Weitfeit aller- 
naest bei Oilsum den namen ab albedine ossium hebben und in den 
ackerfeiden aldair unterscheiden tli che roite bloitplecken und andere 
mehr vestigia solten furhanden sein. Hierbei oick to consideriren, dat 

4 als die deutschen || nachderhand nit der vestung Aliso oder Oilsum 
von den Romeinern mit gwalt verdreven und van dem Rhein weder 
affweichen moten, dieselve umb oeren muit to verküllen die neulich 
upgerichtete tumulos Romanoram et aitaria funeralia van Tiberio 
wiederumb in eil nedergerieten , quod in aestu furoris et sie in 
proximo non vero • post multos dies in loco remotiori eos fecisse 
praesumendum est, und kan jeder ferner nadenken. Dese vorgerotte 
nederlag der Romeinern hat den keiser Augustum hoch bekümmert 
und umb der Deutschen averfall to begegnen die Castra vetera oder 
Aldeburg bei Santen (davon die fundamenta im feld noch gesehen 
werden) also befestiget, dat over die twee legionen, dat sein 13 33 2 
bewehrter kreigsleut darin liggen kunnen, auch aldair aver Rhin ein 
brugg und opt höchst van den berg (dair dat cloister Furstenberg 



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Die Chronik des Johanaes Turck. ^ 

iimbtrint dat jähr Christi 1122 '^ gebauwet und van S. Noriberto epis 
copo Magdeburgensi in honorem patriae dotirt ist) ein || groit praeto 
riam oder pallas getimmert, als oik dat lager bis an und unter Mon 
<ierberg sich erstreckt^, inmaten die Eomeiner an diesen orten mi 
starken guarnisonen und kreigsvolck sich stetig gehalten, viie die ald 
gebauw in der erden, golde und silbere pfennongen, heidensohe bildet 
ttltaren und dero inscriptiones, lampen, grafstein, urnae, tichelsteii 
darup die römische legiones ingedruckt stain, utensilia domus un 
andere antiquiteten, so aldaii* in groiter mennichte gefunden sein un 
taglicbs mehr und mehr gefunden werden, solchs genugsamb uitweisen 
darvan oik allnoch eine schöne urna van 28 colinischer maten uj 
•dat fürstliche huys Cleve und andere stucken furhanden. 

[Es folgen im Manuskript foL 5, 6j 7 einige getuschte Feder 
Zeichnungen und, unter den Antiquiteten bei dem edlen hem zu Wissei 
das roh skizsirte Kenotaphium des M, Caelius,] 

Ex chronica Gerardi luliacensis secretarii 
de rebus luliacensium. 

M -ANTONIO VIOTORI 
FRON AMINIAVXSOR-MOR- 
SIBI • ET MARITO DE SVO POSVIT- 
C-FLAVIO D- M- 

OAPITONS CVESPASIANO 

FCONSTANT- VI TAU 

MAORINIA AV 
VACAFC 
L- CASSIVS 

VERECVNDVS j . |vlIO PRISCO 

SIBI ET LABITINIAN/% T • IVLI VS SVRVS 

MARTI/% VXORI VIVOS 



FEEIT 

MATRONIS RVMNEHABVS 

SAOR- 
L -VITELLIVS CONSORS 
EX POL • LEG • VI • VICTR • 

[fol. 8 und 9 sind nnb'ischrleben.] 



PATER 



a) Mit rother Tinte geschrieben. 

b) Mit blasserer Tinte) im T^xt steht erkler't. 



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FerdinandSchroeder 

BO hat der keiser Ulpins Traiancs die CnstraUlpia nu Alpen gebau* 
eine XXX. legion upgericht, die er Tricesimam Ulpiam Viotricem 
als er oick eine coloniam veteranorum van uitgedienten alten 
iden nit weit van die Castra Yetera fundirt nnd die Coloniam 
3, van seinen namen geheiten, wilcbe naderband van den Gralli» 
inzoisen ruinirt, und doch als sie mit der tyd wederumb ge- 

cormpte Troiana oder van den Frantzosen, die oere herkompst 
Troianen deduciren wollen, und (wie in die Collniscbe cbroniek 
eregt) sich Trojanen nenneten, oder je van wegen der heiligen 
I Sanctorum Troia und Ad Sanctos Martyres, nu aver schlecht- 
ten genoempt wird. 

5 Germani oder Deutschen uit einem ewigen hait, so sie tegen 
einem stetz drugen, haben nit rüsten kunnen, sondern vor 
mderstain dieselve uit desen landen to verdriven, wie sie 
den tyden des keisers Aureliani in Gallien gefallen und dat- 
ina ganz eingenomen. Dartegen der kayser Probus sich stark 
und umbtrint dat jähr Christi 284 in ein || groiten ötreit over 
► 000 Deutschen (darunter negen konigen gewesen) yer- 
, darto 16 000 gefangen, die oeverige bis aver die Elb und 
rerdreven und sechstig van den besten steden in Gallii» 
ab erovert. Vort dama als der kaiser Diocletianus Maxentia 
on Thebaeorum gegen den konig van Britannien to hilf ge- 
sein dieselve van dem tiran Maxentio van wegen des Christen- 

umbbracht, davon s. Victor mit 330 personen bei die Castra 

Coloniam Traianam gebleven, deren corpora s. Helena, des 
üonstantini Magni moider, (Treviris oriunda) verheven und darto 
me kirch gott dem allmachtigen und seinen lieven heiligen mar- 
L ehren und Stärkung unseres christlichen gloevens banwen laten. 

summa betugen alle historien , dat die Eomeiner diese 
m deser Seiten Rheins (so ter tyt mit unter Gallien ge- 

^ingehapt und beherschet, und dat bis toi den tyden der 
Arcadii et Valentiniani. Als Attila, der Gothen konig und 
i dei Italiam und Romen gewan, do sein oik jdie deutschen 
, so van der Moen äff oeren sitt an jener seit || Rheins hadden^ 

dat jähr Christi 420 unter Pharamundo (den sie to Asterlagen 
van Muerss oder, wie andere sagen, im Frankenland to Wurtz- 
1 konigen gekrönt) uitgetagen und alle die Romeiner uit den 
astelen, f orten deser Seiten Rheins verdreven, ire castra und 
ruinirt und der landen sich bemechtigt. Also dat [leerer Eaum\ 
jr die subjectie der konigen van Frankreich gekommen und 



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Die Chronik des Johannes Turck. 4J 

gebleven hei den tyden vorbemelten Pharamundi, Clodii Criniti 
Maerovei, Childerici, Clodovaei, der int jähr CCCCXCIX eine groit 
Schlacht hei Znllich (der tyt Tolhiacum genent) gegen die Deutsche] 
hielte, und dede in die meiste gefahr des streits die gloeften, wofer: 
gott ime die victori verleh enden, weite er alsdan dat christengloev 
annehmen, darin er von dem allmachtigen verhört und na erlangte 
victorien van s. Remigio bischoven van Rheims* gedoipt worden. 

Na dieses konigs Clodovaei affsterven hehhen seine söhne Childe 
hertus, Theodorus und Clotarius die landen gedeilet. Childebertus he 
hielt Frankreich, Theodorus ward konig van Austrasia, darunter begrepei 
waren die landen Metz, Elsass, Trier || Verdun, Tüll, Lothringen, Lutzel 
hurg, Arduennen, Limburg, Hasbania, Brabant, Gnlich, Geller, Clev( 
dieser seiten Rheins, ütricht, Hollandt, Sehelant. Und seiü also desi 
landen gebleven unter die konigen van Austrasia bis int jähr Christ 
631 , dat die wiederumb an Frankreich gekommen unter dei 
konigen Clotario II, Dagoberte, Sigisberto, Chilperico, Theodore un< 
anderen bis tot Carolum Magnum, der to letzt kaiser, konig in Frank 
reich, Austrasia und Germania was; der eik voelle kreigen gegei 
Widekindum in Nedersaxen gefuhrt hat, nit als ein romischer kayse: 
(weil er allererst anno domini 800 tom kaisern erwehlet), sonder ali 
ein konig van Franckreich, um die heidensohe barbarische volker ton 
christengloeven to bringen, und derwegen so voele stift und bisdumbei 
der ort fundirt und die heimliche westvalische gericht, oder wie mai 
sagt, vehemschepen angeordnet, auch die ruinirte borg to Nymegei 
reparirt. Hielte sich sunsten mehrndeils to Aachen, da er den schöner 
königlichen pallaat und dabei die schone königliche kirch gebauwet unc 
aldair anno Christi 812 gesterven und herlich begraven.|| 



Van Caroli Magni nachkommen und succession bis tot 
kaiser Ottonem 11^. 

Caroli Magni sehn Lodovicus, Pius genent, ward kaiser und 
konig an des vatters platz, regierte loblich, doch als er veilleicht tc 
gut und to lang levete, van seinen kinderen in custodia gesetzt. Dat 
den Franzoisen hern endlich verdroit, derwegen denselven erledigten 
und wiederumb in die regierung stelleten darunter aucb Balduin grave 
van Cleve mit gwesen und in recompens mit die Twent van keisei 



a) Ursprunglich hatte Turck „Mete** geschrieben, 
h) Die Ueberschrift mit rother Tinte gesehrieben. 



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Pie Chronik des Johannes Turck. 



45 



Adela concubini 



2* Judith filia Weiß 
comitis ^Itorfensis. 



rex Germa- 
Beyeren, Behexn, 
Franken, Saxen 
Rhein, f 876 



Carolus Crassus 
imp. 879. Post Lo- 
dovicum Balbum rex 
Franciae888. Posse- 
dit partem Lothr. 
intra Rhenum etRho- 
danum. Resignavit 
imp. 880 t 



Carolus Calvus rex 
Franciae ab Oce4no osque 
ad Rhenum. Imp. f 878. 

Mortuo Lothario fratre 

regnum Lotharingiae occu- 

pat deditque partem fratri 

Lodovico inter Mosam et 

Rhenum 



Lodovicus Caroloma- Judith 



Baibus III. 

rex et imp. 

880. Alexia 

regina His- 

paniae 



nu8 rex 

Proven- 

tiae 



rapta 

a Bai- 

duino I. 

comite 

Flandriae 



2) Lutgarda 
filia Welfi 

I 



Lodovicus 
naturalis 
rex Fran- 
ciae 



Carolus iSim- 
, plex rex 

t 884 
Richarda 
Angliae 



Lodovi- 
cus IV. 

imp. post 
fratrem 

•dux Lo- 



Lut- 
garda 
uxor 
Otto- 
nis 



Berta Ex 

ux. S. concu- 

Lu- bina 

thardi Zwenti 

comitis boldus 



I 

Lodovi- 
cus JV. 

rex Gerb. 

F. Henrici 
Aucupis 



Adelheidis uxor 

Richardi ducis 

Burgundiae 



Rodolfus 

dux Burgundiae 

rex Franciae 



tharingiae Saxonis Cliven- rex 



SIS 



Henricus 
Auceps imp. 



Otto L 



Lotharius 
rex t 9»6 



Carolus rex 
ultimus fami- 
liae 952. In- 

vestitus ab 
Ottone II. de 

Brabantia 

Lotharingia 
sed exclusus 

ab Hugone 
Capeto 



Theodorus dux 
Proventiae. 



Lodovicus dux 
Proventiae 



Hildegardis nxo: 
Balderici co- 
mitis Cliviae 



Everardus 
comes Cliviae 



S. Luthardufl 

Bertafilia Ar 

nolfi impera 

toris 



Hildegard 
uxor Theodo- 
rici IL comitis 

Hollandiae 



üiala data 
Roberto duci 
Nortmannorum. 
cum qua Nor- 
mandia. 



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Ferdinand Schroeder 

Iwich ward begiftigt, alwair er Oldenzeel die etat und dat coUe- 
m canonicoram gestiftet. 

Kaiser Ludwig starb anno 843 und Hess drie söhn, die unter 
{ ganz uneinig waren, und deden up ein s. Paiscbdag eine schreck- 
e bloedige Schlacht, darin meist alle die prinzen, heren und edel- 
i van Frankreich erlegt word, welchen streit ten lesten vergliechen 
B^estalt, dat der elteste kaiser Lotharius dat konigreich Austrasiam 

die landen tuschen Bhin und Maas solde behalden, und nennte es 
seinen namen Lothreich, avergaf den lesten dat reich seinen söhnen 

ward ein munch. Starb anno 855 (oder juxta Goloniensem [sc. 
onicam] 840). Der tweede söhn ^Lodovicus ward konig in Germa- 
1, als in Schwaven, Beiem, Bohem, Oesterreich, Franken, Saxen 

am Bhin. D6r dritte söhn Carolus Calvus behielte Frankreich bis 
der Scheid, alii sagen bis an der Maasen. 

[Es folgt im Manuskript der auf Seite 44/45 wiedergegebene 
mmbaum^ 

Kaiser Lotarius, konig van Austrasia oder Lothreich, verliet drie 
n: Lodovicum, Lotharium juniorem et Carolum. Ludwig ward na 
ser, doch anno 874 ohne manliche erven gestorven^ Lotharius be- 
It dat konigreich Lothringen, derwegen er mit Carolo Calvo in 
iten streit gekommen. Carolus, der derde söhn, ward konig van 
ventz und ein deil van Burgund. Als nun auch Lotharius junior 
871 abgestorven, hat der ohem Carolus Calvus dat konigreich 
hreich iure successionis eingenomen, wilches konig Ludwigen van 
•manien, dem anderen ohem, als eiteren oevel gefallen. Doch wor- 
diese sachen verglichen dergestalt, dat Lothreich gedeilet und 
ig Carolus Calvus van Frankreich darvan behalten solL wat tuschen 

Scheid und Maasen, konig Ludwig wat tuschen Rhin und Maas 
3gen, als Strasburg, Basel, Trier, Metz, Arduennen, Pruem, Stablo, 
SS, graifschaflPt Teisterband, twee deil van Friesland etc., welche 
ung Caroli Calvi söhn Lodovicus Baibus na affsterven des yaters 
[ mit eiden bestetigt. 

Nachdem nun selbiger Lodovicus Baibus anno 888 mit doit afP- 
ain, haben seine naturliche vorkinder Lodovicus und Carolomannus 

reich eingenomen und datselve unter sich gedeilt, damit sie es 
b desto beter behalten mogten, dat deill, des konigriches Lothringen, 
ihen die Scheid und Maasen, so oer vader und ohem beseten des 
sten konigs Lodovici van Germanien drien söhnen Carolomanno, 
lovico und Carolo Crasso (na keiser) gegeven. Und is also dat 
ze konigreich Lothringen an des konigs Ludovici van Germanien 



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Die Chronik des Johannes Turck. 47 

kinder gekommen, und folgends, als Carolomannus und Lodovicus beide 
geine ehelige lyfserven, dan Arnolfum naturalem ex concubina, yerlaten, 
an Carolum Crassum allein verbleven; doch behielte es nit lange, dan 
Tenunciirte anno 888 up dat romische reich und Lothringen tot behuf 
seines bruders Carolomanni natürlichen söhn Armüfum vorgenant, der 
die Nortmanner (so über 40 jähren lang diese landen schrecklich mo- 
lestirt, verhert, verbrant und verdorven) dan oick die Ungarn glück- 
lich uberwonnen. Liess || endlich dat romische reich seinem Sohn Lo- 14 
dovico, und seinem natürlichen söhn Zwentiboldo dat konigreieh Loth- 
ringen, der anno 890 dem stift und abdyen Weerden die herlicheit 
Yrijmersheim up den Bhin bei Muerss und anno iLucke] dem 
^ft Essen ire privilegia confirmirt. Doch ward deser Zwentiboldus 
durch kaiser Ludwich verfolgt und van den lothringischen prinzen 
und edlen anno 904 verschlagen, also dat ganze konigreieh Lothringen 
Qf den bruder kaiser Ludwig wiederumb gekommen. 

Wie das romische reich an die Deutschen kommen^. 

Anno 913 starb kayser Ludwig und succedirte hertog Conrad 
Ton Franken (der sein sester ter ehe hadde) sowol im kaiserdumb als 
konigreieh Lothringen; wilchs die lothringische stende und prinzen, 
insonderheit Raynerus hertog van Arduennen, nit weiten gedulden, 
weil Conradus nit vom stammen CaroU Magni were (cuius contrarium 
tarnen asserit Goltzius): derwegen dan Carolus Simplex, konig von 
Frankreich, allweil Conradus in Italia mit kreigsgescheften occupirt 
was, nam er Lothringen in sein gwalt bis am Bhein und satz Beine- 
rum generalgubernatom darover. || 1^ 

Nachdem aver konig Carolus von Roberto, hertogen van Aquitanien 
mit kreig angefochten ward, sucht er bei kayser Henricum L, Aucupem 
genant, umb hilf, die er oick erlangte und erhielte die victori gegen 
hertog Bobertum. Dartegen konig Carolus anno 924 kayser Henrico 1. 
dat deil Lothringen, so eertijts konig Ludwig van Germanien van Carolo 
Oalvo mit ein verdrag averkommen, restituiret und darto erlanget dat 
deil, dair nu Burgund Lothringen und Arelate is, und incorporirteii 
alles wiederumb dem romischen reich. 

Die Colinische chronic segt, dat konig Henricus toge to Bonn 
«ver Bhin und dair quam könig Carl van Frankreich und ward aldair 
die groite und lange streit gescheiden, die bishero gewehrt hadde, 
also dat Lothringen ant römische reich solte blijven und Carolus 



a) U§btrachrift mit rother Tinte. 



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Ferdinand ^chroeder 

kreich bebalden, und dat ward mit eiden und brieff befestigt 
esegelt. und sein also dese landen Guliob, Geller, Cleve unter 
•mische reicb wiederumb gekommen. || 

Doch na afsterven Caroli Simplicis bat sein söhn, konig Lodo- 
lY. unterstanden solche pacta zu brechen. Aver kaiser Otto- 
IS, Henrici Aucupis filius, brachte solchs avermals tom verdrag,. 
jaf Otto sein sester Gerbergam konig Lodovico IV. ter ehe. 
n ein söhn Lotharius geboren, der vermeinte im gleichen Loth- 
[ to recuperiren. Demselbigen begegnete kayser Otto IL aucb^ 
lat er musste renunciiren. Und damit fernem streit furgebauwet 
, machte kaiser Otto Lothringen tot ein hertogdumb und be- 
en damit Lotharii bruder Carolum, wilchs den konig sehr ver* 
und averfiel unversientlich den kayser binnen Aachen in sein 
t, das er musste entrennen. Doch erholte sich kaiser Otto und 
nit groiter kreigsmacht in Frankreich vor Paris, bis dese Sachen: 
b verglichen. Und sein also diese landen tuschen Maas und 
nach absterben des Stammes Caroli Magni endlich dem romischeiv 
unirt und bis noch to darbei verbleven. || 

De origine Cliviae et comitum Oliven sium *. 

N^u vorters to dem Ursprung van Cleve to kommen, man will 
i, dat Cleve ehetijts und lang dabevorn eine herliche stat öfte 
et gwesen, und dat solchs beschienen soll uit die oration, so einer 
lius rhetor in seinem vaderland to Cleve bei tyden beider kaiseren 
tiani und Maxentii in tegenwordicheit des oeversten van Gallien« 
I solde hebben. Dan als er von Bornen geschickt was, die schol 
leve to underrichtung der jugent to restituiren und vor sein ge- 
rne 600 sestertia waren togelegt, hette er die seinem vaderland 
en und to wederupbauwung der scholen verlaten, also dat die- 
Cleve der danksagung ein bild in scholis illis Maenianis ime to 
uprichten laten, wilchs allnoch in atrio et frontispicio palatii 
sis to sien, wie es der hochgelehrte her Stefanus Pighius in 
L Hercule Prodicio darfur helt und weitläufig darvan discourirt.H; 
[Es folgt im Ms. eine rohe Skizze des sog, Eumeniusreliefs.] 
In selvige oration lobet er sehr beide kaiseren, dat sie die Stadt 
, so van den Bataviern oeren naburen sehr beschädigt und under- 
xht was, so miltiglich betten wiederumb repariren und upbauwen» 
nennet sie stetz eine stat Augustum Cliviensium oppidnm, colo-^ 



i) Uebertrhrift mit rother Tinte. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 49 

niam et amicos Romanorum, lobet die auch van oere herliche || gehauw, 17 
templen, capitoUo etc. Dweil aver niterhalf dem capitolio, nu die borg 
(so ungetweifelt ein seer uralt stuck und rechte antiquitet van maur- 
worck), weinig van solchen gebauwen oder oich vestigia van alten 
mauren gefunden werden, ist nichts bestendigs darvon to schrijven, 
es were dan, dat durch affbruch des Rhyns, kreig, brand und lang- 
weiligheit van tijden solchs alles underkommen und verändert. In 
maten Justus Lipsius Pighii meinung hierin widerspricht und helt dar- 
fur, dat dieses Eumenii oration in Bourgondien und alles up die stadt 
[Lücke] to verstain sein. Wilchs doch Pighius furhabens gewesen affto- 
aletenen, aver durch sein afsteiven verbleven. 

Alsviel aver die particulier afkompste der hem graven und 
fursten van Cleve belangen duit, wird in den alden clevischen historien 
van etlichen gesalt, als dat vor Christi unsers heilands geburt twee 
gebrudere Valerius et Ursus van den ürsinergeschlecht uit Italia in 
diesen landen selten kommen sein und dat huis Cleve bewont hebben. 
Darvan doch geine || Sicherheit, weil die Ursiner ursprünglich oeren 17^ 
sit tuschen die Elb und Weser gehat und van dannen einige na 
Italien getagen sein. Darbeneven by tyden der Eomeinern diese orter 
nit bei erf liehe succession, sonder allein mit oeversten, vogten, ambt- 
leuden of, wie man nu spricht, gubernatorn besatt worden, bis dat der 
kayser Constantinus Magnus, als er den sitz des kayserdumbs gen 
Constantinopel transferirt in allen provincien Romischen gebiets ein 
ander gesatzt und Ordnung gemacht, dat nemblich alle landen, dorper, 
gebiet, stede, so den comitibus et ducibus belli, oick anderen uitgedienten 
alden kreigsleuden tot oeren underhalt in Galliis und anderen provin- 
cien assignirt waren, op oeren erven kommen selten, dat doch unge- 
tweifelt, als die Romeiner durch den Frantzoisen uit desen landen ver- 
dreven und vertilget, nit also gebleven. Dan die konigen van Franck- 
reich und oere groite hofmeisters, maiores domus et magni palatii 
magistri, als Pipinus de Landen, Grimoaldus, Erembaldus, Landrisius, 
Pipinus Heristallius, Carolus || Martellus, Eburonius etc. oeres gefallens 18 
in allen provinzien oeversten, amptleut, vogten oder gouverneuren aff- 
und anstelleten, oick alles administrirten. Wie sich dan befindt, dat 
Carolus Martellus dem heil, bischof Willebrordo, der mit dat christen- 
gloeve in diesen landen gepredigt, omnem rem fisci oder des konigs 
domeinen to Utert gegeven, und Eburonius anno septimo Theodori regis 
Franciae, dat is anno Christi 686 ungefehr, vor seine und seiner haus- 
frauwen Theodelindae sielen seligheit, item pro orationum lucro et 
missarum sollemniis (ut sunt verba) etlich voel erfguter und leut im 

Annalen des bist. Vereins LVIU. 4 



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Ferdinand Schroeder 

d Nutterden), im dorf Meri, sein andeil im Hammerbasch 
» DoDsbraggen tostünde, mit der kircben to Millingen, oich 
hof Willebrordo als vorstenderen der kirchen to Ryneren 
» ehetijts van Claudio Julio Caesare gebauwet) conferirt 
gegeven, oick bei peen 10 ff gölte und 20 ff silvers be- 
it to turbiren ; wiiehe und andere guder mit dem biscbof 
> an der kircben und abtyen van Echternach gekommen, 
nts dieselve van anderen invadirt und dem cloister Echter- 
Iten worden, hat kayser Otto im jähr 948 bevolen, alle 
im dorf Eyneren im Tubalgoue und grafschaft des graven 
rberurten cloister Echternach wiederumb to restituiren. 
sen allen wird stark vermutet und van hern Lauwer- 
gen, als dat Theodericus Ursinus und sein vader Daltho 
r diensten, so sie int hoff van Franckreich und Austrasia 
sn Dagoberto und Sigisberto geleistet, der ein grave to 
i vogt der kirchen to Constantz, der ander Theodericus 
aefecturam, ambt und gouvernement van Cleve und Ny- 
t hebben solten. 

vorgenant Theodorus Ursinus hat eine einzige dochter 
satrix gelaten, die do ter tytt to Nymegen up die borg 
), Und melden die aide gemeine historien, dat ein ridder 
ms mit namen Hellas van Grail, uit einen erdtschen 
schipf, (so durch ein schwain, mit || ein gülden halsband 
e) to Nymegen were ankommen, die edle Beatrix getrau- 
re wunderbarliche verenderungen mit der schwanen sich 
agen hebben. Dweil aver solche historie ganz frembd, 
lehr schwerlich den rechten verstand darvan begripen 
)en datselve vor ein gespens und so ein werk gehalten, 
Vfelusina geschreven (darvan noch die syrenes in Frank- 
werden), andere auch es deuten wollen de incubo, als 
in Engelland gesagt. Dan also schryvet Godescalcus or- 
arum d. Augustini in sno commentario super decem prae- 
»mites de Clyve dicuntur ab incubo procreati, sicut legitur 
bus etlemporibus memorabilibus, quod mortuis de Castro 
Huissen vel Hoesden) omnibus ad eum pertinentibus una sola 
>mitis Ultimi superstes fuerit iam nubilis et multum spe- 
luadam die iuxta flumen Rheni prope* Hossen cum puellis 
Dibulans vidit cygnum in catena aurea et trahentem navem 
Q navi iuvenem || venustissimum. Quo litus ascendente 
i abduxit et iuvenis in castris colligitur et honeste tracta- 

ropo. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 51 

i;ur. Tandem puella gratiis eius capta illi* matrimonialiter copula- 
-tVLY interposita prius pactione, ne unqnam quaereret ab eo qnis esset 
aut unde venisset. Generavit filios et filias. Sed pnella tandem de 
eius amore nimium confisa, nnde yenerat sciscitatur. Qui respondit: 
amodo me non habere poteris. Ad litus ergo unde venerat regreditur 
^t a cygno cunctis yidentibus navi recipitur et abducitur. Et sie pro- 
genies de Clive fuit reparata et usque hodie in omnibus munitionibus 
-suis cygnum habens generis sui monumentum/* Wilches alles doch lauter 
irdumb und avergloevige dwalunge. Dan geschwiegen, dat buten 
Ordnung der naturen gein minsch geschapen wird, so ist doch der tyt 
der christengloeve lang tovorn in ganz Franckreieh gepflanzet und in 
■diesen landen gewesen. Darbeneven dieser stamm und geschlecht von 
Helia aver die 500 jaren continua successione, ja auch die descendente 
van die letzte dochter van Cleve bei dem stam van der Marck aver 
•die 240 jähren || geweret (behalven die erven so noch davon für- 20 
banden) und alle gottesfurchtige, ja einsdeils heilige, insgemein lob- 
liche hern, graven und fürsten gwesen, die so viele kirchen, stift und 
-cloister gestiftet und gebauwet, also dat van solche impia generatione 
Ursprung und herkommen ganz nit to praesumiren. Nu helt es vor- 
^erurter Pighius in seinem Hercule Prodicio darfur, als dat Helias ein 
Eomeiner van uralden alten stam und geschlecht Aeliorum und Aelius 
<jracili8 genent solte sein gwesen, weil Tacitus lib. XIII. annalium oick 
•einen Aelium Gracilem designirt, der Galliam Belgicam administrirt hette, 
und dat uit den *selvigen stamm und geschlecht deser erste grave 
Aelius Gracilis und nit Helias van Grail genoempt solte gwesen sein, 
•der beneficio legis Flaviae Constantinae in desen landen einige herli- 
ch eiden domeinen und guder angeervet und den besit antonehmen dieser 
ort solte gekommen sein, dweil aver diese landen unter gwalt || der20^ 
Francken und Galliern, so der Komeinern doitfeind waren, dat darumb 
•43elviger Aelius Gracilis uit furcht und der gefahr halven seinen rechten 
stammen nit hette apenbaren willen. Belangen die schwan, solches 
seie ein poetisch gedieht und darvan erst herkommen, dat Aelius ein 
bildnis van einer schwanen tot ein glucklichen teiken, quod nunquam 
mergitur undis, up sein schip gesatt, dan oik, dat die Romeiner der 
heidenschen goddinnen Yeneri den schwain toeigneden, und also Hy- 
menaeum Comumque festivos deos hanc fabulam condidisse eamque 
nuptialis agonis ludicrum argumentum heroico matrimonio subministrasse ; 
wie bei den Homero, Ovidio, Virgilio der historien voel sein, darunter 
ein ander verstand oder groite sachen verborgen, ofte emmers die suc- 
«ession van groiten prinzen herlich gemacht wird, gleich die historia 

a) ibi. 



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Ferdinand Sohroeder 

od Eemo, item van dem Longobarderkonig^ Agelmundo 
einem wyber 7 kinder fand, so van einer unehe||liger fran- 
agt zur weit geboren und im water geworpen. Als nu der 
eu nnd seine lanz dama nitgestochen, hat ein kindt sich selfs^ 
n nnd is datselve dama konig van Longobardien worden, 
stende natodencken, weil umb dese tyt die Frantzoisen 
ßherschten, die Romeiner aver ganz und all verdreven 
k der konig van Franckreich oder die groite hofmeister 
leodorum Ursinum tot ein vogten ofte regenten dieser 
vofern dan war, dat Daltho grave van Tourgauw und 
hen to Constanz dieses Tbeodori vatter gewesen, wie 

so mogte deser Helias uit der landtschap Gralitz, ofte 
radis bei Constantz in Turgauw (da die Romeiner auch 
astra gehat und nu tom cloister gebauwet) seine her- 
lebbe und also als ein naher blutsverwandter und veil- 
erve den Rhin hinaf to schip kommen sein, darup die^ 
ier schwanen pro insigniis gestelt, daher die historie 
9 van einer schwanen getagen, gleich man poetice sagt i 
tur magna. Und als nachderhand Helias in dem Pire- 
und moraschen tegen die Saracener gebleven, dat da-^ 
;en will, er seie nit wedergekommen, wie dergleichen, 
d konig Artus van Britannien wird geschreven. 
dem leser genug sein, dat, wie Helias seine huisfrau 
seinem herkommen weiters nit zu inqpuiriren, auch sich 
, sonder allein dafür halten, dass er einen edlen fur- 
jschlechts mus gewesen sein, dass er tom graven dieses 

gestellet worden. Wilchs auch nit frembd, weil die 
Diehr gewesen dan nu, indem sie auch in siegel und 
sin iren daufnamen setzten ohne femer titel oder ge- 
i literis Ottonis imperatoris stehet || schlechtlich : ,Her- 
ier fundation Elten (und) Cranenburg steit allein: ,Balderi- 
ndatione Essen : ,ego Ansfridus', in dotatione der kirche» 
roinus' etc. 
)idis sive saxi antlqui, quae iufra altare in ecclesia 

de Ryneren habetur: 
I CAMVLO SACRVM PRO SALVTE .... 
)l CAESARIS V. G. GERMANICI IMP. . . 
?EMI. QVI. TEMPLVM CONSTITVTVM..1 
der Seite ist unbeschrieben. Es folgt dann die Chronik 
hhuren^ 

:onlg. 

Ida, a.a.O. S. 251. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 53 

S upplementum 

chronicae praecedentis ex registris aliisque penes 

cancellariam 

Clivensem asservatie scriptis obiter collectum 

per J. T. 8 ecr. et r.* 

circa annum domini 1607 

<$ompletum nsque ad obitum illustrisslmi prinoipis domini 

lohannis Wilhelmi dncis Cliviae, luliae etcA 

Anno 1452 rebellirden die van Gendt tegen hertog Philips van 1 
IBurgnndien, dardeur hertog Philips verursakt warde, dieselve mit groite 
kreigsmacht antogreipen. Herto sein hertog Johan van Cleve und her 
Adolf van ßavenstein seinen® oehmen mit einen reisigen hop volks 
to hulp kommen, und geschach darna up S. Yiti dag ein opentliche 
feldschlag, darin over die tweedusent burger van Gendt gebleven, 
•und also dat uproer dotomalen gestellet ^. 

Im selvigen jaer 1452* sein die grave van Benthem, die van 3 
<jemen und andere mehr fiand worden der stadt Munster, der sich^ 
hertog Johan beigepflichtet und vorbenanten hern entsagt. Als aver 
her Johan van Gemen sich mit seiner f. g. wederumb versoenet, is er C 
im jar 1455 mit dem huis Gemen und aller seiner tobehor belenet, 
wie er solchs anno 1444 van hertog Adolf, und dabevoren int jaer 
1280 Godtfridt und Goswin van Gemen, vader und söhn, und dero 
vorelderen van den vorhern graven to Cleve oick to lehen ontfangen, 
mit conditien, {| wofern her Johan van Gemen in einige fiendtschap 1 
tegen Cleve sich wiederumb wurde uplehenen, dat er bei den ontsegs- 
brieven twee dusent goldgulden togleich solde erleggen. 

Bei die vorgainde beschrievong (fol. 92) is verhaelt, wie dat deser 
hertog Johan im jar 1444 in streit und veheden mit Colin geraden, 
und wie dat seine f. g. die van Soyst in schütz, schirm und protection 
und die helfte van der stadt Santen mit gewapender band eingenomen. 
Nu hebben dieselve anno 1449 in profesto purificationis Mariae dat 
richterampt van solche helfte vort Johannen Spycker bevalen, darna ^ 

a) Von späterer Hand ist der Name „Turck" ausgeschrieben und das r. durch eine Ab- 
kürzung zu reglstratorem ergänzt. 

b) Die Worte completnm — eto. sind von späterer Hand geschrieben. 

c) Urspr. stand oereo. 

d) Urspr. 1552, corrigirt mit rother Tinte, womit der Verf. am Rande den Inhalt und 
bisweilen die Quellen sehrieb. 

1) Am Rande der Handschrift befinden sich von hier ab Signaturen, 
z. B. XV, 177; XV, 39; Cap. (d. i. Capsula) R. etc, welche auf die einzelnen 
Abtheilungen des alten klevischen Landesarchivs hinweisen. 



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54 Ferdinand Schroeder 

oick folgentz im jähr 1451' dem capitel van Santen Privilegien iin£ 

XY. seiner f. g. hoffmeistem in der tyt in allen saeken active nnd passive 

^^to einen rickter gegeven, damit sie mit einigen geistlichen rechten nit 
beschwert wnrden, oder aldair recht durften versncken, und solchs bis 
to seiner f. g. wiederseggen und mit nitbehalt dero eignen sachen. 
Darbeneven int jähr 1452^ der Stadt Santen verscheidene Privilegien 

132 insonderheit van dem raits - cbnr 11 nnd den banwein vor eine sekere- 

r^J^-'somma van pennongen verlehenet. 

Dweil auch Colin die geistlicheit in beiden landen Cleve nnd 
Marck mit den geistlichen bann und andere Sachen hoch beschwerden^ 
so heft hertog Johan in maio anni 52 den coUegien Santen, Eees^ 
Embrich, Cleve, Cranenburg nnd Wissel, vort allen anderen geistlichen 
gelavet, die tegen den Colinischen bann (to) handthaven. Und schrijvet 

XV.daima int jair 1453 an die papschap in dem lande van der Marck,. 

J^^ dat sie die appellation in causa decimamm tegen Colin mit den geist- 
lichen des lands van Cleve solden verfolgen. Dairbei s. f. g. die wolder 
verdedingen uit ursake, dat der Colinischer fumemen tegen die swone^ 
und dedinge overmits den cardinal s. Angeli deden strecken, als 

XV.oich alle der Colinischen guedere in den landen Cleve und Marck in 

^""toschlag domals gelegt wurden. 

XVI. Nu hat bischof Ditterich van Colin nit rüsten kunnen, sonder 

' tegen die vorgemelte des cardinals s. Angeli to Mastricht gededingter 
Vereinigung und concordata die van Soyst vor und na vielfaltig be* 

132*' dränget und nit leiden wollen, dat || inen einige victualia wurden to- 
gefuhrt. Dartegen hertog Johan anno 1455 und 57 dergleichen tegen 
die Colinischen in beiden landen Cleve und Marck doen verbieden. 
Noch hat bischof Deiderich die stadt und burger van Santen, als of sie 
an Colin unfreund und maineidig weren geworden, to Romen an den 
pauws Pium II. dein verklagen, oik so weit bracht, dat der cardinal 
Zamora in macht seiner commission der stadt Santen, doch ungehoirt^ 
sub censuris ecclesiasticis dem stift Colin to gehorsamen gebaden. 
Darvan sie anno 1459 den 14. iulii an den stul to Romen appellirt 
und voele treffentliche Ursachen, wairdeur sie sich dem furstendumb 
Cleve also geheel undergeven moten, darin angetagen. Dergleichen 
fulmina sein oick tegen diesen hertog Johan uitgegain, wilche doch 
c«p. B. folgents durch eine andere buUa im selvigen jähr 59 wederroepen und 
upgeheven sein. 

Middlerweii dat dese saken mit Colin also verliepen, sein anno 

133 1450 etliche schelinchen tuschen || den rait und gemeinte der stadt 

a) Vrapr. 1551, korrigirt mit schwarzer Tinte. b) Ursprünglich 1552, darüber 4^ 



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Die Chronik des Johannes Turck. 



55 



Wesel entstain, die hertog Johan niedergelegt, als oik etliche ge-xv.95 
brechen tnschen s. f. g. und der stadt afgemacht worden. XVI. 

Anno 1451 hebben s. f. g. dat fraterhnis binnen Wesel van voelen 
beschwemissen gefrijet, als dama oik anno 53 hertog Johan II. XV. 
dieselve in seine protection genomen und oen freiheit np allen tollen ^* 
gleichs der Stadt Wesel gegeven. XX. 

Anno 1452* hat hertog Johan dat schlot und huis Diedam 
einnehmen nnd folgentz graf Vincentio van Mners einruijmen laten. 
Und is to weten, dat dabevoren im iahr 1447 die renten van Diedam XIII 
mit dem kirspel und dorp van Beeck denr hertog Adolfen an die hern 
van dem Berg verpandt worden, darover anno 1568 nyhe verdrag 
gemacht. 

Im selvigen jar 1452 hat Goswin Steck, erfmarschalk des lands 
van Cleve, sein schlot und hnis Loe tot ein apenhnis des furstendumbs XV. 
Cleve gemacht, folgentz anno 1470 seine executores testamentarii huis^^^- 
und herlich eit Loe sampt den kirspel Walack erblich an Cleve ver- 
koecht.ll 133b 



Hylich hertog Johans van Cleve mit frau Elisabethen 
van Burgundien gravin van Estampes Nyvers etc. 



Johan, konig 

in Franck- 

rych 



Louys le Malin graf 

van Flandren, Nevers, 

Rethel 



Carolus rex Philippud - 
Franciae hertog van 
Bourgondien 



-Margaretha erfdochter van 
Flandren, Nevers 



Johan, hertog v. Burgund. Antonis . Philips, grave 

graf van Flandren. Marga- hertog v. van Nivers 

retha, hertog van Beyern Brabandt Bona van Artois 
und Holland i 



Philips v.Bur- Maria v. Bur- 

gomdien gundien her- 

togin to Cleve 



Johan, hertog 

to Cleve, grave 

V. der Marck 



Carel, graf 

van Nyvers 

ohn erben 



Joh. v. Burgund, grave 
van Estampes, u. na doot 
seines briiders grave van 

Nivers, her va n Dourdan 

1* uxor 2a Paula de 

Jacoba Broche con-, 

d'Ailly, fille tesse de Pont- 

Vidami ruvc 
d'Amiens 

Elisabeta van 

Estampes u. 

Nivers a 



a) 1552. 

b) Ea folgen die mit der Feder skizzirten Alliamwappen von Kleve und von Burgund-Nevers ete. 



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Ferdinand Schroeder 

Anno 1455 den 27. martii ist der hylich beslaten tuschen Hertog 
n van Cleve und frauw Elisabeth van Bourgoindien, einige dochter 

Johans van Burgundie^, Nivers, Estampes und frauwen Jacoben 
Ailly, graven etc. Und sein darmit in hylichsgave ver- 
shen die herlicheiden Polre und Eegiersvliet, Cayen, Boulencourti, 
rouart (offte Vosbrugg), Schweinlandt, Engelmunster und Vive mit 
itie, in gevall hertog Johan van Burgundien und frau Jacoba noch 
:e söhn bequemen, solden hertog Johan van Cleve und frau Eli- 
th darmede afgegudet sein. Dair sie aver dochter gewonnen, solde 
elven frei stain die vorbeuoembde herlicheiden an sich to behalden 

aftostain ofte die wederom intobringen und dan gleich mit to 
n. Imgleichen soll es gehalden werden, wan her Johan van Bur- 
ien ter tweeder ehe schreiden und kinder gewinnen wurdt. Doch 
m frauw Elisabethen oer ins primogeniturae und der moder guder 
n voiruit behalden. Wat verenderung nu darin gefallen, und wie 
bertogdumb Nivers an dem huis Cleve kommen, darvan soll herna 
ers gesagt werden. Als der hylich vollnbracht, ist hochgemelte 
in am 4. maii to Cleve ankommen und aldair mit groiter freuden 
lieh ontfangen, darna in den steden Cleve, Calcar, Santen, Wesel, 
I, Embrich, auch to Monderberg van hertog Johans f. moder und 
uderich van s. f. g. mohn, jonffer Catharina van Cleve, mit sonder- 
r freuden tractirt. 

Im selvigen jähr 1455 dede Rudolf van Diepholt, bischof to 
t, mit consent des stuls to Eomen eine bedesteur van seine geist- 
it fordern, darin dieselve sich stark weigerden, und to lest so 

kommen, dat der gemeine man der geistlicheit togefallen und 
en die stadt Utert ein groit tumult entstünde, als dat der bisehoff 
^oUenher sich begeven und uit schweermodicheit afgestorven. An 
hes platz Gisbert van Bredenrodt, probst, wiederumb gekaren. 
ßhs doch folgentz paus Calixtus cassirt, und up befurderung hertog 
psen van Bourgoindien sein naturlicher söhn, David van Bour- 
t, tom bischoven gestellet. Damit nun solche provision executirt 
len mögen, is der vader, hertog Philips, mit hertog Johan van 
e, hern Adolfen van Eavenstein, die graven van Nevers, Estampes, 
n, Mirle und Bochem, hern van Croy, Crecquy und anderen für- 
liehen hern, als oick seinen söhn Carolo graven van Charelois 
iem Stift Utert getagen. Als nu der erweiter van Bredenrodt 
jn, dat er geinen wiederstand doin kunte, hat er durch unterhand- 

hertog Johans van Cleve up syne election renuntiirt, dartegen die 
stijeu in der dumbkirchen und s. Salvatoris to Utert, die prabstie 



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to s. Donai 
leuwen vor 
mit seinem 
derisie und 
Wschofsstue 
denselven, 
•den, is herl 
lang hart b 

Anno 
Philips vai 
•der Holland! 
erlegt, also 
tog Philips! 

Anno 
Utert ein c 
klerken, is 
gemacht un 
Onadendail 
und die ca 
mit bewillii 
bergordens 
beseten bis 
mitz oer cL 
wiederumb 

Anno 
Tan Cleve 
herrn und 
und wie es 

Anno 
to Elpe, to 
dem haus C 
dem rentm( 

Anno 
Bourgoindii 
deils die e 
lyck alsoll 
1452 Consti 
mit dem ei 
oich besehe 

a) Ursi 



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Ferdinand Schroeder 

Anno 1460 hat frau Maria van Bourgondien, hertog Adolfs ge- 
il und witwe, dat cloister Marienbauna ordinis S. Brigidae uit oeren- 
itgnderen fundirt und gebauwet, dat allein tovoren ein capell und 
irie to sein plag, geheiten an gen Trappenboem, welch cloister 
;og Johan in seine protectie genomen und mit freiheiten privilegirt. 

Dese frau Maria, hertogin van Cleve, is anno 1463 am 30. octobris 
:orven und bei iren hem gemahl hertog Adolfen im Carthuser- 
Bter up gen Grave begraven.|| 

Wie die grafschaft van der Marck wiederum an 
Cleve gekommen. 

Anno 1461 pridie exaltationis s. crucis, den 13. septembris, is 
:orven graf Gerhard van der Marck, hertogs Adolfs bruder, sonder 
nerven, der in seinem leven hochgemeltem seinem bruder, und dem 
tendumb Cleve viel unruh vrrursackt, dan er sich stetz mit den 
nischen gehalden. Und sein also nu dat land van der Marck, der 
iglerhoff binnen Colin und wat oen in bruderscheidung togelacht 
esen, wiederumb an Cleve kommen, uitgenomen Kayserswerdt of 

verschryvong, so graf Adolf und hertog Adolf darup gehadt^ 
che statt die Colinischen in oeren besitt de facto under schein 
ges koeps behalden, der doch van wegen dem vor und na mit 
'Eberharden upgerichteten verdrägen und sunsten van geiner wer- 

was. Und als der grave van Muers mit mehr andere herm tot 
hen sterffall mit forderung hadde, so h ebben Cleve und Muers int 
' 1463 tegen Colin sich verbunden und dama sich verdrägen, dat 
ler f. g. twee deil || und greven to Moers ein deil tokommen solde 

den 18000 goltgulden, darfur graf Gerharden van der Marck die 
te van der stadt, toll und ampt Soins anno 1454 verpandt was, 
: van den 850 und 1500 golde gülden, so oen an demselven onder- 
it verwiesen; item van den brieven so hertog Johan dem van 
>rs upgedragen und graf Gerhard dem hertogen van Lothringen 
:ergelaten, also dat Muers up graf Gerhards versterf und halve 
►rderte erfschaft renuntiirt und vertegen. Und sein folgentz an 
re 20000 goltgulden vor solche achterstendige pandgelt und schuld 
graf Gerhard up Soins van bischof Deiderichen van Colin ver* 
•even waren, uitgericht, dartegen seine f. g. up Soins endlich 
tirt. Von wegen solchen versterf s ist Everdten van der Marck 
5h seine f. g. dat hüls Viellgeist, item dem cloister to Hoirdt ex 
amento comitis Gerardi und in ansiehung er und hertog Johan 



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Die Chronik des Johannes Turck. 5^ 

ieder eine natürliche dochter darin hadden, der hoff to Schuren ge- 
geven.ll 

Anno 1463 ist eine einignng nnd verbnndnus tuschen hertogl3^ 
Johan van Cleve und der statt Colin upgericht, darin den underdanen 
ten beiden seiden vehelicheit verlehent und veraf scheid et, dat iederen 
recht ßolde wiederfaren. 

Anno 1464 als tuschen den erzbischoven van Colin und hertogen X\ 
van Cleve nu etliche jareu hero viel kreig und unruhe sich verhal- 
den und bischof Dederich van Muers anno 1463 12. februarii afge- 
storven, so is toletzt ein swoen und verdrach gemacht tuschen bischof 
Eupert van Colin und hertog van Cleve van allen oeren gebrechen, 
als dat Colin bei Kayserswerdt, Biltstein und Vredenboroh und Soyst 
bei Cleve* und Colinische helfte der stadt und ampts Santen blyven, 
und wat ein ieder domals inhadde, behalden, und der verdrag oerer 
beider leven lang dueren soll, und dat na oeres eines affstervung ein 
ieder seine furderung tegen den anderen offte seinen nakomlingen weder 
suchen und furnemen sollen mögen, und welcher gestalt darin to 
procediren.|| 

Im selvigen jar 1464 hertog Johan glait gegeven, umb s. Vic-13i 
tors käst und reliquien to Santen to dragen, darto seine f. g. mit drien 
jongen hern Johans, Philips und Engelberten sampt ritter und landt- 
schap beider landen Cleve und Marck in oere gewehr und rustung 
und tosamen uit desen und anderen landen over die tweemal hondert 
dausent minschen erschienen und groiten offer gedain, dat dergleichen 
nit mehr gesien worden, üairbei oick voele miraculen durch die 
gnad und kraft gottes, qui in suis sanctis est mirabilis, beschehen. 

Van oneinicheit, kreig und groite verenderung, so in dem 
furstendump Geller entstanden. 

Int jähr 1459 hat Arnold hertog van Gelder einen landtag to 13J 
Arnheim gehalden und van den landen Gelier und Sutfen eine steur 
und bede to underhaldung seines Standes gefurdert; wuchs sie nit 
allein geweigert, sonder oick hertog Arnolden beschuldigt, als dat 
durch sein unnutlich verdoin und quade administratie dat furstendumb 
und die landen belast und beschwert wurden. Derwegen dan tuschen 
hertog Arnold und seinen söhn hertog Adolfen (so neawlich uit dat 
hof van Bur^oindien weder to lande kommen) sampt den Geldrischen 

a) Der Verf. achrieh Cleve bei Soyst und Tcorrigirie dieses durch die mit rother Tinte 
darüber geschriebenen Suchstaben b. a. 



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60 Ferdinand Schroeder 

stedten eine groite Uneinigkeit, wiederwill und ki 
oick die stede in twee partheien sich verdeilt hebb« 
Venlo, Geller, Grave an hertog Arnoidts, die v 
hertog Arnold dat Privilegium van den wynstapel 

139^ tegen eine somma van pennongen || up Dordreckt 
anderen steden an hertog Adolfs Seiten sich geha 
verenderung, roiff, mord, brand, vehd und feiends 
ten lesten durch underhandlnng hertog Philipsen v 
hertog Johans van Cleve int jähr 1460 ein swoen £ 
niedergelegt und alles befridigt; also dat folgenta 
vielen Geldrischen und Clevischen edelleuden over 
getagen und seine devotion aldair gehalden. Als er a 
gekommen, [hat er] tegen seines vaders hertogs An 
mar und Arndt Prange gebruder, die bei dem vadi 
van Cleve in groiter gnade waren, van wegen eines 
schlach onthalsen laten. Dardurch der unwill, so d< 
tegen oen gehadt, wederumb angefangen to wach 
gefolgt, dat hertog Arnold t hern Gerharden van 
140 dochter an seinen neven hern Friderichen van Yss 
und damit die herlicheiden Buren und Bosing zu 
gegeven, welchs dem söhn hertog Adolfen und ( 
seer verdroten und verbitterden, also dat sie te 
boesen upsat by hertog Arnolden to Graye (da er d 
under einen verdeckten freundlichen schein getagen 
up heil, drie konigenfest etliche dage sich frolicli 
söhn hertog Adolf up de veirde nacht seines v« 
braken und denselven, weinend und schier nacket, 
tabbert allein bekleidet, in groiter kelde up eii 
hangend, mit behelf hern Friderichen van Egmoi 
weggeführt, ein iahr up Lobith und vijff iahren 
Buren (so noch nit transportirt was) schmeheli( 
gottes und die natur gefangen gehalden, oick ged 
rung und dat furstendumb Geller overtegeven, i 

140b oerer huld und eiden to ont8lain.|| Von welcher 
diesem vers begrepen: 

peCCaVI In ConspeCtV aLtlssIMI» (= 
et in hoc: 
CaptVs CVM Lepore CoCVs* (= li 
Es hebben der pauws Paulus II., der kais 

a) Die zählenden Btiehstaben sind mit rother Tinte geschrieben 



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Die Chronik des Johannes Turck. 61 

hertog Philips von Burgundien, hertog Johan van Cleve als der oheim^ 
oik andere mehr chur- und fursten sich deses ärgerlichen werks sehr 
angenomen und durch iren gesandten hertog Adolfen vermahnen laten, 
sich anders to bedenken, den vader to relaxiren, und da er denselven 
nit geheel wolte restituiren, tom wenigsten ein ort lands eindoin. 
Welchs alles bij oen nit helpen willen, also dat hertog Johan van 
Cleve, Wilhelm bruder tot Gelder her van Egmund, Johan eltste 
söhn tot Egmond und Gerhard her van Culenberg sich tegen hertog^ 
Adolfen verbunden und dat land van Geller mit roif und brand viel- 
faltig beschedigten, wie sie dan dat dorp Weez spoliirt und tot ein 
schrecken || damegst beigelegenen Geldrischen steden ganz und all, 1 
uitgenomen die kirch, verbrant. Und dweil die van Nymegen die 
furnembste ursach mit waren van solcher gottloser erger lieber gefeng- 
nus, sein die Clevische für Nymegen geruckt und einen royf van 
etliche dusent schaif geholt. Als aver die burger in groiter mennichte 
uit der Stadt gefallen, die to beschudden, hebben die Clevische uit 
oeren vordeil dieselve dermaten angegriepen, dat etlich viel dern doot 
gebleven und over die 400 mit up Cleve gefangen gebracht, die rest 
verstroiet. Dat gestal van dem jar ist in desen worden: 
ConCVLCatl CognoVerVnt Me» {=1466), 
Folgentz in martio tog hertog Johan vor Goch und belagerte 
die Stadt. Doch als ein graf van Bentheim (so dem fursten insonders 
lief was) darfur ward geschaten, is mit dem beleg upgebraken. Darna 
am 18. martii sein over die 70 burger van Doetinckhem^ van den 
Clevi sehen uit der Stadt Embrich durch einen || loesen anschlach van 1- 
wynvatern, so mit water gefüllt und over land na Wesell gefurt 
worden, gefangen und etliche erschlagen. Hinwidder hebben die Gel- 
drischen in augusto einen an schlag up Cranenburg gehadt, der oen. 
gefeiet. Als oik hertog Adolf ein deil furnembsten ^ymegischen 
burgemkinder uit geschickt, umb des hern van Ysselsteins land to be- 
sohedigen, sein die mit dem roif to Gorrichem achterholt und ins 
Grevenhage (dweil die grafschaft Holland damit beleidiget) öffentlich 
executirt, wilchs den van Nymegen am meisten leid gethan. Hirto 
hat hertog Johan ein blockhuis bei Nymegen, die Putkup gnant, mit 
gwalt erovert und verbrant, darin hertogs Adolfi geheimer rhait Ar- 
nold Portman mit umbkommen. Nu sein oick die Geldrische reuter 
uit Goch gefallen und etliche bauwhof in Udemerfeld gebrant und die 



a) Die zählenden Buchstaben mit rother Tinte. 

h) Am Bande gibt der Verf. mit rother Tinte als Inhalt an: burger van Dui8- 
borgh gevangen. 



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\ Ferdinand Schroeder 

lesten weggeführt. Tewelviger tijt schickten die vier chnrfürsten 
entz, Trier, Colin und Paltz oere gesandten hinnnder, nmb dese 
ken to vergleichen. Bei diesen gesandten hat hertog Johan solchen ein- 
11 geklagt, und ist darup den Geldrischen die restitntion operlegt 
id ein anstand van dreien^ monaten gemacht. Middlertijt umb licht- 
is hebben sich die beide fursten Cleve und Gelder versoenet; dabei 
trdragen^, dat hertog Arnold relaxirt und to Buren, Lobith oft in 
ideren steden mit seiner gesellinuen na seinem st^nd van sein söhn 
irtog Adolfen underhalden und oen togelaten werden solte to gain, 
eiin, jagen, doch overmits upsicht van einige personen bis to der 
tspraken hertog Carls van Burgoindien. 

Anno 1468 hebben sich erzbischof Rupert van Colin und hertog 
iolf van Geller tegen hertog Johan van Cleve verbunden, int land 
,n Cleve mit heersmacht to trecken und nit to scheiden, bis sie die 
Ifte van Santen, Soyst, Aspel und Bees vor dem stift Colin und 
achtendunk, Embrich, Lymers und Reichswald vor dem fursten- 
mb Geller wiederumb einhedden. Dartegen ist pridie Lambert! 
1 verbundnus tuschen Cleve und Munster beramet, darin vergliechen, 
t Dülmen und Stromberg dem stift Munster van den Clevischen 
iederumb overgegeven werden solte etc. In deser viehden hebben 
Q Clevische mit todoin des hern van Egmond die Stadt Doesberg 
iversehentlich erovert. Hertog Adolf is mit 8000 man in dat ampt 
iem gefallen und datselve mit brand, royf und mord erbärmlich 
rherget und verdorven, darbeneven die Stadt Waohtendunck mit to- 
md bischofs Ruperti belagert und, dweil darin mangel van viotualien, 
Bselve sehr geengstigt. Dartegen hertog Johan mit 2000 to perd 
id 9000 to voet sich gerust und Wachtendunk mit starker band gespieset, 
ch int intrecken sich der landweren nit gesichert, wie etliche seiner 
g. freund und diener gern gesehen, up seine vorgainde victorien 
id krigsmacht to viell vetrauwende; welchen pass die Geldrische 
iddlertijt besät und die landwehren upgegraven. Als nu hertog 
han in der Wiederkehr nit durchbrechen kunnen und hertog Adolf 
it allen sein volck in sein vordeil gehalden, is es to einer blodiger 
lilacht geraden, die van den morgen umb negen uren an bis to den 
ont gewehret, dat ten lesten die Clevische die flucht nehmen moten. 
;rtog Johan quam binnen Colin, allwair seine f. g. van der stadt 
) derselviger und dem huis Cleve stetz woU to gedain gewest) trost- 
h entfangen, auch mit dero und frauwen Sophien, hertoginnen van 

a) UrsprüngHch drle. 

b) Am Bande notirt der Verf. mit schwarzer Tinte 1467. 



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Gulich und 
•angelangt. ] 
Toet Verwu: 
Bornhem er« 
und twee ^ 
Toel to beid 
gen Sandt, 
Straiten to^ 
vieler riddei 
lange jaren 
<dat jaer in 

Dese I 
<lat Gelder i 
Tort unter t 
wendet, dan 
Dan« nit lanj 
Muers tusch 
«einen nevei 
restituiren u 
«ampt seine 
«ölte, als oi( 
tendunck, S 
niedergewor 

So is 
Ropert alle 
Tan Cleve g( 
interponirt), 
«ich, dat 8. 
helffte der 6 
•dat die ge 
Terhort, itei 
■die renten "v 

Ferner 
Geller meh] 
<lartu8chen ^ 
up dat haus 
mit Colin u; 

a) Die Zi 
^r^unmSf hier ni 

b) Am 1 



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Ferdinand Schroeder 

tt tegen Burgnndt, Cleve, bischof David van ütert und denen va» 
mdt practisirt; darvan die brief durch eine Clevische dienstmagd 
jiner furnemen frauwen to Nymegen gefunden, an bertog Joban 
ich overgescbickt worden. Die seine f. g. vort mit etlichen clag- 
en over bertog Adolffen, dat er tegen den upgericbteten friden 
idlet, an bertog Carl van Burgundien laten gelangen. Do nu 
^ Carl dese conspiratie verstünde, oik sunst tot liberation bertog» 
Idi van beiden pauwsen Paulo II. und Sixto IV. underscbeident- 
vermanet was, bat derselve bertog Jobann van Cleve und bertog 
'en durch den bern van Borgues erst up Gendt, und als bertog 
F nit kommen wolde, oen tom tweidenmal gen Hoesden durch 
berolden bescheiden und forderen laten, dahin er sich tom lesten 
^en. Als er aver vermirkte, dat die gemuder tegen oen alienirt 
I und dem landfrieden, wie man segt, nit vertrau wen durfte, is 
iwee peerden allein heimlich darvan gereden. Den bertog Carl 
itinenti dede na eilen und acbterbolten denselven to Namen. Und 
also to Villvorden in custodia hingesatt, bertog Arnold aver up 
ven und bevel seines sohns anno 1470 in vigilia nativitatis Christi 
irt und bei bertog Carln van Burgoindien bracht, der oen mit 
ir ehren berlioh ontfangen. Der söhn bertog Adolf weiten seinen 

nit ansprechen noch sehen, und ofwol durch guitliche uitsprack 
^s Caroli erkent word, dat der söhn bei possession und regierung 
Purstendums Geller solte verbliven, dem vader allein die Stadt 
3 mit 6000 goltgulden jarlich to seinem underhalt laten*, so 
och der söhn solcbs nit allein afgescblagen, sonder oick mit hosen 
►sen Worten sich laten vernemen. Daher dan, und van wegen 
iration bertogs Adolfi mit Frankreich, ist er durch urdeil und 
atz des ganzen ordens van Gulden Vliess (weil er mit van dem 

was) anno 1473^ ter ewiger gefengnus condamnirt worden. 

er oik bis nach bertogs Caroli tod verbalden und tom lesten 
der relaxation vor Domick in einem streit tegen den Frantzoisen 
iner lancen durchstochen und doit gebleven. 
Nachdem nun bertog Arnold der custodien erledigt, hat bertog 
van Bourgondien durch seinen vurtreffentlichen gesandten, ritter- 
; und alle steden des furstendumbs Geller stark vermanen laten, 
herrn bertog Arnolden wiederum an to nemen und gehorsam to 

Dat doch weinig bei oen verfangen willen, inmaten bertog Ar- 

a) TurcJc hat laten und so. 

b) Ursprünglich 1578. 

c) Der Verf. hatte Adolfif geschrieben und dieses durchstrichen. 



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'^Kssmmmmmm^ 



nold im 
Egmondt 
Burgundisc 
mund. Gel 
oere ungel 
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und veracl 
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danen gesi( 
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gedragen i 
dagen onte 
200000 vo 
relax ation 
anno 1473 
(so mit dei 
gen Grave 

Na ai 
rieh umb l 

a) Der 

b) Die 

Annalen de 



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S Ferdinand Schroeder 

slve, van wegen dat hertog Gerhard van Gulicli als rechter herr 
amit van dem keyser helehent, oick darin mit nrdeil und sententz 
es h. Eeichs bestedigt was, und von den van Egmund allein mit ge- 
ralt beseten word, nit erhalden kunnen. Derwegen dan mit hertog 
rerharden so weit laten handien, dat er „partim ob difficultatem adi- 
iscendae possessionis,' partim ob metum tam potentissimi prineipis et 
ostis, ne se suosque alias perderet", seine action vor ein geringes 
Is nemblich vor twee und achtentich dusent goltgulden int jar 1473 
m 30. iunü an hertog Carln verkoecht, und wat die landen Geller 
nd Sutfen beter weren, geschenkt und donirt. Darup also der van 
lurgund die belehenung entfangen. 

Dweil er aver besorgt, die Geldrische wurden oen schwerlich tot 
eren landzfursten annehmen, hat er sich mit ein groit kreigsheer ge- 
ustet und erstlich die stadt Ruremundt, dat land van Kessel und 
and van Cuick in seine gehorsam bracht, darna oik die grafschaft 
luers (weil graf Vinoentz van Muers stathalder des lands van Geller 
v^s), item Sittart, Susteren, Vucht (so die graven van Moers dotomal 
^an hertog Eeinold van Geller in pandschaft hadden) eingenomen, doch 
indlich dem graven van Muers die gelaten, darna Venlo belacht, so 
ich ergeven, wie imgleichen Wachtendunck, Erckelentz, Stralen, 
lelder, Goch *, Grave, Tiell, Bommell gutwillig oick gedain. Die van 
^Tymegen aver hebben die cloister vor der porten afiPgebrochen, in der 
il sich befestiget und genzlich ontschlaten, sich dartegen to halden. 
n iulio folgenz ist hertog Carl darfur kommen und die stat belagert, 
larin tertyt her Reinhart van Broichusen ritteroeverster was, und 
lertogs Adolfi son Carln van acht jaren und dochter Philippinam 
imb die stadtmuiren gefurt, die burger und kreigsleut an tos terken. 
^n dese belagerung ist hertog Johan van Cleve mit gewesen und hat 
lein lager over die Wahl geschlagen. Als nu die stadt mit groven 
^eschutt und anders ser stark angegrepen, sein ten lesten etliche van 
ien furnembsten bürgeren overgefaren und hertog Johan gebeden ein 
niddeler to sein. Wilchs seine f. g. gern gedain und sovoel bei hertog 
Darin to wegen pracht, dat sie overmitz 30000 gülden rantzioens und 
jin voetfall, bekennende, dat sie tegen got und hertog Arnold ge- 
iundiget und misdain hedden, in gnaden angenomen. Und ist also 
lertog Carl up s. Jacobs avent in die stadt kommen und als ein 
lertog van Gelder dairselfs gehuldigt worden. Die beide hertogs 
Vdolfi kinder hat er freundlich angenomen und to seinem gemal frau 

») Zu Goch notirt der Verf. mit anderer Tinte: Nota: Goch 15 gülden to ranzioen ge- 
[evea. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 67 

3iargaretb van Bourbon naher Gent geschickt. Die jartal is in 
•diesem vers: 

peCCatVM gLadIo CaroLVs correXIt AdoLfI» (= 1473). 
Vort hebben sich dama Lobith, Doesburg, Sutfen und andere 
*Oeldrische stede oick ergeven, also dat beide landen Grelre und Zutfen 
in gehorsam hertogs Carln van Burgoindien gekommen. 

Wie Goch, Duyffelt, Waohtendunok, Lobith, Nergena, 
vogtie Elten, Angerloe an Cleve erblich kommen. 

xvni. 

Nadem nun der kreig mit dem lande van Geller für erst ein 4^ 72 
•end hatte, hat hertog Carl to erstadung und recompens van allen 149 
-diensten, anlagen und kosten, so hertog Johan van Cleve in diesem 
kreig tot behoif seines neven angewendet, an Cleve erflich overge- 
^even die stede und empter Goch, Duyffelt, Wachtendunck, Lobith, 
Nergena ; item die vogdie van Elten und alle gerechtigheit, so Geller 
hadde over und binnen dem stift Elten mit die kirspelen Angerloe 
und mit die gerichten, herlicheiden, gülden und reuten, gelegen tuschen 
der stat van Embrich gericht bis an dat huys und hofstat der Eem- 
nade in der alden Yssel und van dair nederwarts tuschen den Ehin, 
•der alden und jungen Ysseln. Wilche giften seine einige dochter 
frau Maria van Burgund und ir gemal erzherzog Maximilian van 
Oesterreich int jar 1477, folgenz oick hertog Philips konig van 
Oastilien int jar 1505 und keyser Carl bei underscheidentlichen trac 
taten confirmirt und bestedigt hebben. Aisdan hertog Johan die vurschre- 149 
ven orter vor und na in seinem und seiner erven ewigen besit genomen, 
insonderheit oik to Goch ein ansehentlich stark slot mit schoben 
i;ornen mit sonder groite kosten gebauet, der Stadt nyhe privilegia 
und Ordnungen van den raitskur, uprichtenden dagen und anders ver- 
lehenet. Dweil auch dat schlot und herlicheit Middler in dem amptXYUL 
Goch gelegen und darto gehorden, Johan Schinckern den pandthem be- ^^ 
falen an dem ampt Goch sich to halden. Wie er oich datis reversa- 
libus angelobt, aver nit wol seine geloften gehalden. 

Belagerung der stadt Nuyss 1474. 

Na dem Geldrischen kreig hatt sich ein onverstant tuschen bischof 
Ruperten van Colin und den capitel sampt dem coadiutorn landgraf 
Herman van Hessen erhaven, darin bischof Eupertt hilp und beistand 



a) Die beiden D zäMen nicht mit, auch ein C ist üherfUlssig, 



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Ferdinand Schroeder 

n Burgnndien gesncHt, der dan anno 1474^ altera 
adt Nuyss mit einen groiten kreigsher belacht und 
i gehalden, bis dat durch Unterhandlung des pauw& 
ysers Friderici III. mit dem beleg anno 1475 up- 
i avont upgebracken. Bischof Rupert machte sich 
md ward doch int lant van Hessen angetroffen, 
:efenklich gesät und starf anno 1480. Und dit was 
;og Adolfen van Geller in seinem bösen furnemen 

sen verloep rustede sich hertog Carl, Franckreich. 
r konig Ludwig wende solchs und satte sich mit 
eligens potius iniquissimas conditiones pacis quam 
licosissimo et toti mundo formidabili congredi. Und 
nit rüsten kunte, ist er na Lothringen getagen, die 
ganze land eingenomen, dem der hertog van Lo- 
jt lang gewiechen. Als aver hertog Carl oick die 
;gen unterstanden, is er mit groitem seinem verlust 
al vor Granse und Murte und tom derdenmail vor 
R.enatu8 mittlerweil recuperirt hadde) geschlagen^ 
ergelegt und selfs mit elendig gebleven. Dit ge- 
ronigen avont anno 1477, und ward to Nanci bei 
n Lothringen begraven, dair sein epitaphium gesett 

iguit pacis, vitae teduitque quietis, 

laces Carole iamque quiesce tibi. 

regVM CaroLYs sVCCVbVIt ense (= U77). 

Von der Geldrischer ungehorsam. 

Geldrischen so wol hertogs Carln van Burgundien 
(so vor Dornick im selvigen jar 1477 gebleven) 
rernomen, hebben sie anstunt wederumb angefangen 
urgundische officieren uit den steden und lande van 
und hertog Adolfi suster, frauwen Catharinam, uit 
ung des lands beropen. Nu hat sich hertog Johan 
derung alles guden fridlichen wesens oich so weit 
^ allerhand Unterredung van einen hylich tuschen 
söhn, hertog Johan, und Philippina, hertogs Adolfi. 

L574. 

't hat dat na allerhand ('na ist durchgestrichen). 



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Die Chronik des Johannes Turck. 69 

•dochter, dan oik tuschen dessen son Carolnm und Mariam, hertog 
Johans dochter, geplogen ; wilchs doch geinen vortganck gewonnen . 
Darnach haben die Geldrische tot einen stathalter gestellet hertog Fri- 
derichen van Braunsweich und hetten gern ein hylich gesien tusschen 
•danselvigen und hertogs Adolfi suster Catharinen, dairto sie doch nit 
verstain willen. 

Anno 1478 ist erzhertog Maximilian van Oesterreich an hertogs 
•Carln van Burgoindien einige dochter frauwen Mariam vertrauwet, da- 
mit alle die Nederlanden sampt das fürstendumb Geller und grafschaft 
Sutfen behylicht. Als nu erzherzog Maximilian den kreig mit Franck- 151i 
reich in einen stillstand gebracht, hat er sich mit hertog Johan van 
•Cleve tegen die Geldrische verbunden. Darup in octobri die Clevische 
:alle die dorper int rijck van Nymegen gebrant, folgentz in decembri 
vor Nymegen sich sien laten, und als die Kymegische reuter stark uit- 
gefallen, ist es bei Hoemen to einem scharpen Scharmützel geraden, 
darin Vincentz van der Schwanenburg Geldrischer rittmeister mit 
negen reisigen gefangen und fo Cleve gebracht. In februario dama 
hat erzhertog Maximilian mit behelf hertogs Wilhelmen van Gulich 
und hertog Johans van Cleve Euremundt erovert und Bommelerwerdt 
•eingenomen, darbe! voele van den Geldrischen umbkomen. Als aver 
die Burgundische* dat huis ter Batenburg und huis to Lonwen occu- 
pirt, hebben die Geldrische dieselve mit gwalt overfallen und dem an 
die 300 umbracht. Insgleichen als erzhertog Maximilian mit tostand 152 
(van] Gulich, Colin, graven van Nassauw, Neuwenar und Virnenburg 
etc. die stadt Geller belagert, dieselve mit gwalt entsatt, alle der Bur- 
gundische geschutz und munition bekommen, to wilchelr tijt sie oick die 
dorper Weze, Keveler und Aefferden im ampt Goch verbrant. 

Anno 1479 hat hertog Johan van Cleve dat huis Lobith ofte 
Tolhuis, so seiner f. g. in erstadung der angewendten kreigsanlagen, 
kosten und geleisteten diensten van hertog Carl van Bourgoindien erf- 
lich gegeven was, belagert und am 16. junii erovert. Dama mit den 
Burgundischen vor Hoemen geijagen, datselve eingenomen und int rijck 
van Nymegen gebrantschattet, doch ten lesten ein anstand van sess 
weken gemacht. 

Hertog Hendrich van Brauns wich, Geldrischer Statthalter, als er 
sich in der fastnacht frolich und lustig willen machen, is er seiner 
sinnen beroyfft und derwegen wiederumb nach Braunschweig ge- 152^ 
schickt, an seine statt her Hendrich van Schouwenburg bischoff to 
Munster wiederumb van den Geldrischen angßnomen. 

a) Ursprünglich achrieb T. Geldrische, das er strich. 



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Ferdinand Schroeder: 

480 ist her Adolf, grave van Naesauw, erzhertogs Maxi- 
loeverster mit groiter kreigsmacht over die Maas kommen^ 
n to Eavenswade und to Wageningen die Geldrische block- 
lergeworpen, folgentz mit tostand der Clevisclien am 23. 
^eningen belacht» wilohe die Nymegische onderstnnden to* 
nd to proviandiren ; aver van den Clevischen im dorp 
'argenomen, und als sie in der flucht to Eandtwicks hui» 
»ein sie gestracks angesprengt, also dat over die 400 er- 
lesgleichen auch denen van Härder wick widerfaren, deren, 
isent den dag gebleven. 

lem nun bischof Hendrich van Münster diese handlung ge- 
nig trostes und toverlaits verhopen kunnen, hatt sich mit 
m hertog Johan van Cleve reconciliirt und is weder na 
tagen, also tom lesten Wagening wie oich Elborgen sieb 
n. Middlertijt belagerten die Burgundische die stadt Grave,. 
ioch affgetagen und drie bollwerker geschlagen. Catharina,, 
olfi suster, suchte hilf bei tonig Ludwig van Franckreich, 
il und erzbischof van Leon, konig in Schotland und her-- 
Bourbon, aver erlangte mer nit dan goede höfliche wort. 
23. septenjbris eroverten die Geldrische Venloe und er- 
liehe van den Burgundischen, die dat dorp Heringen spo-^ 
sn lesten na eroverung Tyell und Bommel is erzhertog 
als ein erfher van Gellerland to Nymegen up s. Viti dach 
anno 1481 durch dat ganze land van Geller gehuldiget 
)men. 

1473 starf frauw Jacoba grevin van Nevers, und sein 
ie herlicheiden Engelmunster, Vive, Enisch, Wolffswinckel,. 

Borgelincx, Ysegem, Coelscamp und Emelgem an hertog^ 
Cleve und seiner f. g. gemal vermögen den hylichsvor- 
Fallen. Darselfs oiok Wilhelm de Corte amptman gestelt. 
• hertog Johan was ein furnemer mechtiger fürst und aucb 
Pruchtiger herr, der bei seilen tijden verscheidene clöster 
iten opgericht, deils oick reformiren laten: als cloister to^ 
•van folgentz die Regulierer binnen dem cloister Gnaden- 
Cleve transferirt , als boven verhalt ; Marienbaum dat 
irch seine frauw moder hertogin Marien van Burgoindien 
Predigercloister binnen Calcar, durch seine f. g. anno 1464 
nd anno 1480 consacrirt worden; die conventen Stockum^ 
Camen und Embrich haben auch ein anfang umb dese 
m, so durch seine f. g. bestedigt; die cloister Furstenberg^ 



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Die Chronik des Johannes Turck. 71 

Hagenbusch und Kentorff seindt reformirt und durch die geistliche XYIII. 
oevericheit besloten worden. To Weerden in der abdeien ie oik die^^^^Q 
reformation van seine f. g. als erbvogten befurdert und togelaten. Im 70.134 
jähr 1463 haben dieselve oik eine Ordnung van den conventen XVill. 
und begynheusem des lands van Cleve, wievoel personen in jeder 
cloister sein selten, item das sie geine erfguder ankopen mögen, np- 
gericht. 

Darbeneven boven alle dese ansehentliche stucken, so deils mit 
dem heurat van Estampes und Nivers, deils mit gut und bloit an dem 
huys Cleve komen, gewonnen und geworven, haben verscheidene • 
hern und ritter oere hu?8er to apen huisern des furstendumbs Cleve 154 
gemakt, als Gosen Steck dat haus Loe, wie boven verhaelt, Johan van ^g 
Appeltom dat haus Persingen, Johan Morn dat huis to Kellen, Keiner, 
her van Oye dat huis Oye, Gerdruit van dem Bilandt dat huis to 
Spaldorp, Johan van dem Bilandt dat huis to Haldt, Reinher van 
Broichhusen dat huis Calbeck und meer andere, wie die lehenbucher 
dat uitweisen. 

So hebben seine f. g. oik mit dem hern van Egmondt van XVIII. 
wegen der palingen to Lathumb * und Gisbeck in der Lymers anno 1476 ^°' "^ 
und im selvigen jar mit hern Oswaldten van den Berg etlichen ge- 
breken halven sich verglichen; dairbei seine f. g. den Unwillen, den 142 
sie tegen hern Oswalden ein tijt lang gehat, fallen laten^ und die 
lehenguder, so Berg van Cleve he)t und togeschlagen waren, wieder- 
umb gebruiken laten ®. 

Als oik seine f. g. die schloter Arnsberg und Eversberg in 
Westfalen etliche jaren eingehat , dem bischoven und stift Colin I ^ 
die wiederumb eingereumt; dartegen bischof Herman up allen den 201 81 
schaden und boerung der reuten renuntiirt und vertegen. Item hebben XIX 
dieselve dero naturlichen broder Adolfen van Blanckenstein den hoflP to 
Elsen im gericht Nutterdeta sampt den hof und gut to Ciarenbeck bei XVIIL 
conditio van retour, insgleichen Johan van der Horst mit s. f. g. natur- xvni. 
lieber dochter Maria dat sQhlot Heeshusen und die mulen to Neder-73 
elten erflich gegeven. ^^ 

To lest als deser hertog Johan to seinem bogen alder gekommen 
und 23 Jahren lang loflich und fürstlich regirt, ist er na viele schwacheit 
van podagra seliglichen in got entschlapen am 5. septembris anno 



•) Am Rande Lattum. b) laten durchgestrichen. 

c) Am Bande mit rother Tinte: Nota, dat ex parte Cleve Millingen 6 Jaren occnpiit 
pro ezeoatione sententlae. 



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72 



Ferdinand Schroeder 



1481, und sein gemal frauw Elisabeth van Nivers int jabr 1483 des 
lesten februarii, beide to Cleve begraven und bebben nagelaten vyff 
söhn und ein docbter. 



155t> 
156 



Joban I. hertog 

to Cleve grave van 

der Marck, obiit 

ao. 1481 



Elisabeth van Bur- 

gundien, gravin van 

Estampes uod 

Nivers, obüt 1483 



JohauneslL Adolff, geb. EngeJber- Dederich Maria geb. Philippus, 

hertog to ao. 1461 den tus geb. a«»- geb. a«. 1464, a«. 1465,jong geb. ao. 1467, 

Cleve grave 28. aprilis, 1462, naher- graf van Va- verspraken erzbischofto 

van der Mar ck gest. sonder tog van lois, oik gest. an hertog Reims und 

successor lyfserven Nivers sonder lyfs- Adolf van Nivers; obiit 

ao. 1498 erven Bergh 1505, 3. martii 

4. aprilis 



156»» 



Naturales domini lobannis I. 
ducis Cliviae 



Adolf 

1) N. van Grontstein 

2) Sandera Tengna- 
gell 

Johan V. Elisabet v. 
Grontstein. Grontstein 

Johanna van an Otten v. 

Ysendorn Wylich 



Christoffel 

V. Wylich 

zu Grontstein 



Engelbert 

an Margreta 

van Sande 



Mechtelt van 
Cleve 

1) Smithusen 

2) Restraidt 



157 Johan der II. hertoug to Cleve grave 

van der Marck. 

Johan der tweide dieses namens is na afsterven seines vaders 
in dem jähr 1481 hertog van Cleve und greve van der Marck worden 
und in beiden landen als ein erfher und in der Stadt Arnheim van 
wegen seiner pandschaft gehuldigt, darna im jähr 1486 van keyser 
Friderich III. mit diesen landen und regalien belehnet. 

Dese hertog Johan is geboren anno 1450 den 13. aprilis umb 
11 ubren to vormiddag und in seiner jugent upgetagen int hoff van 
Bourgoindien, wie er dan in der belägerung und schlacht vor Nancci 



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Die Chronik des Johannes Ti 

in Lothringen (allwair hertog Carl van Bonr 
gewesen ; dardurch seine f. g. eine sonderliehe 
kreig gewonnen. Dartegen doch seine rede 
fried und wolstand dieser landen alle middeler 
von solchem gemut to divertiren und aftot 
f. g. allgemach tot allerhand kurzweil, freud 
begeven, und, wie gesagt wird, wol drie und sc 
Lebben solde, dardeur die fürstliche renten < 
«chmelert und in afgank kommen. 



Hylich hertoug Johans van Cleve mit 
landgravin van Hessen gravin van 

•Genealogie Hessen und Catzenc 



Ludwig landgraf 
to Hessen 



Philips 
Dietz ui 



Herman, 
archiopisc. 
Ooloniensis 



Wilhelm 
der elter 



Ludwig 
landgraf 
to Hessen 



Hendrich 
landgraf 
ob. 1482 



Wilhelm 
der mittler 



Philips 
landgraf 



Wilhelm ; 

landgraf zu 

Catzenel- 

bogen one 

erben 

HenTrich ^ 



Wi 

zu 

2 



In dem jähr 1481 is der hylich gededing 
Tan Cleve und frauw Mechtelt, hem Hend 
Hessen und frauw Annen erfdochter van Catzene 
sie viertien jähren alt wurde, dat alsdan der fi 
l)eschehen, und sein damit 25 000 goltgulden 
(doch nit all betalt). Dartegen hertog Johan 
mit dem huis Monderberg und 4000 goltguldei 
iollen und renten. Sie hatt oik up alle vaderlic 
bruderliche erf vertegen, vorbehalten, wofern o 
landgraf ohne mans erven aflevig werde, oer a 

a) Unter dieser Ueberaehrift sind die Allianzwappen mit 



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Ferdinand Schroeder 



Van anfall der grafscbaft Catzenelbogen. 

Als anno 1500 der bruder landgraf Wilhelm ohne lyfserTen gc- 
ven, sein die grafschaften Catzenelbogen, Dietz, Siegenhain und 
rer Raum] up frauw Mechtelt, hertogin van Cleve, und oer suster 
w Elisabeth gravin van Nassauw gefallen ; herzog Johan und frauw 
htelt sich des titels Catzenelbogen gestracks mit gebraucht, und 
i, weil landgraf^ Wilhelm der mittler solche stucken de facto occu- 
, Cleve und Nassauw nit wol tot der possession kunnen, sein an- 
ich anno 1521 beiden gebruderen van Nassauw vor 50000 golt- 
len verlaten. Und bald dama im jähr 1523 sein dese saken 
recht, Sentenz und urdeil uitgewiesen, obgemelte grafschaften und 
ken Cleve und Nassauw toerkent. Wilche stucken beide gebruder 
Nassauw folgentz an dem landgraven van Hessen vor die somma 
200 000 florin verkoicht, aver herzog Johan van Cleve allerhand 
men in betalung gegeven und einige schulden up Nydecken und 
Duisseldorp compensiren laten, also gleichenwol dat Cleve noch 
heudiger stunden der koppennongen halven nit allerdings befridigt. 



e die grafschaft Nivers an Cleve gekomen, oik 
t Scheidung und deilung hertog Johan van Cleve 
it seinen sustern und brudern desfals gehalten. 

Nachdem herzog Johan als der eltister söhn in allen furstendumb^ 
len und lehenen, so sein her vater in seinem leven sowol van 
ent als van wegen seines gemals frauw Elisabethen van Estampes 
3ten, succedirt, alle actiones und dem possession als haeres univer- 
3 angenomen, so haben seine f. g. mit seinen brudern van wegen 
jidung und deilung sich verglichen dergestalt, dat hern Engelberten 
künftige succession in den graf- und herschaften Nievers, Eu, 
hei in Frankreich vor sein erfdeil und portion angewiesen und to 
hem ende im jähr 1488 am 4. januarii hern Engelberten in seines 
9 behuyf vollmachtig gemacht, des alt vaters graven van Nivers 
Estampes erfdeilung oder disposition, so er gemacht oder noch 
hen wurde, to approbiren, an to nemen und to bestedigen. Mit 
5hem assignirtem erfdeil, partaige und portion her Engelbert sich 
nugen laten und dartegen up alle ansprach to dem furstendurab 



a) T. achrieb ursprünglich van Cleve, unterstrich dieses und notirte am Band mit 
'er Tinte und Feder Naasauw. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 75 

Cleve, graf- und herschaften Marok, Dinslacken und Gennep, in- 
gleichen up die landen in Flandren, £ngelmnnster, Pontronart, Schwein- 
land nnd Yive, item op die anspraick to dem hertogdnmb Brabandt^ 
Lothier, Limburg und dem pertinentien, item up die half scheid van 
40000 engelschen saluten (so van wegen des altvaters graven van 
Estampes waren angefallen) uitdrucklich renunciirt und vertegen, dar- 
beneven noch verspraken, alspald er tot dem besit van den landen 
in Franckryck komen wurde, seinem bruder hertogen to Cleve. to 
uitgudung und bestetnus seiner bruder und sustern noch einmal 20000 
goltgulden to verrichten. 

Dweil aver der aide vader noch im leven gewesen und her 160^ 
Engelbert also tot gebruich der gudern all noch nit komen kunnen,xir. 
hat hertog Johan demselbigen 9000 ff jarlichs uit die herlicheit|l^ 
Eossbrugge in Vlanderen to beeren verwiesen. 

Als nu der altvader her Johan van Bourgondien grave van XIX. 
Nevers und Estampes gestorven, is her Engelbert tot volnkomenen 
besit van selvige grafschaft Nivers und anderen stucken gekomen; 
doch streit gehat mit hem Johan Albert, wilcher durch ein hylich 
mit hem Engelberti son und des van Alberts dochter folgentz nieder- 
gelegt, und besitten also seine erven die noch ter heudigen stunden, 
als uit die linea genealogica hierbei to sien. 

JEs folgt der Stammbaum 8, 76. 161 

Nu tom tweiden hat herzog Johan mit seinen anderen bruder, 161^ 
hem Philippe, im jar 1489 sich oik verglichen als van seinem jar- 
lixen underhalt in studiis, bis dat er mit geistlichen lehenen und dig- 
niteten genugsamb versien were. Daraa im jar 1496 ime vor seine 
afgudung die herlicheiden Engelmunster, Vive, Pontrouart ofte Ross- 
bmgg und Schweinlandt mit solchen conditien togelacht, wofern er her 
Philips sonder liefserven afsturve ofte mit geistlichen beneficien na 
seinen stait versien were, dat er dan inwendig twee jaren darna diese 
stucken seinem bruder hertog Johan van Cleve solde wiederum ein- 
ruimen. Den allen unangesien und dat er dat bistumb van Nivers 
und andere hoge praelaturen erlangt, hat gleichenwol her Philips seine 
gelooften nit gehalden, sonder seinem brudern hem Engelberten van 
Nivers onder practisirten bewilligung hertog Johans van Cleve*, umb 
die to verpanden, vor 18000 gülden verkocht und dat oeverige so 
voel die beter sein mogte, donirt und geschenket. Dartegen au seiten 162^ 
Cleve anno 1546 pro rei vendicatione processen wol angefangen und 
volnfurt, aver bei einnemung der stadt Mechlen bei den Nieder- 

») Am Bande mit rother Tinte: Nota fratris dolum et fraudem. 



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Die Chronik des Jobannes Turck. 77 

litet van Hox nnd Caballjau wiederumb uperweckt, dardurch die Hoxen 
hem Franciscum van Bredenrodt van der bogen Bcholen van Paris ge- 
fordert nnd tot einen graven van Hollandt to stellen, die andere averi62i> 
erzherzog Maximilian van Oesterreich als rechten erfhern dairbei main- 
teniren wollen; also dat graf Johan van Egmundt in behnyf Oester- 
reichs die stadt Dordrecht, die andere die stadt Eotterdam van wegen 
des van Bredenrodt eingenommen nnd ten beiden Seiten groite rove- 
ryen nnd schaden geschieden. Die van Utert, so stetzhin mit den 
van Bredenrodt und Hoxen geholden , hebben hern Engelberten 
van Cleve graven van Nivers tot einen gouverneur gekaren, der in 
der nacht sich der stadt mechtig gemacht, bischof David gefangen 
nnd van dannen na Ammersfort gefurt. Darup erzherzog Maximilian 
die Stadt Utert, darin graf Engelbert mit den Clevischen sich hielde, 
schier ein ganz jar lang hart belagerten nnd tom lesten, na dat voel 
hern nnd kreigslent darbuten nnd binnen gebleven und jeder des werks 
ein verdriet hadde, hern Engelberten tot eine guitliche traction ge- 
fnrdert, aver denselven tegen versprochen glaidt nnd gloeven na die 16^ 
Stadt Gonda gefencklich füren laten und also mit solchen practiken 
seinen willen mit die stadt Utert geworven. Dweil oik her Franciscus 
van Bredenrodt in Seelandt van den graven van Egmondt umbgebracht 
was, is tuschen allen partien ein frid beramet. Nu was erzherzog 
Maximilian van meining, mit seinem kreigsher in dem lande van Cleve 
oik to fallen, dat doch van wegen dieses fursten jugent und nahe 
bloitverwandnis mit dem haus van Bourgondt is verbleven. Etliche 
sagen, dat ein guit teil van seines vaders nagelatenen schätz dar- 
tuschen kommen, dat doch nit also schlichtlich to gloeven. 

Anno 1481 in iunio ward gehalden mit groten festin und triumph 
die hochtijt tuschen hertog Wilhelmen van Gulich und van den Bergh 
graven to Eavensberg Hinsberg Blanckenheim etc. und frau Sybillen, 
hertogs Alberti van Brandenburg tochter, binnen Colin. Dairbei ge- 
wesen die churfursten Trier und Colin, erzherzog Maximilian van 
Oesterreich und mehr dan vyftich graven, 163^ 

Darna int jähr 1487 hat kayser Friderich binnen Aachen hoch- 
gemelten hern hertog Wilhelmen van Gulich mit groiten solenn it et en 
belehent und durch sentenz und urteil erklert, dat die van Geller to 
dem furstendumb Gulich gein recht haddeni 

Insgleichen hertog Johan van Cleve van so lange kreig und 
handlungen mit Colin van wegen Soyst und Santen auch investirt 
und seine regalia verlehent, darto kayser Friderich oich seinen son 
erzherzog Maximilian uit Brabandt berufen, voele kurzweil, ritterliche 
freudenspil und anders angericht. 



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Ferdinand Schroeder 

Van der gnlden rosen. 

lieselvige tijt ward Innocentius VIII. tom pai 

nno 1489 seiner f. g. bruder her Philips va 

, hat ermelter paus Innocentius hochgemelten h 

eine gülden ros yereren und auf den sontag la 

groiten solenniteten durch Gerhardten van Osse 

en cum brevi apostolico*.|| 

folgt das Breve Innocenz YIIL^ gedruckt hei 

i. XCIV.] 

eser presentation sein committirt gewesen hei 

t und Batenburg probst zu Munster und G( 

i sambt etlichen prelaten van Santen, Rees und 

^. Selbsten gethan in anwesen dero fumemen i 

rn Johans van Alpen landdrosten, 

rn Dederich van Bronckhorst und Batenburg, 

rn Adolfi van Wylich erf hofmeisteren, 

rn Hendrich Staill, 

rn Steffan van Wylich hofmeistern, 

rn Wilhelm van der Horst erfmarschalken, 

rn Johan van Wylich, 

rn Hendrichs van den Bilandt, 

m Hermans van Wytenhorst, 

rn Johans van Aldenboichum, 

rn Everardts van der Schuyren, 

rn Wesselen van Loe — allen rittem und rede 

bans van der Horst drosten von Dinslacken, 

►dtfridt Torck, 

hweder van den Boitzler erfschinck, 

bert van Honpell, 

ristoflPel und Adolf van Wylich waltgreven und 

zherzog Maximilian Eomischer ko: 

hr 148.. [f leerer Baum] ward erzherzog Maximilia 
ien churfursten to Franckfurt tom Römischen k( 
vort nach Aachen. Dabei waren up ter reisen 
derich, die churfursten, der hertog van Beye 
an Gulich, hertog Johan van Cleve, hertog van 

letzten drei Wörter unterhalb der Zeile, lieber dem Breve ii 
r Tinte gezeichnet. Der Verf. mit derselben Tinte : libe(ratione). 



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Ferdinand Schroeder 

die einige dochter des hertogen van Britannien, so konig- 
iiano was versprachen, up der reisen nach iren hern breutigam 
len und tot sein gemal genomen. Dat konig Maximiliana 
rdroit und darup mit behilp van allen reichsstenden in Hoch- 
idien und anstoitenden landen van Franckreich gefallen und 

schaden gedain, aver vergeflich. Dan darna als sein vader 
Friderich gestorven, hat er des hertogen van Meyland suster^ 
1 Sfortia, binnen Ynsbrugg getrau wet. 

upstand der Greldrischen und damit gefolgten 
kreigs. 

. jähr 1492 als konig Maximilian in Hogedeutzlandt sich ver- 
und van den Frantzosen hertogs Adolfi van Geller son Ca- 

custodia gehalden word, hebben ridderschaft und stede de& 
m Geller vermiddels einer groiter sommen van pennongen unid 
lulp van graf Vincenz van Muers hertog Carln wiederumb lo» 
en, denselven sie dan mit groiter eren und freuden entfangen, 
m landzhem und fursten angenomen und gehuldigt. Als 

kaiser Maximilian vernomen, is er mit sein gemal uit 
id komen und over Aachen gestracks na Brabandt gereist 
ter kreigsmacht und tostand hertog Johans van Cleve up dat 
i Geller sich gerüstet. Doch is datmail durch intercession der 
und hertogs Reinati van Lothringen (so Caroli suster Philip- 
>r ehe hadde) to ein stillstand geraden und verdragen ; wofern 
mit gueden schein und bewies dairdoin kunte, dat er to den» 
imp Geller berechtigt, dat er alsdan dabei solde gelaten wer- 
isten aver solde datselve bei dem huis Burgund verblyven. 

dese saken to erkentnis der kurfursten gestellet und etliche- 
3e darumb gehalden, is toletzt binnen Mastricht erkent, dat 
to dem land van Geller gein recht hedde, einsdeils, dat sein- 
ertog Adolf und altvader hertog Amol dt datselve van dem 
reich nit, wie sich geburt, to lehen entfangen, anderendeils^ 

vader hertog Adolf van seinem vader hertog Arnolden ent- 
r es mit believen und bewilligung kaisers Friderici an hertog 
a Bourgoindien erflich verkoecht hadde. Dem unangesehen 

Carolus mit gwalt im lande van Geller gehalden, also dat 
aximilian hertog Willem van Gulich und hertog Johan van 
ib assistenz up dat land van Geller ersucht und to dem ende 
ero gesandten bei seine kais. majestet to Freiburg in Brisgauw 



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Die Chronik des Johannes Turck. 81 

to schicken. Dairselfs im jar 1498 seine majestet mit yan wegen 
seines sons konigs Philippi van Castilien als erbgeboren hem van Nieder- 
land, mit beiden farsten van Gulich und Cleve verdragen, die vehid 
npt land van Geller wiederumb antonemen, op conditien und vor- 
warden, wie dat tractat, Siegel und brief dat mitbringen; darto ire 
majestet beide fursten hertog Alberten van Saxen und hertog Georgen 
van Beyeren heraf in dese Nederlanden geschickt, den kreig mit füren 
to helpen. Und hebben anfenklich Wachtendunck, Stralen, Batenburg 
und andere mehr stette und plaitzen gewonnen, als oick hertog Wil- 
helm van Gulich Erckelentz occupirten. Darbeneven quam kaiserlGS^ 
Maximilian durch die Eyffell mit ein groit kreigsher heraf und mit to- 
stand Gulich gewan Echt, Nuystat. Hertog Johan van Cleve dede 
uit Huyssen, Embrich, Goch, Sonsbeck und Cranenburg up.den Gel- 
drischen groiten schaden, als die seine hinwider oick lieden mussten. 
Dama belägerden hertog Albert* van Sassen, hertog Wilhelm van 
Gulich und hertog Johan van Cleve Stralen und gewonnens. 

Mittlerweil fiel hertog Carl van Geller im land van Gulich und 
ampt Hinsberg und dede aldair groiten schaden. Kaiser Maximilian 
toge folgentz na Doitinchem, umb hertog Carl darin to beieggen, 
wilchs doch geinen vortgank gewonnen, sonder unverrichter Sachen 
wiederumb na Embrich und vort na Deutzlandt mit beiden hertogen 
van Sassen und Beyeren verreiset, latende Gulich uhd Cleve in den 
beschwerlichen kreig. Darin sich naderhand** oick der konig van 
Franckreich mede vermenget und overmitz hem Roberten van Arborch 169 
mit eine groite gwalt dat land van Cleve overtrecken laten. Wilches 
seine f. g. endlich tot ein bestand tot seiner und deroselven landen 
groiten nadeil und schaden geeindigt. Oich hadde kaiser Maximilian 
wol gelaift, beide fursten van Gulich und Cleve van dem verleg der 
vieheds und vort versoldung ruyter und knecht to entheven und to 
quyten ; dairvan doch nit voel kommen , sonder mirckliche groite 
sommen verschoten und ten achteren gebleven. 

Van einfall der Nymegischen in Cleverhamm. 

Anno 1499 geburden sich, dat hertog Johan van Cleve etwas 
krank und schwach was, und sein kreigsvolk van der band int Goye 
gefallen waren. Wilche gelegenheit die van Nymegen in acht genomen 
und den anschlag gemacht, dat sie den guten fursten in die Clevische 



a) Uraprünglich tfchtHeb T. Adolf. 

b) sich aUo naderhand (also ist durchstrichen). 
Annalen des bist. Vereins LVILE. 



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xind dat liais 
..^ewiclien» 

Dese fe: 
iconig Ludwig 
tot ein anstan 
-dartegen dede. 



Anno 14 
.^ehe gewordei 
over 22 dorp 
i^elcke tyt oi< 
herzog Johanf 
jpopuli votis, 
seinen neven 
-gwalt dan fri; 
•dem dan tascb 
Teich ein am 
Utert fiend \ 
«toten hadder 
Unkosten die 
sakt waren, 
nnd andere o] 
gedain. Mitt 
•die gestrackfi 
unversehentlii 
tinterstain, hi 
dat sie affwei 
•Utert gesoine 



Anno 1 
-to Anholt den 
hadde togefuc 
fiele, bat he 
^wolte beläger 
-die Hetter ei 
•schedigt, oik 
^or die stad 



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84 



Ferdinand Schroeder 



nomen und die stadt mit gesebutz hart beleidigt, dartegen die burger 
172 starke wer deden. Nu badden die von Embricb die stadt einmal 
mit vietualien und munition yerseben, als aver tom anderen mal 
wiederumb maBgel an proviant was und scbier die bopening verloren, 
die Stadt langer to balden, so b ebben die Cleviscbe umbtrint nativitatis 
8. Joannis all oer macbt tosamen bracbt umb die stadt to ontsetten. 
Und umb solcbs desto beter int werk to ricbten beP "" " 

bricb tegenoever Huyssen sieb wederumb sien la< 
dat ander deil van den Cleviscbe bielte sieb beimlit 
tog Carl vermeinte, sie wurden dern van Embricb 
werden, is over Ebin mit uitgelesenen volck geta 
Embricb also to overfallen und to verdiigen. Mittle] 
die Cleviscbe in der nacbt mit 700 pferden dai 
tog Carl van Geller in den morgenstond also ward 
172b mit groiten verlust der seinigen die flacbt genomen. 
oick die van Wesel, Rees und anderen Clevischen st 
komen; welcbe die Geldriscben im leger dermalen 
sie oick die fluc'ht nemen und alles verlaten moiten, 
scbe voele grave stucken gescbutz und andere an 
bekommen; darna wederumb up Embricb sieb be^ 
allmacbtigen vor solche berlicbe victori lob und di 
drei freitag nacbeinander mit procession und andere 
an allen orten in beiden landen, Cleve und Marck, g 
Nit lang darna bebben die uit der besatting Huy 
gemacbt upt buis to Keppell, datselve erovert und Fr 
Vorst darup gefangen bekomen. Hinwidder die va 
sieb gefast gemacbt, mit volck dat buis belagert, tj 
173 aufhorlicb angestrengt. Es sein aver die Cleviscbe r( 
bürgeren van Embricb den belagerten to bulp koi 
die Zutfanscben upgescblagen, deren sie an die 60 
und andere munition gefangen mit gen Embricb brac 
Deur diesen verscbeidenen erlangten victorien s 
ser gebertzet, und damit oer kreigsfolck nit vergebli( 
gebalten, to scbipf binunden gefabren, umb Arnbeii 
Weil aver solcbs nit glucken willen, etlicbe voel do 
tauw uitgescblagen und einen groiten roiff aldair geb 
damit torugge naber Huissen sieb begeven wollen, 
Arnbeim und van Nymegen in der Betauw bei Elc 
undergain, sieb stark in guder rustung und scblacbtc 
und voran mit gescbutz sich wol verwart. Wie i 



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Die Chronik des Johannes Turck. 85 

•diese gelegentheit gesien und dat gein ander umb sich und dat ganze 
land van Cleve to salviren, dan dat hooffc to bieden und sich to wer 173 
i;o stellen, hebben sich gott dem allmachtigen bevolen und oer volk 
gedeilet, damit an twee orten frymudig angefallen und, nach dem sie 
die soldener erlegt hadden, oich die burger in die flucht gedrieben und 
derselvigen aver die dusent gefangen. 

In decembri darna is ein Geldrisch capitein mit anderthalf dusent 
to voet in die Lymers gefallen und etliche bauwhoeve in brand ge- 
stochen; denselvigen die Clevische uit Huyssen begegnet, aver die 
2O0 gefangen * und den rest in die flucht geschlagen. Inmaten ten 
lesten tuschen Geller und Cleve ein swoin getrofi^en. 

Abermaliger kreig wider Geller. 

Anno 1504 hat sich hertog Johan van Cleve, (doe seiner f. g. 
Wachtendunck genomen was), noch einmal konig Philips van Casti- 
lien ten ereu und gefallen tegen die Geldrische in vehed und kreig 
^egeven, der hopening und toversicht, seine k. m. binnen den tijt van 174 
twee manden selfs mit in der vehede wesen sulten dat doch ver- 
bleven. Und also sich vor 't huis Middler gelegt, allwair er groiten 
«chaden geleden und voele guder leuden verlorn; darbeneven dat goene 
«einer f. g. beloift was, oevel entrichtet worden. 

Diese vehed hat also geweret und gestain bis ter tijt sich 
'konig Philips sampt seinen vader keiser Maximilian selfs mit dairby 
l)egeven und anno 1506 in maio vor Arnheim, ^Uwair sich hertog 
Carl van Geller hielte, gelegert. Dabei hertog Wilhelm van Gulig 
und hertog Johan van Cleve mit seiner landtschaft und macht, wie 
■einen fursten geburt, sich verfueget und hertog Carln affielen der 
^rave van dem Berg, die hern van Wisch, die van Bronckhorst, Hoemen, 
Hackfort und andere. Teils durch schrecken, teils durch andere in- 
-ductiones etc. sein die stette Arnheim, Tiell, Bommell, Doesborg, 
Harderweich, Lochem, Groll, Hattum avergegain. Und als ten lesten 114P 
dat hertogdumb Geller bijna ganz und all overgewaldigt und erovert 
^ewest, hebben kayser Maximilian und sein söhn konig Philips van 
•Castilien mit hertog Carl van Geller sich gesät und verdragen mit 
der condition, dat hertog Carl die platzen so noch in sein gwalt 
waren, sein levenlang allein lyftuchtsweise solde behalten. Und dat ^ 
alles buten weten und todoen hertogs Johans van Cleve, dardeur dan 



a) ave» die 200 ge. mit rother Tinte unterstrichen. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 87 

mit befurwardt was, dat die Bnrgundische mit den Geldrischen einig 11 
tractat, swoen noch verbünd nit maken noch . furnemen solten, es 
were dan mit rait, "weten und in anwesen der geschickten hertog 
Johans van Cleve, damit seine f. g. na aller notturft wol versekert nnd 
versorgt weren, ofwol oiok dieselve oere gesandten np der dachfart 
aldair hadden bis ten ende nnd van den vorigen verdragen gnugsanie 
erinnerung doin laten, so werden doch die Clevische gesandten in dem 
rait nit togelaiten. Und worde herzog Johansen und seiner landen 
mer nit gewogen, dan dat seine f. g. mede bededingt sein solten, of 
sie wolden. Dardeurch die Burgundische die ruiter und knecht den 
guden fursten up den hals liegen laten, die er tom leisten mit seinen 
mircklichen schaden betalen und dairto seine gult^ renten, stette, 
schloeter, vort c^leinpdier, silvergeschir und anders, dat man to gelde 
bringen kunnen, versetten, verpanden und oick einsdeils in dem gründe 
verkoipen moiten. Und als hertog Johan bei frauw Margrieten regentin 
in HoUandt geschickt und umb betalung doin anhalden, sein hochgemelter 1 
seiner f. g. vorerst 1 7 000 gülden afFgetagen unterm schein als dat 
dieselve van brandschattungen und dingtailen wol sovoel genoiten 
bedden; dat oeverig is up lange terminen gestelt, so gleichenwol nit 
allerdings wol betalt worden. 

Yan avermaligen kreig wider Geller. 

Anno 1511 sein die Bourgoindische mit Geller widerumb in 
kreig und orlog kommen. Dan als hertog Carl gein ruhe noch rust 
kunte hebben, hat er die Brabandische koipleut die van Franckfurt 
quamen, warnemen laten und denselvigen groite sommen van pen- 
nongen aflPgeschattet. Derwegen die Bargundische mit groiter kreigs- 
ipacht vor Venlo gerucket, die stat etliche monaten lang hart belagert, 
graulich beschoten und angefallen, aver durch widerstand des in- 
liegenden guarnisoins und van wegen des anstainden winterlichen tijts 
wiederumb afwiechen moiten. Daher hertog Carl sehr oevermoidich 
worden und voel schaden in Brabant, Holland und anderen orten 1' 
gedain, Yor die Stadt Hertogenbusch krege over die dusent borger 
und soldener gefangen und recuperirte allgemach die stetten Doisborgb, 
Lochem, Groll, Bommell, Tiell etc., fienge oich darna den hern van 
Wassenair, der sich mit groit gelt mii^te rantzioniren. Item belagert© 
Arnheim uud brachte die Stadt widder in sein gwalt. 



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88 FerdinandSchroeder 

Swoin tuschen Burgtindt und Geller. 

Anno 1512 is eine dedigung tuschen Burgundt und Geller fur- 
genomen. Dabei worde furgeschlagen ein hylich tuschen hertog Carl 
und Ysabellen, die tweede dochter konigs Philipp! van Castilien, und 
dat land van Geller tot einer medegave to halden tot ein affterlehen 
mit consent und bewilligung des kaisers; und da sie sonder lyfs- 
erven affsturven, dat alsdan dat land van Geller ant huis van Bour- 
goindien fallen, item Bommell und Bommelerwerdt dem herzogtumb 
177^ Brabandt incorporirt werden solten, wilchs doch tot gein effect kommen. 

Naderhand anno 1513 is to Brüssel ein ander tractat upgericht, 
darin hertog Carln under anderen togelaten, die stede und vlecken, 
die van alders to dem land van Geller gebort betten (uitgenomen die 
Stadt Grave und einigen anderen) widerumb to mögen/ anfangen; wil- 
chen verdrag hertog Joban van Cleve, weil derselve seiner f. g. to 
nadeil gedeutet werden kunnen, nit ratificiren ofte darin bewilligen 
willen. 

Darup dan oick erfolgt, dat hertog Carl unter schein solchen 
verdrags an statt des Lobitschen toUs drie andere Lobitsche tolle to 
Nymegen, to Amheim und to . . . .* gelegt, darto den Geldrischen 
ward und andere warden im Ehein umbtrint Lobith gelegen, vort 
die tinsen und erfrenten, to dem huis Lobith gehörend, de facto an- 
gefangen, darvan die Geldrische die possession, unangesien wat an 
Seiten Cleve dartegen eingewendet allnoch continuiren. 
178 Weil dan Cleve durch solche tractaten und handlungen in den 

last und beschwernissen . gelaten worden, is ten lesten durch tuschen- 
sprechen beiderseitz landen, ridderschaft und stetten ein hylich furge- 
schlagen tuschen hertog Carl und frauw Anna, hertog Johans van 
Cleve dochter. Darover int jar 1514 verscheidene beisamenkompsten 
van den Clevischen und Geldrischen worden gehalden, aver van wegen 
begerter restitution etlicher stucken so van dem land van Geller an 
Cleve kommen sein mögen, sich nit eigentlich vergliechen kunnen. 
Alspald auch kaiser Maximilian und frauw Margareta erzherzogin van 
Oesterreich regentin in Brabandt, solchs vernomen, gestracks mit schrei- 
ben und Schickungen hertog Joban van Cleve hoch ermanet und be- 
drauwet, in diese allianci mit hertog Carl, als der in des heil, reichs 
acht und erlois were, sich nit to begeven und die durch Cleve ein- 
gewendte beschwernussen van voirigen tractaten also erklert, dat allein 
178b die landen, stette und vlecken damit gemeint weren, die kaiser 
Maximilian und sein son, konig van Castilien, van dem furstendumb 

a) Lücke. 



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Oeller hette 
«in hylioh 

Ya n ( 
mit 

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allianci für 
Philipsen " 
^arin band 
und Gnlich, 
Schaft und 
bewilligt ; 
"die furstend 
nit upbalde; 
Tan einige 
up vorgerui 
«fdoen, und 
furstlicli up1 
f. g. etc. \ 
lierzog Ga.T. 
dat van dei 
und darto 
-decembri d 
«cbloten. D 
underdanen 
jähr 1544 i 
anno 1519 
Fan eis CO au 
und etliche 
die Burgunc 
Eomische re 
und mer an 
iiitbehalden, 



In all 
«ciwernissei 
tuschen seil 



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so Ferdin an d Schroe de r 

dardurchdese landen Cleve und Marck mit den landen Gulich, Berg* 
nnd Eayensberg vereinigt und nniirt sein. Wie solche nnion im jar. 
1496 erstmals bededingt und verglichen, Tvie aver deser heurat anno 
1510 volntogen, wat privilegia die ridderschaft van beiden landen^ 
Cleve und Marck, der tijt erlanget, fiiidt sich herneist bei leven her- 
zog Johans des derden. 

Yerdrag mit Colin. 
Tom anderen anno 1490 mit erzbischof Herman van Colin durch, 
tuschensprechen hem Wilhelmen landgraven van Hessen sich ver- 
glichen van wegen des Geylemerhofs und geistlichen lehenhofs to- 
180b Soyst. Item van wegen der Elmenhorster im vest Eecklinckhusen und. 
van den gebrechen tuschen Colin und Soyst des gerichts halven tom 
Nasenstein. Darna ocik int jar 1491 und 1497 mit der Stadt Colla- 
sich vereinigt, dat niemand ein den anderen beschedigen ofte seine- 
wiederwertige uphalten oder vergleiten solte. 

Erf vogtie Essen. 
Tom derden anno 1495 die erfvogtie des stifts Essen für sich 
und seinen erven, graven van der Marck erlangt, darover ein besond^ir 
vogtbrief van unterscheidentlichen articulen upgericht. Wie dan gleich- 
fals die stadt Essen mit seiner f. g. dergestalt sich verdragen, dat aie^ 
sich mit dieselve als iren erbvogt und schirmhern sambt den landen 
erbarlich halden, tot einigen andern herrn sich nit geven noch damit 
verbinden selten, mit anderen farwarden. 

Privilegium de non evocando. 
Tom veirten anno 1503 van kaiser Maximilian vor sich und 
181 seinen erven hertogen van Cleve, dero underdanen und anderen die 
seine f. g. to versprechen stain, van allen freystulischen Westfälischen 
und anderen frembden gerichten gefrijet. 

Confirmatio Geldrischer stucken und van Wachtendunck^ 
Tom vyfden hat hertog Johan im jar 1505 von konig Philippo^ 

van Castilien nyhe confirmationes und bestedigungen van allen den- 

stucken, so van dem furstendumb Geller an Cleve kommen, erlanget. 

Insonderheit auch van wegen Wachtendunck die restitution seiner f. g^ 

beloift worden. 

Verdrach mit Dortmundt. 
Tom sechsten anno 1481 mit der stadt Dortmundt sich vereinigt 

van schütz,, schirm, veligheit der underdanen, kommer und arresten. 

ten beiden seiden; item van den gericht to Brakeil und Mengede,, 



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•Qjid diesen verd 
3000 goltguldeo; 
domini ducis« 

Muntverein 

Anno 151 
ven sich yerein; 
mnnt schlain to 



Die geistl 
nungen nnd edi 
van geistlichen 
succession, van 
liehen guteren ] 

Die fundai 
cloisters Marien 
vents to Lütke 
vörters mit pri 
digerordehs to '' 
mnndt in seine 

Die pfarki 
den der kirchen 

Die fundat 
digt. Item den 
cloister Monnicl 
tollen gegeven. 

Hoehgeme" 
burtigen oick s( 
legio anno 1510 

Anno 148: 
Boitzler dat erfsi 
im amht Santen 

Anno 148' 

f. g. naturlichen 

' Item; anno 

Grondtstein geg 

tinses darnach < 

Anno 149*; 



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92 Ferdinand Schroeder 

183 restrictive allein np die inwoner seines bezirks nnd nit andere seiner 
f. g. underdanen und darto etliche diensten yerschreven. 

Anno 1498 dem huis Diersfort oioli lioheit nnd herliclieit nnd 
die oaninenwaranden bei Ylayren verlehent. 

Anno 1499 den torn oder borg to Grieth Otten van Buren mit 
Helena, naturlicher dochtern van Cleve, ingedain. 

Anno 1499* Otten van Wylich dat huis Eosauw tot ein unver- 
flterflich leben gegeven. 

Anno 1505 dat huis Stockum im lande von der Marck Hen- 
<drichen Knippinck to leben und apenhuis verlehent und darto dat 
lel\enguit Vockenwinckell uniirt, dat huis Wissling aver der lebens- 
:gewehr verlaten. 

Anno 1509 Johan von der Eeck to vestung des huises Untorp, 
(so ehetyts van graf Dederichen van der Marck tot ein erfborglehen 
und apenhuis gegeven), etliche diensten sessmal im jar to gebruicken 
vergunnet ad revocationem. 

Item Bernd Schorler den müllendwang over seine eigne leut to 
183^Scheppe und die jagt im ambt Blanckenstein und Weerden togelaiten. 

Anno .... confirmirt hertog Johan die donation van dem 
huis und guit Ciarenbeck, damit ehetijts 1344 Deiterich van Bent- 
heim belehent gewesen. Folgends anno 1438 Johan van Blancken- 
stein, hertogs Adolfi naturlichen söhn, ad vitam und durch hertog 
Johan 1. anno 1474 seinen döchtern erblich gegeven, davan die 
eine, Maria, an Dederich Schmulling, die andere an Alarten van Eill 
verheuratet, so one erven gestorven, und die succession an Schmul- 
lings dochter, verheuratet an Seibach, und mit Seibachs dochter an 
Johan van Lutzeraidt, ambtman to Windeck, gekommen. 

184 Wat privilegia und freiheiten den stetten gegeven. 

Die stette, vlecken und freiheiten in beiden landen Cleve und 
Marck hebben seine f. g. mit vielen Privilegien und freiheiten begna- 
digt. Der Stadt Wesell anno 1481 yoele rechten und freiheiten uf 
den zollen, 1493 dat sie die gerichtspletz uf dat raithuis verlegen 
mögen, anno 1519 dat erfschependumb afgestellet, Ordnung van groite 
der broichten, van afschrijven und stellen des gerichts, van des richters 
«id und dergleichen puncten gemacht. 

Der Stadt Embrich anno 1482 oeren gerichtszwang also verordnet, 
<dat alle luiden und gnder des kirspels to Embrich die dair ter klocken 
und fünten gehorich an beiden seiden Ehyns oick dem gerichtsdwang 

a) Urspfünglich 1509. 



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Ferdinand Schroeder' 

nanzen van der geistlichen jnrisdiotion, geistlic 
verervongen, koip und verkoip der geistlicl 
ren; item van lange messer nit to dragen; 
Q den ambten Boachnm und Wairden; item 
oaptfl Duyffelt an dat Stadtgericht van Cleve i 
laten. 

Oeconomie. 

oeconomie deses fursten war nit am besten, 
verloip merndeils van verscheidene stetige ki 
den Greldrischen und Utrichsen entstanden. 
le ordonnantien van regiment anno 1486 u; 
und beschloten worden durch den reden al 
her Hendrich van den fiiiandt ritter, her Ak 
er, Wessen van den Loe, Johan van der Hon 
Jhristoffell van Wilich, Jasper Torck, Hendri 
an Wickede, Dederich van Hönpell, Grodert \ 

1489* hebben die stede Cleve, Wesell, Em 
Santen, Eees, Dinslacken, Orsoy, Buderich, So 
Grieth, umb dat sie fast durch unordentlich r< 
chattinge und ungewointliche dienste und and 
^samen verbunden, da inen sambt und sondert 
egien und freiheiten begegnete, datselvig g 
n und dar van ein besonderen Verbundsbrief ufger 
reven stederi siegeln besiegelt. Darin sie oicl 
ien und ridderschaft als hern Dederichen van E; 
■ van Wylich erfhofmeister, her Herman ve 
lands van Dinslacken, Wessell van dem Lo 
Slbert van Hönpell ambtman to Ysselburg, I 
an van Hamme, Sobbe van den Griendtberg \ 

scholaster to Cranenburg etc. van wegen n 
up begeren und gesinnen seiner f. g. commu 
overgeven hedden. 

r verloip und schulden hat sich darna avern 
DUO 1501 und 1502 andere ordonanz mit rii 
;ericht, dergestalt, dat twelf räde, acht im la 
m lande van der Marck angeordnet, dem 
iren und dahin trachten selten, wie * seine 

iprünglich 1589. ^ 



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Die Cilranik des Johanne 

den schuldeülast gereddet mogten werden 
^eine herlicheiden, renten noch guter to y 
^erpanden, dan mit furweten ten weinigst 
reden, und dat jeder allein sess van hond( 
"boeren soll. Item den partien dat recht ni 
boven recht beschwert to sein sich wui 
deren puncten, als van Verfertigung der 
<$anzlien, van an- und afsettung der diener, 
tung der broichten uf gen land, van anste' 
und dergleichen. Und da ietwes gegen sol 
dat sülchs van miweerde sein solle, wie 
hebben anno 1501. 

Anno 1493 und 1481 hebben seine 
to Brussell und Bruggen verkauft, hin wie 
gekauft. 

Dese hertog Johan II. hat regirt veirt: 
jar unsers heren dusent vyf ® hondert ein ' 
des avonts tö vyff uren und to Cleve be 
Mechtelt van Hessen, hertogin to Cleve, 
liern 1505 den 19. februarii umb drie u; 
'Cleve begraven. Und hebben in leven vei 

1. Johan hertogen to Cleve graven 
io Gulich Berg und graven to Ravensberg 

2. Adolffen, der.van hem Philipsen 
bei leven selvigen hern van Raven stein n 
in Flandern, doch sub certis conditionibus 
Tan Ravenstein die lijftucht, belehent gewe« 
nien gestorven one erven. 

3. Anna, die erstlich anno 1514^ 
«ölte verheuratet sein worden. Weil avei 
<}onditione8 und puncten van restitution G( 
sunsten an Burgundischen Seiten solchs nit 
milian und prinz Charles van Hispanien, 
:ganz ernstlich geschreven, wie vorhin bei 
^etogen , hat solcher heurat geinen v< 
hat sich hochgemelte freulin Anna heii 



«) Bolten dat wie dat ist durchgestrichen, 
b) bondert beeren uit hondert durchgestrichen, 
o) Ursprünglich ein. 
d) Ursprünglich 1513. 



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Die Chronik des Johannes Tufck. 



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lands in schult- und anderen sachen tegen den nitbeimischen mit 
verhör und repressalien solle behilflich und heiredig sein. 4. Dat in 
criminalsachen, wofern die ridderburtige to recht erbieden, der forst 
neven vier reden acht ridderburtige und acht stette nit beiden landen 
pro oognitione stellen und niedersetten und bis daran mit recht 
drüber erkent, die ridderburtige an lyf und guit nit angreipen solle. 
5. Dat der ridderburtigen dochteren und bewandten so in cloistem 
gain und beerfPt sein, allein tom höchsten 20 malder fruchten harten 
korns ter .lyfPtuoht gegeven ; und wan die dochter buten furweten und 
willen dero eldem und frunden sich bestaden ofte entfuren laten, soll 
194 man jetwes an hylichssteuren to geven nit schuldig sein. 6. Dat der 
eltiste son under den ridderburtigen dat principalhuis und sitz für sich 
behalden und van't gein dat buten graven und wellen ligt mit seinen 
miterven soll deilen; der tweede son dat tweede huis darna und 
also vorters, und wofern geine son, oich mit den dochtem gleicher 
gestalt gehalten werden solle. 7. Dat der fürst dero ridderburtigen 
clagen, forderungen und gebrechen guitlich verhören und entscheiden, 
und so die guitlicheit entstünde, ant ordentliche recht soll verwiesen 
laten. 8. Dat die stede oire gewointliche anfall van den guderen, so 
den uitheimischen angeervet werden, nemen und dan die guter folgen 
laten mögen na alder gewointen. 9. Dat der landsfurst dero ridder- 
burtigen sone, dochter, freund oder nichten nit tringen soll zur be- 
stettnus. 10. Item dat die ridderburtige einig gerad to geven nit 
sollen gehalden sein. 

194b Van anfall der herlicheit Winendaill 

in Flandren. 

Boven is verhaut, wie her Philips van Eavenstein als er mit 
geine ehelige liefserven versehen gwesen mit consent und octroy 
kaisers Caroli V. als graven van Flanderen, hertog Johans bruderen, 
hern Adolf van Cleve adoptirt und mit die herlicheit Winnendaill be- 
lehenen laten, doch dergestalt, wofern er sonder echte geburte wurde 
afsterven, dat alsdan die erven und fallen soll up seinen bruder hertog 
Johan vorgemelt, dem hern van Eavenstein die lijftucht vorbehalden. 
Wie dan gehurt, dat anno 1525 her Adolf in Hispanien one erven 
ofte liefsgeburt afgestorven und hat also hertog Johan im folgenden 
jar 1526 mit der herlicheit Winendaill und 2000 cronen reuten up die 
domeynen van Oostflanderen sich belehenen laten, reservato ususfructu 
domino de Kavenstein, als vorstehet. 



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Die Chronik des Johannes Torck. 



101 



Heurat fr. Sybillen van Cleve und Gulich an herzog 
Johans Friderich, churfurstcn von Saxen. 

1. Fridericus I. 
elector Saxoniaä 
t 1418. Cath. de 
Brunswich 

I 

2. Fridericus II. elector 

Margareta filia Fride- 

rici III. imperatoris 

I 



195 



3. £me8tus elector Albertus dux Saxoniae 
FlisabetbfiliaAlberti 
ducis Bavariae 



loes III. 
dux Cliviae 
Maria luliae 



J. 



4. Fridericus 5. loes. elector Georgius 
elector Sophia de 

Mecklenburg 



Henricus 



Wilhelm. 

dux Cli- 
viae luliae 

t 1592 

I 
loes. 
Wilhelm, 
dux Cli- 
viae luliae 
t 1609 



SybiUa 

Cliviae, 

luliae 

1526 



6. loes. Fridericus 
elector Saxoniae 



loes. dux 
Saxoniae 
Flisabeth 
Palaiina 

I 

loes. 

Casimir 

etc. 



loes. Wilhelm. 



Frider. 
Wilhelm, 
loes. etc. 



7. Mauritius 8. Augu- 
elect. Saxon. stus 
elector 

J.. 



9. Christian. 

elector Sax. 

Sophia Bran- 

denburgica 



Augustus 



10. Christian, 
elector f 1611 



11, lo. Georg, 
elector» 



Als die chur- und fursten van Saxen mit dem heurait und bele- 
hennng herzog Johans van Cleve mit frauw Maria van Gulich nit wol 
zufrieden gwesen, ist für ein mittel bedacht, ein henrat tuschen hertog 
Johans eltiste dochter freulein Sybillen und hertog Johans Frideriohen 195^ 
des chnrfursten son van Saxen, Und wort endlich im jar 1526 den 
18. augusti binnen Santen beschloiten und ter medegaven versprachen 
25 000 goltgulden mit der condition und clausulen, wofern hertog Johan 
und fran Maria van Cleve, Gulich und Bergh geine manliohe lyfserven 
hinder sich verlaten wurden, die vorters keine erven verlieten, dat 
alsdan die landen Gulich, Cleve, Berg, Marck und Eavensberg sampt 
allen guderen und tobehoringen die sie gehadt ofte in künftige ge- 



a) Die Attianewappen Klere-Sachaen mit Blei ahiatdrt. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 103 

Heuratstractat tuschen freulin An n en, tweede dochterl97' 
van Cleve und Grulich, mit hern Francisco des her- 
togen van Lothringen eltisten son und vertrag 

mit Geller. 

Anno 1524 geschach die memorahel schlacht in Italien vor Fa-^ 
vey tuschen kaiser Carl V. und konig Franciscum van Franckreich, 
dahei der keiser die victori behielte und krege den konig gefangen. 
Erfolgte darup der traotat und verdrag to Madrit und ward unter an- 
deren mit darin bededingt, dat hertog Carl van Geller bei dem fursten- 
dumb Geller ruhig und fridig verbly ven solde. Und geschiede solche 
alles hüten furweten hertog Johans van Cleve, wie dergleichen trac« 
taten mer anno 1528 to Gorckum, anno 1536 to Grave beschloten 
worden. Inmaten hertog Johan ten lesten oik ratsamb gefunden, mit 
hertog Carl van Geller sich to setten und to vereinbaren, damit seine 
land und leut hüten kreig und averfall mogten verblieven. Zo wilohem 198 
ende ward ein hylich tuschen hertog Johans tweede dochter freuHn Annen 
und hern Franciscum, des hertogen van Lothringen und frauwen Fhili- 
pinen, hertogs Caroli van Geller suster son, furgeschlagen und be- 
ramet. Damit alle forderungen tuschen Gulich, Cleve und Geller XX 
solten upgehaven sein und dat hertog Carln dat huis Schulenborg ein- ^^^ 
geantwortet und 10000 goltgulden gereicht, oick binnen jarsfrist 20000 
goltgulden und na volntagenen hylich 30000 goltgulden, dabeneven 
jarlichs uit Lobith 2000 goltgulden verrichtet werden solten. Dat 
oick im fall hertog Johan und frauw Maria van Cleve und Gulich 
und hertogin van Sassen, frauwe Sybilla van Cleve und Gulich sonder • 
manliche lyfserven wurden afgain, dat alsdan die tweede dochter frauw 
Anna hertogin to Lothringen vorgerurt und oere erven in allen diesen 
furstendumben und landen, als boven im hylichstractat mit Sassen con- 
ditionirt, solten succediren; da aver der hylich nit für sich gienge, 198^ 
dat alsdan ein jeder up sein recht stain, und dese dingen nit sein 
solden, beheltlich doch, dat, of es sich also geburten, dat Geller 
Schulenborg mit den entfangenen pennongen solte restituiren, dat 
doch vor solche averleverung nichts daitlichs tegen Cleve solte für- 
genomen werden. Darto hat hertog Johan van Cleve dem hertogen 
van Geller hulp und beistand verspraken tot einnemung des hertog- 
dumbs Geller, wofern hertog Carl dat land an dem van Lothringen 
wurde ayergeven. 

Ku sein solche pennongen wol erlegt und dat huis Schulenborg 
dem hertogen van Geller eingeruimt aver der hylich is nit für sich 



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I Ferdinand Schroede 

gain und, wie es scheint, van den kalser 1 
jchen verhindert, die es nit gern gesehen etc. 
derhand anno 1539 an konig Henricum VI 
uratet. Imgleichen 1538 herzog Johans eltist 
i ein erflandher van den Geldrischen angei 
dter hericht soll folgen. 

Mittlerweil sein tuschen den Geldrischen 
ren 1532, 1533 und 1534 onderscheidentliche 
nnicationes van allerhand naherlichen gehrecl 
Dg to Hnlhusen, Grondtstein, Lohit, Kyffwa 
halten, darnp man der tyt so guden bericht 
alder possession und besitt bis noch to verb 

Bei dieses hertog Johans tyden dnigen 
rücke saken to. Dan anno 1517 hegende 
[stinermnnch eine widerwertige religion to 
Tup anno 1520 dat die hauren over 200000 
i Rh in und tegen oere oevericheit stelleten. I 
esen sprach pro symholo unter sich: Was ist 
it werde der ander: Wir kunnen vor den pfa 
rten und ruinirten mer dan sestich cloister i 
id sein ten lösten durch den pfalzgraven am 
rsten Meintz, Trier, Colin mit tostand Gulich 
jrtilget und etliche voel hingericht. 

Anno 1523 ward der konig van Denmi 
nden verdreven und satte sich mit die konig: 
e stad van Liere in Brabandt. 

Anno 1525 Mathiae [J24. Februar^ gescha» 
ihlacht bei Pavey, darvan boven verhailt. 

Item im selvigen jar vergaderten sich in I 
ennichte van volk und worden over die andi 
edestruirt, verbrant und ruinirt. Dese overd 
srfolgt, over die hondert und vyftich dusent 
untzerus, der an Stifter, ward van dem chi 
,ngen und verbrant. 

Im jar 1526 den 9. maii was ein groiter 
ad worden die kirchtorn to Calcar, Weez ui 
sworpen, behalven allen anderen schaden an 

Im selvigen jar ward konig Ludwig van Hi 
erschlagen und seine suster Anna folgends v 



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Die Chronik des Johannes Turck. 



105 



dinand van Hispanien, na keiser. Damit dat konigreich Ungarn an 
Oesterreich kommen. 

Anno 1527 den 7. maii ward die Stadt Eomen van des kei8ers200 
Volk gewonnen, beroift, der panws und voele cardinalen gefangen, und 
Word gesagt, dass solchs von wegen des Verbunds mit dem Frangois 
also geschach, doch buten fnrweten und bevelch des keisers. Der 
hertog von Bourbon bleve doit np der manren, der viellioht der an- 
Stifter und meiste ursach was. 

Anno 1528 donnerstags na paischen brant die halve Stadt Cleve 
af; und fienge der brant in den Begenbogen an, die Heybergsche 
strait, die Steckban, dat susterenconvent und halve Haysche strait 
schier giengen erbärmlich to grund. 

Im selvigen jar ward des Grevenhage in Holland van den Gel- 
drischen geplündert ; die stadt Tiell van den Bourgoindischen hart be- 
belagert, doch nit gewonnen. 

Den l. julii anno eodem ward TJ triebt van keiser Carl V. mit 
fnrweten und willen des bischofs eingenomen und aldair als ein 
grave van Holland gehuldigt, darto dat castel Yredenborg in der 
Stadt gebauwet. 

Anno 1529 belagerte der Turck mit 300000 man die stadt Wien 201 
in Oesterreich, besturmbden die dag und nacht. Aver konig Ferdi- 
nandus schickten groit volck dair binnen und musste der Turck ten 
lesten unverrichteter sacken wiederumb aftreckeu. To deser rettung 
der Stadt Wien dede hertog Johan van Cleve als ein reichsfurst mit 
groite assistenz van volk. 

Int selve jar worden diß tractaten to Camerich tuschen Burgund 
und Franckreich und der tractat to Gorcum tuschen Burgund und 
Geller gemacht. 

Anno 1530 ward kaiser Carl to Bononien solenniter gekrönt 
und im folgenden jar sein bruder Ferdinand tom Komischen konig 
erwelet. 

Anno 1534, als der konig van Franokryck in groiten verdacht 
stunde bei dem kaiser und allen reich sfurs ten des Verbunds halven mit 
den Turcken, hat der konig seine eutschuldigung getruckt seiner f. g. 
togeschickt mit brieven inhalts als folgt: 

Franciscus dei gratia Francorum rex etc., illustrissimo et poten-201^ 
tissimo principi Guilielmo luliaci ac Cliviae duci etc. amico et con- 
sanguineo nostro charissimo salutem. Cum ad nos delatae fuissent 
quaedam ad nos per Germaniam disseminatae calumniae, cuperemus 
autem apud Germanos omnes, hoc est apud amicos et foederatos et 



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106 FerdinandSchroeder 

30cios veteres, nostrum nomen incolume sartum 
ßalumniae iniuria remanere faoturos nos opere pre 
illls ipsis responderemus calumniis, id quod fecimi 
subveriti suinuSy ne litterae super ea nostrae ad i 
ordines scriptae ad eum conventum quem nanc ce 
tempore perierri non possent, visum est, eorande 
singulos eius ordines tum vel praecipue ad excellenl 
quo nostra erga eoö voluntas nota et innocentia 
strissime et excellentissime princeps, amice et coi 
deus opt. max. amplitudinem vestram diu servel 
Lutetiae Parisiorum febr. 1534. 

Franc oys. 

Van dem uprur und beleg der stad 

Anno 1583 und 34 ist in der stadt Munsi 
doeperen durch anstiftung N. Storttman und Knipp 
uprur entstanden; darto alle diejenige so solche 
gedain gwesen und sunst allerhand mer unnütz 
orten sich geschlagen, sich stark onder einandere] 
van Leiden geboren van schlechten ungeaohten 
gestalt, beredt und hoger kloiker Vernunft, fre\ 
liehen minschen tom konigen upgeworpen; der 
deten, dat er die ganze weit durchziehen und under 
vorzeiten van den Gothen und Cymbren beschehen. 
doirichter konig schreiben: Gottes macht is mei 
bauten bekleidete er in groin und himmelblau, al 
in himmel und erden, setzte in sein wapen den 
Schwert dardurch gesteken, schicket seine prophet 
mit lugen und betriegen der leut up die nechstgel 
behelfen, nam 15 wyver und vergünnet einen jed( 
als er wolte. Die anderen waren gemein etc. 

Als nun der bischove van Munster mit den 
und hertog Johan van Cleve Gulich und Berg d 
tiende maind hart belagert, entstünde dairbinnen < 
an victualien, dat sie hond ratten muys leder 
aten. Und als*etliche darover klagten, dede dieser 
ja oick eine van seinen wyvern, so etwas mitlej 
mit dem .schwert richten. Tolest ward die sU 
stormen besloten, und als die][in der stadt die prai 
► mirkten, deden sie uitroipen, jederman solte still 



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Die Chronik des Johannes Turck. 107 

^pgeven. Nach erhaltener stille sprach der konig gar übermütig, weil 
sie seine Stadt hedden belagert, wolten die wapenen niederleggen 
und frieden begeren, wolte er innen dismal verziehen und an iren 
leven verschonen; und redete diese wort mit solcher gwalt, dat 
oik etliche sich daraf entsatzten. Doch worden van den alten 
kreigsleuten gestarket und angemanet, also dat die stadt im jar 1535 
am .... stürmender band gewonnen, den narrischen konig mit die 
principal heufder gefangen kregen. Die man tom spectakel durch das 
ganze land dede umbfuren, tom lesten mit gloienden tangen und groiten 
tormentien executiren und in eiserne korven boven an s. Lamberts 
torn ter ewiger gedechtnis uphangen. Und das ist dieses neuwes 
konigreichs end gewesen *. 

Deser hertog Johan is ein ganz fridsamer fürst gwesen und der- 204 
wegen allerhand guitliche verdräge mit seinen vasallen gemacht, als 
mit dem graven von Schauwenburg van wegen etlicher gebrechen to 
Crudenburg, gericht to Hunx und fischerije in der Lipp etc. 1523; 
item anno .... mit dem graven van den Berg van wegen der 
limiten und anderen puncten mit . der stadt Embrich; item mit den 
graven van der Lipp von allerhand gebrechen; sunsten oik anno 1533 
mit Colin und anno 1536 mit Colin und Munster unterscheidentliche 
nachberliche Vereinigungen upgericht; item underscheidentliche gute 
Ordnungen van den amptleuden, officieren und rentmeisteren , van 
dienst der underdanen, van bergwercken im Suderlandt, van unge- 
wointlichen carainen und waranden, van den toll tuschen Wesell und 
Schereinbeck, van broichten etc. publiciren laten; des capitels zu 
Santen und cloiaters zu Cappenbergh guter wie auch das cloister Ken- 
torff in seine protection genomen, das haus binnen Duisberg dem cloister 
Hamborn wiederumb eingeruimt; der stadt Duisberg und Orsoy zoll- 204* 
freiheit, der . stadt Rees und Altena freiheit van accisen, stadt Weerden 
van backen und brauwen ufm platten land, Nyerstadt (doch ad revo- 
cationem) und Ludenscheidt underscheidentliche Privilegien verlehent, 
def frijheit Eurort die oere restituirt, derselbigen wie auch Bronck- 
horsten to Moldyck mullen to bauwen vergunnet; dat huis Wenendaill 
den van Wylich und hoff Curler den van der Eeck erblich, doch zu 
leben, Rosendaill schatt und dienstfrei gegeven. 

Dese hertog Johan is gestorven im jar unsers hern 1539 den 205 
6. februarii des avonts umbtrint 10 uren und is begraven to Cleve? 
hat regirt 18 jar. 



a) S. 203 b unhetschriehen. 



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Ferdinand Schroeder 

Anno 1543 am .... in der Geldrischen veheden starb franw 
i van Gnlicb und Bergh etc. und ist begraven im cloister nf die 
e, van dan aver die reliquien anno 1590 binnen Wesel mit den 
luseren transferirt sein. 

Wilbelm, successor des vatters in allen landen, is geboren 

1516 ipsa die Pantaleonis [J27. Juli], 

Sybilla is geboren .... und verbeuratet anno 26 an berzog 
QS Friderieben van Saxen, wie solcbs int lange boven verbailt ist. 

1554 21. februarii. 

Anna is geboren . , . .; is erstlicb versprocben gewest an bern 
ßiscum jongbertogen van Lotbringen, damit Cleve und Gelder 
n vereinigt blyven ; dan der bylicb is nit für sieb gegain. f^olgends 
3rbeuratet an Henricum YIII. konigen in Engelland, darvan sie 
iiirt ondern sobein als dat sie vorbin mit Lotbringen contrabirt 
, wilcbs doeb die fumembste ursaeb nit was, dan allein weil 
> erven furbanden. Starb toletzt in Engelland im jar 1557 den 
ulii und mit grossen solenniteten als ein kofaigin aldair begraven. 

A m e 1 i a is geboren . . . . ; is unverbeuratet bleven und anno 

1. martii to Dusseldorf gestorven, aldair sie oich begraven« 

tapbium dominae Mariae ducissae luliae Cliviae 
in coenobio Cartbusiano up die Grave. 

Illustrissima beroina Maria ducis luliae et Montium comitis 
insburgi etc. filia, nata anno Cbristi MCCCCXCIIL nonis augusti, 
s ex asse baeres, loauni Cliviae duci Marcbiae comiti anno 
[ cal. octob. nupta et Wilbelmum, in bis ditionibus dote sua 
is successorem, änno X. V. cal. aug., Sybillam praeterea anno XII. 
. cal. aug., Annam anno XY. XVIL cal. aug. et Ameliam anno 

XVIII. cal. decemb. liberos edidit ac anno XXXIX VI. febr. 
to carissimo orbata obiit anno XLIII. IV. cal. sept. t 

Stirpe fui felix, terris et prole superstes, 
His ego nunc cunctis sum spoliata bonis. 

Veste quid ex bysso corpus decorasse vel auro 
Profuit in terra? vermibus esca cubat. 

At stat sola salus sperando fidere Christo, 
Cetera vanescunt pulvis et umbra velut. 



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Die Chronik des Johannes Tnrck. 



109 



Wilhelm hertong to Cleve Grulieh und Berg grave210 
to der Marck und Bavensberg heer to Eavenstein. 

Wilhelm, der 6. hertog to Cleve, is geboren anno 1516 up 
8. Pantaleons dach den 19. augusti binnen Cleve* K 

Van succession bertogs Wilhelm! in den landen 
Itavenstein, Winendaill, Breskensantetc. 

Als boven verhailt is wie dat her Philips van Cleve und van 
der Marck her to Itavenstein Winendaill Dreschier Engien Bresken- 
sant etc. to seinem bogen alder gekommen was und geine ehelige lyfs- 
erven mit seinem gemal, frauw Francisca van Lutzenburg van s. Poll 
und Brienne verworven, und wie dat er im jar 1521 bertogs Johans 
van Cleve Gulioh und Berg bruderen, hem Adolfen, adoptirt und inen 
bei seinem leven die herlicheit Winendaill mit sicheren conditionen 
avergeven und damit belehenen laten, der doch in Hispanien anno 1525 
one lyfserven afgestorven, inmaten sein bruder hertog Johan van 
Cleve iuxta conditiones et pacta in die herlicheit Winendaill 6uccedirt210^ 
und auch damit (vorbehalten dem hern van Eavenstein die lyftucht 
anno 1526 . . . .) beleb ent worden, so hat folgends hochgemelter her 
van Eavenstein im selbigen jar mit octroy und consent des kaisers 
Caroli als hertogen van Brabant und lehenhem ein testament gemacht 
und darin die«en jongen fursten hem Wilhelmen to seinem einzigen erfge- 
namen van dem lande van Eavenstein sampt den 600 oronen jarlicher 
reuten uff Hertzogenbusch, item van Breskensant und anderen erf- 
guderen, auch allen meubelen gemacht. 

Als nu anno 1528 den 28. januarii hochgemelter her Philips van 
Eavenstein binnen der Stadt Bruggen mit tod afgegain, hat seiner f. g. 
her vatter herzog Johan van Cleve als seines minderjarigen sons vor- 
munder durch etlichen affgeordneten reden und geschickten die posses- 
sion gestracks willen annemen und apprehendiren laten. Weil aver in 211 
des hem van Eavensteins testament mit versehen, dat ire keis. majestet 
als hertog van Brabant dat huis Eavenstein etc. drie jaren lang in 
seinen banden solte halten bis der rechte erfgenam to mhigen besitt 
und possession geraden und dat land van Brabant dardurch assecurirt 
were, is dat haus uit bevel der regentinnen mit Soldaten und volk uit 
Hertogenbusch tevorn eingenomen und besett gwesen, auch sunsten 
alle andere guder in Flandern in toschlag gelegt. Und dat van wegen 
underscheidentlichen articulen und praetension, als nemblich van ent- 
lastung Wynendaill und Dreschier van einigen, so der her van Eaven- 

a) binnen Cleve mit anderer Tinte hHgefügt. 

1) Das Fest des h. Pantaleon wurde in der Diözese Köln am 27. Juli 
gefeiert. 



['^l 



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Die Chronik des Johannes t'urck. lll 

guld. sein compensirt. Die ansprach nf den wiederfall hat frauw Maria 
regentin laten fallen, die rente van 1000 gülden jarlichs up Cassell 
ist seiner f. g. taliter qualiter afferkent, und die hinwiederumb gefur- 
derte schult herzogs Wilhelmi van 43000 goltgulden, so dem keiser 
Maximilian to der Burgundischer vehede uit Gulich ehezeits verschoten, 
sein gewiesen ant huis van esterreich to forderen. 

Also ist hertog Wilhelm in volnkommenen besitt van allen diesen 
landen Ravenstein sambt den renten van 600 cronen up Hertogenbusch, 213 
Winendaill sambt den renten van 2000 cronen jarlichö up Oost-FIandren, 
herlicheit Breskensant mit den huiseren binnen Brussell und Gent 
und vielen schönen herlichen meubelen gekommen. 

Bericht van dem lande Ravenstein. 

pat land van Ravenstein hat vortyden den namen des lands van 
Herpen gehadt bis ter tyt dat her Wallraven van Valckenburg her 
tot Born Sittart etc. dat huis Herpen affgebrochen und Ravenstein in 
die platz gebauwet. Und is Herpen vortyden ein frei eigen land und 
allodium gewesen, wilchs her Hendrich van Cuyck mit believen seiner 
huisfrauwen und kinderen anno dni. 1191 hern Hendrichen hertogen 
van Lothier upgegeven und van demselvigen to lehen ontfangen, salva 
fidelitate imperii wie die brieve dat uit weisen. 213^ 

[Es folgt auf f oh 213 tmd 214 die hei Teschenmachcr no. CXL 
abgedruckte Urkunde.] 

Bericht van üden. 

Uden mit sein tobehoirt is ein besondere herlicheit und Clevisch 
manlehen gewesen," wilchs durch afsterven hern Reinharten van Valcken- 
burg one manliche lyfserven dem huis Cleve by tyden graven Adolfs 
van^Cleve wiederumb heimgefallen, wie Johan grave van Salm in 
Siegel und brieven de anno 1397 bekent und darup renuntiirt, bis ten 
lesten anno 1544 hertog Wilhelm der kais. majestet to sonderlichen 
eren und gefallen und mit in recompense van anderen stucken Udem 
to lehen gemacht und*^ togleich mit Ravenstein entfangen. 214*» 

Wie dat land van Ravenstein an Cleve kommen. 

Anno 1397 hat sich der kreig erheven tuschen den hertogen van 215 
den Bergh und grave' Adolfen van Cleve, darin der hertog van Gulich 
und' Geller, her van Hinsberg, graven van Salm und andere furneme 
herrn mer des hertogen van den Berge hulper gwesen. Und als sie 



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Die Chronik des Johannes Turck. 113 

van Yirnenburg allerhand actiones und praetensiones np dat land van 
Eavenetein furgewendet. Wilcher streit tom leeten durch tuschen- 
spreehen herzogs- Fhilipsen van Bourgoindien oich vergliechen over- 
mits 21 000 goltgulden, die herzog Adolf van Cleve deneelvigen geven 
moiten ; also dat die herlicheit und land van Eavenstein^ Herpen, 216 
Tiden ganz und geheel an dem huis und fursten van Cleve gekommen, 
und herzog Adolf na entfangener belehnung ein gerechte erflandsher 
aldair entfangen und gehuldigt worden. 

Bericht van dem lande und herlicheit Winendaill. 

Die herlicheit Winendaill ligt in die grafschaft Flandren und 
lande van Vrijen. Dat schlot ofte casteel is eerttijs van Roberten 
den Frise, elften graven van Flandren, und seiner gemalin Alsata, her- 
zogs Bernhards van Sassen dochter, gebauwet, wilchs die graven van 
Flandren beseten bis int jar 1278. Dan als Guido Dampier bei seine 
tweede frauw Isabella van Lutzelburg und Namen drie son und drie 
dochter gehadt, so hat er solcher seiner frauwen die lyftucht und seinen 216^ 
nakinderen dat huis und herlicheit Wynendaill erflich tot ein lehen und 
vrymanschappe gegeven, als in folgenden brieve verhaut wird : 

Je Guys cuens de Flandres et marohis de Namur fach savoir 
atousr ke comme Yzabeaus, me tres chere femme et compeigne, se 
soit maintenue comme preude femme et bonne dame loyaament et 
honestement en touz bons manieres ke ele peut avec moy et envers 
my comme a son seigneur et mary, par quoy je ly doy estre tenus 
perpetuelement en avoir et en faveur et en toutes austres bonteis 
que je porray faire pour luy, je pour les raisons devant dites et pour 
le tres grand chariges des enfans ke le a et encor pourra avoir de 
moy, je suis avisez et consentiz et a ce mechmen * octroy par le con- 
seil et volontes ma tres chere tres haute dame et mere Margriete contesse 
de Flandres et de Hainau, et par Toctroy et consent Robiert mon 
ainsne fil et hoir conte de Fevers et Guiliaume mon fil ke ele ayt 
en nom dou don et asseurement de doene la manoir de Wynendail 
et les appendances et le vile de Torout et les appendances tout en 217 
tel maniere et aussi franchiment comme je les ay tenu jusques i 
ores; et avec ce je voel, ke le ait mil livres de notre monnoye de 
Flandres et prendre a Thoulien de Dam chascun an tant comme 
eile vivra a deux payementz, cest assavoir etc. ut infra. Et apres 
son deces je voel et octroy ke li hoirs que nous avons et aurons 
ensemble ou ke qui devons y sera ensemble ait devant dit manoire et 

a) Unleserlich; der Sinn ist etwa: ,^je consens de meme par le oonsestement etc." 
Annalen des bist. Vereins LVIII. 3 



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Ferdinand Schroeder 

rille de Torout et les appendances en la maniere et en 
Döus les avons tenu etc. et les tiegnt en fief et en bomi 
1 hoir seigneur et comte de Flandres etc. Ce fat don 
irnation notre seigneur Jesus Christ mil deux cens so 
wit ele mois de juni. 

Wilohe brief, donation und transport konig Philips ^ 
anno 1281 in julio confirmirt und bestedigt, und hebb 
aven van Namen datselve besäten bis int jar 1407, dat 
hau van Bourgoindien verkauft „ein lehengoede mitter he 
1 to Winendaill, die stede van Toroirt, die stede van Eouss 
rijen darto behorende, die vierschare van Cortenmarcl 
) in Langenmarck, die vierschare gelegen in die pi 
>rveld geheiten Spans end ten Viure, die vierschare 

end vort mit allen den manschappen, seigneurien, . . 

Profiten, reuten, revenuen end herlicheiden*' der ^ 
joede und lande van Winendaill tobehoirende vor 32 ( 
Darna folgends hat hertog Philips van Bourgoindien di 
erlicheit Wynendaill also mit seiner tweeder dochter 
:oindien in partaige und hylichsgave an hertog Adolfei 
en, geaestimirt up 40000 cronen und eine reute van 2 
18 up die domainen van Oestflandren beset, to loesen 
1 sonder jetwes daran to behalden, dan „le foy, hom 
verainite**, oick mit conditie, ingeval datselve land un( 
dig die drie naestfolgende jaren nit geloist, wurde 
erflich bei den kinderen frauw Marien hertoginnen 
i verblyven. Dartegen doch naderhand frauw Maria 
hertog Johan und Adolf van Cleve ein Ipesbrief geg 
ilhier gein bericht gwesen, dan bis int jar 15 . 
ussel bei der verkündigter loesen herfurgebracht, 
enwol verbleven, in wilchem ende seine f. g. dero 

abgeordnet. Als nu beide herlicfaeiden Eavenstein i 
an die fursten und huis van Cleve gekommen und 
., als der eltister son seinem vader in allen landei 
r anno 1450 seinem bruder hern Adolf van Cleve dii 
rtaige ofte erfdeilung gegeven bei conditie van retou 
venstein und Herpen van Brabant, Tiden aver van 

to leben halden solde. Darna oick die 600 cronen 
genbusch, damit vortijden die graven van der Mar 
jen van Brabant belehent gwesen, folgends oich ann 
ind land Winendaill cedirt. 



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Die Chroiiik des Johannes Torck. 115 

Adolf van Cleve her to ßavenstein und Winendaill 
is verhylicht anno 1453 an frau Beatrix van Portugal, dochter van don 
Petro hertogen van Coymbries und .... van Arragonien gravin 
Tan d'ürgel, damit er in hylichsgave ontfangen 25000 cronen die 
von dem hertogen van Bourgoindien erlegt worden. Und is mit die- 218^ 
selve oick die action to dem hertogdumb Coymbries und Montismaioris 
in Portugal an die hern van Eavenstein gekommen, wilohe doch dem 
konig van Portugal wol proponirt aver nit verfolgt is. Dese frauw 
Beatrix is gestorven und ligt begraven to Quesnoy dair sie eine can- 
tuaria ofte capell gestiftet. Und hat her Adolf i^ulerhand ter ehe 
genomen Annam, hertogs Philippi van Bourgoindien naturliche dochter, 
one kinder, die in oeren witwenstand hern Philipsen van ßavenstein 
anno 1502 S. Adolfsland gegeven, und is gestorven im jar 1507. 
XTnd den 18. septembris anno 1492 is gestorven her Adolf van Cleve 
^nd ßavenstein und mit groiten solemniteten int Predigercloister to 
Brussell begraven, allwair sein tomba in metail und epitaphia to sien. 
Philips van Cleve und van derMarck is seinem vader in 
•die herlicheiden ßavenstein und Winendaill succedirt und ter ehe ge-219 
nomen frau Franciscam van Lutzemburg gravin van S. Poll, wilche 
anno 1487 in hylichsgave mitbracht die helfte van oeres vaders und 
moders erfdeil, geestimirt up 5400 U 12 seh. 7 d. groiten erflicher 
reuten, darunter Dangier ßumpst mit gewest, gerechnet und in partaige 
anno 1503 oick assignirt worden. Deser her Philips van ßavenstein 
is ein furnemer, treffen tlich er, weitberumbter herr gewest, darvan Co- 
minaeus voele puncten angetagen, und hat die heerlicheit Breskensant 
^x donatione perpetua des kaisers Maximilian I. als graven van Flan- 
dren anno .... verkregen, doch dat er und seine nakommen die 
Tan der bürg to Bruggen ten Flandrischen lehenrechten ontfangen und 
halten solten. Sein advis was: 

Decipimur votis, tempore fallimur, at 

Mors deridet curas, anxia vita nihil. 
Is gestorven in januario anno 1528 und to Brussell begraven, 
und sein also die landen ßavenstein, Winendaill, Breskensant etc. an 
■Cleve gekommen. 

Van succession hertogs Wilhelmen im furstendumb219'> 
Oeller und grafschaft Sutfen, wat kreig damit ent- 
«tain und wie kaiser Carl sich des lands van Geller 

bemechtigt. 
Uit dese [folgende]* successiontafel is to sien, wie dat Beinoldus 

a) Im Original: furgainde. 



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Ferdinand Sobroeder 



Otto, comes Oeldriae, ad- 
vocatus Embricae electu» 
1233, aedificavit oppida 
Goch, Romundt, Tiell, 
Wageningen 
1) Margar. filia 2) Philippa de 

Theod. comit. S. Pol 

Cliviae 1 



Wilhelm, 1336 

markgraf u. ao. 

1356 herzog v. 

Gulich t 1361. 

Johanna v. 

Holland 

I 



1) Yrmgard. filia 

Walravi ducis 

Limburg. 



Reinold. com. 
Geldr. autor 
proelii in 
Wormingen 
23Margar. filia 
comit. Flan- 
driae 



Ynaegardis 
uxor Theod. 
comit. Cliviae 



Reinold, primus dux Geldriae 
1) Sophia 2) Leonora 



Mechlinia 

I 



Anglia 



Margar. uxor 

Theod. com. 

Cliviae 



Ge- 


Richarda Phi- Wilh. 


rard 


uxor En- 


lippa jung- 


V. Gu- 


gelberti 


hertog 


lich,ra- 


comit. 


V. Gu- 


tione 


Marchiae 


lich 


uxoris 




gravev. 


grave 




Valken- 


V.Berg 




burg 



Mechtild. 
uxor lois. 

comit. 

Cliviae 



Isabella 

abbatissa 

in Nyen- 

clo ister 



Reinold. 

dux Geldr. 

t 1372 



m. I. 

ntium 

eatus, 

filia 

irti 

;ini 



Wilhelm, dux 
luliae postea 

et Geldriae 
Cath. filia Al- 

berti Bavari 
Holland 



Reinold. post 
fratrem dux 
luliae, Gel- 
driae t 1423 



dux 
oetobit. 
i dux 
Geldr. 
37 

rtus 

atrem 

f8 



Wiihelm.com. 

deRavensberg 

Aleidis de 

Tecklenburg 



Adolfus 



Gerard. dux 
luliae, Mont. 
vendidit Gelr. 



Wilhelmus 
dux luliae et 
Mont., Sybilla 
Brandenburg. 



Maria uxor 

lois. in. ducis 

Cliviae 



loanna rap- 

ta a dno. de 

Arckell 



Maria de 

Arckell, uxor 

loannis comit. 

Egmondani 

Arnold, dux 

Geldriae 

cessit Geldr. 

Catharina 

Clivia 

Adolf, exhae- 

redatus a 

patre 



Carolus dux 
Gelr. 



Eduard. 

dux Geldr, 

t 1371 



Philippa 
uxor Renati 
ducis Lotha- 

ringiae 



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Die Chronik des Johannes Turck. 117 

«rste hertog van Geller twee son Reinoldum und Edoardum gelaten, 
"die beide one lyfserven afgestorven, inmaten dat hertogdumb Geller 
und grafschaft Sutfen mit dero susteren frau Maria van Geller an hertog 
Wilhelm van Gulich gefallen, wie er oik und beide seine son hertog 
Wilhelm und hertog ßeinold darin succedirt. Als aver hertog Eei- 
nold im jar 1423 one lyfserven afgestorven, hat Sigismundus, der tyt 
Romischer konig, Adolfen hertogen van den Bergb und na afsterven 
ßeinoldi hertogen to Gulich als den negsten agnaten und bloetsver- 
wandten für sich und seine erven manlichen geschlechts mit dem 
iierzogdumb Geller und grafschaft Zutfen belehenet. Dartegen her 
Arnoldus van Egmondt, dessen altmoder hertogs Eeinoldi suster gwesen, 
dat land van Geller one belehenung occnpirt und van den landstenden 
■angenomen. Nachdem aver die sach an kaiser Sigismund und des h. 
Römischen reichs stenden glangt worden, is mit urteil und sentenz er- 
kent, dat her Arnold hertog Adolfen dat hertogdumb Geller einto-221 
ruimen schuldich sein solle und to execution solcher sentenz die kaiser- 
liche achtbrief nit allein wider hern Arnold, sonder auch ritter- und 
landschaft erteilet. 

Ob nun wol ein langwiriger schwerer kreig tuschen herzog 
Adolfen und den Geldrisch en sich erhalten und to mermalen mit heers- 
kraft gestrieden, so hat, doch hertog Adolf to der wurklichen possession 
nit kommen kunnen, und dat van wegen der hilf und beistand, so 
hern Arndten heimlichen gedain und van den Geldrischen darin ge- 
halten worde. Als nu herzog Adolf folgends one liebserven afge- 
storven, dan sein son ßobertus für dem vader aflyvich worden, sein 
<iie landen Geller und Sutfen auf seines bruders son hern Gerharden 
herzogen van Gulich gefallen, der auch anno 1437 van kaiser Fride- 
xichen damit belehent worden. 

Nu ist boven verhaut, wie dat der her Arnold van Egmondt 
mit seinen eignen son hern Adolf in groiten missverstand stunde und 
wie das er auf h. drie konigen abend to Grave gefangen, aver die 
«even jaren lang to Buren schwerlich in custodia gehalden word, also 221 *> 
dat summus pontifex und kaiser Friderich van wegen solchen scan- 
dals im christenreich sich dessen hoch angenomen und herzog Carln 
van Bourgoindien committirt, hern Arnolden uit der gefengnus to 
bringen. Darin herzog Carl mit tostand des herzogen van Cleve (so 
als negster verwandter mit dabei interessirt gwesen) sovoel gedain 
und gehandelt, dat hertog Arnold wiederumb relaxirt und in seine 
freiheit gestelt worden. Dartegen her Arnold anno 1472 herzog 
Carln dat land van Geller vor 300000 gülden brab. verkauft und 



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118 Ferdiaand Sofaroeder 

avQi^edrageo, doch 200000 golden brab. pro reeompensa nagelatei» 
und seinen son herzog Adolf yan der loes, alle ansprach nnd gerech- 
tigkeit entervet. 

Weil ayer herzog Oarl wol wusste^ dat die van Egmond dat 
land yan Geller mit nnrechtmetigrai titel besäten, der herzog van Ga- 
lich ayer naher agnatns nnd yon dem keiser damit belehent was, hat 
er nmb gleiche cession bei herzog Grerharden yan Gnlich doen an* 
222 8nchen» Wucher herzog G^rh^:^ nit yielen bewegenden nrsachei» 
der tyden gelegentheit na doin moiten nnd also den 20. junii 1473^ 
all sein recht nnd anspraieh ant hertogdtimb Geller nnd grafschafft 
Sntfen yor die somma yan 80000 goltgnlden allein yerkanft nnd wat 
die beter waren, yorters donirt, ayermitz doch einige pacta perpetni 
foederis tnschen beiderseits forsten und dero landen. Diese yerkoepnng^ 
ond cession hat kaiser Friderich bewilligt ond bestetigt und demna^ 
hertog Caa'ln yan Boorgoindien yor sich und seinen eryen mit deiv 
landen Geiler und Sotfen belehent. 

Of nun wol hertog Carl, kaiser Maximilianos I. und konig Philips: 
yan Castilien groile muhe, und arbeit mit schwere kreigen an die secb 
zig jaren angewendet, so hebben doch dieselve niehemaln to rechter 
Mdlicher possession selviger landen kunnen geraden, uit ursaken dat 
hertog Carl yan Egmondt mit hilf ond assistenz der Geldrisch en land-. 
Schaft de facto die einbehielte. Inmaten die Bourgoindischen tbletzt- 
222^ ratsam b gefonden, sich mit hertog Carln anno 1528 to Gorcum guit- 
Kch to yerdragen, dergestalt dat hertog Carl für sich und seine erye» 
in linea descendenti dat land yan Geller als ein reichslehen van dem 
kaiser to leben halten solte. 

Dem nnangesehen hat selbiger hertog Carl im jar 1534 den 
14. octobris den konig yan Frankreich datselye cedirt, opgegeyen und 
to leben gemacht, des solte der konig inen seine land und leut ii^ 
protection nemen, jarlichs 30000 gülden brab. pro reeompensa und 2000O 
gold. brab. pro dono gratuito geven, auch hondert lanciers im lando 
yan Geller bestellen ond halden, mit mehr puncten, wie die brief und 
reversaien dat oitweisen. XJp wilche cession und verdrach doch hertog 
Carl in dem tractat to Graye anno 1539 renuntiirt und sich mit den 
Burgondischen ayermals yereinigt. 

Durch diese onterscheidentliche gefarliche handlungen und trac- 

taten sein die Geldrische stende sehr yerbittert und tot ein upstand 

232 bewegt, insonderheit weil sie den Borgundischen ser gehässig waren 

ond geine hopnung yan eryen bei herzog Carl furhanden. Derwegea 

etliche landtagen to Nymegen ond Bommell gehalten, endlich mit for- 



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Die Chronik des Johannes Turck. 119 

weten und believen hertogs Carln diesen jongen fnrsten hertog Wil- 
helmen van Cleve Gulich und Berg beschicket und na iipgerichteter 
capitulation und Vereinigung de dato 27. januarii anno 1538 den- 
selven tot ein schirmhern, so lang hertog Carl im leven, und na 
seinem afsterven tot einen erfherrn angenomen und in allen steden ge- 
huldigt. 

Bei diesem ward ein dobbel hylich furgeschlagen tuschen hern 
Pranciscum eltisten son in Lothringen, und hertogs Johans tweede dochter 
freulin Annam van Cleve Gulich und dan tuschen hochgemeltem jongen 
fursten hern Wilhelmen' und die dochter van Lothringen, damit also 
dat land von Geller unverdeilt bei dem heiligen reich mogte verblyve», 
und dat dem herzogen van Lothringen für seine action eine gebur- 
liche erstadung na erkentnus der fursten und landschaft geschehen 
solte. Dabei auch verafschiedet, dat, so lang herzog Carl im leven, 
solte er bei der regierung, allen gulten, renten und upkompsten ver-2! 
bly ven, darto van iren f. g. hertogen van Cleve einmal 42 000 und 
van der landschaft Geller 18000 gülden brab., dan noch jarlichs uit 
Cleve 25000 und van der landschaft Geller 15000 guld. brab. ime 
verrichtet werden, mit mer anderen puncten in der union vnd ver- 
bünd sbrief begrepen. 

Im selbigen jar 1538 am 31. julii is hertog Carl afgestoyven und 
sein also hochgemelte seine f. g. to volnkommentlicher possession des 
lands van Geller kommen, wie dan itejative die Geldrischen up den 
landtag to Bommell sich erklert, bei hochg. hertog Wilhelmen als oeren 
rechten angeboren naturlichen erfherrn vestiglich to halden und to 
blyven, to leven und to sterven, lyff und guit uptösetten. Dit alles 
hat den kaiser und Burgundischen wegen der praetension to den her- 
togdumb Geller ganz oevel gefallen und anYenglich herzog Wilhelmen 
als sein her vater hertog Johan van Cleve den 9. februarii 1530 af- 2 
gestorven, die Investitur van den furstendumb Cleve Gulich und Berg 
etc. verweigert. 

Nu sein wol unterscheidentliche communicationes to Brussell und 
Gendt, dair seine f. g. selbst bei iro kais, majestet sich verfuegt, dieser 
Sachen halben gehalten, bericht und gegenbericht vielfaldig eingewendet, 
oick wol underscheidentliche media furgeschlagen, als dat ire majestet 
herzog Wilhelmen to seinen rechten allein mit dem land van Geller 
bclehenen und der streit an verkoren schiedsleut gestellet und mittler- 
weil nichts attentirt werden solte; item, dat der hylich mit die witwe 
van Milan consummirt, aver die 100000 cronen dotis nit erlegt, und 
da dieselve one lyfserven afsturve, jeder sein recht open stain, dan 



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120 



Ferdinand Schroeder 



oik herzog Willem up dat land Wynendaill sampt 2000 cronen renten 
up Oestflandren und die herlicheit Breskensant, item up den Pfand- 
brief van Friesland, so an die 300000 goltgulden wert, und die aide 
action to dem hertogdnmb Brabant, ja oick up die Stadt Grave und 
224^ ein schultbrief van 42 000 goltgulden an den kaiser Maximilianum I. 
gedainen vorscliuss renuntiiren solte und wolte; aver alles nit helpen 
wollen, dan ire majestet des hylichs wol fridig und to aller gnaden 
sieb erbaden, aver nit anders dan nach furgebenden einruimung des 
lands van Geller, darup ser stark gedrongen. 

Inmaten bertog Wilhelm genötigt, sich in andere wege to asse- 
curiren und derwegen mit dem konig van Franckreich sich verbunden, 
dat dem konig insonders wolgefallen und darunter gesucht dem keiser 
ein abbruch to doin. Auch umb dese bundnus desto starker to maken, 
ein hylich forgeschlagen tuschen herzog Wilhelmen und freulin Johannam, 
seiner suster der koniginnen van Navarren dochter, die reichste in 
ganz Franckreich, van elf jaren, schon und trefflich wol ertagen, 
wilchs die moder musste bewilligen. 



225 



Von dem heirait mit Navarra. 



Leonora 

regina Navarrae 

t 1478 



G ästen de 

Foix comes 

Bearni 



Gaston comes Bearni, 

t ante patrem; uxor 

Magdalena, filia Caroli VIl. 

regis Franciae 

Gaston comes Bearni, 

t ante patrem; uxor 

Magdalena, filia Caroli VII. 

regis Franciae 



Franciscus Phoebus 

rex Navarrae 

t 1482 



Johannes Albretanus 



Catharina 
regina Na- 
varrae 



Henricus Albretanus 

rex Navarrae t 15o5 

Maria Valesia soror Fran- 

cisci'I. r«gis Franciae 



Wilhelmi ducis luliae 

Cliviae sponsa a qua 

separatus 



_Ioanna Albretana_ 
regina Navarrae 



_Antonii Borbonii 
ducis Vendomen. 



t 1572 



Henricus rex 

Navarrae, post et 

Franciae 



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Die Chronik des « 

Anno 1541 ward ein reichstag 
wider den Turcken; Bei noch were 
in aller geheim na Franckreich und 
und tyt darup sie durch unterscheic 
men solten. Als nu dieselve to I 
konigs diener angenomen, durch ( 
«0 der tyt to Amboise in Touraine 
als ein vater seinen son und entbot( 
Gasconia. Ofwol es nu ir nit so 
freulein darto nit geneigt uit ursakc 
wider was gemacht etc., so is docl 
toritet beschloten und am 13. junii 
konig fürte die braut, seiner suster 
ward die mis durch den cardinal d 
nibus nuptialibus. Bei deih bancket 
Portugalische, Venedigsche und Sax 
entschuldigte sich. Nach etlichen 
wider na seinen landen und liet die 
Franckreich bei der moder bis sie < 
'- Na uitganck des reichstags c 
aller reichsstenden eine starke clagt 
pation des lands van Geller und av< 
van seiner gerechtigheit mit der anz 
her berufen aver up einen andern -^ 
dan die gemeine stende für hertog ^ 
seine kais. majestet, dat die Sachen 
legt werden mogten, so haben sich ( 
wegen laten. 

Unlangs darna sein ire kais. n 
gen mit einer groiter armada over : 
und schricklichen ungewitter groit( 
tom deil verstoten, tom deil versc 
22 000 man fuesvolks und dusent re 
gesund wider in Hispaniam ankomm 

Midierweil continuirte hertog ^ 
van Gelier, fürte den titel und wap 
schlain. 

Der konig van Franckreich t 
und schickten den van Longival to 
kreig rüstete. Und brauchte dai 



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122 Ferdinand Schroeder 

kreigstnan Martin van Rossam. Derselbe toge in Brabant und Lette 
die stetten Antwerpen und Loeven schier einbekommen, dan gedachter 

227 van Kossum vorhin nnderm schein eines rosstuischers aller gelegentheit 
binnen Antwerpen sich erknndigt. Und wie er mit 12000 to voet 
nnd 2500 to perd an der Maasen averqnam, up beschiokung deren 
van Antwerpen sich erklert, dat er mit den Brabanderen nicht« 
in unguten to doin hedde, oik sich anfangs nit als feiend, sonder 
als gast verhalden, darna un versehentlich to brennen und to plünde- 
ren angefangen, für Hochstraiten geruckt. Die up dat schlot waren^ 
ergaven sich mit schrecken und ward aldair ein stattlich geschutz ge- 
funden, damit der van Kossnm stracks vor Antwerpen geeilet. AI» 
der prinz van Auranien solches erfaren, hat er sich mit einig kreigs- 
Volk bald von Breda naher Antwerpen begeven, das dem van Rossem 
verkundschaft und deswegen unterstain, inen den weg aftoschnieden. 
Daran sich der prinz nit wolte irren laten, * nnd sein also tosamen ge- 
stoten. Der van Eossum simulirte erst die flucht und wandte sich 

227bbald wider, darover des prinzen reuter, als sie eine un versehentliche 
gwalt van volk gesien, die flucht genomen. Und musste der prinz mit 
dem voitfolk des feiends erwarten, des inen doch to schwer fiele. 
Mussten also die Bnrgundische knechte ten lesten fliehen oder sich er- 
geven, nnd quam der prinz mit etlicb weinigen gen Antwerpen. Der 
van Rossum förderte strack die stadt up, wilcha die van Antwerpen 
afschlugen, und stelleten sich dapfer ter gegenwer. Weil aver sein 
auschlag faillirte und gein feur in die Stadt upgienge, macht er des^ 
folgenden tags ein spiegelfechten, als of er die hette willen stürmen; 
das doch nit glücket. Der wegen er dan van der stadt afgetagen, alles- 
darumbtrint, mullen, garten, lusthuiser, furwege und andere gebauwe 
verwüstet und verbrant, desgleichen auch den Dam, das Bruderholz 
und wat er angetroffen. Folgends sich an Lier und Loeven versucht, 
aver mit starken widerstand afgewiesen, darna Welsch-Brabant durch- 

228 streift, endlich den weg naher Frankreich genomen und wat er uitge- 
richt dem oversten bundheren referirt. 

Bei diesem hat konig Franciscus auch des kaisers Burgundische 
landen fiendlich allenthalven angegriepen und die stadt Lutzelburg 
mit gwalt gewonnen. Mittlerweil fielen die Burgundische ungewarn- 
ter Sachen int furstendumb Gulich, verhergten und verdorven alles mit 
feur und schwert und brachten voele platzen in oer gewalt. Also oik^ 
dat die stadt Deuren sich ergeven musste, die doch hertog Wilhelm 
gestracks darna im harten winter widerumb recuperirten, uitgenomen 
Hinsberg und Sustern, dair stark guarnison eingelegt was. Darbene- 



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Die Chronik de» Johannes Turck. 123 

ven ward dat convoye und geschickte hilf der Burgnndischen bei 
Aldenhoven oik niedergelegt. 

Anno 1548 hielte konig Ferdinand ein reiohßtag zu Nürnberg, 228 
weil der kaiser noch in Africa was. Daselbst die regentin in Bra- 
banty frauw Maria, in namen des kaisers und Niederlanden schickten hem 
Wimhern freihem van Creiohingen und Yiglium van Zwicheim doctor 
Die verklagden seine f. g. und Martin van Eossum ganz heftig, wie 
auch folgende des kaiaers oanzler Granvel umb hilf widder die cron 
Frankreich und herzogen van Cleve bei den reichsstenden stark an- 
hielte. Die churfursten und landgrave van Hessen unterstunden die 
Sachen in fridlichen stand to richten ; aver kunten schwerlich einen 
anstand van hem Granvel erhalden; denselven oik nit gwiss, son- 
der to des kawers gefallen, wan er in Deutzland anlangte, denselven 
antonemen ofte aftoschlain uud solte mittlerweil die stadt Sittart in 
d«B kaisers gewalt blieven. Wuchs seiner f. g. gesandten angenomen, 
umb so viel to mer, dat die churfursten dem kaiser unter äugen 
schicken weiten, und von Granvel inen eine gute hoffnung machte, 
sie wurden vom kaiser eine guitliche antwort erlangen. 

VanderschlachtvorSittart. 22! 

Im selvigen jar 1543, des maindachs na Palmen, sein die Bur- 
gundische, darunder der hertog van Arschot veltoeverster, item der 
her van Eoggendorp of Conduj, der her van Escornet, der her van 
Barbanson, hern van Mullenbas und Sombrieff etc. mit einen groiten 
und starken antail van ruiter und knecht, proviant, geschutz und an- 
dere kreigsrustungen to Mastricht avergetagen. Und dweil van wegen 
des anstanden hochtyts und sunsten voel van den Gu ligischen verreist, 
andere in den stetten in guarnison gelegen, auch van wegen allerhand 
mangel in der eil gein volk beisamen gebracht werden kunnen, hebben 
die Burgundische up gueden donnerstags Hinsberg gespieset, folgenden 
tags vor Sittart sich begeven, in meinung die stadt mit geschut und 
gwalt antogreifen. Wie dan oik der prinz van Uranien und her van 
Buren mit 500 reisigen und twelf feridlein knecht sich versamblet, 
umb int land van Cleve to fallen. 22 

Nu umb die stadt Sittart to redden hat herzog Wilhelm so voel 
reuter und knecht to samen bringen laten, als emmer in eil kunnen 
beschehen. Die up oesteravent umbtrint Sittart ankommen, gestracks 
die Burgundische van einen berg oder hoevel, so sie tot oeren vor- 



1) D. i. Gründonnerstag. 



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124 Ferdinand Sobroeder 

teil eingenomen, afgedreven und die rennvan erovert, und ist allent^ 
balven die schlachtordDung gemacht. Anfenglicli hielten sich dieBnr- 
gundische in irem fnrdeil längs einen berg und hoelenweg, an der an- 
der Seiten längs ein broich oder venn, nnd hatten sich im vorbauft 
mit ein groit geschut versien, wilcbs driemal auf der Guligiscbe reisi- 
gen afgegain nit one groiten schaden; därbeneven dat vorhoeft und 
beide Seiten mit curassieren woll bedeckt, hielten sich still und lieten 
up sich wol treffen, ohne dat men ire Ordnung brechen oder trennen 

230 mögen. Mittlerweil haben die Guligsohe durch einen hoelen weg sich 
avancbirt und mit solcher Ordnung, fursichtigkeit und freudigem ge- 
mut den fiand angegriefen, dat mit gnade des allmachtigen drie die 
erste glieder eingetagen, die andere Burgundische knechte vam geschutz 
afgedrungen und in die flucht geschlagen. Die BurgundiscHe haben 
hinder einen berg wol stand greipen willen, aver von den Guligischen 
dergestalt betranget, dat sie schier eine groite meil wegs weichen 
moiten; darunter die reuter vortgeruckt und ir geschutz wiederumb 
recuperirt. Hin wider die Guligiscbe in der Schlachtordnung sich ge- 
wendet, etliche bondert pferd bei sich bekommen und den Burgundi- 
ßcben reuteren unter äugen getagen, auch also dapfer sich erzeigt, dat 
die Burgundiscbe, so over 23000 stark gewesen, zertrent, an die 1500 
up der plaitzen niedergelegt, 1600 gefangen, 18 stucken groeven ge- 
schutz, 18 fendlein, 4 reuterfanen, 200 tonnen pulver und andere mu- 

230bnition erovert. An Guligscher selten dat kreigsvolk nit half so voel 
in anteil gewesen; nur allein 17 ruiter, 15 knecbt verlorn und mer 
nit dan 26 gefangen. 

Dese victori hat den konigen in Frankreich und unserem g. f. 
und bern eine groite freud und mut gemacht, also dat seine f. g. den 
furgeschlagenen anstand to Nürnberg nit annemen noch bewilligen 
wollen. Es ist aver kaiser Carl van wegen dieser niederlagen ganz 
ergrimmt und uit Italia mit einen groiten antail kreigsvolks in Deutz- 
landt ankommen. Der erzbischoff und churfurst van Colin Herman, 
grave van Wiedt, so insonders den fursten lieb batt, is seiner majestet 
bis gen Speyr unter äugen getagen und intercedirte vor seine f. g., 
wie auch der churfurst van Saxen durch gesandten den cardinal Gran- 
velie to Meintz ersuchen lieten, die saohen bei ire kais. majestet im 
besten to befurderen. Aver alles vergeflicb, dan ire majestet weiten 
nirgent van boren, es wurde Geller wurklich afgetreden. 



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Die Chronik des Johannes Tnrck. 125 

Belagerung und eroverung der Stadt Düren. 23 

Als nun der kaiser vorters bis gen Bonn angelangt, wendte er sich 
ge stracks nach dem land van Gulich naher Düren und schickte am 
22. augusti seinen herold in die Stadt und dede die upforderen. Die 
Christen und kreigsleut so darin lagen, gaven eine over modige trotze 
antwort, die den armen bürgeren darnach schwerlich overquam, und 
sagten, der kaiser were van den wallfisch upfretten; dan es war ein 
gemein geschrei, dat der kaiser in die wiederkompste uit Africa van 
Algier up der zee ein schipbruck gelieden und verdronken were. Die 
des hertogen volk also eingenomen, dat sie oik denjenigen, so sagten, 
dat sie dien kaiser gesien und oik mit ime geredet betten, nit gloeven 
wolten, und was dem jougen fursten der tyt leichtlich to persuadiren ; 
dan es schien, die Franzoisen, so mit in der besattung lagen, solchs 
practisirt hadden umb den Clevischen einen müt to machen und die 
Stadt nit to avergeven. 23 

Up solche verächtliche antwort schickte der kaiser alle sacken 
tom ernst und dede am 29. augusti, so bald der dag quam, die Stadt 
beschieten und etlich mal die knecht anloipen. Und ofwol der storm 
to mermalen worde afgeschlagen, is doch ten lesten die stadt mit gwalt 
erovert, wat darinnen was mannbar und werhaft niedergehauwen und 
erstochen, erbärmlich tyrannisirt, alles geplündert und darnach die 
Stadt in brand gestochen, als oik sunsten dat ganze land, die kleine 
stette und adliche huyser mit feur und schwert verbergt worden. 
Wuchs also in eil einen groiten schrecken machten, dat sich andere 
Guligische stadt und Romundt stracks ergaven. 

Vonbelagund tractatvorVenlo. 

Der kaiser belagerde folgends die stadt Venloe, so stark genug- 
samb besät was. Weil nun die mittein mit den vyf jährigen kreig 
ser beigegain, der hertog oik in eil mit notdurftigen volk und hilf 
sich nit versehen kunte, oik so bald uit Frankreich entsett nit to ge- 23 
warten, hebben seine f. g. bei solchem beschwerlichen tostand und un- 
versehentlichen machtigen averfall ten lesten am 7. septembris durch 
rait, intercession und Unterhandlung des erzbischoven und churfursten 
van Colin oder seiner gesandten, hern Adolfen graven van Schauwen- 
bürg coadjutoren und hern Wilhelmen graven to Neuwenar und Muers, 
auch hern Hendrichen hertogen van Braunsweich und Lunenburg sich 
bei dem kaiser ins lager verfuegt und irer käis. majestet ein voitfall 
gedain, dat furstendumb Geller und grafschaft Sutfen, wie die na af- 



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126 Ferdinand Schroeder 

ßterven hertogs Carln van Egmandt an seine f. g. gekommen, erflich 
overgegeven. Dartegen der kaiser dat kertogdumb Gulich, Bayenstein, 
Wynendaill und Breskensant dem fursten wider einruimen aolte, doch 
dat Eavenstein vor die gebärende werde irer majestet avertolaten^ 
Hinsberg und Sittart noch ein tyt lang in seinen banden solten ver- 
232^ blyven. Wie dan mit capitulirt, dat seine f. g. in dero selven landen 
die uralde catolische religion erhalden, einige verenderung nit farnemen 
noch gestatten, allen frembden verbundnissen als mit Frankreich und 
anderen so dem Eomischen reich und irer majestet erblanden to na« 
deil, renuntiiren, oik inskünftig einige andere nit uprichten, darin der 
kaiser und seine erven nit uitgenomen wurden, und sich sunsten als 
einen gehorsamen fursten bei dem heil, reich halten selten. Item, dat 
ein ewig verbünd tuschen dem kaiser und dem hertogen sampt beider- 
seits landen to beramen etc. Mittlerweil und ehe diese sachen in 
233 Frankreich ruchtbar worden, begav sich konig Franciscus nacher dem 
landt van Lutzlburg und verordnete, dat seiner suster dochter freulin 
Joanna von Navarra durch den cardinal und bisohoven ' van Paris her- 
tog Wilhelmen solte heimbgefurt werden. Als sie aver diese ty- 
dung vernomen, ist der konig nit weinig alterirt, dartegen doch dat 
freulin sich erfreuwet, weil sie gegen iren willen to diesen hylich 
von dem konig gedrongen was und ward also torugge gefurt. 

Concordata, verbünd und alliance. 

Folgends im jar 1544 am 2. januarii sein to Brussell die con- 
cordata, alliance oft verbundnus tuschen den kaiser und hertog Wil- 
helmen sambt beiderseits dero landen und provincien upgericht und 
beschloten. Darin fürs erst der tractat vor Venlo bestetigt und eine 
ewige freundschaft, verbünd und einigung vergliechen, dergestalt, dat 
geiner den anderen bekreigen, beleidigen noch oich des anderen fian- 
den hilf oder assistenz leisten oder den pass vergunnen, sonder ein 
233b anderen für frembden anschlagen treuwlich mit warnen solten. Die 
underdanen solten ten beiden seiden in des anderen konigreichen, lan- 
den, provincien gain, stain, kommen, bleiven, kieren, traficquiren, 
frei, vehelig, ungelet, allein die aide gewointliche toll, rechten und 
ungelden to betalen ; die stratenschenders in beiden landen to ver- 
folgen, doch an dem ort, da die angetroffen, to liefern und den miss- 
dadigern in eines und des andern landen einig glaidt nit to verstatten. 
Wofern einig streit tuschen beiden fursten oder dero landen, dat der 
durch vier ten beiden selten verordneten commissarien und einen ge- 
karen oberman to determiniren. Da die underdanen eines heren up 



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Die Chronik des Johannes Turck. 127 

<des anderen einige ansprach oder forderung hetten, gölten die in ac- 
tione reali, da der grund gelegen, in actione personali, da der beklagter 
geseten, verfolgt werden, ohne derwegen einige arresta oder repressalia 
to gestaden, nisi et excepto uniuscuiusque debito et delicto. £in fürst 
«oll dem anderen tegen seinen fianden mit hilf und beistand leisten 21 
und einer baten des anderen furweten nit sohenen. Dat oik dese ver- 
bundtnus allein defensive et salvo iure imperii, und sollen van den 
landstenden mit versiegelt werden. 

Also recessirt und underteikent durch Loys de Praet, Perenot, 
Schorl, Viglius, Job. Gogreff, Clais van Harff, Henr. Olisleger doctor, 
Jörgen van Boenen, Job. Veitmeyer, Job. van Essen. 

Dese concordata hat der kaiser durch einen sonderlichen neuen 
brief moderirt, dat domaln hertog Wilhelm einige hilf oder assistenz 
tegen Frankreich nit doin durfte. Und weil mit verdragen, dat die 
fnrsten ten beiden seiden Ire underdanen in dienst des anderen fianden 
nit solden gain laten, dat solchs allein to verstain de exteris nationi- 
bus saerum Imperium non recognoscentibus. 

Als dan oik noch andere mer gebrechen tuschen beiden sich er- 
halden, sein noch andere communicationes und tractaten dotomalen to 
Brüssel, item anno 1544 den 27. maii to Speyr, folgends in septembri 
und anno 1548 in martio und avermals to Brüssel gehalten, dabei 
endlich vergliechen als folgt: 

1. Dat der kaiser als hertog van Geller gein recht to dem fur- 
«tendumb Gulich praetendirt. 2. Dat der kaiser sali laten besitten 2) 
und gebruiken den fursten van Cleve und seine nakomlingen alsolche 
stede, vlecken, platzen und herlicheiden als seine vorsaten fursten van 
Cleve beseten und gebruikt hebbeh by tyden van weiland Carln van 
Egmond, achterfolgende dat tractat van Venlo. 3. Dat Hinsberg und 
Sittart dem hertogen wider eingeruimt werden solten. 4. Dat der 
kaiser tot die schulden die hertog Wilhelm im land van Geller ver- 
schreven, betalen sull 26,036 goltguld'en, dartegen Cleve die helfte 
van 42,000 goltgulden, so eertijts an kaiser Maximilian verschoten, 
soll fallen laten. 5. Die vestung der stadt Eavenstein soll niederge- 
legt und geine mer im land van Eavenstein gebauwet werden, darte- 
gen der kaiser up die proprietet und loes der stadt und ampts Wassen- 
burg renuntiirt. 6. Item dat Uden, so van alden tyden Clevisch leben 
gwesen, mit Eavenstein und Herpen togleich van Brabant to leben 
«ntfangen werden soll. 7. Dat denombrement von Wynendaill nit an- 
ders dan in alter gewointlicher formen to stellen und to geven. 
8, Item datGulich die helfte van Milien, Gangelt und Yucht van Bra- 2i 



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128 Ferdinand Schroeder 

bant to leben to entfangen, die andere helfte geqniten blyven solL 
9. Die ansprach up Bmggen, Dnlcken, yogdie Acken, Stadt Eandte- 
raidt, Stadt und bof Wesel bat der kaiser fallen lat«n. 10. Die be- 
gerte restitution van Waobtendnnck, Scbulenberg, kirspel Angeroye^ 
gebrechen des tolls van &ennep und van den warden im Ebein sein 
up fernere information und besichtigung uitgestellet. 11. Die loes van. 
Hertzogen-Rade soll &ulicb dem kaiser gestaden. 12. üp gedanen 
bericht van Born, Sittart und Susteren is mer nit gehandlet. 

Von wegen Monjoye sein twee middlen forgeschlagen, solche ge- 
brechen aftomaken. 

To lesten der Versieglung der concordaten van den landstenden 
to befurderen. 

Van Scheidung des heurats mit frau Joanna 
konigin van Navarra. 

Nachdem die saken tuschen dem kaiser und hertog Wilhelmen 
235b vor Venlo niedergelegt und vergliechen, schickten seine f. g. einen 
gesandten naher Franckreich und dede die verbundnus upkundigen mit 
begeren, dat dweiniger nit seine vertrauwte die van Navarra ime ge- 
folgt mogte werden. Der konig entschuldigte sich, dat er seiner be- 
loiften nunmer entheven, remittirden den hertogen an des freuwlina 
eitern etc., und was sunsten der upgekundigter bundnus halven nit 
wail tofrieden. Dan er gestracks mit ein schweren kreig von dem 
kaiser worde angegriepen, so to lesten to Camerich anno 1544 den 
22. septembris niedergelegt und mit van wegen des hylichs van Na- 
varra im selvigen tractat verafschiedet als folgt: 

Et pour ce que le ducq de Cleves est parent confedere et servi- 
teur du dit empereur et pour laquell' occasion, cause et consideration, 
et des autres parens alli6z et confeder6z du dit ducq ä fait instance 
de dellvrance de la fille du dit s'. Albert, que le mariage se consomme 
et perfice entre le dit ducq de Cleves et eile, et que eile pretend 
avoir este fait par le moyen du dit s^. roy tres-christien; et que au 
contraire icelle fille et ses dits pere et mere maintiennent, que tout ce 
236 que k est6 faict, & esti contre sa volonte et au tres grand regret 
d'icelle fille et que jamais eile ne consentit ny veult faire, ains au- 
paravant avoit protesti expressement de non vouloir contraher le dit 
mariage et ny avoir a mary le dit ducq de Cleves, d est^ accord6 
que de la part du dit roy tres-christien il faira delivrer es mains du 
dit 8^ empereur en dedans six semaines prochaines la dicte protestation 
en forme authenticque comme eile & est^ pass^ avecq expresse decla- 



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Die Chronik des Johannes Turck. 

ration de la volonte de la dite fille pour en bailler i 
de Cleves et ses amis confeder6z et alliez et pacifiei 
conscientie et bonnement faire se peult. 

Herto schickten herzog Wilhelm oich Bernhar 
in Frankreich umb des freulins endliche meinung t( 
rauf sie sich in schritten rundlich erklert, das es ir 
niehemaln gwesen, mit dem hertogen van Cleve to 
dat der konig wie oik oere elderen konig und konij 
sie niehemaln darover hedden beeren willen etc. Di 
Paulus III. pontifex solch matrimonium veluti ex defect 
lidum declarirt und beide hertog Wilhelmen und freulin J 

[Es folgt Bl 236"^ —237^ das Breve Pauls III,, c 
mach er n, CXVI abgedruckt ist,] 

Dese erklerung,' Separation oder absolution, we 
ders nit remediirt werden kunnen, hat den fromen 
erfreuwet, dat er in ein privat schreiben dem allmacl 
benedyet und gebeten, vorters ime to verlehenen wf 
rauf gefolgt, dat seine f. g. im jar 1546 am 3. julii 
sehen konigs Ferdinandi dochter freulin Maria von 0( 
van Ungarn und Boheim auf den reichstag zu Kegei 
heuratet und aldair hochzeit gehalten. 

Heurat hertogs Wilhelmi van Gulich Cle 
mit frau Maria van Oesterreich Hungaren 

Durch diesen heurat erlangt herzog Wilhelm \ 
Privilegium de successione filiarura anno 1546 19. juj 
fem hochgemelter hertog Wilhelm mit seinem gem£ 
geine ehelige liebserven bequeme, of menliche liefsei 
aver nachderhand one manliche lyfserven afgiengen, 
geine manliche eheliche lyfserven von herzog Wilhe 
furhanden, die furstendumben Cleve Gulich und ] 
Marck und Eavensberg, land und leut die von dem 1 
ruren, up seines hertogs Wilhelmen mit frauw Maria 
teren, oder wofern derselvigen geine dat mal im leve 
einer. oder mer ehelige geborne lyfserven furhanden ^ 
seines herzogs Wilhelmen dochtern nagelatene manlic 
derselven tyt im leven sein, fallen kommen und inen 
solchen fall van den Komischen kaiseren damit beleb« 
ten. Wilchs Privilegium kaiser Maximilian II. im jar II 
lis bestetigt. 

Annalen des bist. Vereins LVIII. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 131 

Tom anderen haben hochstgemelte Ire kais. majestet im selbigen 240 
jar 1546 herzog Wilhelmen Privilegium verlehent, dat nu hinfuro in 
ewigheit van geinen bei- oder endlichen urdeilen .erkentnus oder decre- 
ten so an seiner f. g. hof- oder hauptgerichten nitgesprachen in Sachen 
da die hoeftsomm nit over 400 goltgulden wert, am kaiser oder kai- 
serlichen cammergericht oder jemands anders appellirt supplicirt noch 
reducirt, sonder exequirt und volnstreckt werden sollen; was dar- 
wider getan, nichtig und kraftlos blyven bei pfoen van 5ö mark 
lodigs goltz. Wilchs Privilegium kaiser Maximilian im jar 1566 con- 
firmirt und die somma up 600 goltgulden verbogt. Daneven auch so- 
viel extendirt, dat in possessoriis, darin irer majestet und dem kaiser- 
lichen cammergericht das petitorium reservirt ist, keine appellation zu 
-admittiren. 

Tom dritten haben hochgemelte seine f. g. im jar 1559 von 
kaiser Ferdinando confirmation des Guligischen heuratstractats und pri- 240^ 
Tilegium geworben, dat die furstendumben und landen Gulich Cleve 
Berg Marck und Ravensberg, so lang die successoren hertogs Wilhelmi 
^erven und seiner posteritet in afstiegender linien furhanden weren, to- 
samen uniirt und unzertrent bei einandern blyven sollen und mögen; 

Tom veirden anno eodem von kaiser Ferdinando privilegiirt, dat 
seine f. g. dero reintolle Orsoy, Buderich, Lobith und Heissen up andere 
gelegene örter im furstendumb Cleve Verlagen und transferiren mögen; 
dabei oick die drye praibsten van Cleve, Embrich und Eees vor 
^wige kaiserliche commissarien gesetzt und verordnet in sachen der 
insulen, warden und alluvionen na stroemrechten to richten und to er- 
nennen, furbehalten doch der appellation am cammergericht. 

Tom vyften erlangt hertog Wilhelm anno 1566 van kaiser Maxi- 
miliane II Privilegium exemptionis van den frystulen und Westfälischen 
gerichten, dat nemblich seine underdanen mit den heimblichen und 
Westfälischen gerichten nit dan in etlichen fallen allein beschwert wer- 
den mögen: 1. da der beklagt mit ordentlichen geburlichen nit zu be-Q^^;^ 
kdmmen, 2. oder sein (der beklagten) her oder richter seiner zu recht 
tind zu ere nit mechtig, 3. oder da die ubeltaiten, wilche den heim- 
lichen und freystulischen gericht nach der Ordnung subject, vor ordent- 
lichen gericht ausfundig gemacht und aber durch solchen gericht oder 
dessen obrigkeit nit zu geburlichen straf und execution vermog der 
kaiserlichen halsgerichtsordnung nit gebracht werden. 

Tom sechsten erlangt hochgemelter herzog Wilhelm van Pio Sancto 
pontifice anno 1562 und van kaiser Maximiliane II im jar 1566 Pri- 
vilegium van uprichtung einer universitet to Duisberg. 



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Ferdinand Schroeder 



H i 6 1 r i c a. 



er heurat mit frauw Maria van Hungaren volntagen, ist 
jar dat concilium to Trent angefangen, darto seine f. g. 
apostolicum citirt worden. Und werte etliche jaren,^ als 
oser luft halben einmal uf Bononien transferirt, darover 
le oratoren uit sonderlichen irer majestet befeien protesti- 
arbe im selbigen jar 1546 Martin Luther, der groite ver- 
i unrühe in Christenheit verursacht. 

ödem am 6. augusti schlug dat ungewetter in einem .torn 
iarin an die 800 tonnen polvers gwesen. Der torn zer- 
jn fundamenten, und worden over die 700 huiser und kir- 
igt, 700 minschen bleven doit, etliche sagen van 1800^ 
rletzt. 

547 ward erzbischof Herman van Colin van pabst und 
egen seiner uncatolischer religion gerichtlich entsetzt und 
rave van Schauwenburg coadjutor an seine platz erwelet 
. Darin herzog Wilhelm viel guits gehandlet, das erzbi- 
L mit gedult afgestain, damit alle Weiterungen verhuedet, 
t verschont blieven. Und dede gemelter erzbischof Adolf 
jar 1550 seinen eintritt in die stadt Colin, darto herzog' 
staitliche geselschaft leistete. 

jm jar storven konigs Ferdinandi gemal frauw Anna van 
id Behem ; item konig Henricus YIII. van Engeland im 
reichs, und konig Franciscus van Franckreich im 32. jar 
ing und succedirte Henricus II. an seine platz und ward 
nno eodem am 26. julii gekrönt. 

Igen jar ward der Schmalkaldische verbünd van den pro- 
jligionsfursten upgericht und schickten sich die Sachen to 
erlichen kreig und upstand. Der kaiser fuegden sich 
ein groit heerläger bei Ingolstadt, und als es to einer 
ildschlacht geriete, ward der churfurst van Sassen gefan- 
reldobristen hertogen van Alba, folgends to dem kaiser 
Igraf Philips van Hessen, als die saken also sich schick- 
ich in guden vertrauwen to Hall in Saxen bei ire kais. 
jven und ein voitfall gedain, aver na der avonds maltyt 
ifenglich angenomen. Wilche beide fursten der kaiser mit 
rland fürte, den van Sassen behielte bei sich, den van 
ir bringen na Oudenarde in Vlandern. Obwol nun beider 
innen sampt iren kindern ins lager bei ire majestet ein 



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Die Chronik des Johannes Turck. 133 

voitfall und verbitt deden, oik unterscheidentliche intercessiones umb 
Erledigung beider forsten getan wurden, so bleven sie doch in der 
custodia int vyfde jar sitten. 

Anno 1548 hielte der kaiser ein reicbstag to Regenspurg, und 
ward aldair herzog Johans Fridericb van Saxen der chur entsetzt 
und sein vetter herzog Mauritz van Saxen damit wiederumb belehenet. 
Item dat interim in causa religionis bis an dertermination des generalcon- 
cilii veräfschiedet. Item der Burgundische krais upgerichtet, dan kaiser 
Carl mit den reichsstenden dahin gehandlet und sieh vergliechen, dat die 
erbnederlanden frei eigne landen (doch die lehen oick van dem h. reich 
to lehen to entfangen) ein besonder crais sein, to den reichsdagen mit 
beschreven, sitz und stimme im reich wie Oesterreich haben, in reichs- 
fiteuren so voel als twee churfursten, im zug wider den Türken als 
drie churfursten contribuiren und hilf leisten, sunsten aver van den 
gemeinen pennong oder capitation, dan oich van des kais. cammerge- 
richts Jurisdiction und kaiserlichen reichs Satzungen (uiterhalven in 
causis fractae pacis, landfriedenscontribution und schuldigen reichs- 
steuren) exempt und frei, dweiniger nit in des heil, reichs schütz und 
schirm sein und blyven sollen, als insgleichen die undersaten reciproce 
in des anderen landen frei sicher glaidt haben und hantieren sollen 
mögen. Wilcher verdrach diesen und den benachparten landen to un- 
seglicher beschwernus kommen, wie man leider bei taglicher experienz 
mer als tovoel befunden und besorglich ferner spuren wird. 

Communication mit Burgund van permutation 
Lobith und Huissen. 

In diesem jar 1548 haben ire kais. majestet hochgemelten hem 
liertog Wilhelmen eine permutation van Lobith und die stadt Huissen 
t%en einige geringe stucken im furstendump Geller angemutet und bei un- 
terscheidentlichen Schickungen und beisamenkumpsten ganz stark und 
eiferig darup driven laten. Wilchs endlich seine f. g. up dero land- 
«chaft erklerung verschoven, die dan anno 1550 up einen gemeinen 
landtag to Essen sich resolvirt, weil diese landen und stede tosamen 
uniirt und verbunden, oick die stadt Huissen mit oerer vorfaren lieb 
guit und bloit erhalden, dat oen wurde beschwerlich fallen darin to 
bewilligen und derwegen ire majestet vor alsolche Separation der ste- 
den to bidden etc. Als die Burgundische diese erklerung vernomen, sein 
sie ser unlustig worden und gestracks darup die superioritet van Goch 
und Lobith erfordert. Es haben aver seine f. g. na reiflicher deliberation 



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Die Chronik des Johannes Turck. 135 

barliche, seltsame, eerletzliche Schriften apentlich ediren, gewan die 
stetten Mentz \sic /], Tonil nnd Yerdun, die tom reich gehorten. 

Bei solchem upstand und nnruhe haben konig Ferdinand, sein 
son erzherzog Maximilian, herzog Albert in Beyeren, herzog Mauritz 
van Sassen etc. erstlich binnen Lintz, darna in majo binnen Passauw 
sampt den chur- nnd fursten Mentz, Colin, Trief, Pfaltz, Brandenburg, 
Saltzburg, Eichstett, Passauw, item Munster, Wurtzburg, Braunschweig 
meinjs g. h. herzogen zu Cleve Gulich etc., Pomeni , Wirtember- 
gische gesandten verfueget, die Sachen to middlen und niedertoleggen. 
Wie sie dan am 16. julii sich vergliechen und verafschiedet, dat 
beide fursten van Saxen und Hessen der custodien verlaten und resti- 
tuirt, dat kreigsvolk an allen selten af gedanket und ein reich sdag uit- 
geschreven. Mittlerweil einige stende Auspurgischer confession der 
religion halven mit der dait gwaldigerweis oder in andere wege wider 246 
ire conscienz und willen van ire kais. majestet und anderen reichssten- 
den nit getrungen oder dernhalven avertagen, beschedigt durch man- 
daten oder einiger anderer gestalt beschwert, sonder bei solcher irer 
religion ruhiglich gelaten werden sollen; hinwider sollen die stende 
Auspurgischer confession die andere stende der alten religion, geist- 
lich und weltlich , gleich ergestalt irer religion kirchengebreuch, 
Ordnungen und caeremonien, oik oere hab und guteren landen leuten 
reuten zins gülden ober- und gerechtigheiten halven unbeschwert, 
sie derselven fridlich und ruhiglich gebrauchen und gemessen, auch 
mit der dait oder sunsten in unguten gegen denselbigen nichts 
vumemen, sonder sich tegen- einander an geburenden rechten vermog 
upgerichteten landfrieden begnügen laten. Darbeneven sein noch an- 
dere mehr articulen, als van presentation der beisitzeren am cammer- 
gericht beider religion und dergleichen mer begriefen. 

Im folgenden jar 1553 toge markgraf Albert van Brandenburg 
Van Franckfurt ab naher Meintz, avergwaltigte die stadt, nam den 246^ 
geistlichen van Meintz und Spier ire geistliche guter, verbrant vyf 
stiften und cloister und des churfursten hof S. Martinsburg, begave 
sich folgends naher Wurtzburg und im stift Bamberg, dede groten 
schaden, braute oick etliche stette und dorper, denen van Nürnberg 
tostendig; item occupirte Margenhaim und andere des Deutschen Or- 
dens hauseren. 

Nu haben sich im reich noch andere mer irrungen und missver- 
stende erhalten : als tuschen hertog Hendrich van Braunschweich und 
markgrave Alberten van Brandenburg. Item tuschen den churfursten 



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136 FerdinandSchroeder 

van Saxen und herzog Hans Friderichen den eltisten. Item tuschen 
Hessen und Nassauw van wegen der grafschaft Catzenelbogen. Item 
tuschen Braunschweig und Hessen. Item tuschen den hertogen, der 
Stadt und ridderschaft van Braunschweig. Item tuschen Chur- Saxen 

247 und markgraf Alberten van Brandenburg. Item tuschen etlichen stif- 
ten und graven in Westfalen, also dat sich die Sachen allenthalben 
gefarlich lieten ansien. Derwegen dan die chur- und fursten Mentz, 
Trier und Pfaltz, herzog Albert in Beyeren, her Wilhelm herzog to 
Gleve Gulich, her Christoffel herzog to Wirtemberg in aprili tom 
Steinren schloss sich tosamen deden* Darto der churfurst van Saxen 
sich oik verfuegt, umb einige middelen darin to finden. Endlich ver- 
afschiedet, dat ire keis. majestet to ersuchen Were, tytlich allen Un- 
heil furtobauwen, und solchs an ire majestet schriftlich gelangen lie- 
ten. Aver scheint, dat etliche saken to weit kommen waren ; dan im 
selvigen jar 1553 am 3. julii togen herzog Mauritz van Sassen und 
herzog Hendrich van Braunschweig mit beiden seinen sonen Carolo 
Victore und Philippo Magno tegen raarkgrave Albert van Brandenburg, 
schlugen sich up Lunenborger beiden. Herzog Mauritz behielte dat 
feld, aver starf nit lang darna an ein schuiss, und bleven beide Caro- 
lus und Philippus und mer dan 4000 man up der wailstat; etliche 

247^ dusent gefangen, alle des markgraven geschutz, reuterfanen und fend- 
len erovert. 

Boven ist verhallt, wie sich Franckreich mit den Deutschen bund- 
genoten vereinigt, die stette Metz, Tonil und Verdun eingenomen. Hin- 
wider rüstete sich der kaiser, liet ganz Champaignien durch Martin 
van Eossum afloipen, belagerte Metz im wintermonat, aver musste van 
wegen der groiter kalte die belagerung upbrechen; gewan aver Ter- 
wan und Hesdin mit stürmender band, dair grote furneme Frantzoise 
princen graven hern und ansehentlich voel kreigsvolks gebleven, und 
ward die stadt Hesdein geschleift, üartegen occupirte der Frantzois 
vor und nach Marienburg, Bavines, Dinant, Bins und dergleichen mer 
platzen. Und obwol die chur- und fursten Mentz, Trier, Pfaltz, Beye- 
ren, Cleve, Gulich, Wirtemberg binnen Heidelberg deils in der perso- 
nen, deils per legatos eine beisamenkompst beramet und gern gesien, 

248 dat ire majestet in friedenstractation sich hedden eingelaten, haben 
doch ire majestet van wegen der groiter injurien sich nit berichten 
laten willen. Und stunde also dit Unwesen bis int jar 1556. 

Anno 1555 is kaiser Karl mit beiden seinen sustern frau Maria in 
Hungarn und frau Leonora van Frankreich witfrauwen to schip na 
Hispanien getagen. Seinem son Philippo alle konigreich, furstendumb 



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Die Chronik des Jobannes Turck. 137 

und «rblanden, seinem bruder aver konig Ferdinando dat. kaiserdumb 
verlaten, der dan anno 1558 in martio to Franckfurt tom kaiser ordent- 
lich erwelet word. Und starb keiser Carl im selbigen jar am 27. sep- 
tembris und sein suster, frauw Maria am 18. octobris im cloister van 
S. Justo. 

Ehe nun konig Ferdinand tom kaiser erwelet, ward anno 1556 
die Lands bergische Vereinigung tuschen den huiseren Oesterreich, Beye- 
ren und anderen mer fursten upgerichtet. Darto mein g. h. hertog 
to Cleve etc. oik gefordert, ja im jar 1570 van herzogen van Alba 
nochmalen seiner f. g. angemutet ward. Es haben aber die landstende 
darin bedenken getragen. 

Yan der schlacht bei St. Quintin. 248'> 

Na des kaisers verreisen in Hispanien braken die Frantzoisen 
avermals den anstand, vermeinten Douay mit verraderei eintokreigen, 
gewonnen Calais uit der Engelander banden, item Duinkerken, Dieten- 
hoven etc. Dartegen rüsteten sich konig Philippus ganz stark, lagerte 
sich anno 1557 vor die Stadt Quintin; hertog Philippus Emanuel van 
Savoye was veltoeverster. Die Frantzoisen machten groit apparat, die- 
eelve to ontsetten und vermeinten, dweil ein guter andeil uit dem la- 
ger konig Philipps unter äugen getagen und datselve geschweckt was, 
die Burgundische unversehentlich to averlallen. Waren stark an die 
5000 pferd und aver die sestich Deutschen und Frantzoisen vendlen 
voitfolks mit 80 stuchen geschutz. An selten Burgundt was hochge- 
melte hertog van Savoye, hertog Erich und hertog Ernst van Brauns- 
weich, grave P. Ernst van Mansfeldt, grave Ott van Schauwenburg, 
grave Wilhelm van Witgeristein, die graven van Hörn und Egmond 
und stark ungefer an die 7000 peerd, die den anfal deden (dan dat249 
Nederlendsche voetvolk kunte so bald nit folgen) und behielten die 
victori. Der connestabel van Frankreich veltoeverster, sein son der 
herzog van Montpensier, der hertog van Longeville, der jong prinz 
van Mantua und sein bruder, der marschalk van S. Andrea viconte 
de Tourrain, reingrave Philips und andere mer ansehentliche hern un'd 
van adel, aver die 5000 Frantzoisen und Deutschen gefangen, 31 Deutsche 
und aver die 60 reuter und Frantzosische fanen mit dem geschutz er- 
overt. Der hertog van Vendosme und her van Angien bleven up die 
waiistat mit anderen mer, der rest ward erlegt und zertrent. Dese 
«chlacht und victori geschah up S. Laurentii dag, wie solchs alles 
konig Philippus gestracks den anderen tag meinem g. f. und hern her- 
togen to Cleve etc. int lange togeschreven ; und ter ewiger gedecht- 



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138 Ferdinand Schroeder 

nus dem almachtigen to lof den wunderbarlichen kostelichen bauw 
l'Escurial in Hispanien in die eer S. Laurentii naderhand doin bau wen. 
249^ Ferner am 27. augusti gewan der konig die Stadt Quintin mit 

8tormender band, darin der admiral van Frankreicb und des connesta- 
bels drie son waren, und am 6. septembri die vestung Cbastelet, 
dama oik Hain und andere mer. Im folgenden jar 1558 fielen die 
Frantzoisen in Flandern. Darwider die Burgundiscbe unter comman- 
dement des graven van Egmond und andern bern sieb gesetzt, die 
Frantzoisen toletzt im lager angegriepen und derselvigen mecbtig wor- 
den. An die 1500 peerd und cbavaliers van des konigs ordonnance 
und 36 fendlein Frantzoiscben und Deutseben voitvolks erlegt und zer- 
trent, die artellerie erovert und voel ansebentlicbe bern gefangen^ 
Dunkerken und Winoexberg wiederumb recuperirt. 

Inmaten ten lesten die friedstractation to Cambresis im jar 1559' 
erfolgte und dat avermits ein bylicb tuscben konig Pbilippum van His- 
panien und des konigs Henrici van Franckryck elteste doebter Isabella; 
darto der konig ein groit festin und triumpb binnen Paris anricbten 
laten. Als er nun in turnieren sieb viel gebraucbt, bat er ten lesten 

250 oik den van Montgomerancy stark genötigt, die lance tegen ime upto- 
nemen. Wilcbs derselve ungern gedain und darfur gebeden, so doch 
nit belpen mögen. Im rennen brach die lanz und stieten die splinter 
den konig in sein visir, daran er up den tienden dag gestorven. Und 
quam die cron an seinen son Carolum, der noch geringen alders wäre. 
Daher der prinz von Cond6 sambt den Hugenoten sich verbunden und 
fiengen in Yrankreich einen kreig an, namen viele stette und bauser 
ein. Hin wider gewan der hertog van Guise Roan und gerieten die 
Sachen ten lesten anno 1562 in decembri to einer scblacbt. Der von 
Conde ward up der einen und der connestabel up der andere selten 
gefangen. Der marscbalk van S. Andrea, des van Guise bruder, der 
her van Montbrun, des connestabels son, der herzog van Nivers bleven. 
an des van Guise selten, und ward der van Guise selfs darna voni 
einem poltrof erschoten [Bl, 250^ ist unbeschrieben], 

251 Erzherzog Maximilian van Oesterreich 

Bomisch konig und kaiser. 

Anno 1562 in aprili schickte kaiser Ferdinand graf Jörgen va» 
HelflFenstein sambt Ulrico Zasio doctore und sein kais. m. son erzber- 
zog Maximilian, bern Adam freihern zu Deitericbstein to meinen g. 
h. bertogen up Cleve und deden seiner f. g. vertrauwlich entdecken, 
weil ire m. kaiser Ferdinand fast tom bogen alder und unvermogent- 



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Die Chronik des Jobannes Turok. 13^ 

lieit geraten^ solten sie derwegen gern sehen, dat bei tyden das Eoraiscb 
reich versien wurde; welch ir intent sie schon den churfürsten hatten 
andeuten laten, und to dem end iren son erzhertog Maximilian f ur- 
geschlagen, die darto semptlich nit ungeneigt, behalven Churpfaltz sa 
etwas bedenken gemacht. Begerten derwegen seine f. g. guten raitSy 
wie am besten herinnen zu verfaren und dat hoch seine f. g. bei Colin 
einen gemeinen waltag mit wolden helfen befurderen. Darup derselve 
fast gründlich sich erklert, an Colin geschreven und endlich so weit 
kommen, dat die chur-, fursten und stende des heil, reichs in novembri 
to Frankfurt tosamen kommen, hochgemelter erzhertog Maximilian ein- 
mutiglich to einen Romischen konig erwelet und am 30. eiusdem gekrönt 
und also nach absterben des vaters kaisers Ferdinandi (so den 25. 2bV> 
julii anno 1564 sich togedragen) im kaiserdumb continuiret. Up diese 
kronung is mit gewesen hochgemelter mein g. f. und her hertog to Cleve 
Gulich und Berg und bei sßine f. g. Hermann grave to Nuenar und 
Muers, Franz grave to Waldeck, Elgardt grave und her van Oest- 
frieslend, Wolff grave van Nassauw, Ludwig grave van Nassauw, Wil- 
helm grave van Schwartzenburg, Deiterich grave van Manderscheidt 
her to Schieiden, Hans Gerhardt grave van Manderscheidt-Gerolstein, 
Philips grave van Mansfelt. 

Rede. 
Wilhelm her to Gumnich Guligsche marschalk, Wilhelm van 
Bernsauw her to Hardenberg, Arnold van Wachtendunck Clevische 
marschalk, Joest van Eller ambtman to Luistorf, Wilhelm van Harff 
her to Aistorf und Hürdt, Deiterich van der Horst tom Hais, Deite- 
rich van Palandt her to Bredenbend ambtman to Wassenburg, Victor 
^Knippinck amtman tom Hamme, Johan van Ruschenberg her to Sitte- 
rich, Hendrich van der Reck ambtman in Lymers, Jacobus Omphalus 
doctor, Carl Harst doctor. 

Andere ambtleut und adliche. 252^ 

Adrian van den Bilandt her to Well ambtman to Gennep,. Chri- 
stoffel van Roishausen ambtman to Monixen*, Otto van den Bilandt 
her to Reydt ambtman to Hinsberg, Johan van Harff amtman to-Born, 
Johan van Palandt her to Noitberg ambtman to Wilhelmstein und 
Eschweiler, Coen van Binsfelt ambtman to Nydeggen und Schonforst, 
Werner van den Bongart Guligische erbcamraerer, Johan van Heltorp 
ambtman to . . . ., Dederich van Hall ambtman to Monheim, Ulrich 
van Merode gnt. Schaffart her to Norvenich, Franz van Loe 

a) Monixveen ? 



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140 Ferdinand Schroeder 

lier to Wissen ambtman to Goch, Godefrid her van Schwartzenber^ 
hofmeister, Georg van Eomberg stalbneister , Georg van Boenen 
cQchenmeister, Wilhelm von Wylich to der Bosanwen, Christoffel von 
Wylich to Grondtstein, Ludwig her van Pnlheim, Deiterich van Harff, 
%2b Arnold Stommell, Johan Spiess, Bertram van Landtzberg, Johan 
Kettler, Volmer van Scheidt, Degenhart van Merode zu Schlossbergh, 
Otto Schinck, Arnold Pieck, Wilhelm Spiess, Adolf van Batenbnrg, 
Johan van Efferen, Georg van Lantzberg, Dederich und Johan van 
Aldenbouchum, Johan van Ossenbroich, Sybert van Bemsauw, Conrad 
van Bombergh, Gottardt. Schirp, .... Huchtenbroich, .... Vir- 
mundt, Paulus Langer secretarius. 

Yan diesem kaiser Maximiliano IL erlangt hertog Wilhelm anno 
1566 confirmation aller leben regalien und Privilegien, insonderheit 
oick van den Maastoll to Gennep; im jar 1570 dat recht und ge- 
rechtigkeity als dat ruinirte stift Kauffingen im land van Hessen 
253 hat aver den hof Herbede im land van der Marck, doch dass die reuten 
to ein ander stift in diesen landen an to wenden und bis daran dat stift 
Kauffingen wiederumb in vorigen stand restituiret. Und ist dieses 
hofs halven mit Conraden von Elwerfelt ein besonder vertrag ge- 
halten. 

Anno 1571 ward herzog Wilhelm to ein beschirmer des stifte 
Bellinckhausen und 1575 neben Colin und Munster to ein beschirmer 
und advocaten des stifts Weerden vom kaiser angestellet und ver- 
ordnet. 

Darbeneven erlangten seine f. g. auch van kaiser Maximiliano 
1575 Privilegium de non evocando, dergestalt dat dieselve und oere 
nakommen land leut diener und undersaten sambt iren weih und 
kinderen umb geinerlei spruch oder f orderung willen an eer lieb schul- 
den hab und guteren, noch für dat gericht Bottweill noch an einige 
Westfälische o^r anderen frembden gerichten nit evocirt geladen oder 
besprochen werden, sonder sollen alle forderungen on mittel vor ire 
kais. ^ajest. oder dem kaiserlich cammergericht oder denen obrigheit 
253^ und gerichten da sie mit iren heimbwesen und guter jedertyt geseten 
und gelegen: die diener vor iren landforsten und herschaft und da 
man sie to recht wiesen und stellen wird, und die underdanen, vor 
dessen gwricht dieselve on mittel ordentlicher weis gehorn und sunsten 
nirgent anderswo intentirt und furgenomen werden, uitgenomen in den 
feilen denegatae vel profilatae^ iustitiae. Und solches alles bei pfeen 
der nollitet, und wat dartegen gedain ipso facto nichtswürdig und un- 

ft) Vnltaerlich. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 141 

gültig sein soll. Dabei privilegiirt, dat seiner f. g., dero nachkommen 
land und leut cloister guter und personen van allen arresten, kommer 
und repressalien frei sein sollen, dan wat jeder to sprechen, solchs 
ordentlicher weis an dem ort da es gehorich to suchen und uit to dragen; 
item dat seine f. g. und dero nakommen alle diejenige, so in die acht 
und ayeracht erkent, mögen enthalten hausen hofen aitzen drinken 
und alle gemeinschaft mit inen halten, nach dero notturft willen und 
gefallen, es were dan, dat sie aldair to recht angefallen wurden; den 
soll man oick recht widerfaren laten. Item dat seine f. g. alle tot- 254 
schleger (uitgenommen ofne und fursetzliche morder) in oeren landen 
jar und dag halten und fryen mögen, doch wan jar und dag furuber, 
wofern jemand gegen dieselbe rechtens wurde begeren, alsdan recht 
administriren oder die folgen to laten; und wofern der achter oder 
totschleger uit seiner f. g. landen wurde entkommen, sollen sie de» 
geinen schaden lieden. Und ist dat kais. camergericht tom execu- 
toren und einer pfoen van 60 pond * lotigs golts to conservation diese» 
privilegii gesät und verordnet. 

Van den beschwerlichen tostand und groite verenderung 
die sich mit diesem fursten togedragen. 

Anno 1566 hielt der kaiser Maximilian einen reichsdag to Aus- 
purg umb hilf wider den Türken, darto seine f. g. personlich erfordert, 
oick selbst mit starken andeil van reden adlichen hofgesind und dienern 
dahin getagen. Bei werendem reichsdag worden seine f. g. mit einen 
beschwerlichen schlag heimbgesucht , dardurch dieselve in groiter 254i> 
Schwachheit komen und an der gewointlicher sprachen impedirt wor- 
den. Schickte sich oich solche krankheit mit oeren paroxismus schier 
als ein tertianfieber, so bis am end seines levens 25 jaren lang ge- 
weret, dardurch sie auch** an iren kreften geschwecht. Nit lang 
dabevorn schlug der blixem im Schwanentorn, das wol ein bedroeft 
omen dieses und anderen mer folgenden elends mag gwesen sein. 

Anno 1567 am 13. aprilis ward van dem churfürsten van Saxen 
auf befelch der kais. majest. die starke vestung Gotha gewonnen, herzog 
Hans Friederich der mittler van Saxen sampt den echteren so sich 
aldair enthielten gefangen. Der herzog ward geschickt to dem 
kaiser und im schloss Neuwenstat in Pressburg eingesät, da er auch 
bis to end seines lebens in custodia gehalten, uneracht wat interces- 
siones die reichsstende gedain. Die echter Graumback und andere 
etliche geviertelt, andere enthaupt, an die 160 stucken geschutz con- 
fiscirt und die vestung geschleift. 

a) Von anderer Hand darübergeschrieben marok. 

b) Die Vorlage hat: auch sie auch, vielleicht: auch seine Augen? [K.J 



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erstrenten. 
i, daher binne 
igion stelleten 

die catholiscl 
1 und anderei 
carmes die sti 
ad Strang. I 
7erbieden. AI 
>g van Alba 
ark auf dem 



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Die Chronik des Johannes Turck. 143 

prinz van Uranien mit voel volks na Deutzlandt, der her van Brede- 
rode up Amsterdam und Bremen, da er gestorven. Durften des van 
Alba ankompst nit warten. Die herzogin schickte den van Mansfelt 
mit Volk in Antwerpen, folgte selbst und restituirte die catholische 
religion. In augusto quam der hertog van Alba sampt seinen son 
don Ferdinando mit 8000 Spanier, 7000 Schwitzer, 1000 leichte pferd 
und 3000 deutsche reuter to Brussell; citirt darna den graven van 
Egmond und graven van Hörn gen hoeve, da sie gefenglich ange- 
nomen und na Gendt gefurt, folgends am 5. julii 1568 als rebellen 
mit urdeil und sentenz enthoeft. Mein g. f. und her hertog to Cleve 
schickte wel to Brabant, die to verbidden, es mogte aver nit helpen. 

Darna dede oick citiren den prinzen van Uranien, grave Lud- 
wigen van Nassau w, den graven van Hochstraiten, graven van dem 256^ 
Bergh, graven van Culenburg, hern van Brederodt. Sie aver erschienen 
und vertrauwten den landfriden nit. Derwegen dan oere gueder dede 
confisquiren und der graven van Culenborgs hof to Brussell (wiel die 
buntsgenoten aldair oere Convention gehat) to grund rasiren. Proce- 
dirte ganz streng, liet twee hern van Batenberg, mit noch viel andere 
to Brussell apentlich executieren. Wilchs ein groiten schreck machten, 
also dat etlich viel dusenten uit Nederland weichten na Deutzland, 
Frankreich und in diesen Clevischen steden furnembtlich to Wesel, 
Duisberg und Goch, so der van Alba vielfaltig bekrönte. 

CFnterdessen dede oik die herlicheiten Millingen und Bilandt als 
eigen angehorige pertinenzen der grafschaft Bergh confisquiren. Dar- 
tegen mein f. g. und hertog to Cleve sich wol opponirten, dat nemb- 
lieh dieselve stuck averalde Clevische lehen dem furstendumb Cleve in 
hoger superioritet und sunsten underworpen; und wat an Geldrischer 
seiden eingewendet, genugsamb und vielfaldig widerlegt, so hat doch 
ßolchs alles nit wollen verfangen, also dat seither der tyt die Geldri- 
sehe der souverainitet aldair de facto sich undertagen. 157 

Es haben auch seine f. g. Weerderbroich als ein Clevisch lehen 
den graven van Culenborgh to guden, wie imgleichen Niedermormpter 
(weil der van Batenburg in frembde verbadene bestallung sich begeven) 
doen einnemen und verwaren bis die toletzt anno 80 restituiret. 

Anno 1567 dede der hertog van Alba dat gwaltige casteel binnen 
Antwerpen bau wen und 1568 den graven van Buren van Loeven ex 
studiis na Spanigen füren und worden etliche Geusen bei Dalem ge- 
schlagen. Graf Ludwig van Nassauw belagerte die Stadt Groningen, 
hertog van Alva schicket den graven van Arenberg mit vielen trefent- 
lichen van adel und volk in Yrieslandt. Die schlugen die Geusen; 



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144 FerdinandSchroeder 

graf Adolf van Nassau w bleve den ersten mal in der schlacht und 
ten anderen mal musste graf Ludwig sich uf die flucht salviren. Der 
prinz van Uranien toge mit ein groiten hoep volks aver die Maas, 
richtete nit voel uit. Doch in novemhri dama schlüge bei Cambresi» 
257b 10 f endlein Deutschen, 8 fendlein Spanier, drie cornet reuter, toge 
darna durch Frankrych na Deutzlandt und danket dat volk af. 

Anno 1569 ward Anna kaisers Maximiliani dochter an den konig 
van Hispanien verheuratet, quam den Rhin af to schipf und gaven 
seine f. g. derselvigen dat gleid mit groiten eren. Ward to Nyme- 
gen von dem Albano herlich mit groiten triumph entfangen, vorters 
na Spanigen geschicket. 

Als nu die Hispanischen vermeinten dat land in oeren gwalt to 
hebben, sein to Antwerpen, Hertogenbusch, Bruggen, Ypern, Eomund, 
Groningen, Leuwarden, Deventer und andere orter mer nyhe bischoven 
gestellet. Der von Alba liess sich ein koeperen bild to einem tro- 
phaeo im casteel Antwerpen uprichten und forderte den tienden pennonk. 
Damit ein nyhe uproir und wederwill tegen denselven und den Spa- 
niern upstunde. 

An der ander seiden ward Lovenstein und anno 1572 in aprili 
durch den graven van Luine den Briell eingenomen (da er den geist- 
liche dede hangen), darna oik Enckhusen und Vlissingen. 
258 Am 20. junii quam Medina Coeli uit Spangen mit einergroiter armada 

in Nederland an, musste merendeils bei der Schluss [d. i. Sluys^ landen. 
Der Geusen-admiral nam all die schiff under Eammecken und ver- 
brant die. Am 9. aprilis gewan der grave van Boissu Rotterdam, 
doch musste es wiederumb ruimen, occupirte den 10. aprilis Delf- 
siell, grave van dem Berg Sutfen, Dontucheim, Hattern, Aldenziell, 
Elborg, Harderwick, Gendt, graf Ludwig Bergen im Hennegauw, ward 
aver van hertogen van Alva wiederumb belagert und musste sich 
geven. 

Am 9. augusti tog der prinz van Uranien to Duisburg aver Rhin, 
nam Romund, Loeven , Mechlen, Nivel, Dendermond, Oudenarden 
umb seinen bruder binnen Bergen to redden, kunte aver nit uitrich- 
ten und tog darna in Holland. Die Geusen gewannen Gorcum, 
Bommel, aver worden aldair weder uitgedreven. In somma, ganz 
Holland fiele den Spaniern af, uiterhalven Amsterdam und Schonha- 
ven. Die Spanische namen Lovenstein, Culenborgh, item Mechlen, dar 
258b sie oevel hülsten, weil sie des prinzen volk darin komen laten. 

Anno eodem ipso die omnium sanctorum toge don Ferdinando 
durch Goch naher Sutfen, erovert die stadt am 4. novembris und Neer- 



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Die Chronik des Johannes Turck. 



145 



den am 20. eiusdem, belagerten Harlem, die sicli lang hielte, doch ten 
legten anno 1573 am 13. julii ergeven mnate, dabei Rammecken oik 
gewonnen und grave van Bossu np zee gefangen. 

Als die Sachen im Nederland in solchen stand geraden und alles 
durch des van Alva und Spanischen strenge regierung verbittert, ist er 
revociert in Hispanien (aldair er ten lesten to Ulissibon am 12. de- 
cembris 1582 gestorven) und an seine platz geschickt Louys de Requen- 
senia commendator ordinis s. lacobi. 

Anno 1574 hat graf Ludwig van Nassauw ein anschlag up Ny- 
megen, ruckte mit dem lager van Mastricht ipso die veneris sancto, 
lagerte sich up Moekerheid, da die Spanischen am 24. aprilis ime be- 
gegneten, schlugen und zertrenten all sein volk. Graf Ludwig, pfalz- 
graf CristofFel Casimiri bruder und grafe Hendrich van Nassauw hat 
man unter den todten nit finden kunnen. 

Am 26. maji belagerten die Spanische Leyden, die doch am 3. oc-259 
tobris durch eine unversehentliche waterflut entsett wordt, namen fol- 
gends Worcum und Leerdam. Uf DelfPt feite der anschlag, wie oick 
up Northolland, da sie von den bauren geschlagen worden. Middel- 
burg aver in Seelandt gab sich den Staiten. In diesen troublen hat 
der konig gesucht die gemuter wiederumb zu gewinnen, und dede am 
6. junii ein generälpardon in den Nederlanden publiciren, dat doch 
weinig proufitirte. Anno 1575 ward die stadt und casteel Buren den 
Spanischen avergeven, Bommell belagert, Schonhaven mit accord ein- 
genomen. 

Anno 1576 am 5. martij starb don Louys de Requensenia. Dat 
regiment Word an Seiten des konigs bis to ankompst don Johans de 
Austria dem hertogen van Arschot, graven van Mansfelt, graven van 
Barlamont, Presidenten Viglio, Sasbont und Assomville bevolen. Dar- 
tegen weiten die Staiten van den landen die regierung füren und war 
der hait tegen die Spanischen so groit, dat jederman darto fiele. Qua- 
men den 2. novembris mit volk binnen Antwerpen, belagerten da8 259b 
casteel. Aver am 4. eodem fielen die Spanier damit mit groiter furie 
up den rechten middag, ermordten aver die 9000 minschen, erdronken 
aver die 4000 personen, beraubten die stadt, ranzionirten die leut, 
steckten die hauser an, verbrandten dat nyhe schon uperbauwte raits- 
haus, etliche andere mutinirte*. 

Spanier namen Alst ein und worden endlich vor des konigs feind 
erklert. • Flandern sampt die geistliche stende verbunden sich auch mit 
den anderen provinzien. Der grave van Roeux gewan Gendt and Va- 



\\\ 



a) Unleserlich. 
Annalen des bist. Vereins LVIII. 



10 



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146 Ferdinand Schroeder 

lencien. Die van Utert belagerten dat casteel Vredenborgh binnen 
der Stadt (so Carolas V. erst erbauwet), gewonnen und rasirten dat- 
selve. 

Anno 1577 ist don Joban de Anstria, Caroli V. naturliclier son, 
in Nederland to Brüssel ankörnen, darto die Nederländer gude hop- 
nung hadden. Er unterstunde auch die gemuter to gewinnen und alles 
to ein fridlich wesen wiederumb to bringen. Darup folgt die paeifi- 
cation van Gendt tuschen den konig und Stalten van landen. Wi« aver 
260 don Joban vermirkten, dat onder diese paeification andere dingen ge- 
sucht worden, name dat casteel Namen to seiner Versicherung, daher 
avermals die Sachen to voriger unruhen gerieden. Die burger van 
Antwerpen kregen dat casteel aldair in oeren banden, so zie afbree- 
ken. In septembri toge der prinz van Uranien na Antwerpen, vort 
up Brüssel, ward aldair und. folgends to Gendt tom gubernatorn er- 
klert und solchs alles unterm schein van des konigs dienst, wie er 
dan vor sein advis schreve: „pro rege, lege et grege." 

Nu umb solche administration desto besser durch ein furneheni 
hoeft to continuiren, ist erzhertog Mathias van Oesterreich dahin gefur- 
dert und ward don Jan de Austria des konigs feiend apenbair van den 
Stalten van den landen erklert. Anno 1578 am 8. januarii erzhertog 
Mathias neven den prinzen van Uranien tom gubernatorn general an- 
genomen. Aver werte nit lang, der prinz dirigirte dat werk viel an- 
ders, erzherzog Mathias nam sein afschied, toge wider torug und quam 
anno 1581 am 29. octobris to Colin, reisde vort wederum na Oester- 
reich. Mittlerweil werden die Geusen oder Stalten vom don Jan bei 
Namen geschlagen, recuperirte Gemblouxs, Loeven, Arschot, Tienen, 
260bDie8t, Sichem, Philippeville, Limburg, Valckenburg, Dalen etc. Am- 
sterdam aver, so bisher in des konigs gehorsam was g wesen, gave 
sich an die Staiten van Holland. 

In julio quam der herzog van Anjou, des konigs van Frank- 
reich bruder, to Bergen in Hennengauw, presentirten seinen dienst 
und practisirden die Nederland en also wiederumb unter die Galliers 
und cron Frankreich to bringen. Es fienge oich ein ander unwesen 
mit den malecontenten an. Herzog Casimir palzgrave quam mit 700 
pferd und 8000 to voit ins Nederland^ toge darna in Engelland und 
darna wiederumb in Deutzland sans rien faire. 

In octobri starf don Jan an die pest im lager bei Namen und 
succedirte ime Alexander Famesius prinz van Parma. Die Staiten be- 
lagerten Deventer, so ten lesten den 29. decembris overgegain. Anno 
1579 occupirte hertog van Parma dat huis Kerpen und die stadt Weert, 



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Die Chronik des Johannes Turck. 147 

belagerte in martio Mastricht ; der prinz van Uranien dede groite mühe, 
umb die to entsetten, aver wardt den 29. julii mit stormender hand 
-gewonnen. 

In diesem jar 79 ist durch interposition der kais. majest. und des 261 
heil, reichs ein tag binnen Colin beramet, umb to versuchen off die 
Sachen mogten niedergelegt werden. Dair die ertzbischofen Trier, 
Colin, biscbof van Wurtzburg in persona, der graven van Schwartzen- 
burg als irer kais. majestät, duc de Novaterra des konigs van His- 
panien, hertog van Arschot van wegen der Staiten van Brabant, auch 
andere deputirte van Flandern, Holland, und darneven oik Joh. 
Louwermann licent., Anton Einck doctor meines g. f. und hern 
hertogen to Cleve etc. gesandten waren, so eine pacificationshandlung 
begriefen und publiciren laten. Aver hat bei den Staiten nit tolangen 
willen. Der van Artois, Hennegauw, Orchus, Ryssel fielen den Staiten 
af und gaven sich wiederumb an den konig, wie oich Hertogenbusch. 
Und worden hin und wider von den konig und den malcontenten und 
den Staiten underscheidentliche stette eingenomen. Anno 1580 der 
prinz van Uranien van dem konig proscribirt, hinwider anno 1581 
am 26. julii erklerten die Staiten van Nederland, den konig van Hi- 
spanien van seine herrschaft und gerechtigkeit der landen verfallen to 
sein und deden allenthalven seine wapenen afwerpen. 

Anno 1582 quam der herzog van Anjou binnen Antwerpen und 
am 22. februarii vor ein hertog van Brabant in julio et augusto to 261b 
Bruggen und Gendt als ein grave van Flandern erklert und gehuldigt, 
doch liete binnen Antwerpen das exercitium catholischer religion wie- 
derumb to. 

Am 4. aprilis Martin Schenck und Caspar van Bodtbergen binnen 
Santen von dem grave van Hohesaxen gubernatorn to Geller, gefan- 
gen. Säten aver 2 jaren lang und mussten sich selven endlich 
ranzioniren, weil sie nit im feld angegriefen. Dardurch Schenck sich 
ten lesten bei den Staiten begab und die van Santen ser schwerlich 
beschädigte, umb dat sie gein beter wacht halden laten. 

1582 is dat calender verendert und 10 dag circa Martini uit 
dat jar genomen. Wilchs doch viele stend nit angenomen, daher der 
underscheidt stili veteris et novi entstain. 

Der prinz van Parma gebrauchte sich in Vlandren, gewan Ouden- 
arde, Winoexberg, item Lier, doch verlor in ein Scharmützel 500 
man und 200 reuter. Die konigschen belagerten Locheim (da der her 
van Anholt bleve und ward van den Staits entsatt), eroverten Stein- 
weg und VoUenhair. Der hertog von Anjou unterstunde sich der lan- 



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148 Ferdinand Schroeder 

den mechtig to machen, versuchte solche fortun to Anwerpen, die- 
262aver gefeiet. Dair bleven mer dan 1500 Frautzoisen np der platzer> 
und 1500 gefangen, musten also affwiechen. Toge in augusto na. 
Dendermond, van dan up Dunkerchen und so folgentz wiederumb na 
Frankreich, prinz van Uranien uit Antwerpen na Seheland und 
Holland, da er anno 1589 binnen Delft word erschoten. Prinz van 
Parma macht sich beina ganz Flandern mechtig und belagerte Ant- 
werpen up eine unerhörte manier und mit einer wunderbarlichen^ 
bruggen aver die Scheldt. Dartegen deden die Stalten grote muhe 
und kosten, insonderheit umb die mit feurwerke to springen ; aver 
vergeflich, also dat sich die van Antwerpen anno 1585 den 27. 
augusti in gehorsam des konigs van Hispanien wiederumb geven. 
mussten. 

Van dem Colinischen kreig. 

Bei dieser werender Niederlandschen unruhen fienge ein nyhe feur 
im Stift Colin an. Dan anno 1582 den 8. junii supplicirten die reli- 
gionsverwandten umb frei exercitie dero religion, wilchs der rhait van 
Colin afgesohlagen. Am 8., 15., 22. julii liet grave Adolf van 
Nuenar to Merem allerneyst bei Colin predigen. Dairbei hielden der 
262b grave van Bentheim, grave van Solms, grave van Falckenstein her to 
Broicher mit ruiter und voitfolk solchs predigen de facto to mainte- 
niren, aver worden van der stadt Colin mit geschutz verdreven. Erz- 
bischof Grebhardt erbtruchses van Walberg unterstände to heuraten 
und dat stift Colin erblich an sich to bringen. To solchem ende mu- 
tirte seine religion und nam Bonn ein, aver ward van bapstlicher hei- 
ligkeit und nuncio apostolico sambt dem capitel anno 1585 durch sen 
tenz privirt und her Ernst hertog in Beyeren bischof to Ladig an seine 
platz erwelet. Herzog Friderich van Saxen in namen des bogen 
thumbcapitels occupirte Bruel, Kayserswerdt, Hulckenraidt Truchsess 
kompt mit groit volk vor Beutz, verbrant dat cloister, und nam die 
knechten so darin lagen gefangen. Herzog Casimir pfalzgrave faegte 
sich mit ein groiten hoip volks vor ünckel, aver ward afgeschlagen. 
Dama quam ime tydung, dat sein bruder, pfalzgraf Ludwig, afgestor- 
ven, kerte also wider in die Pfalz und richtete nit mer uit Herzog 
Ferdinand van Beyeren, des churfürsten bruder, gewan PopelstorfF; 
263 am 1 7. decembris ward dat veste schloss Godesberg gesprengt ; im 
jar 1584 durch denselben Bedber eingenomen, Truchses volk bei 
Burg geschlagen, dabei Eitell Hendrich van Braunsweich und aver 
500 up die wailstat bleven. In majo bemechtigte sich herzog Ferdi- 



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Die Chronik des Johannes Turck. 149 

nand oich des vestes Eecklinghusen und in septembri der stadt Bonn, 
-darin her Carll erbtruchsess gefangen. Trucbsess faegt sich in Holland 
to dem prinzen van Uranien, suchte dair rat und hulf. Grave van 
Muers, marschalk Villers, Martin Schinck samblet etlich volk up der 
Yelauwen bei Amerongen, aver worden van Verdugo geschlagen, er- 
overt darna oick das huis Schulenberg. 

Bald darna schlug Schinck den Spanischen 2 cornet peerden, 
Ächinck und Clont namen Weerl und plünderten die unversehens, am 
10. mai 1585. Grave van Muers und capitein Clont averfielen in der 
nacht unversehentlich die stadt Nuyss, spoliirten die stadt und kirchen, 
Tantziouirten die bürger. Martin Schinck wird ritter der konigin in 
Engelland van hosenband. 

Continuatio van Nederland. 263b 

Als der prinz van Parma so prosperirten in Flandren und Bra* 
baut und die stadt Antwerpen, also wie boven verhalt, betrangt 
liadde, haben die Stalten erstlich an Frankreich umb hilf gesucht, 
darna anno 1585 den 19. augusti mit Engelland sich verbunden und 
^aven der konigin Vlissingen und den Briell ein. Die schickten hin- 
wider anno 86 den hertogen van Lycestre tom gubematorn. Darna 
worden die Geusen in Friesland geschlagen, grave Oiswald van den 
Berg bleve doit, grave Herman verwundet. 

Im jar 1586 bauwete Martin Schenck uf dieses furstendumbs 
•Cleve eignen grund und bodem die berümbte Greven warder schanz tot 
^in vormuir und port van die unirte Nederlanden. Dessen ire f. g. 
hertog to Cleve sich vielfaltig beschwerten und beklagten. Darup die 
Ätaiten-general anfenklich oeren beschwerlichen tostand und notwendige 
4efension eingewendt und umb christlichen gedult gebeten. Bis ins 
jar 1590, dat die Geldrische stende und rete erstlich up den reichs-264 
deputationsdag to Franckfurt durch oeren afgesandten in schriften an- 
geven durften, als of dieser Grevenward ein pertinenz der Duyffelt 
were (so der augenschein ex situatione locali solte uitweisen) und die 
Duyffelt Geldrische pandschaft solte gwesen sein. Wilches doch nit 
4illein der allegirten pandschaft halven unerfindlich, sonder oik die 
Allegirte positio localis ein gar unbestendig fundament. Dan selviger 
•Grevenward, ehetyts oick Sarbruggerward gnant, so lang er in rerum 
natura gwesen, ja etliche hondert jaren bevorn ehe die Duyffelt an 
Cleve kommen, ein eigen allodium grund und bodem des lands van 
Oleve gwesen, da die vorhern graven und hertogen van Cleve alle 
;ßuperioritet stetshin exercirt, steuren und schattingen geboirt etc. 



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150 Ferdinand Schroeder 

oick voel hoger ehetyts nahe Grrietbusen an sich erstreckt, also da nir 
die schanz gebauwet vor 200 jaren dat rechte meditullium war, da 
einer her Willem van Rees ritter ex concessione principis gewoinet,. 
' so ist oik deser Grevenwart van dem lande van Cleve nit also sepa- 
rirt gewest durch den Wailstrom wie nn, dan der Rhin durch ein 
Vossengatt in dat Mullenwater van Cleve herkommende (unangesien 
8. f. g. up ansueken der Ijsselschen steden aver die 40OO0 reichsdaler 
kosten daran gewendet) mit gwalt eingebrochen, wilchs alles den Gel- 
derschen nit allein dabevoren, sonder oik toletzt anno 1604 bei der 
communication to Nymegen al«o klerlich dargedain, dat sie endlich 
sich erklert, diese sach und gesuchte restitution der schanzen dede sie 
nit, sonder die Staiten general betreffen. 

Ebener gestalt ist oik die schanz an Ysselort up ungetweifelten 
Clevischen grund und bodem gelegt worden, darumb man oik voel 
Verfolgs bei den hern Staiten general gedain. 

Anno eodem 1586 den 3. junii is dat Guligisch convoi bei Jun- 
kersdorf van den Spanischen erbärmlich niedergelegt. Der prinz van^^ 
Parma gewan die stadt Grave, item Venlo, Arsten, occupirte Muers,. 
Alpen, Cracauw (weil der grave van Muers des konigs fiand was und 
I diente den Staiten) belagerte vorters die stadt Nuiss, die er am 26. * 
julii sturinender band eroverte. Darin schrecklich gehauset, und die- 
Stadt merndeils verbrant, ja schier im grund ruinirt worden. Lagt 
darna sein volk binnen Orsoy und Buderich, belagerte und gewan 
Rhinberck, schlug ein brugg aver den Rhin bei Wesel tegen die Car-^ 
thuis und hielte dat Spanische leger langen tyt in diesen landen, dar- 
durch ein schrecklich elend, duir tyt, sterven verursacht. Die under- 
danen worden gefangen, ranzionirt, ermordt, das platte land lag wüst 
und in ruine, geiner durfte reisen one lieb- und lebensgefar. Als oik 
consequenter seiner f. g. saken gar oevel stunden, musten sich mit 
der hofhaltung stetshin im lande van Gulich und Bergh halten. 

Mittlerweil die Spanischen an diesen orten also continuirten, er- 
overte grav Mauritz van Nassauw und der gubernator van Vlissingen^ 
Zidinisky, Axell in Vlandern. Der hertog van Lycester dede den hern 
van Hemert und etliche capiteins, umb dat sie die stadt Grave nit upt 
uiterst gehalten hatten, unverschuldt enthoiften, namen Sutfen, Does- 
bergh und Deventer ein, die doch van den Staitischen dem obristen 
»Taxis weder avergelevert. Graf Mauritz van Nassauw und grave 
van Hohenloe togen in Brabant, verbranten voele dorper. Prinz^ 
van Parma bekompt Geller und erovert die Schlus in Flandern. Am 
28. novembris nam der von Lycester sein afscheid, toge wiederuml> 



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Die Chronik des Johannes Turck. 151 

na Engelland und resignirt sein gouvernement den staiten van Holland. 
Starb anno 1588 den 29. oetobris. 

Im jar 1587 stifte Martin Schinck wiedernnib ein nyhe unrnhe- 
Dan ials ime dat stroefen im lande van Gulig nit wolte gelingen, nam 
er nng^warnter sachen Riirort nnd vestigden dat mit starken schan- 
zen. Folgends in decembri occupirte die Stadt Bonn bei nachtlicher 
weil mit angeheften petarden. 

Bei diesem schrecklichen unwesen, nnd das die undertanen nn- 
ophorlich also verdorven worden, haben die landen Cleve, Gulig, 
Berg, Marck und Rauensbergh eine union to Essen van defension und 
assistenz upgericht, directorn angeordnet und underscheid entliche lega- 
tiones to reddung des lieven vaderlands gedain. Dat doch weinig ge- 
holpen. 

Anno 1588 ward die groite gwaltige armada ter zee in Hispa- 
nien togericht. Dweil aver die schip to groit und in der enge bei 
Cales van den Englischen onder wind mit feuerwerk angegriepen wor-! 
den, oik sunsten ein groiter Sturmwind sich erheven, sein der gross- 
ten schif einsdeils gestrant, die andere verstroyt und sans rien faire 
wiederumb na Spanien gefaren. Folgendz in octobri belagerte grave 
Peter Ernst van Mansfelt Wachtendun k und gewan es am 20. de- 
cembris. 

Anno 1589 ward Gertrudenberg den Spanischen avergeven, prinz 
van Parma erovert die stadt Bonn am 25. junii, Blyenbeck bei Goch, 
belagert Rheinberck, so doch durch Martin Schinck gespieset. Des 
von Parma volk wirdt up der Lipperheiden geschlagen. Am 10. au- 
gusti hat Martin Schinck ein anschlag up die Stadt Nymegen, der feiet, 
und im afweichen is dat schiff gesunken, damit er verdronken. Als 
er nu upgeficht, is er gequarteliert, doch nachderhant die stucken we- 
der afgenomen und begraven. Also is Schinck bleven, der van Goch 
geboren eine alte action up Blyenbeck praetendirt und diesem fursten- 
dumb Cleve groiten unseglichen schaden gedain. Am 28. augusti be- 
roefden grave Adolf van Muers und Nuenar den Genever markt und 
bleve darna am 5. oetobris binnen Arnheim van pulver und feuerwerk 
im Anunciatiehuis. Davon doch allerhand oik gesprochen wurd. 

Anno 1590 am letzten jauuarii ergave sich Rheinberck in banden 
der Spanischen. Am 5. martii gewan grave Mauritz van Nassauw 
mit practik die stadt Breda und bauwete tegenaver Nymegen die 
schanz Knodtsenburg. In allen diesen troublen und wiederwartighei- 
ten versambleten sich des heil, reichs stende to Franckfurt umb to 
deliberiren, wie diesem unwesen auf des heil, reichs bodem mogte re- 



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Die Chronik des Johannes Turck. 153 

die berumbte vestung Gulich, citadell to Dusseldorff, auch die stette 
Orsoy, Hinsbergh, Genneperhuis bauwen und vestigen laten, so toin268b 
deil naderhand perfectirt, oik snnsten andere anseh entliche gebauwe 
doin machen, als anno 1559 die port, gallerie und nyhe cantzlye to 
Oleve, den torn und hofcapell to Dusseldorff, ein deil der schloss to 
Hambeck und to Goch und dergleichen mer. 

Darto hebben seine f. g., wie vorhin tom deil oik verhaut, tu- 
schen verscheidenen potentaten alle middelen gesucht ter guitlicher 
und freundlicher Scheidung, item mit den benachbarten fursten, lan- 
den, heren, seinen ridderburtigen, steden und underdanen van streiti- 
ger Jurisdiction und lehensachen richtige verdrage und capitulationes 
uptorichten. Nemblich anno 1541, 1557 mit hern Wilhelmen und hern 
Herman graven to Muers und anno 1574 n^it hern Adolfen graven 
A^an Nüenar und. Muers und frauwen Walburgen van Nuenar etc. we- 
gen der grafschaft Muers und andere grenitz und jurisdiction-puncten, 
clair seine f. g. oich in eventum a. 74 van den beambten, magistrat 
und underdanen gehuldiget. 

Anno 1552 mit den Geldrischen und hern van Aefferden der 269 
palung und weidtganks halven tuschen dem ambt Goch und Aefferden. 

Anno 1562 mit dem churfursten van Colin wegen der grenitzen 
tuschen Westfalen und vest Recklinckhausen und land van der Marck. 

Anno 1565 mit dem graven van Megen des zeegraven halven to 
Haren im land van Ravenstein. 

Anno 1551 tuschen Gennep und land van Cuyck der grenitzen 
und weidtganks halven dem van üffelt. 

Anno 1566 mit hern Wilhelmen graven to dem Berg wegen 
belehenung der herlicheiten Millingen und Bilandt, jagt und pfandt- 
«chaft Beeck, grenitzen tuschen Berg und Embrich. 

Anno 1569 mit der Stadt Dortmund wegen der grenitzen tu- 
«chen Buddenborgh, item van Brackell, Wannemell, Elmenhorster etc. 

Anno 1560 mit Spanrebock ein her to Heiden, den seine f. g. 
vor ritter und landschaft na Inhalt der ritterburtigen privilegii dede 
verklagen, und darbaven ein afscheid maken der Jurisdiction, jagten, 269b 
fischeryen, schattungen, husch etc. halven ho Heyden. 

Anno 1572 mit dem bischofen und stift Munster wegen Dingden 
und Bruynen, Lenden ufgen Braem und Clevischen fryen in der her- 
licheit Lembeck, und ward Dingden an Munster, Brunen sambt dat 
«loister Marienfridt totaliter an Cleve gelaten und behielte Munster 
die landfurstliche oevericheit aver die Clevische leut, leben und guter 
aufm Braem und Lenden in der herlicheit Lembeck, vorbehalten 



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154 Ferdinand Schroeder 

Cleve seine grundrenten, zinsen, diensten und Cognition darover etc. 
Anno 1582 tuschen Munster, Hamm, Werl und Marck der gre- 
nitzen halven. Und mit Johan hern to Milendunck etc. wegen der 
hocheit, Schätzung, klockenschlag, diensten, huldigung, gericht, anfang, 
toll, ver, glaidt, axisen, fischerye in der herlioheit Meiderich. Und 
dabevorn anno .... mit den van Hetterscheidt belangen die her- 
licheit im Venn. Item mit den steden Wesel, Soyst, Lipp der 

270 neuerungen halven in der religion und verthediget die gegen dem 
kaiserlichen fiscail in puncto exemptionis (doch mit der Stadt Wesel 
sein noch etliche viele puncten unentschieden). Item mit der Stadt 
Duisburg anno 1573 wegen des raitkurs und maierampts aldair. [Der 
Rest der Seite ist unbeschrieben.] 

270 b Darbeneven haben seine f. g. allerhand gude Ordnungen upgericht 

und publiciren laten, als van der amptleuden bevelcb und guter poli- 
cei, insonderheit auch dat generaledict de anno 1554 van voelen un^ 
derscheidentlichen puncten, und dabevorn anno 1551 mit ad vis und rait 
dero ritter und landschaft die edicta und mandata gegen den geist- 
lichen banbrieven und Jurisdiction, die nit ferner antonemen dan vaik 
alters in diesen landen herkommen, und to dem end sack an den 
Stadtporten laten hangen, darin man diejenige, so solche geistliche ban- 
brief und mandaten insinuiren durften, solte stecken und im wasser 
werfen. Item die Ordnung iurisdictionis in causis mixti fori als ehe- 
Sachen, testamenten, beneficien, mortificirten gutem, personalclagten 
und reconventiones der weltlichen gegen die geistlichen et vice versa ; 
van die send, wie und welcher gestalt die to gestaden und in wat 
feilen vurberurte puncten vor dat geistliche und vor dat weltliche ge- 
richt sollen geboren. 

271 Item Ordnungen van succession der enkelen an dero eiteren statt^ 
et de successione filiorum fratrum in capita nach inhalt der kaiser- 
licher Constitution. Item van geraden van tins-, laten- und lyffgeweins- 
rechten, van den tollen, stroemdycken, underscheidentUchen vielen 
marcken und gewelden, von wucherlichen, contracten, restriction der 
brautloften und kindelbieren aufm land, von moderation der unmessigen 
verschrieben körn- und anderen pensionen etc. 

Wie dan auch das fürstlich hofgericht beter dan vorhin bestellen, 
mit den steden Embrich, Santen, Goch, Gennep und anderen der appel- 
lation halven sonderliche vertrage uprichten laten, also dat man wol 
sagen möge, es habe die fürstliche regierung dieses lands bei dieses 
herren zeiten sein rechte wesen und stand erlangt, da die tavoren 
durch voelfaltige kreigen fast unordentlich gwesen. Und selten zwarn 



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Die Chronik des Johannes Turck. 15 

diese landen zum höchsten im friedfertigen wesen florirt und zuge 
nomen haben, da die Nederlandsche troublen und elend nit were ein 
gefallen. 

In der criminaljustitien haben seine f. g. insgemein sich moderat 
erzeigt, aber gegen den strassenräuberen und dergleichen extraordinal 
crimina fast scharf verfaren laten. Dabei zu wissen, dass urabtrin 
das jar .... einige reliquiae van den Munstersohen Wiedertäufer 
umb Wesel und im ampt Dinslacken wiederumb heimblich vei 
gadert, unter sich ein konig gemacht, der auch sein eigen schari 
richter hat und unter innen heimbliche executiones mit dem schwer 
tun Hess, als sie auch hin und wider sub specie pietatis voele dieb 
stal anrichten; bis to letzt der konig gefangen und lang im torn z 
Dinslacken sass, da er etliche frauen, die ime vor und nach die noi 
turftige alimenta und kleider mogten reichen und langen, beschwangerl 
Endlich mit scharfer tortur zur bekentnis bracht, ist er lebendig un 
drie seine gesellen nach der Strangulation zu Cleve verbrant worder 
Damit also solch affectirtes vermeintes Davids-reich seine endschaft nan 

flochgemelter herzog Wilhelm ist anno 1592 am 6. januarii ir 
jar seines alters 75 seliglich abgestorben und am 10. martii zu Dussel 
dorf mit groissen solenniteten begraven. 

Frau Maria geborne van Hungarn und Behem sein gemal is 
vqrhin im jar 158 . . zu Dusseldorf ableibig worden und van danne 
uf Cleve bracht, da sie begraven. 

Beide fürstliche eheluit haben nachfolgende erben zu weit bracht 

Maria Leonora, geboren anno 1550 den 25./26. junii hora prim 
ante meridiem, die bei dem doep gehalden hebben frauw Maria weduw 
van Hungarn und frau Leonora witwe van Frankreich, beide de 
kaisers Caroli V. Schwestern, frauw Dorothea van Dennmarck pfah 
gravin, dan her Adolf erzbischof und churfurst van Colin. 

Anno 1574 ist diese Maria Leonora verheuratet an hern Alberte 
markgraven to Brandenburg hertogen in Preussen, mit der conditior 
wofern hertog Wilhelm und frau Maria geine manliche liebserben ubei 
kernen oder in dieselbe abstürben, dat alsdan die landen Cleve Guli 
Berg Marck Eavensberg und andere herlicheiden und wat seine f. ^ 
oder dero manliche erven hinder sich verlassen wurden, an gedacht 
elteste dochter frau Mariam Leonoram und iren erben craft und nac 
inhalt drüber erlangten kaiserlichen privilegii komen und erven soltei 
Uf welchen fall und da irer f. g. sone herzog Carl Friderich und hei 
zog Johans Wilhelm one liebserben abstürben und die landen alsda 
an frau Maria Leonora und ' iren erben kt)men und fallen wurden, s 



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156 Ferdinand Schroeder 

«oU dieselbe (neben 25000 goltgnlden dotis jeder Schwestern) noch eins 
200 000 goltgl. denselvigen insgemein gleich. zu verdeilen verrichten; 
snnsten auch die underdanen zu einiger Veränderung der religion nit 
dringen oder einige neuerungen nit einfuren, sonder vielmer bei der 
alten, waren, allgemeinen, catholischen und apostolischen religion un- 
verhindert laten, darwider nit tun noch gestatten, dan auch jederen 
bei seinen Privilegien, freiheiten, altherkommen, brief, siegel hand- 
haven und die landen mit undersaten, so darin geboren und begutet, 
mer adlichen den rechtzgelerten personen regiren laten. Und haben 
hochgeme]te ire f. g. selbsten mit grossen apparat und kosten diese 
273furstin in Preussen gefurt, wiewol sich aldair unversehentlich eine 
grosse ungelegenheit mit dem herzogen befunden. Diese frau Maria 
herzogin in Preussen ist anno 1608 im maio gestorben und fünf freu- 
lin verlassen. 

Anna die zweyte dochter ist geboren zu Cleve anno 1551 am 
1. martii des morgen zwischen 4 und 5 uren, die bei dem christlichen 
daufP gehalden Alexander van Drimbom hofmeister Sophia van Nes- 
selraidt genant Loe frau zu Wissen und .... Gerhards Kettlers 
hausfrau. Ist verheuratet anno 1574 an hern Philips Ludwigen 
pfalzgraven zu Neuburg mit condition und furwarden, das wofern beide, 
herzog Carl Friderich und herzog Johans Wilhelm one liebserben afF- 
gain und die herzogin van Preussen in den landen succediren wurde, 
dat alsdan diese herzogin Anna und dero erben ir geburnis van 200 000 
goltgl. selten empfangen. Da aver hochgemelte herzogin van Preussen 
one liebserben mit tod abgehen wurde, dat alsdan dese hertogin Anna 
^73bund ire ehelige liebserven succediren selten, wie in der Preussischen 
heuratsverschreibung ferner versehen. Dese furstin haben s. f. g. auch 
selbst nach Neuburg gefurt. 

Magdalena, die dritte tochter is geboren zu Cleve anno 1553, den 
1. novembris hora . . . ., uf der dauf gehalden van hern Deiderichen 
grafen zu Manderscheidt, frau Amelia herzogs Wilhelmi Schwester und 
freulin Magdalena gravin van Nassauw, grave Hermans van Muers 
gemal. Yerheuratet anno 157 . . an hern Johans pfalzgreven in Zwei- 
bruggen uf gleiche conditiones als in der Pfalz-Neuburgischen heurats- 
verschreibung verabschiedet und begriefen. Dagegen doch hochgemelter 
^74 pfalzgreve anno 1581 allerhand protestationes und hinwider anstatt 
seiner f. g. herzogs Wilhelmi andere gegenprotestationes eingewendet. 

Carolus Fridericus ist geborn zu Cleve anno 1555 den 25. sep- 
tembris hora .... Van keiser Carolo V. und hern Friderico, pfalz- 
grafen churfursten und frau* Anna gravin van Waldeck, auf der dauf 



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Die Chronik des Johannes Turck. 157 

gehalten. Dis ist ein echoner junger- fürst gewesen van groisser hofi- 
nung. Anno 1572 ward er von dem hern vater mit einem staitlichen 
comitat am kaiserlichen hof geschickt, da er wol empfangen nnd ge- 
halten. Van dan na Italien nnd Neapolis. üf die wiederker ist 
zn Romen in palatio pontificis van die kinderblatern anno 1575 am 
. . . . februarii gestorven und aldair in der kirchen .... 
herlich begraven, nit one des hern vaders und deser landen groisse 
bedroefnus. Papst Gregorius XIII. hat diesen jungen fursten in der 
krancheit selbst visitirt und ganz flitig warten laten, auch nach seinem : 
afsterven an s. f. g. einen gar tröstlichen brief geschrieben. Van deser 
reisen und antiquiteten van diesen landen und Italien hat Stefanus 
Pighius ein schon buch edirt, intitulirt Hercules Prodicius. 

Elisabeth, die veirte dochter, ist geboren zu Cleve anno 1556, die 
patine gewesen Johan van Bronckhorst und Batenburg her to Eym- 
berg, N. des hofmeisters Hochsteten hausfrau und N. weduwe van 
der Schwanenburg. Ist anno 1561 gestorven und to Cleve begraven. 

Sybilla, die vyfte dochter, is geboren zu Cleve anno 1557 den 
16. augusti hora decima ante meridiem und verheuratet anno 1600 an 
hern Carln marckgraven van Burgauw, die doch zu behuif der Schwe- 
stern nit renunciiren willen. 

loannes Wilhelmus is geboren zu Cleve am 28. maii hora . . . 
folgends regierender herzog zu Cleve Gulich und Berg etc. 

[Bl. 275 ist unbeschrieben^^ 

Johans Wilhelm herzog zu Cleve Gulich und Berg 

grave zu der Marck und Ravensberg her zu Raven- 

steinWinnendail und Breskensantetc. 

Johans Wilhelm herzog zu Cleve etc. ist geborn im jar 1562 
den 28. maii zwischen 1 und 2 uren nach mitternacht zu Cleve und 
auf der tauf gehaltep von hern Wilhelmen prinzen zu Uranien graven 
zu Nassauw etc., hern graven von Arenberg, hern Wilhelmen graven 
zu den Berg, in anwesen hochgemelter hern prinzen, beiden brüderen van 
Nassauw, des alteren graven zu Manderscheidt, hern graven zu Muers,. 
hern graven van Schauwenburg und jonggraven van Mansfelt etc. Von 
anfang zum geistlichen stand destinirt und auferzogen, im jar 1572 
zum coadjutorn, folgends nach absterben des bischoven hern Wilhelmen 
Kettlers mit consent und bewilligung bapstl. heil, und kais. majest. zum 
administratorn des stifts Munster erwelet, so er an die zehen jaren 



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158 FerdinandSchroeder 

löblich regieret. Mittlerweil ex resignatione des hern graven zu Man- 
dersclieidt-Geroltstein auch ein canonicat im hogen dumbstift Colin er- 
langt, daran seine f. g. die residenz aus sonderlicher dispensation 

576^ und bewilligung in der kirchen zu Santen gehalten, also das man da- 
hin gesehen, beide solche böge stift auf seine f. g. zu bringen. Wilchs 
zwarn zu sonders grosser wolfart und gedeien allerseitz landen hatte 
gereichen mögen, da der allmachtig gott darin nit anders disponiret 
Dan weil der bruder herzog Carl Friderich zu ßomen gestorben und 
nu keine andere mer manserben furhanden, hat hochgemelter fürst auf 
die administration des stifts Munster und geistlichen stand renunciren 
müssen. Darnach im jar 1585 in julio mit die hochgeborne furstin 
freulin Jacoba markgravin zu Baden und Hochberg sich verheuratet, die 
hochteit mit groissen triumph, freudenspil, turnieren, feurwerken und 
kosten zu Dusseldorf gehalten, davan Theodorus Graminaeus ein ganz 
buch zierlich geschrieben. Endlich aber ist dieser heurat eines un- 
glücklichen ausgank gwesen. Dan weil sie keine erben bekomen, 
und hochgemelter fürst nach absterben des hern vaters derwegen und 
sunsten des gemeinen kreigs verderben und dieser landen Verwüstung 
halben in eine schwacheit geraten, hat selbige furstin unterstanden, das 
regiment mit an sich zu bringen und durch andere unzimbliche wege 

277 posteritet zu suchen etc. Daraus ein denunciationsprocess am kaiser- 
lichen hüf durch irer f. g. Schwester freulin Sybilla herzogin zu Cleve 
Gulich und Berg etc., nu marckgravin zu Burgauw getrieben. Und 
woll man sagen, doch ungewiss, es seie von ire kais. majest. darin er- 
kent und die execution heimblich beschehen. Wie sie dan unversehentlich 
anno 1598 im ... . gestorben und im monchencloister zu Dussel- 
dorf one grosse solemniteten begraben. Nach solchen iren abfall ist 
unlengst hernacher hochg. fürst aus der custodien gelassen, die Guli- 
gische und Bergische stende zu Dusseldorf zur huldigung bescheiden, 
dabei seine f. g. sich wiederumb etwas ermuntert. Folgends im sel- 
bigen jar am 23. junii anhero auf Cleve kommen mit groisser freuden 
und triumph in den stetten Cleve, Calcar, Santen, Wesel, Eees, Emb- 
rich (dahin auch jeden orts die verordnete der kleinen stetten erschie- 
nen) die huldigung empfangen, privilegia confirmirt und hin wider 
von allen stetten statlich verert worden, wilchs irer f. g. insonders 
anmutig gwesen, wie auch jedermenniglich eine gute hoffnung zu sei- 

277b ner f. g. bestendiger besserung geschafft. Darnach ist ein landtag zu 
Dinslacken gehalten, da die von der ritterschaft beider landen Cleve 
und Marck die huldigung geleistet, und die gemeine stende eine steur 
van 100000 reichsdaler bewilligt in fünf jaren zu bezalen. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 151 

Heurat Herzogs Johans Wilhelmen zu Cleve Gulicl 
und Berg etc. mit die durchleuchtigste furstin frai 
Antopia geborne Herzogin zu Calabrien Loth- 
ringen und Bari. 

Als van der semptlichen landen reten aus sonderlichen bei ge 
gen wertigen zeiten hochwichtigen Ursachen für gut angesehen, seine f. g 
an das haus Lothringen zu verheiraten, so ist eine staitliche botschaf 
naher Nancey abgeordnet, der heurat tractirt und, doch mit fast unge 
wointlichen beschwerlichen conditionibus , beschlossen, endlich di( 
heimbfart anbestimmt. Mittlerweil zöge der cardinal und erzherzo^ 
Albertus van Oesterreich, gubernator der Niederlanden, naher Spani 
gen, umb die infanta Isabella Clara Eugenia, des konigs eltiste doch- 
ter, sich zu bewerben und schicket den almiranta van Arragoniei 
sambt alles Spanisch kreigsvolk in diesen landen zu hiberniren, di( 
alle Clevische (ausserhalb Cleve), und Markische auch Munsterischi 
«tette occupirten und hausten gar übel, davon hernegst weiter. ün( 
weil die Stadt Cleve wegen seiner f. g. anwesen und hoflagers aldaii 
verschonet, baten die burger instendich, die fürstliche Hochzeit zu Clev< 
zu bestimmen und zu halten, des sich die Guligische und Bergische 
wie auch die princesse van Lothringen vielfaltig beschwerten. Als< 
das iro f. g. zuletzt naher Dasseldorf sich verfuegen müssen, daselbs 
mit groisser frolockung der bürgeren und undertanen empfangen un( 
hielte sich auf der Hochzeit ganz fürstlich, zu guten begnügen un( 
contentement aller anwesenden Lothringischen und dieser landen sten 
den. Es Hat aber der allmächtig keine gnad zu erben gegeben Hn( 
musste also mit diesen landen in fatis sein. Doch weil es eine ga: 
gottesfurchtige verstendige furstin, ward das regiment van ire kais 
majest. derselbigen zusambt den reten befolen. Nu suchte man wo 
alle mittein, ire f. g. so durch natürliche als gottselige wege von de 
leibsblodigheit curiren zu lassen, es wolte aber nit zulangen, bis end 
lieh seine f. g. im jar 1609 abgestorben. 

[BL JS79 folgt der Stammbaum des Hauses Moers,'] 

Mu ers. 

Zu wissen, das die Heren und graven zu Muers van undenkliche) 
jaren der graven zu Cleve Homines ligii und vasalli gwesen und di 
grafschaft Muers zu lehen empfangen, wie dan DeitericH Her zu Muer 



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160 Ferdinand Schroeder 

im jar 1287 und sein son, auch Deiterich her zu Mners, durch besie- 
gelte reversalen bekennen. [Es folgen die beiden Urkunden von 1281 
und 1294 gedruckt hei Te s chenmacher n. CXXXVII und 
CXXXVIILli 

Das nun diese belehenungen nit die erste, sonder viel mer an- 
dere furgangen, scheint aus dem privilegio Lodovici Bavari imperatoris 
de dato 1317, darin er vorgemelten hern Deiterichen van Muers die 
wildban und weggelt im land van Muers bestetigt mit diesen Wor- 
ten: „prout per illum illiusque predecessores ab olim usque nunc re- 
cipi consuetum et baotenus eadem a Theodorico comite Clivensi suis- 
que progenitoribus in feudum tenuit". Wuchs auch zu. vermirken aus 
dem privilegio der Stadt Orsoy, darin grave Johan van Cleve anno 
1351 den bürgeren daselbst auch den weidgank gegeven allenthalven 
in dem lande van Muers, als das von ime und der grafschaft Cleve 

280^ zu leben ruret ; wie dan folgends im jar 1 356 Deiterich her zu Muer» 
van grave Johan van Cleve die Stadt und borg van Muers sambt her- 
licheit und dorperen die dairto behoiren, gleichs seine alderen und vor- 
faren hern van Muers die ontfangen, und also vorters sein son her 
Friderich im jar 1375 belehent worden. Dan im jar 1401 ungefer 
dessen son, auch Friderich genant, grave zu Muers, allererst die empfeng- 
nis zu tun sich verweigert, aus Ursachen, das ein brief were gefunden, 
darin grave Johan van Cleve in dato 1361 bekennet, als solte Muers 
kein leben sein, welchen brief frauw Eicharda van Dollendorf, Wol- 
ter Stecken hausfrauw, und ir dochter Richarda van Beeck jonfer 
und canonissa zu St. Cecilien zu Collen bis daher iits geheim, inen 
unwissend, selten verwart haben. Weil aber herzog Adolf van 
Cleve guten bestendigen bericht dargedain, das selbiger brief übel 
practisirt, mit eine frembde unbekante band geschrieben und unan- 
gesehen desselbigen her Friderich grave zu Muers im jar 1375 
gleichenwol Muers zu leben empfangen, sein gemal frauw Walburg 
van Sarwerden anno 1377 daran die liebzucht erhalten und anglobt, 
da ir lieve geselle sturve, das sie alsdan iren lieven hern dem graven 

281 van Cleve dein solle dat sie mit recht schuldicb, nach inhalt der 
brieve die Cleve hat, sprechende uf das schloss und alinge land van 
Muers, van iren lieven gesellen und seinen vorfaren graven van Muers 
etc.; item das auch selbiger quitbrief nit allein verdachtiger weis an 
die 40 jaren heimblich hinderhalten, sonder auch die contenta gegen 
die offenbare wairheit, wider des kaisers Lodovici, ja gegen graven 
Johans van Cleve selbsten erklerungen in den Mörischen und Orsoy - 



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Die Chronik des Johannes Turck. 161 

sehen respective angedeuteten Privilegien teten gereichen. So sein zu- 
letzt diese sachen anno 1421 an hern Eriderichen van Sarwerden erz- 
bischofen van Colin veranlast, der guitlich die partien verglichen, 
das solchen streit und die belehenung solang grave Friderich im leben 
absque preiudicio jedes rechten sollen in stillstand pleiben; wilche 
Suspension und darnach vorters 1442 und 1451 sub iisdem conditioni- 
bus inter successores continuirt worden, wie die brief das ausweisen. 
Ferner hat grave Vincentz van Muers, als sein son Friderich vor ime 
abgestorben und dessen son Bernardus in Frankreich obses gesessen, 
seiner nichten Margreten sampt iren gemail hern Wilhelmen graven i 
van Wiedt anno 1493 übergeben mit enterbung der anderen. Als 
aber graf Bernhard aus Frankreich wederkomen, hat er solche 
cession impugnirt und die graven van Sarwerden successoren und erb- 
genamen erklert, die auch Muers de facto occupirt und zehen jaren 
lang besessen, aber von grave Wilhelmen von Wiedt mit behUf des herzo- 
gen van Cleve der possession weder entsetzt. Und sein endlich anno 
1541 die gebrechen von belehenung van der graveschaft Muers sambt 
andere unterscheidentliche Guligische, Geldrische und Clevische puncten 
zwischen weiland seiner f. g. hern vaters und woJgemelten hern Wil- 
helmen und hern Herman seinen son, graven zu Nuenar und Muers 
durch Unterhandlung des hochgebornen hern Wilhelmen graven in 
* Nassau w, Catzenelbogen etc. und Johan Gogreven s. f. g. cantzlers 
nach unterscheidentliche gepflQgene handlungen, communicationes, bei- 
derseits furprachten schein und bewies vergliechen, verdragen und ver- 
abschiedet, unter andern das grave Wilhelm und seine lehenserben 
Muers, item Cracauw und Crefelt und anstatt des hofs Gilverade den 
Weillerhof zu leben empfangen und doch die ledige lehenschaft mit 
Muers absein selten, wie dan her Wilhelm der zeit und sein son her 
Herman grave zu Muers anno 1553 also belehent worden und zufolg 
des tractats den vorberurten quitbrief de anno 1361 sampt allen darzu 
gehörigen stucken zu oassiren eingeliefert. 

Als nun grave Herman anno .... one liebserben abgestor- 
ben, hat irer f. g. her vater darfur gehalten, das die grafschaft 
Muers verfallen und ausgestorben were, doch aufs neue mit frau Wal- 
hurg, grave Hermans Schwester, und irem gemal grave Adolfen van 
Neuwenar sich vergliechen, das sie mit der grafschaft Muers, item 
Cracauw und Crefeldt zu einem nyhen rechten manlehen und mit dem 
Weilerhof als einem Marckischen manlehen, item mit der herlicheit 
Yrymersheim ad vitam comitissae allein belehenet, und da sie one 

Arnalen rtfts bist. Ver?ins LVIII.. H 



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162 Ferdinand Schroeder 

liebserben abstürben, der alsdan Mners sambt vorbenenten stucken 
»Cracauw, Crevelt, Weilerbof und Vrymersheim vollnkomentlich an 
Cleve weder fallen und komensolten, zu wilchem ende boohgemelte ire 
f. g. in eventum sich aldair huldigen lassen. 

Nit lange darnach erhübe sich ein streit zwischen grave Adolfen 
van Muers und graven von Salm-Rifferscheid wegen das haus Bedber 
im fürstentum Gulich und suchte grave Adolf bei hochgemelten seine 
f. g. als lehenhern assistenz schütz und schirm. Darin dieselbe sich 
entschuldigten, weil solche Sachen Cleve nit deden betreffen, es wolte 
aber graf Adolf daran sich nit begnügen lassen, sonder procedirte gegen 
hochgemelten seine f. g. herzogen zu Cleve am cammergericht super 
privatione feudi Moersensis, darin dieselbe doch vom cammergericht 
absolvirt oder in der proces solte erloschen sein. 

Ferner entstünde ein ander unlust, das frau Walburg die Car- 
meliter aus Muers vertrieben, wie auch der prinz van Parma als graf 
Adolf gegen seine hochg. seiner f. g. herzogen zu Cleve absonderlich 
getane glubde im Colinischen kreig und bei den hern Stalten -general 
283 in dienst sich begeben Muers in namen des konigs van Hispanien ein- 
genomen und etliche jaren in seine gwalt behielte. Daher die gravin 
causirte, das sie juxta pacta der gepur nit geschutzet oder vertediget 
were worden ; macht ein testament und legirt dem hochgebornen fur- 
sten hern Mauritzen graven zu Nassauw-Catzenelbogen, die grafschaft* 
Muers, herlicheiden Vrymershem, Craoauw, Crefelt, Weilerhoff bestetigt, 
darselbig folgentz per donationem inter vivos, und gäbe seiner excellenz 
macht, die possession zu apprehendiren, wie dan anno 1585 seine exe. 
Muers belagert und eingenomen, doch wird folgends die grafschaft 
Muers zu beiden selten in neutralitet gestellet, und zöge fr. Walburg 
wiederumb auf Muers, gäbe zu vorn seiner exe. ein instrumentum con- 
stituti quod nomine suo possideret, wilche legation, donation und con- 
stitutum gleichenwol gar heimblich gehalten, Iren f. g. wie auch dem 
magistrat und Mörsischen undertaAen nyhemalen furkomen. Das 
stunde also bis ins jar 1600, das frauw Walburg am 25. maii ab- 
283^ stürbe. Sobald solchs kund getan, hat hochgemelter fürst herzog Johans 
Wilhelm das schloss und Stadt einnemen und die possession gestracks 
apprehendiren lassen. Darob seine exo. van Nassau w gar übel zufrie- 
den und begerte unablessig, weil sie in possession^ schon vor absterben 
der gravinnen gwesen, ir dieselbe weder einzuruimen, unangesehen 
was für bericht dagegen eingewendet wurde. Inmassen die sachen zu 
guitlicher communication gerieten, dabei seine exe. furbringen lassen 
titulos legati et donationis und das die vorige verdräge per metum 



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Die Chronik des Johannes Tarck. 163 

impressionein et potentiam illnstris principis ex falsis allegatis caaeis 
•were aufgerichtet, pacta insolita dabei gefuegt und derwegen van keiner 
werden, wie auch die gravin frauw Walburg als vasalla contra Hispa- 
3108 etc. der gebur nit verteidiget und also mit guter fuegen iren 
leben hern lenger nit bette erkennen dürfen, die vorgedachte leben- 
-etuck de iure alieniren und übergeben mögen, dass auch seine exe. in 
macht irer gelieferten brieven und Instrumenten die possession aus der 
Hispanischen banden apprehendiret, die gravin nomine suo dieselbe ex 
^onstituto continuiret und derwegen ir uti spoliato vor allen dingen zu 284 
xestituiren. 

Obwol nun in contrarium darauf guter bestendiger bericht be- 
-schehen, das nit anders transigirt, dan was sunsten rechtens auch keine 
pacta insolita herzugesetzt, vielweiniger de metu et impressione zu 
praesumiren, dazu beiden Seiten furneme Unterhändler gebraucht, all 
«chein, beweis und information furbracht und eingenomen, die defen- 
-sion belangend ire f. g. das irig mit schreiben und Schickungen der 
rzeiten gelegentheit nach genug getan, und das ein anders nit erfolgt, 
-die schuld bei dem graven und grafinnen Selbsten gwesen; das auch die 
:gravin nit bemechtigt in praeiudicium domni feudi über die leben zu 
disponiren, vielweiniger die zu doniren: traditionem instrumentorum 
et constitutum praesertim clandestinum in casu ficto nihil operari ni- 
hilque esse absurdius cum tali modo omnia regalia et dominicalia prin- 
<}ipibus, immo etiam imperatori auferri possent, daneben das die possession 
nit allein ipso iure nach absterben frauw Walburgen mit dem directo 
•dominio feudali consolidiret, sonder auch wurklich von iro f. g. als 
ungezweifelten lehenhern zu recht wol apprehendiret und im besitz 
aiotorie befunden wurden, mit anderen mer reden und gründen etc., so 
hat doch solchs alles*) noch auch die guitliche furgescblagene media 284i> 
!zulaugen willen, sonder sein ire exe. im folgenden jar 1601 mit der hern 
Staiten-general der uniirten Nederlanden kreigsmacht herauf komen, 
^ie Stadt Rhinberck belagert, eingenomen, vorters mit dem läger naher 
Muers gezogen und am 6. augusti sich der Stadt und schloss Muers 
^Is auch der herlicheidt Vrymersheim, Cracauw, Crevelt, Weilerhof 
bemechtigt. Von welchen offenbaren gwalt eine zierliche protestation 
interponirt cum reservatione sui iuris etc. bis zur gelegener zeitt. 

Damit man nun auch ferner van solcher nichtiger alienation, un- 
befuegter ocupation und spolio möge berichtet sein, ist zu wissen, 
•das im jar 898 Zventiboldus rex Franciae-Lotharingiae die herlicheit 



a) Ueber der Ztiü nft. 



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Ferdinand Schroeder 

ersbeim der abtyen und stift Weerden gegeven, nach Inhalt der 

[1 als folgt: 

[Die auf BL 285 folgende Urkunde Zwentibolds ist u, a. gedrucM 

int er im und Mooren, Die alte ur*d tieue Erzdiözese Köln 

?. 34] 

Ob nnn wol die abten van Weerden diese herlicheit Vrymersheim 

.nlehen nnd pfachtrechten erst an hern Wilhelmen van Vrymers- 

dama anno 1336 an die hern und graven van Mners verlehent^ 
t)en dieselbe van Weerden doch die vögter der herlicheit Vry^ 
Bim, Berg und in der Veluve anno 1279 hern Everhardten graven 
• Marck absonderlich conferirt, darin folgentz her Engelbert va» 
arck und na her Adolf van der Marck greve van Cleve und 
nachkommen herzogen zu Cleve bis zur heutiger stunden succe- 
Nachdem dan graf Herman van Moers und Nuenar one man- 
iiebserben gestorben, hat der abt 

hern Wilhelmen herzogen zu Cl( 
ir herlicheit Vrymersheim als eii 
ch ire f. g. frauwe Walburg die 
[}ht dan solch recht cum vita ill 
exe. van Nassauw dersel biger h( 
in der erbvogteien, so an die 3ü( 
id ein absonderlich stuck, viele 
evische, Orsoysche freien im lai 
vertrage uralte exemption und b 
mter, der Meursischen hocheit n 
zwingen lassen. 

Von den gebrechen un< 

Geldrischeii. 

ils nun dieser proces mit Muers dergestalt abgegangen und die 
des furstendumbs Geller gesehen, das bei irer f. g. schwa- 

und Prosperität der uniirten Nederlandischen provinzien solcher 
zu dero intention auch wol dienen solte, haben sie allerhand 

jrlegene teils abgemachte, teils andere quaestiones herfurgeruokt^ 

rs erst im jar 1602 die geldrische contributiones aufm Greven- 
in der herlicheit Hulhusen, zu Grondtstein und aufm Steinwardt 

gemasten iure superioritatis einzufuren unterstanden, zu dem end 
mittein öffentlich tun verpfachten und auch die execution an 
nemen lassen. Drüber man sich vielfaltig bei den Geldrischen 



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Die Chronik des Johannes Turck. • 1G5 

«it allein, sonder auch den hern Staiten-general beklaget, endlich 
auf ein landtag zu Sutfen allein soviel erlangt, dass die pfände rela- 
xirt, doch zu liquidation obigen und anderen streitigen puncten eine 
guitliche communication anbestimmt, dieselbe aldair abgemacht oder in 
<lero erorterung auf den fuss der concordaten de anno 1544 verfaren287 
werden solte. 

Nachdem man nun anno 1604 in ... . binnen Nymegen zu- 
samenkomen, hat man anfenglicb an selten Cleye die Sachen ron 
•dem Grevenwardt, wie davon hiebevorn in vita ducis Wilhelm! ange- 
deutet, furtragen lassen. Dagegen Geldrieohe nichts anders furgewendt, 
als das der Grevenwardt ein pertinenz der Duyffeldt und dieselbe 
ehezeits Geldrisch solte gwesen sein, so der augenschein wurde aus- 
weisen. Wuchs man constanter widersprochen und zum uberfluss dar- 
/getan, das der Grevenwardt so lang der in rerum natura gewesen, ja 
«etliche hondert jaren ehe die Duyffeldt an Cleve komen, nit anders 
4an stetzhin Clevisch grund und bodem cum omni superioritate et 
iurisdictione stetzhin gwesen (geschwiegen dat Cleve in unstreitigen 
uralter possession van alter hoger obrigkeit in der Duyffelt notorie 
■auch were) und das der angezogener augenschein ein unbegrundt, nichts- 
würdig argument, daraus seltsame, unrichtige consequenzen wurden 
folgen. Inmassen Geldrische zuletzt dieses puncts sich begeben müssen, 
"doch die restitution der Grevenwardtfichen sohantzen und vestung an 287^ 
•die hern Staiten-general remittirt. Hulhusen belangen haben Geldri- 
sche zu bewerung dero praetension furgewendet, als were selbige her- 
licheit in Averbetauw und also in dem lande van Geller gelegen und 
•das die undersaten aldair ehezeits mit den Geldrischen solten gesteu- 
Tct haben. Das auch zwischen den exeeutorn herzogs Carln van 
Oeller und denen van Heessen proces hiebevorn entstanden, Heessen 
auf Arnheim citirt, dabin erschienen und aldair zn recht stehen müssen, 
das auch herzog Carl den Nymegeschen zoll dahin transferirt und 
gelegt haben solte etc. Dagegen an selten Cleve dargetan, dass Hul- 
husen eine uralte herlicheit mit grund, bodem, aller hoger Jurisdiction 
tind obrigkeit dem haus und fnrstendumb eigen angehorich, auch ein 
besonder territorium mit seinen besonderen pfalen des lands van Geller, 
wilche anno 1386 mit iren vesten, gericht und herlicheit an hern 
Wilhelmen van Rees verpfändet mit dem beseheid, das es der graven 
Tan Cleve man- und offenhaus solte sein, darauf und darab mit vehed288 
und oorlog zu behelfen gegen allermenniglichen, niemanden ausgeschei- 
•deii, wilche pfandtschaft mit gleichen clausulen anno 1415 auf hern 
Arndten van Heelsen rittern et subaltemative an herzog Carln van 



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F e r d i n a n d S c h r e d e r 

folgende geloist und anno 1544 an Martin yan Eössüm, na aber 
lie van Wachtendunck komen. Und da solche conditiones d& 
ira castri et iure belli ungezweifelt den Geldrischen kundicb 
n, das ancb irer f. g* her vater sich selbigen iuris gebraucht^ 
lans armata mann einnemen, besetzen, spoliirte partien weder 
liren, die occupatores gefenglich anf Cleve bringen und einige 
tiren lassen, geschwiegen das ins appellationis et .... ^ 

das her Arndt van Heessen mit den Cle vischen ritt erbartigen 
n Clevisohen landtagen mit beschrieben, mit denselyigen anno- 
wie auch die undertanen aldair mit den Clevisohen in allen reichs-^ 
andstearen contribuiret, stetzhin in diesen langweiligen Nieder- 
eben troublen vor neutral gehalten , ohne das Geller einige supe- 
)t iurisdiotionis sich gepraucht oder contributiones aldair erhaben^ 
ber de territorio allegirt, unerfindlich, sonder die continentia mit 
lande van Cleve wol demonstrirt werden kunte: territorium nec- 
lec habere causam perpetuam probandi superioritatem, dessen m&n 
',n Hülsen, Erckelentz und andere stucken referirt. Item das die^ 
kchte eztracten de annis 1473, 1538, 1548, 1557 nur blosse 
lege absque effectu quae non probarent solutionem, umbso- 
zu mer, da anno 1474 und 1534 expresse durch die vorherii< 
^en zu Cleve contradicirt und die attentata eingestellet, was auch 
ien proces zuArnheim und Heessen gesagt were, derselb für 
ordinari proces quae datur in invitum gwesen, one das auch di& 
iche rete dem verhör beigewonet; aus der allegirter translation 
fymegischen zolls nichts zu inferiren, dergleichen, mer als zu 
ich erfindlich und mogte besch'ehen sein, weil herzog Carl Hul- 

von den van Heessen in pfandschaft gehapt und besessen. 
Grondtstein und Steinwardt belangend ist , von den Geldrischen» 
ogen, als solten diese warden ehezeits an geldrischen selten ge- 
haben, das auch der Steinwardt ein furnemen Geldrisch lehen 
^rbcammerampt des furstendumbs Geller gehörig; item das diese- 
)n mit den Geldrischen ehezeits in steuren mit angeschlagen^ 
I guter daselbst vor das gericht zu Aerdt aufgetragen und dahin^ 
arochia gehorten etc. Es ist aber an dem, das Grondstein sambt 
anderen der ort gelegenen warden mit Embrich an Cleye komen^ 
s doch allnoch nit proponirt, sonder allein das herzogt AdolfiT 
r 1378 vergünt, Grondstein zu bauwen und zu vestigen cum si- 
eservata apertura et iure belli als oben van Hulhusen angezogen^ 
luch Grondtstein und Steinwardt van undencklichen jaren hero 

u) unleserlich. b) lieber hertog von anderer Hand O. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 167 

stetzhiii mit den Clevischen in allen reichs- und landtsteuren contribu- 
iret, in offenbar veheden von den Geldrischen vor fiande gehalten, 
rantzionirt, vor das gericht zu Sevenar zu recht stehen musten etc. 
Was aber in oontrariuro gesagt von den Geldrischen schatzcedeln, das 
weren gleiehfals nur bloise anschlege absque effectu. Drüber auch 28 
anno 1534 einige communicationes an Babbergerb aum gehalten, bei der 
Clevischen bericht gelassen und als solche quaestiones antiquatae und 
abolirt ins feudi et parochiae nihil inferre ad superioritatem etc. 

Es haben aber die Geldrische sich heran nit wollen begnügen 
lassen, sonder darauf bestanden, als das sie in iren actionibus und 
possessoriis weren fundirt, und also sich dabei weiten mainteniren 
wuchs den Clevischen fast frembd beducht, in iren eigen selbst sachen, 
quasi zu erkennen und sich selbsten recht zu sprechen. Wie man dan 
vermirckt das mit der guitlicher communication die sachen nit zu rich- 
ten, auf die concordata sich beruften, dazu die Geldrische anno 90 in 
iren zu Franckfurt ubergebnen Schriften sich auch betten erpotten. Zu 
welchem ende eine andere communication anno 1607 anbestimmet, 
darin weitläufig super modo procedendi iuxta concordata gehandlet und 
als man schier einig gwesen, und zum beschluss schreiten sollen, haben 
Geldrische nit zulassen wollen, das die restitution der Grevenwardt- 
schen schantzen unter irer f. g. reconventionspuncten mit gestellet 
werden solte. Davon die Clevische nit absehen, also der zeit one ver-29 
gleichung von ein anderen gescheiden. Yor und nach haben Geldri- 
sche auch vielfaltig angeregt, als das die Duyffelt von Gelder anno 
1454 versetzt und lösbar were, und ob wol man handgreiflich darge- 
tan, das ire allegirte probatoria dasselbig gar nit taten ausweisen, ja 
in contrarium, das solche pfandschaft anno 1466 geloist, wie sie in 
vorigen zu Frankfurt ubergebnen Schriften selbst bekenten, dweiniger 
nit haben sie den loespfennong offerirt und wie sie sagen zu Nymegen 
deponirt, auch unterscheidentliche viele attentata auf die Duyffelt fur- 
genomen, die jedesmals abgeschaft, davon herneist weiters. 

Von irer f. g. beschwerlichen zustandund 29 

be Schickung der interessirten fürsten. 

Nachdem die sachen mit dero f. g. sich also ansehen Hessen, das 
keine erben zu gewarten, auch allerhand practiken gedrieben wojden 
haben zuvorderst aller landen rete eine union aufgerichtet, das auf den 
unverhoften fall irer f. g. absterbens one liebserben die landen sich 
zusamen halten selten etc. Daneben guit gefunden zu verhuetung des 
elends mit für wissen der kaiserlicher majest. und der landen stenden die 



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168 Ferdinand Schroeder 

interessirte fursten zu beschicken und zu erpitten, durch praevention* 
occupation oder sunsten nichtz anzufangen , sonder sich der lan- 
den zu enthalten, bis die streitige succession sich vergliechen oder 
sunsten erörtert. Als nun dis werk aufm landtag zu Essen den sten- 
den a part furgetragen, haben sich der Schickung wol nit misfallen 
lassen, aber austrucklich gewollet, das interim die regierung bei den 
stenden mit sein solte. Darin die rete nit gehellen kunten, weil 
solchs bei inen nit stunde. Inmassen in diesem punct nichtz verab- 
291 schiedet worden sonder hin und wider protestando unfruchtbarlich 
van ein anderen gescheiden. 

Es haben dweiniger nit die Clevische und Guligische rete binnen 
Duisburg sich zusamen getan und beschlossen, weil die stende nit 
folgen wolten, das sie gleichenwol das irig dabei tun müssten, damit 
sie sich bei der posteritet hemegst kunten verdedingen, derwegen mit 
gnedigsten fnrwissen und belieben der kais. majest. solche Schickung 
lassen abgehen, die fast weitfeltig und langwirig gwesen. Darauf her 
Philips Ludwig pfaltzgrave zu Neuburg etc. und her Johans pfaltz- 
grave zu Zweybruggen und her Carl marokgrave zu Burggau w ge- 
neigt und wilfarig sich erklert, aber frauw Maria Leonora herzogin 
in Preussen dero resolution auf die chur Brandenburg verschoben, in- 
massen das werck in eine verweilung geraten, bis zuletzt hochgemelte 
herzogin zu Preussen in maio anno 1608 und unser f. g. und her, 
herzog zu Cleve Gulig und Bergh in martio anno 1609 abgestorben. 

291^ Contioiuatio Niederländischen kreigs. 

Bei werender regierung und beschwerlichen zustand irer f. g. hat 
sich die Niederlendische unruhe und andere wunderbarliche sachen in 
Franckreich, Ungarn etc. continuirt. In Ungarn ist der Turck mit 
200000 man gegen und wider des friedenstractation gefallen, schreck- 
lichen schaden getan, über die 35000 Christen gefangen, erbärmlich 
weggeschleift, viele stette erra sehet und seltzamb darin gehauset. Dem- 
selbigen kaiser ßodolf sich wiedersetzt, anno 1594 ein reichstag gen 
Regenspurg beschrieben, da ire kais. majest. personlich sampt viele chur- 
fursten und herrn erschienen, eine gelthilf auf 84 monaten einfaltigen 
romerzuges von den reichsstenden erhalten, vor und nach dem Turckeu 
also begegnen lassen, das etliche honderttausend geschlagen, Oberun- 
gern merenteils recuperirt, doch wie der exitus belli wunderlich hin 
und wider varia fortuna getrieben, so in specie zu beschrieben alhie 



a) oder durch untergesetzte Punkte getilgt. . 



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Die Chronik des Johannes Turck. 1 

zu lang wurde fallen, bis endlich der erbfeiend gezwungen und gen 
tigt, den friedesstand zu reassumiren und einzugehen.- 

In Frauckreich was der konig von Navarra stark mit 110( 
pferd und 17000 zu fuess zu feld, darzu die stalten von Niederlai 
eine hilf van 3000 schickten; dede am 10. martii wider die Spar 
sehen und Ligisten ein treffen, behielte das feld. Prinz von Parn 
zöge weder na Brussell, hat ein anschlag uf S. Quintin, der feiet, re1 
rirten sich auf Utrecht und starb aldair am 2. decembris. Grave n 
Fuentes kam an seine platz, es ward aber der konig hernacher im j 
1603 binnen Paris eingenomen, am 25. julii revocirt seine religion, b 
kente sich öffentlich catholisch und ward am 28. eiusdem zum konig( 
in Frauckreich gekronet und gesalbet. Mittlerweil wird in den Nede 
landen der alter rait zu Nymegen entsetzt, andere dero religion ang 
ordnet. Staitische machten ein anschlag auf Mastricht, der feiet, g 
Wonnen Steinweg, Couverden, schlugen im jar 1593 400 Spaniscl 
zu Tournhout. Im Texel verdronken über die 400 schiff durch di 
ungewitter. 

Im jar 1594 kompt erzherzog Ernestus von Oesterreich zu Bruse 
und folgents zu Antorff, praesentirt den stalten van HoUandt den fri 
den, aber vergeblich, starb unlengst hernacher am 25. februarii 159 
In aprili versambleten sich die stende van Erabant, Hennegau, A 
tois etc. zu Brussell, schickten naher Middelburg umb gleichfals m 
den Stalten des friedens halven zu traotiren, wolte aver nit zulange 
Dan der konig van Frankreich continuirten den kreig, und bei solch< 
gelegentheit eroverten die stalten die Stadt und land van Groninge 
Herzog van Bullion und grave Philips van Nassauw deden ein einff 
im land von Lutzelburg, hauseten aldair mit brennen, rauben und su 
«ten gar übel und schrecklich. 

Im septembri selbigen jars 75 legten sich die Staiten mit ire 
ganzen leger zu Bislich, schlugen ein brugg.aver den Rhin, hielt( 
eich eine gute zeit aldair nit one groissen verderben der underdan< 
und lands van Cleve. Grave Philips van Nassauw, grave Ernst C 
fiimir van Nassauw und grave Ernst van Solms deden ein treffen n 
den Spanischen, worden geschlagen, verwundt und gefangen binn 
Ehinberck gebracht ; zwee graven sterben aldair. 

Im jar 1596 quam erzherzog Albrecht van Oesterreich cardin 
am 24. aprilis zu Brussell als gubernator der Nederlanden, belage 
Cales in eil und gwan es stormender band, so 38 jaren an Frankrei 
gwesen, belagerte Ardres, die sich ergaven. Die Staiten deden ave 
mals ein einfall in Brabant, in maio darnach im land von Lutzc 



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170 Ferdinand Schroeder 

barg. Königin van Engelland schickten eine armada in Spanien vor 
Calesmales, deden groiten schaden, das der konig van Hispanien über 
293^22 groisse schipf verlor. Am 18. julii belagerte der cardinal van 
Oesterreich die Stadt Hülst in Flandern, dede darfur eine groisse forc& 
mit Verlust van vielen volks zu beiden Seiten, erovert die am 18. 
augusti und fände aldair einen ansehentlichen vorrat an pulver, ge- 
schutz und munition, zöge darnach gen Erussell und begäbe sich zu 
ruhe. In septembri über fiele der Frantzois Biron in Artois, dem der van 
Warabon erst, folgentz der hertzog van Arschot begegneten, wolten 
innen den pass versperren, aber worden geschlagen. Die Staiten schick- 
ten ein an seh entlich volk zu fuss und zu pferd in Brabant, mit 
grossen ansehentlichen apparat, aber richteten nichtz aus. In octobri 
quam die furneme groisse armada van 80 schipf aus Hispanien unter 
Engelland, die einsdeils van dem ungewitter, anderenteils von der 
Englischen feurwerck verstreuet, etliche schipf auch gestrandt wor- 
den, das vor dem konig van Hispanien ein grosser verlust war. 

Anno 1597 in martio eroverten die Spanischen Amiens und ge- 
schahen in Frankreich, Nederlandt hin und wider viele anschlege,. 

294 die feleten. Am 29 überfiel seine exe. van Nassauw 

etlich Hispanisch kreigsvolk bei Torout und schlüge dieselbe. Am 
7. augusti eroverte Alpen, am 8. eiusdem belagert Rhinberck, am 
10. augusti zöge das garnisoen daraus. Die Spanischen in Camilloschan^ 
an gen Eschenberg verliessen dieselbe und begaben sich binnen Muers. 
Seine exe. van Nassauw zöge am 28. augusti vor Muers und ward am 
3. septembris aufgegeben. Darnach zogen sie über die brugg bei Wesel 
naher Groll, eroverten die stadt am 28. septembris, vort Bredefort, En- 
schede, Oethmarsum, Lingen etc. 

Anno 1598 am 2. maii wird getroffen der frid tuschen Frank- 
reich und Spanigien, am 8. maii übergab der konig van Hispanien an 
seiner eltisten dochter fr, Isabella Clara Eugenia infante die Nederlan- 
den, verhoffte damit die gemuter zu gewinnen. Erzherzog Albrecht 
yan Oesterreich legt sein cardinalstand ab und zöge in septembri naher 
Spanigien, umb den heurat mit gedachte infante zu tractiren, Hess 
seinen vettern cardinal Andream von Oesterreich zum gubernatoren,. 
und am 13. septembris starb Philippus II. konig zu Hispanien. 

294^Von einfall des almiranten van Arragonien im lande van 
Cleve und van der Marek. 

Vorhin ist verhalt, wie das unser g. f. und her, herzog Johans 
Wilhelm, im lande van Cleve etc. 1598 gehuldiget und in septembri 



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Die Chronik des Johannes Turck. 171 

ein landtag zu Dinslaken gehalten word. Daselbst dan allerhand Zei- 
tung vom Hispanischen kreigsvolk ankörnen, drüber jeder verzagt 
und naher haus eilete, der f. hoflager brach auf wiederumb gen Cleve. 
Das königlich läger an die 30000 man stark wordt verglaitet durch 
das land van Gulioh schier one notabel schaden. Am 6. octobris zöge 
der almirant vor Orsoy und schlüge die pforten auf, die nit wussten^ 
was sie denken oder tun solten. Am .... octobris occupirten 
das haus Broich, da der grave van Falkenstein her zu Broich 
ermordt und zuletzt verbrandt worden. Am 10. belagerten ßbinberck, 
die sich am 15. ergab, strengten die stadt Wesel, das sie 100 000 
thaler und 10000 malder fruchten zu dero befryhung geben mussten, 
damit dan die gemüter von den anderen stetten (weil Wesel die 
stärkste und mechtigste gehalten word) ganz verlorn. Spanischen 
deden ein zug längs Embrich, als ob sie gestracks das land van Geller 21 
hetten willen anfallen; kerten aver uf Eltenerberg, stelleten das ge- 
schutz vor Rees, also das sie die stadt am lesten octobris offnen muss- 
ten, wie auch am Christabend Calcar, da etliche burger auf der wer 
mit grobe stucken geschossen worden. Occupirten vorters mit starken 
bedrauwungen insgemein alle stette im land van Cleve und van der 
Marck, ausgenomen die stadt Cleve, 'da ire f. g. mit dem hofleger 
gegenwertig waren, deden einen groissen überlast und schatzeden groisse 
sommen van pfennongen aus allen steden und van den Untertanen 
aufm platten land. Diesen betrübten und beschwerlichen zustand deden 
ire f. g. klagen an die Eom. kais. majest. und an dem Niederlandschen 
Westfälischen crais. Die versambleten sich in januario binnen Colin, 
schickten eine furneme legation von allen stenden naher Brüssel und 
an allen reichs chur-fürsten und stenden pro assistentia, bis zuletzt 
der cardinal Andreas in aprili das volk aus allen stetten (ausgenomen 
Eees) fürte ; lag ein zeitlang vor die Grevenwardtsche schantz zu bei- 
den selten Rheins, da viel geschossen ward, aber one effect. Mittler- 
weil suchten Bommel zu belagern, aber war zuvorn van den Staitischen 21 
und seine exe. woU versorgt und besetzt, dass sie daran nicht gewinnen 
kunten. Weil nun Rees allnoch nit gerumet, schickte der crais und 
etliche reichsstende groisse assistentia van volk; die Burgundischen 
unterstunden solche ankunft des volks zu praeveniiren und aufzuhal- 
ten, offerirten sich den schaden zu erstatten, dazu ein tag binnen 
Mastricht bestimmet, da der schade durch beiderseits commissarien 
bewieslich gerechnet, und dede sich das baar gelt allein, so sie aus 
den landen gesche.tzt und empfangen .... erdragen (wiewol die resti- 
tution bisher© nit erfolgt), rumbten Rees und diese landen. Dweiniger 



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Ferdinand Schroeder 

das Deutsche kreigsvolk an, umb den reichsbodem zu erle- 
ver weil keine Ordnung, das directorium dispjatirt und andere 
larunter gedrieben worden, zerstreuten sich selbsten. 
;ohdem dan diese landen und stette von dem kreigsvolk erle- 
gte eine geschwinde sterblauft und pestilenz darauf, das man 
cantzlyen naher Santen ruckten, da man drie monat lang bis 
ae continuirten. Doch starb auch aldair von die pest mein 
>r Wolter Yerwer bogen erlebten alters. 

mo 1600 seculo novo war ein gross jubilaeum. Weil nun der 
g Albertus in Hispanien sich aufhielte, entstünde unter den 
en eine grosse Unordnung und mutination, legten sich zu Dyest 
nmon in Brabant, deden mirklichen schaden und schatzeden 
pfennongen aus diesen landen. Die stalten van Brabant satz- 

schatzung auf den underdanen aldair, damit das kreigsvolk 
len, kundten aber nit zulangen. Die stalten van Hollandt 
3n mittlerweil Crevencoeur, das haus Batenburg, die schanz 
3ae und andere orter. Zogen in maio mit 2500 schiflP, klein 
88, naher Flandren, setzten ir kreigsvolcks bei der Schluiss zu 
)ie namen den pass gestracks längs B 
berzog Albertus und Spanischen rüstete 
D versehentlich die Staitische in . . . ., 

und erwürgten die zusamen. Zogen 
gn zu, da es sich* bei Oestende auf d 

groisser schlacht treffen und zu beider 
loit bleven. Die Staitischen, so anfeuj 
ielten das feld. Damit inen das gemi 
ach auch mit 1000 pferd und ander 1 
ie contributien van dem calmeybergwei 

Spanischen starck in rustung, richtete! 
iche dorfer und mülen in brand. In < 
tag zu Dinslaken gehalten, da die kai 
tinnen, herzogin aus Lothringen neben 
bgebornen furstin freulein Sybillen, 
ulich und Berg, mit dem hochgeborne 

ven zu Bourgauw tractirt, im folgenden jar consummirt und 
eldorf die hochzeit gehalten word. Des Verzichts halben sein 
d difficultates furgefallen, die sich hernegst besorglich noch 
offenharen. 
ino 1601 occupirten die Staiten Cracauw, belagerten Rhinberck 

Am Bande mit blasserer Tinte am 2. julii. 
Uebergeschrieben bevolen. 



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Die Chronik des Johannes Turck. 17^ 

am ... . juoii, so sich am ersten auffusti ergeven. Seine exe. prinz. 
Mauritz van Nassauw zöge mit dem lager naher Muers, da meins f. g. 
und hem herzogen zu Cleve jar und tag gelegen, die muste am 6. au- 
gusti weichen etc. Erzherzog Albertus belagert in julio die Stadt Ost- 
ende. Seine exe. van Nassauw vermeinte denselben davon zu diver- 
tiren, belagerte Hertzogenbusch, aber verge'blicb, muste davon af bre- 
chen und tete avermals anno 1602 einen grossen zug in Brabant» 
Weil aver der almiranta van Arragonien mit groissen kreigsvolk umb 
Tienen stark gelegen, kerten zurück und belagerten die Stadt Grave 
18. julii. So der almirant wol unterstunde zu entsetzen, aver kunte 
darzu nit gelangen, muste sich also am 21. septembris ergeben. Anno 

1603 am 2. aprilis starb Elisabeth konigin von Engelland, und ward 
am 25. junii Jacobus rex Scotiae zum konig erwelet, so den alten 
streit zwischen Engelland und Schottland aufgehaben und sich geschrie- 
ben konig van Grossbritannien. 

Nu Word die belagerung vor Oestende gar stark und eiferig 297i> 
continuirt. Dieselbe abzuwenden zogen die Staitische abermals vor 
Hertzogenbusch aber richteten nichtz aus. Darnach in aprili et maio 

1604 gewonnen Ysendiok, Cadsant und die Schluyss, wie auch dweini- 
ger nit gwan Ambrosio Spinolai mit groisse unsegliche mühe, bloit 
und kosten am 20. septembris die stadt Oestende zuletzt mit accord. 
Man will sagen, das darin und daraus über die 150 000 minschen ge- 
blieben. 

Umb diese zeit ist der frid zwischen Spangien und Engelland 
traotirt und endlich beschlossen. Anno 1605 zogen die Staitische mit 
vielen schiflPen vor Antwerpen, gewonnen das haus zur Wouw. Et- 
liche Hollandsche schiff troffen einige Spanische schiff bei Cales an, die 
sie gewinnen und das volk darauf totschlugen. In julio kam der 
marquis Spinola durch dem land von Gulich aufm Ehein, zog zu 
Kayserswerdt über, belagert und gewan Lingen, Aldenzeel etc. In 
octobri gwan grave van Buoquoy Waohtendunck, item den 6. novembris 
Cracauw. Etliche Spanier, darunter der conti de Trivoltio, werden bei 
Broich von den Staitischen geschlagen. 

Anno 1606 zog der marquis Spinola mit den fumembsten teil 298 
de» königlichen lagers naher Groll, unterstunde der ort allerhand zu 
attentiren aber gluckten nit. Mittlerweil lägt sich der graf van Buc 
quoy mit dem andern teil des lagers zu Moldyck uf der Maasen und 
continuirte aldair über die sechs wochen, vermeipete gegen Millingen 
über die Wal zu kommen und der Betau w sich zu mechtigen. Es 
feiet aber der anschlag. Marquis Spinola begab sicli wiederumb nach 



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174 Ferdinand Schroeder 

den Khinkant, belagert Ehinberck und gwan es am 1. octobris. Seine 
exe. van Nassauw mit der Staiten lager hielten sich nmb Bislich nnd 
zogen darnach wiederamb naher Holland. 

Als nun der erzherzog und Spanischen so mirkliche difficultates 
bei diesem kreig befunden und die mittein in Hispanien auch ser mog- 
ten erschepfet sein, haben sie eine zeit lang sich still verhalten, und 
durch Walraven von Wytenhorst hern zur Horst, folgentz durch ein 
298b Ordensperson P. Johan Ney das werk ins Gravenhage, erst bei dero 
verwandten und freunden unvermirkt, na oflPentlich, unterbauwen und 
uf ein anstand handien lassen, so anfenklich uf acht monat accordirt 
und vorters auch erstrecket word. Der erzherzog schicket den mar- 
quis.Spinola neben andere furneme personen anno 1608 ins Greven- 
hage, die trefves zu tractiren, als auch irer f. g. verordneten dahin 
abgefertigt worden, zu beiden selten zu werben, das diese landen 
mit darunter begreifen und in Sicherheit kommen mogten. Endlich 
wird eine andere beisamenkunft zu Breda beramet, da die trefves umb- 
trint den 23. oder 24. tag martii auf zwelf jaren geschlossen und 
concludirt sein. 

Eben umb selbige zeit, den 23. martii, stösst unseren f. g. und 
hern herzogen etc. eine starke schwacheit an, legt sich zu bett, und 
als die medici lenger kein rait darzu wussten zu geben, ist den abend 
umb die 8 uren seliglich abgestorben und aus dieser elend zur himmel- 
schen freuden aufgenomen; das je wol zu verhoffen, weil s. f. g. in 
299 der schwacheit und einfalt und allerhand wiederwertigheit gottesfurchtig 
wol gelebt und regieret, auch seinen undertanen allen schütz, schirm 
und furstand geleistet, als je nach gelegentheit dieser zelten und 
grossen Unwesen beschehen kunnen. 

Und ist damit der mansstam seither Heliae, der ersten graven 
van Cleve, regierung an nun zum zweiten mal ausgestorben. Daher 
diese landen und undertanen in grosse betrubnis, elend und verderben 
gestellet. Der allmachtig gott, der alle konigen und prinzen herzen 
in seine gwalt und henden hat, woU es schicken, damit der recht- 
messiger successor zu friedfertiger regierung und diese landen zu vori- 
gen guten stand kommen und behalten werden mögen. Amen. 

Die herzogin hat sich nit lang zu Dusseldorf aufgehalten, son- 
der nach gehaltener vergleichung von dero liebzucht etc. sich wieder- 
umb naher Lothringen begeben, auch sich den erlegten brautschatz, 
nemblich 25000 cronen, restituiren lassen. Ist darnach folgents auch 
am ... . seliglich gestorben. 



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Die Chronik des Johannes Turck« 175 

Soweit reichen die Aufzeichnungen der Turck'schen Chronik. 
Der Herausgeber ist sich der Mängel seiner Arbeit wohl bewusst, 
doch hofft er, dass sich wenigstens die Berechtigung des Abdruckes 
allmählich noch deutlicher erweisen wird, als er in den einleiten- 
den Bemerkungen sie darthun konnte. Er kann nicht schliessen, 
ohne allen denen, die ihn bei seiner Arbeit unterstützt haben, auch 
an dieser Stelle verbindlichen Dank auszusprechen. Besonders 
verpflichtet fühlt er sich Herrn Professor Johannes Franck fiir 
nützliche Anweisungen bezüglich der sprachlichen Behandlung des 
Textes, Herrn Archivar L. Korth für die gütige Unterstützung bei 
der Korrektur, und seinem verehrten Lehrer Herrn Religionslehrer 
Dr. Schölten, der ihm seine umfangreichen Vorarbeiten zu einer 
Ausgabe des Turck'schen Werkes in bereitwilligster Weise zur Ver- 
fügung gestellt hat. 



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?n! 



es als ein besonder» 
erhalb der geweihten 
finden. Zwar traten 
n oder einsehränken- 

allein immer wieder 
Qsehaften Ausnahmen 
den Wohlthätern und 
ier Kirche selbst oder 
tten des Heiligthumes, 
ibung untersagte end- 
chen. 

3r auch mit wahrer 
mäler verfahren wor- 
iiäuser und jedesfalls 
en bildeten, 
id besassen wir viel- 
larer Schönheit, wie 
mkirche zu München 
M den Franziskanern 
cherlich Vieles werth 

rabsteine am Nieder- 
jeichnungen von Re- 



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E. von Oidtman Schutz den Grabsteinen! 177 

dinghoven, Gelenius, Alfter, Dorth, van Spaen, Kremer, v. Hüpsch 
und Büllingen. Gar manches davon hätte nach den Tagen der 
Fremdherrschaft noch gerettet werden können, aber die mit Un- 
verstand gepaarte Erneuerungssucht hat weitaus die meisten 
Denkmäler dieser Art vernichtet. Hin und wieder ist freilich ' 
den beschädigten Steinen oder ihren Ueberresten ein beschei- 
denes Plätzchen in einer Ecke der Kirche, manchmal auch an 
der Aussenmauer gegönnt, äusserst selten jedoch begegnet man 
einer so weitgehenden, verständnissvollen Sorgfalt wie etwa in 
Loevenich bei Erkelenz, wo der an bedeutsamem Bildschmucke 
reiche Grabstein des ritterlichen Orientfahrers Arnold von Harff, 
oder wie in Niederehe, wo das prächtige Epitaphium Philipps 
von der Mark (t 1613) und seiner Gemahlin Katharina von Man- 
derscheid in wirklich würdiger Art geborgen ist. 

Viele Grabmale mit reichem Zierrat an Wappen und Figuren, 
selbst Messingplatten mit eingegrabenem Bildwerk wurden — 
man verzeihe mir das Wort -— durch die Knickrigkeit der maass- 
gebenden Personen zu Thürschwellen erniedrigt, andere dienen 
als Bodenbelag und wieder andere sind gar in die Funda- 
mente neuer Kirchen vermauert. Es tragen sich auf diesem Ge- 
biete unbegreifliche Dinge zu. In einer früheren Abteikirche hat, 
wie mir der Küster erzählte, der Pfarrer alle Inschriften zusammt 
den Wappen der Stiftsdamen abmeisseln lassen, damit die Kinder 
nicht auf den unebenen Platten zu knieen brauchten! In Linz a. Rh. 
finden sich Grabsteine, die bis in das 16. Jahrhundert hinaufreichen, 
als Einfassung auf dem Kirchhofe verwendet. An vielen Orten 
sind die Denkmäler selbst solcher Männer und Frauen, die um 
die Kirche das grösste Verdienst hatten, einzig deshalb entfernt, 
weil sie in das neue stilgerechte buntbemalte Gebäude nicht hin- 
einpassen. Ob unter dem Steine derjenige ruhte, der Altäre und 
Glasmalereien geschenkt, ja, die Beneficien gestiftet hat, in deren 
Genuss sich der Pfarrer vielleicht noch heute befindet, danach wird 
nicht gefragt. Fort von der Wand mit der hässlichen Platte, deren 
Inschrift man doch nicht entziffern, deren Wappen man nicht 
deuten kann! Unter die Füsse als Bodenbelag ^oder Trittstein, 
aber jedenfalls fort aus der „stilgerechten" Kirche! 

Man sammelt in den Rheinlanden mit erstaunlichem Eifer 
die Grabsteine alter Römer, häufig genug Erzeugnisse ohne jeden 
Kunstwerth, die sich von einander in nichts unterscheiden als 
etwa durch die Fassung der an sich gleichgültigen Inschriften. 

Annalen des bist. Vereins LVIII. 12 



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178 E. von Oidtman 

Und uun halte man dagegen die mittelalterlichen Epitaphien , von 
.deren oftmals höchst kunstvoller Ausführung die Gipsabgüsse des 
Germanischen Museums in Nürnberg eine Vorstellung zu geben vermö- 
gen! Mannigfaltig ist schon die Form. Wir sehen Platten, die über 
die Gruft gelegt oder an den Wänden aufgerichtet wurden, Tumben, 
deren Seiten mit Wappen von acht oder sechszehn Ahnen und 
mit bildlichen Darstellungen geziert sind, während auf dem Deckel 
Figuren in Stein oder Erz ruhen, an denen mitunter ein gewisses 
Streben nach Porträtähnlichkeit für die kunstgeschichtliche For- 
schung bemerkenswerth ist. Beachtung verdienen insbesondere 
auch die älteren Grabsteine, auf denen Bild und Inschrift ein- 
geritzt und, besonders bei vornehmen Personen, mit Blei oder 
Erz ausgegossen sind. Hierhin gehört z. B. die um das Jahr 
1270 angefertigte schöne Grabplatte der Gemahlin Rudolfs von 
Malberg, Ida von Manderscheid, vor dem Hauptaltar der Kirche 
zu St. Thomas a. d. KylP. 

Aber selbst solchen wirklich künstlerisch bedeutenden Grab- 
steinen des Mittelalters wird nur ausnahmsweise ein bescheidenes 
Plätzchen in den Museen gegönnt. „Wie kann man auch Grab- 
steine dort sammeln!" Wenn die Gegner der Aufstellung die 
schönen Figuren in ihren malerischen Trachten und die reichen 
Verzierungen der Denkmäler mit Verständniss betrachteten, wür- 
den sie ihre Ansicht ändern! 

Hat der Pfarrer in seiner Kirche keinen Raum für kunst- 
volle Grabsteine, so sollten meines Erachtens die Provinzialmuseen 
die Monumente erwerben und in ihren Räumen wiederherstellen 
lassen. Der schöne Wiltberg'sche Epitaph - Altar aus der, leider 
ihrem völligen Verfalle entgegengehenden malerischen Kirche 
in Alken a. d. Mosel ist s. Z. noch für. das Provinzialmuseum in 
Bonn gerettet worden, die mit Ahnenwappen verzierten Grab- 
platten der Wiltberg aber hat man leider im Chor der Kirche un- 
beachtet liegen lassen. Sie könnten für wenig Geld noch in letzter 
Stunde — da die Kirche in kürzester Zeit einstürzen wird — ge- 
rettet werden. . 



1) Als bekannt darf gelten, dass nicht immer das Grabdenkmal den 
Leichnam wirklich deckte. So ist z. B. das prächtige Monument des Fürsten 
Moritz V. Nassau-Siegen in Berg und Thal bei Eleve ein sogenanntes Eeno- 
taphium, ein leeres Grabmal, während die Leiche 1667 in Siegen beigesetzt 
wurde. Ebenso befindet sich das Denkmal Kaiser Maximilians I. in Innsbruck, 
der Körper aber ruht in Wiener-Neustadt. 



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Schutz den Grabsteinen! 179 

Ans der Klosterkirche zu Heisterbacb hatten sich zwei bemerkens- 
^erthe Grabsteine erhalten. Der eine, aus dem 14. Jahrhundert, zeigte 
<die eingeritzten lebensgrossen Figuren des Grafen Heinrich von 
Löwenburg (f 1341) und seiner Gemahlin Agnes von Kuik mit 
Wappen und Umschrift. In den 60er Jahren waren noch Figuren 
Aind Wappen deutlich zu erkennen, trotzdem der Stein in den An- 
lagen der Gastwirthschaft bei Heisterbach als Tischplatte dient. 
Auf dem ehrwürdigen Grabsteine eines Löwenburgers, eines Vor- 
fahren also unseres Königshauses, trinkt der Tourist seinen 
Kaffee oder zecht eine lustige Burschengesellschaft ihre Bowle! 
Bereits früher ist in dieser Zeitschrift auf diesen und andere 
Steine aus der Klosterkirche aufmerksam gemacht worden^. Ver- 
:gebens! Und durch ein einfaches Nachfahren mit schwarzer Farbe 
könnte man die Umrisse der Figuren und Wappenschilder wieder 
hervortreten lassen! 

Der andere Heisterbacher Stein ist das Grabmal des letzten 
Burggrafen von Drachenfels. An der Aussen wand der Kapelle zu 
Khöndorf aufgerichtet, geht das jetzt noch leidlich erhaltene mit 
Ahnenwappen und eigenartigen Verzierungen versehene Monument 
«einem sicheren Untergang entgegen, denn es wird berichtet, dass 
-es bereits Spuren gewaltsamer Verletzungen aufweise und schliess- 
lich abbröckeln werde 2. An der Landstrasse stehend, kann es 
von jedem Strolch zerstört werden. Rette man doch diese Steine 
für das Provinzialmuseum in Bonn! 

In der Kirche zu Nideggen befindet sich an einer Seitenwand 
zur ebenen Erde die beschädigte Grabplatte einer Tumba des in 
Aachen 1278 erschlagenen Grafen Wilhelm IV. von Jülich und 
seiner Gemahlin Richarda von Limburg ^. Der Aachener Geschichts- 
Terein hat wiederholt sich erboten, auf seine Kosten den altehr- 
würdigen Grabstein aus dem Winkel, in dem er eben noch ge- 
duldet wird, entfernen, wiederherstellen und an der Wand auf- 
richten zu lassen. Es ist jedoch noch nicht möglich gewesen, bei 
der Kirchenverwaltung von Nideggen dies zu erreichen. 

1) Annalen d. bist. Vereins, Heft 25, S. 278; vgl. aucli G. H. Maassen, 
Gesch. des Dekanats Königswinter S. 348. 

2) Maassen a.a.O. S. 71. 

3) Abgebildet in der Zeitschr. d. Aachener Gesch.- Vereins Bd. 11, S. 141. 
Die Figuren können auf Porträtähnlichkeit keinen Anspruch machen, sie 
43cheinen überhaupt erst später, vielleicht im 14. Jahrhundert, angefertigt. 
:zu sein. 



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E. von Oidtman 

frisch höchst bedeutsame Grabdenkmal des Grafen 
a-Heinsberg (t 1438) und seiner Gemahlin Marga- 
p, sowie ihres Sohnes Johann, welches im ersten 
ahrhunderts durch Einsturz des Kirchengewölbes^ 
alsdann aus dem Chor beseitigt wurde, ist in 
ken noch in der Kirche zu Heinsberg erhalten. 

der Tumba, an welchen heraldisch musterhaft 
an den Helmzierden sehr beschädigte Ahnen- 
ßht sind, hat man hinter Bänken an der linke» 
iirche eingemauert. Es würde sich mit geringen 
ideraufrichtung und Zusammenstellung des Denk- 
'rovinzialmuseum zu Bonn erreichen lassen, da 
aller drei Figuren noch vorhanden sind. Schlim- 
lem Grabdenkmal des Grafen Ernst von der Mar^- 
einer Gemahlin Sibylla von Hohenzollern (f 1621) 
u Schieiden ergangen: die schönen Seitentheile 
hnenwappen hat man zur Kommunionbank um- 
iguren sind verschwunden. 

len Abteien und Klöster, welche bis zur franzö- 
Ol Niederrhein blühten, scheint eine besondere 

Anfertigung schöner Grabfiguren bestanden zu 
tzen z. B. die Grabsteine der Aebte von Korneli- 
r jenigen von Klosterrath^ grosse Aehnlichkeit mit 
Technik. In marmorartigem Stein sind die lebens- 
guren der Aebte mit Mitra und Stab, umgeben von 
jn, ausgehauen. Die Denkmäler von vollendeter 
n Komelimünster sorgsam an den Kirchenwänden 

dadurch gut erhalten. In Klosterrath liegen sie 
eider zur ebenen Erde und werden weiter be- 
iartig ist in Klosterrath die Grabplatte eines Grafen 
LS vortrefflich erhaltene Denkmal, welches erhaben 
; gearbeitete Figur des Grafen, geharnischt in Lebens- 

Bschnitzten Flügelaltäre mit ihren hunderten von Figuren,, 
chen der Rheinprovinz schmücken, sind solche Schulen in 
issel nachgewiesen, vgl. u. a. P. Giemen, Die Kunstdenk- 
)vinz, Kreis Kempen S. 62 ff. 
(Rolduc) mit der schönen Kirche ist holländisch, der Ort 

i Aebten von Komelimünster ist ein v. Gertzen gen. Sin- 
\ Eynatten und ein v. Friemersdorf-Pützfeld (f 1652). 



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Schutz den Grabsteinen! 181 

grosse, zeigt, ist über der Gruft im Boden des Chors versenkt. 
Oben ist die Versenkung durch ein kunstvolles, durchbrochenes 
Messinggitter verschlossen, welches wie eine Thür geöffnet wer- 
den kann. Von diesen herrlichen Epitaphien müssten Gipsab- 
güsse für die Provinzialmuseen angefertigt werden^. 

Als in Oberpleis im Siegkreise vor mehreren Jahren die Kirche 
wieder hergestellt wurde, entfernte man rücksichtslos die Grabsteine 
früherer Besitzer des Hauses Niederbach, der Herren v. Hilles- 
heim. Es waren Platten mit lebensgrossen, künstlerisch ausge- 
führten Figuren eines Ritters und einer Edelfrau, begleitet von 
Ahnenwappen. Ich sah sie 1882 im Hofe eines Schmiedes zu 
Oberpleis neben dem Dunghaufen liegen ! Andere Grabsteine waren 
zertrümmert und vermauert worden. In der früheren Deutsch- 
ordens-Niederlassung Rommersdorf bei Neuwied befanden sich 
im Kreuzgange viele gut ausgeführte Grabsteine. Jetzt dient der 
Raum zu Oekonomiezwecken. Es würde wohl möglich sein, von 
•der herzoglich Arenberg'schen Verwaltung die schönen Steine für 
das Provinzialmuseum zu erwerben. 

Zahlreiche Denkmäler mit lebensgrossen Figuren von Rittern 
und Aebtissinnen^, letztere allerdings recht schablonenartig ange- 
fertigt, enthält die Seitenkapelle zu St. Thomas a. d. Kyll. Auch 
die Kirche zu Kyllburg birgt sehr schöne Grabsteine mit Ritter- 
gestalten, die aber so stark mit Oelfarbe überstrichen sind, dass 
man Wappen und Inschrift kaum noch zu erkennen vermag. Ein 
ursprünglich recht hübsches Renaissance- Epitaph- Altärchen einer 
Kesselstatt mit 8 Ahnenwappen liegt ganz zertrümmert in einer 
Nische des Kreuzganges. 

Die vielen Grabsteine mit Ahnenwappen zu ebener Erde in 
den Kirchen zu Brachein, Aldenhoven bei Jülich 8, Keyenberg, 
Wenau, Bödingen a. d. Sieg u. s. w. dürften,' wenn sie nicht auf- 
gerichtet werden, sehr bald auf die eine oder andere Weise zer- 



1) Die Aebte, welche dargestellt sind, hiessen Dammerscheidt (f 1557), 
Tomberg genannt Worms (f 1602) und Horpusch (t 1635), waren also sämmt- 
lich echtdeutschen Familien angehörig. Die Grabsteine der späteren Aebte 
«ind wenig kunstvoll und ohne Figuren. 

2) Die Wappen sind leider zur Revolutionszeit alle abgemeisselt worden, 
ich konnte indess die meisten aus noch erkennbaren Theilen bestimmen. 

3) Darunter ein Stein mit dem Familienwappen des Reitergenerals Jan 
van Werth. 



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182 E. von Oidtman Schutz den Grabsteinen! 

Stört sein. In Eirchberg bei Jtllich^ und in Schwerffen hat maa 
alte Grabsteine in die Kirchhofsmauern eingelassen. Regen 
und Schneewasser werden in einigen Jahren die Inschriften und 
Wappen zerstört haben. Dasselbe Schicksal dürfte ein sehr alter 
Grabstein der von Linzenich zu Dtlrboslar haben, welcher auf dem 
Wege zur Kirche liegt. Es wtlrde zu weitftlhren, noch anderes aus^ 
den Kirchen der Rheinlande hier aufzuzählen. Vieles ist schon 
erwähnt in den bisher erschienenen Bänden des Werkes über die 
Kunstdenkmäler der Provinz^. Ihre Beschreibung bestätigt 
meine Ausführungen über Verwahrlosung und Vernachlässigung 
dieser Denkmale^ und fordert zur Rettung und zur Emeuerung^ 
der noch vorhandenen dringend auf. Dazu wäre es nothwendig^ 
dass ein vom Provinzialmuseum beauftragter Sachverständiger an 
den betreffenden Orten die Monumente in Augenschein nähme und,, 
mit der nöthigen Vollmacht und den Mitteln versehen, die Epi- 
taphien entweder für das Provinzialmuseum zu erwerben suchte 
oder eine sachgemässe künstlerisch-heraldischeWiederherstellungder 
schadhaften Stücke auf Kosten der Provinz bewirkte oder wenigstens^ 
von den schönsten unter ihnen Gypsabgüsse für die Museen anfer- 
tigen Hesse*. Für die heraldische Erneuerung der an solchen 
Denkmälern zahlreich angebrachten Wappen würde ich gerne 
meine Sammlungen, welche das einschlägige Material enthalten,^ 
zur Verfügung stellen. 

Wenn auch Vieles schon unwiederbringlich verloren ist, sa 
lässt sich doch jetzt noch manches schöne Denkmal erhalten. 
Rette man daher schleunigst, was noch zu retten ist oder schütze 
wenigstens das Vorhandene so, dass es nicht verschleppt oder 
zerstört werden kann ! 



1) Dort befindet §icli u. a. ein sehr schöner Stein der Herren von HarfiT 
zu Lorsbeck. 

2) Man vgl. besonders Kreis Kleve S. 100: Denkmal des Grafen Adolf 
von Kleve t 1394. 

3) Auch Barsch in seiner Eiflia illustrata führt einzelne verwahrloste^ 
Grabsteine an und geradezu rührend ist die Klage, die Katzfey (Gesch. 
der Stadt Münstereifel) über das Schicksal der Blankenheim-Manderscheid'schen 
Grabmäler in der Kirche zu Blankenheim anstimmt. 

4) Diesem Wunsche des Herrn Verfassers ist inzwischen durch die Er- 
nennung eines Provinzial-Konservators für die Rheinprovinz in der Person 
des Herrn Dr. P. Giemen, des Bearbeiters der „Kunstdenkmäler", bereite 
entsprochen. A. d. R. 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von 

Hammerstein. 



Von 
Emil Pauls, 



Hammerstein ist ein in Deutschland nicht selten vorkommen- 
der Personen- und Ortsname. Als ein hervorragendes, dem hohen 
Adel angehörendes Geschlecht dieses Namens treten uns schon im 
frühen Mittelalter die Burggrafen von Hammerstein auf der gleich- 
namigen Burg im Kreise Neuwied unfern Andernach entgegen, 
welche daselbst zu Anfang des 15. Jahrhunderts im Hauptstamme 
erloschen, aber in Nebenzweigen als freiherrliches Geschlecht in 
den Herzogthümern Berg und Jülich fortblühten. Andere Adels- 
geschlechter des Namens von Hammerstein waren im 15. und 16. 
Jahrhundert im Elsass, in Schlesien und in Holland ansässig^). Auch 
bürgerliche Familien, welche sich so nennen, kommen schon zu mit- 
telalterlicher Zeit in mehreren Städten urkundlich vor. Als Orte 
des Namens Hammerstein finden sich in der Rheinprovinz ^) : die 
Dörfer Ober- und Niederhammerstein mit der Ruine des oben an- 
geführten Stammschlosses, das Rittergut Haus Hammerstein nebst 
Hammersteiner-Fabrik, Hammersteiner-Mühle im Kreise Mettmann 
bei Sonnborn, der Weiler Hammersteinsoege im Kreise Lennep und 
schliesslich das Dorf Hammerstein im Kreise St. VP'endel. Ausser- 
halb der Rheinprovinz tragen eine Stadt in Westpreussen, ein Dorf 



1) Vgl. das auf der folgenden. Seite, Anmerkung 3 genannte ür- 
kundenbuch. 

2) Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz und ihre Bevöl- 
kerung (Berlin 1874, Königl. Statistisches Bureau). 



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184 Emil Pauls 

im südlichen Schwarzwalde und vier Schlossruinen in Rheinhessen, 
Sachsen, Thüringen und Oesterreich den Namen Hammersteini). 

In der Erforschung der Familiengeschichte haben hervor- 
ragende Mitglieder des freiherrlichen Geschlechtes von Hammerstein, 
dessen Ahnherr im Anfang des 15. Jahrhunderts im Herzogthum 
Berg eine neue Heimath suchte und fand, seit etwa zwei Menschen, 
altern eine aussergewöhnliche Rührigkeit entfaltet. Schon lange 
vor dem Jahre 1840 hatten einige anerkennenswerthe Monogra- 
phien in etwa vorgearbeitet. So lieferte H. von Hammerstein- 
Equord i. J. 1806 Beiträge zur Familiengeschichte; W. Günther 
schrieb fünfzehn Jahre später über die Burggrafschaft Hammer- 
stein und ihre Burggrafen, und J. H. Böhm Hess im Jahrgang 1834 
der Rheinischen Provinzialhlätter eine der Günther'schen ähnliche 
Arbeit folgen. Bedeutend überholt wurden diese und vereinzelte 
andere Abhandlungen durch die als Manuskript für die Mitglieder 
der Familie gedruckte, im Jahre 1856 erschienene Geschichte der 
Freiherrlich von Hammerstein'schen Familie von W. C. C. Freiherr 
V. Hammerstein - Loxten, Staatsminister, - und E. F. V. Freiherr 
V. Hammerstein-Gesmold, Premier-Lieutenant. Nachdem der jüngere 
der beiden Bearbeiter^) in der dienstfreien Zeit einer ehrenvollen 
militärischen Laufbahn mehr als drei Jahrzehnte hindurch mit 
unermüdlichem Eifer in zahlreichen Archiven und Bibliotheken 
Deutschlands zum Zwecke der Ergänzung des 1856 erschienenen 
Werkes Nachforschungen angestellt hatte, brachte das Jahr 1891 
als Frucht' seines Fleisses ein zur Grundlage für alle weiteren 
Forschungen bestimmtes Quellenwerk 8). 

Und gleichsam als abschliessende Ergänzung zu dieser müh- 
seligen Sammlung erschien ziemlich gleichzeitig ein „Geschlechts- 
Album der Freiherren von Hammerstein. Entworfen und gezeichnet 
von Freiherrn Emil von Hammerstein, Generalmajor z. D. und Frei- 
herrn Karl von Hammerstein, Hofmarschall und Major a. D. 1889" *). 

1) ürkundenbuch S. 759. 

2) Der ältere der beiden Verfasser starb als Grossherz. Mecklen- 
burgischer Staatsminister am 1. September 1872 zu Neustrelitz. 

3) Urkunden und Regesten zur Geschichte der Burggrafen und Frei- 
herren V. Hammerstein. Bearbeitet und herausgegeben von Emil Freiherr 
V. Hammerstein-Gesmold, Generalmajor z. D. Mit Stammtafeln, 
Siegeltafeln und Abbildungen. (Hannover, Hahn'sche Buchhandlung 1891. 
XXVIII und 841 Seiten. Gr.-8<>). In diesem Aufsatze einfach als „ürkunden- 
buch" aufgeführt. 

4) Weshalb die Jahreszahl 1889 eigentlich in 1891 zu ändern, besagt 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hs 

Nur wenig ausführlich kann hier der Inhalt 
Werke angedeutet werden. Das Urkundenbuch bri 
düngen: das Wappen, die Burg Hammerstein bei A 
Merian, zwei Urkunden von 1312 und 1491, ferne 
tafeln mit 53 Siegeln und eine Karte der Burggrafs 
stein ^). An mehr als 1500 Urkunden und Regesten i 
derjenigen des Nachtrags) schliessen sich ein Sorgfalt 
Personen-, Orts- und Sachregister, sowie neun Sts 
Nicht uninteressant ist eine statistische Zusammenst 
— 841), welche eine Uebersicht über die Berufssteil 
Schliessungen und die Lebensdauer zahlreicher Fam 
bietet. Von welchem Werthe das Urkundenbuch für 
zahlreicher rheinischer Ortschaften und Geschlecht 
sich schon daraus, dass etwa 40 verschiedene Höfe, 
genannt werden^), welche die freiherrlich von Hai 
Familie im Laufe von mehr als vier Jahrhunderten 
provinz bis zum Jahre 1824 besessen hat. Das Ori 



das Vorwort: Der als Künstler und Photograph gleich tüch 
Hannover verstorbene Freiherr Karl ist als der eigentli« 
Albums zu betrachten, während Freiherr Emil nur in ge: 
heraldischer Hinsicht mitgewirkt hat. 

1) Pas Verzeichniss der benutzten Archive und Bibli 
dasjenige der benutzten Druckwerke 7 Seiten kleineren Dru 

2) Alphabetisch geordnet hier nur die in Betracht koi 
namen und der Regierungsbezirk, wobei Düsseldorf mit D 
Bei Spezialstudien auf Grund des ürkundenbuchs würden 
gänzungen und Verbesserungen ergeben. Aap f= Tönnesaa 
Aerenbilk (= Oberbilk) D; Alden-Holtbutgen (= Holzbüttg 
Hubbelrath D ; Böscherhof bei Hubbelrath D ; Burg bei An^ 
rendorf D; Drosselberg bei Hubbelrath D; Düren (Aach 
"Stadt D; Engelstorff (= Angelsdorf) Köln; Eggerscheidt I) ; 
lenz); Grotenbeck D; Hammerstein D; Hoisten (= Hochs 
Köln; Homberg bei Angermund D; Honrath (Köln); Koic 
aap) D ; Leusch bei Gülchrath D ; Lohof D ; Merzenich bei 
Mühl (= Junkermühle) Aachen; Nocken D; Norvenich (= Nö: 
Obbendorf in Hambach (Aachen); Oberangern D; Oege (= 
oege) D ; Pempelfort (das Coengensgut) D; Quell, up dem (== (J 
bei Rath D ; Starkenberg D ; Stein, zum bei Sonnborn D ; S 
serswerth D; ürdenbach D; Vischel (= Fischein bei Krefe 
lieber Vischel bei Altenahr, Hauptort einer gleichnamigen H 
gern (= Flingern) D; Vogelsang, zum, D, bei Haus Hammi 
sen in ürdenbach D; Walkmühle bei Düsseldorf D. 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hammerstein. 187 

namige Feste bei Andernach, deren gewaltige Ruinen mit ihren 
Basalt-Lavaquadern heute noch die Aufmerksamkeit der Kenner 
auf sich ziehen. Wahrscheinlich ruht die Burg auf römischem 
Mauerwerk, während das ährenförmig auf einander geschichtete 
Gussftlllwerk der Ringmauer der fränkischen Zeit angehört ^ Die 
Burg erscheint schon i. J. 1002 als eine Reichsburg im Besitze 
des Grafen Otto von Hammerstein, eines Mitgliedes des Hessisch- 
Konradinischen Zweigs der Salier. Von 1145 an ist die Genea- 
logie der Burggrafen ziemlich aufgeklärt. Ludwig IL, welcher von 
1145 bis 1204 genannt wird, hinterliess zwei Söhne: Arnold L und 
Johann L, die Stifter der nach ihnen benannten Arnold'schen und 
Johann'schen burggräflichen Linien. Beide Linien erwarben reichen 
Grundbesitz, starben aber beide in den Jahren 1417 und 1409 ohne 
männliche Nachkommen aus. Als Wappen führte der ältere (Ar- 
nold*sche) Stamm drei rothe Hämmer im goldenen Schilde, der 
jtlngere (Johann'sche) Stamm dagegen drei silberne Hämmer im 
rothen Schilde. Auch noch nach dem Aussterben der Burggrafen 
war dem Stammschlosse eine reiche Geschichte beschieden^. Seiner 
Zeit unzweifelhaft eine der stärksten Reichsburgen ^ fiel es im 



1) Hierüber finden sich in der Litteratur verschiedene Angaben. Herr 
Prof. Dr. Schneider in Kleve hatte die Güte, mir folgendes mitzutheilen : 
„Die Ruine Hammerstein ist mirbekannt; Röraerspuren habe ich an der- 
selben nicht vorgefunden. Ich halte das dortige Gussmauerwerk ebenso wenig 
für römisch, wie das bei Kreuznach und bei Bürgel, die beide für römisch 
gelten, aber nach meiner Ansicht der fränkischen Zeit angehören, in welcher 
die römische Technik zum Theil erhalten blieb." Ergänzend und berichtigend 
schreibt derselbe Gelehrte am 14. März 1893: „Es ist nicht unwahrschein- 
lich, dass Hanamerstein auf römischen Fundamenten ruht, wie auch das alte 
Gemäuer bei Kreuznach und zu Bürgel auf den Fundamenten römischer 
Kastelle steht. Auf diese Vermuthung führt mich der Umstand, dass bei 
Hammerstein eine Bömerstrasso über den Rhein kommt, an Jägerhof vor- 
bei das Gebirge ersteigt, dann den Pfahlgraben durchschneidet und am 
Mehlberge vorbei alsbald in eine andere Strasse einmündet.'* 

2) Soweit ich es übersehen kann, fehlt eine Geschichte der Burg in der 
rheinischen Litteratur. Die folgenden Notizen sind der oben erwähnten im 
Buchhandel nicht zu habenden Geschichte der Freiherrlich v. Hammer- 
stein'schen Familie (Hannover 1856) entnommen. 

3) Von Kaiser Heinrich II. wurde die Burg im Jahre 1020 mit grosser 
Macht belagert und nur durch Aushungern erobert ; später diente sie wieder- 
holt als fester Zufluchtsort für die Aufbewahrung der Keichsinsignien ; auch 
war sie Kerker hervorragender Gefangener, namentlich des Herzogs Bosswin 



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188 Emil Pauls 

Jahre 1374 an das Erzstift Trier. 1435 wurde es an Graf Ruprecht 
^on Virneburg verpfändet, kam aber bald wieder an Trier zurück. 
Während des dreissigjährigen Kriegs gerieth Hammerstein abwech- 
selnd in die Hände der Spanier, Schweden und Lothringer. Der 
d. Artikel des westfälischen Friedens wies es wiederum dem Erzstifte 
Trier zu, doch hielten sich die Lothringer noch sechs Jahre lang in 
der Festung, welche sie zu einer Räuberhöhle machten, indem sie von 
dort aus die freie Rheinfahrt und die Sicherheit der benachbarten 
Ortschaften störten. Vergeblich versuchte im September 1652 eine 
Abtheilung Franzosen die Erstürmung des Schlosses ; erst im April 
1654, bald nach der in Brüssel erfolgten Verhaftung des Herzogs 
von Lothringen, gelang die Einnahme, nachdem der Feldzeugmeister 
Sparr gegen die kaum 80 Mann starke Besatzung eine bedeutende 
Schaar Trierischer und Wiedischer Mannschaften aufgeboten hatte. 
In dem für die Rheinlande so verhängnissvollen Jahre 1688 er- 
stürmten die Franzosen die Burg und verwandelten sie in einen 
Trümmerhaufen. Zur Zeit der Fremdherrschaft wurde Hammerstein 
mit den französischen Domainen vereinigt; nach 1814 fiel es an 
Preussen, dessen König als Rechtsnachfolger des Kurfürsten von Trier 
auch den Titel Burggraf von Hammerstein führte. Die preussische 
Regierung verkaufte im Jahre 1819 die Ruinen dem Regierungs- 
rath Werner v. Haxthausen zu Köln. Dieser überliess sie sofort 
^egen das Geschenk eines kostbaren, in Spanien entdeckten Mu- 
rillo seinem Freunde, dem General Hans von Hammerstein auf 
Equord in Hannover. Die von der Wittwe des Generals im Jahre 
1842 an den preussischen Domainenfiskus veräusserte Ruine wurde 
kürzlich wiederum von der Freiherrlich von Hammerstein'schen 
Pamilienstiftung als ein gemeinschaftlicher Besitz des gesammten 
Geschlechts erworben. 



Burggraf Friedrich IL v. Hammerstein hatte auf dem Römer- 
mge Heinrichs VII. im Jahre 1312 zur Belohnung dafür, dass er 
dem Erzbischofe Balduin von Trier gelegentlich der Erstürmung 
der Engelsburg das Leben rettete, für den Johann'schen Stamm 
las Erbbannerherrenamt im Erzbisthum Trier erhalten. Nach einer 



iTon Böhmen und eines Sohnes Ludwigs des Springers. Die Legende, Papst 
jregor VIL sei in der Jugend Gefangener in Hammerstein gewesen, beweist 
ebenfalls, dass im Volksmunde Hammerstein als Feste ersten Hanges galt. 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hammerstein. 18^ 

in der von Haramersteinsclien Familie seit Jahrhunderten ver- 
erbten Ueberlieferung nahmen in der zweiten Hälfte des 14. und 
im Anfange des 15. Jahrhunderts jüngere Sprossen des Johann- 
schen Stamms ein an die Würde eines kirchlichen Erbbannerherrn 
erinnerndes Wappen an, nämlich drei (2 : 1) rothe Kirchenfahnen 
im silbernen Felde. Auf die gründliche Untersuchung, welche 
dieser Ueberlieferung in dem Urkundenbuche gewidmet wnrd, kann 
hier nur verwiesen werden*. Zuerst findet sich das Wappen mit 
den drei Kirchenfahnen im Siegel einer Urkunde Johanns v. Ham- 
merstein, Amtmanns zu Solingen und Herrn auf Hammerstein 
bei Sonnborn, vom 19. Oktober 1412. Dieser Johann v. Hammer- 
stein ist, wie die Stammtafeln beweisen, der Ahnherr des heute 
noch in verschiedenen Linien blühenden freiherrlich v. Hammer- 
stein'schen Geschlechts. Johanns Wappen wurde bis zum Jahre 
1816 von der Familie geführt, dann gestattete ihr der König von 
Hannover, das bisherige Wappen mit demjenigen des ehemalige» 
burggräflichen Geschlechts v. Hammerstein zu verbindend Ein 
im Jahre 1824 vom Chef der Familie eingereichtes Gesuch^ um 
Erlangung des Grafentitels scheiterte am Widerstände mehrerer 
Stamm vettern , welche den alten angestammten Freiherrn -Titel 
einem neuen Grafentitel nicht opfern wollten. 

In der Eheinprovinz war das Freiherrlich v. Hammerstein'sche 
Geschlecht zunächst in der Hauptlinie auf Hammerstein bei Sonn- 
born und in den beiden Nebenlinien auf Burg bei Düsseldorf und 
zu Obbendorf im Amte Nörvenich vertreten. Während diese bei- 
den Nebenlinien bereits im Anfange des 17. Jahrhunderts erloschen^ 
gingen um diese Zeit aus der Hammersteiner Linie zwei weitere 
Nebenlinien auf Oege bei Düsseldorf und auf Honrath im Sieg- 
kreise hervor. Die Güter Hammerstein, Oege und einige andere 
in der Rheinprovinz blieben bis in das erste Viertel des neun- 
zehnten Jahrhunderts hinein dem Geschlechte erhalten. 

Schon lange vor dem dreissig^jährigen Kriege war Hans Adan> 
V. Hammerstein (Oeger Linie) aus den Rheinlandeu nach Lippe 



*) Man mu88 jedenfalls bedauern, dass ein so wichtiger, für den Zu- 
sammenhang der Familien vielleicht entscheidender Vorgang nur durch „Ueber- 
lieferung", also, wie es scheint, in keiner Weise urkundlich bezeugt 
wird. Anmerkung der Redaktion. 

1) Urkundenbuch, S. 726, Nr. 1386. 

2) Urkundenbuch, S. 727, Nr. 1386, Anmerkung. 



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I Emil Pauls 

i später nach Braunscbweig -Lüneburg: verzogen, wo er der 
fter der beute noeb blübenden Linien auf Equord, Gesmold und 
xten^ wurde. 

In dem langen Zeitabsebnitte von fast nenn Jahrhunderten 
an das Geschlecht gar manches Mitglied aufweisen, dessen Name 
deutschen und besonders auch in rheinischen Landen sich hoben 
isebens erfreut Entsprechend den mittelalterlichen Verhältnissen 
Lg beim Stamme der ehemaligen Burggrafen der Kriegerstand 
etwa überwogen haben, doch finden sich auch dort schon neben 
n Rittern kirchliche Würdenträger und höbere bürgerliche Be- 
tte zahlreich vertreten. Ein Burggraf von Hammerstein war es, 
r, wie bereits erwähnt, an dem Römerzuge Heinrichs VII. im 
ifolge des Erzbischofs Balduin von Trier theilnahm und seinem 
^rrn bei der Eroberung Roms im dichtesten Kampfesgedränge 
s Leben rettete. Die kühne That besingt ein etwa um 1450 
französischer Sprache verfasstes Gedicht^, und auf einem Bilde 
« Balduinschen Codex (im Staatsarchiv zu Koblenz) zeigt sich 
e Standarte v. Hammersteins unmittelbar hinter derjenigen des 
"zbischofs Balduin 3. Unter den kirchlichen Würdenträgern aus 
im Geschlechte der Burggrafen begegnen uns Trierer und Kölner 
[)mherren, Chorbischöfe, Pröpste, Unterdechanten, femer Pfarrer, 
Aktoren und Äbtissinnen. Viel genannt wird in Urkunden aus 
T Zeit von 1301 bis 1336 Gerhard v. Hammerstein als Stellver- 
ster des Grossmeisters der Johanniter in Niederdeutschland, 
omtur in Höningen, Breisig, Utrecht und Köln. Auf ihn darf 
dUeicbt das Lob, welches der Johanniter Wittekind in der Vor- 
de zu einem Theile der Kölner Chronica regia der Familie von 
simmerstein zollt, in erster Reihe bezogen werdend Dietrich 
>n Hammerstein (f 1384) kommt ebenfalls in vielen Urkunden 
IS 14. Jahrhunderts vor. Er war Propst zu St. Florin in Kob- 
Qz und Domherr zu Trier. Als solcher betbeiligte er sich im 
.hre 1354 an der Wahl des Trierer Erzbischofs Boemund und 



1) Equordi Kreis Peine in Hannover; Gesmold, Kreis Melle, Reg.-Bez. 
nabrück; Loxten, Kreis Bersenbrück, Reg.-Bez. Osnabrück. 

2) Stadtbibliothek Metz Nr. 81; Urkundenbach, S. 732, Nr. 247a. 

3) Urkundenbuch, S. 124, Nr. 247 und Geschlechtsalbum der Freih. 
Hammerstein, Tafel 2. [Die Abbildung vorher schon in dem Prachtwerke 
n 6. Irmer, Die Romfahrt Kaiser Heinrichs YII. in dem Bildercydus des 
dex Balduini Trevirensis (Berlin 1881). K.] 

4) Urkundenbuch, S. 184, Nr. 368. 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hämmerst iia. 

begleitete den Gewählten nach Avignon, um die Bestätigung dui 
Papst Innocenz VI. zu erwirkend 

Im Bergischen gelangte die Familie von Hammerstein bs 
nach dem Aussterben der Burggrafen zu grossen Besitzungen u 
bedeutenden Aemtern. Johann der Alte (f etwa 1448) war Ai 
mann im Amte der vier Kapellen, in Solingen und beim Geri< 
in Hilden. Sein Sohn Johann der Junge (t 1478) bekleidete 
Aemter eines obersten Rentraeisters im Herzogthum Berg und eii 
Schultheissen in Düsseldorf. Hermann, ein Sohn dieses Johai 
erwarb Obbendorf im Amte Nörvenich bei Düren und wurde 
der Stifter der zu Anfang des 17. Jahrhunderts ausgestorbenen ( 
bendorfer Linie, welche im Gegensatze zu dem Bergischen Famili 
stamme dem evangelischen Glaubensbekenntnisse sich nicht i 
schloss. Aus der Obbendorfer Linie stammte der Abt Johann 
Kornelimünster, ein unglücklicher Landesfürst, dessen Begien 
in öine Zeit fällt, wie sie schrecklicher das Herzogthum Jül 
wohl niemals gesehen hat. Ein kurzer Lebensabriss des Ab 
dürfte, da die Quellen zur Geschichte seines Lebens anscl 
nend fast vollständig^ verschlossen sind, hier nicht ganz unan 
bracht sein. 



Das 16. Jahrhundert hatte der unter Ludwig dem Fromn 
gegründeten Reichsabtei Kornelimünster schwere Verluste gebrac 
Die stürmischen Zeiten der Kirchenspaltung, ein mit dem Schii 
vogte der Abtei, dem Herzog von Jülich, Jahre lang geführ 
Streit^, Kriegssteuern und Lasten mancher Art, dieses Alles ha 

1) ürkundenbuch, S. 229, Nr. 439 und 440; ausführlicher bei Pi 
Monatsschrift II, S. 86. 

2) Ein kleiner Artikel über den Abt Johann von Hammerstein in 
Aachener Zeitung vom 4. Juni 1876 ist unvollständig und mehrfach ungei 
Die Nuntiatur-Berichte im vatikanischen Archiv sind mir nicht zugäng 
gewesen; sie werden zur Geschichte dieses Abtes kaum etwas enthalten, 
die Abtei Kornelimünster erst im 17. Jahrhundert zu dem päpstlichen Nun 
in Köln in lebhaftere Beziehungen trat. Unberücksichtigt müssen hier fei 
die Prozesse Hammersteins gegen v. Efferen in Stolberg wegen Wasser- 
Mühlenrecht bleiben. Die Streitigkeiten zwischen der Abtei und v. Effe 
begannen mehrere Jahrzehnte vor der Regierung Hammersteins und wa 
im Jahre 1639 noch nicht erledigt. 

3) In diesen Kämpfen mit Jülich kam es so weit, dass Abt Rui 
V. Anstel * fliehen musste, um nach vierjähriger Verbannung, fern seil 
Kloster, in Köln zu sterben. 



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192 Emil Pauls ' 

bewirkt, dass beim Ableben des Abtes Nikolaus von Vorstheim im 
Herbst 1581 das tief in Schulden gerathene kaiserlich freie Reichs- 
stift Kornelimünster in bedrängtester Lage sich befand. Unter so 
schwierigen Umständen wurde am 2. Januar 1582 Johann von 
Hammerstein (geboren Ende 1548) zum Abt und damit gleichzeitig 
zum Landesherrn über ein kleines Gebiet im Umkreise des 
Klosters gewählt. Johanns Eltern waren Peter von Hammerstein 
auf Obbendorf und Adelheid von Holtrop aus dem Hause Bohlen- 
dorf. Ueber Johanns Jugendzeit und seinen Eintritt in den Orden 
ist nichts bekannt; der Dürener Geschichtschreiber Polius (f 1656) 
rühmt sein reiches Wissen. Einen Beweis für seine Tüchtigkeit 
darf man vielleicht darin erblicken, dass der kaum dreiunddreissig- 
jährige Mann durch einstimmige Wahl zu einer Würde gelangte 
deren Bürde eben damals nur eine ausgezeichnete Kraft gewachsen 
sein konnte. Die erzbischöfliche Bestätigung durch Gebhard Truch- 
sess erfolgte auffallend spät, erst im Oktober 1582, woran wohl 
die kölnischen Wirren schuld gewesen sein mögen; Kaiser Ru- 
dolph U. hatte dagegen schon im August desselben Jahres den neu 
gewählten Abt mit den ihm zustehenden weltlichen Hoheitsrechten 
belehnt. 

Aus der fast sechszehnjährigen Regierungszeit des Abtes 
Hammerstein sind uns etwa 20 bis 25 Urkunden erhalten. Sie be- 
weisen, dass der Abt sorgfältig sich bestrebte, den drohenden Unter- 
gang abzuwenden. In der That schien das Ende der morsch ge- 
wordenen Herrlichkeit nahe zu sein. Schon im Jahre 1582 musste 
die Abtei bei dem Stifte St. Maria im Kapitol zu Köln ein Dar- 
lehen von 1000 Goldgulden aufnehmen und wenige Jahre später 
war sie genöthigt, einen ihrer grössten Höfe zur Deckung von 
Schulden zu verkaufen. Hin und wieder tritt in den Urkunden 
die Dürftigkeit des Klosters grell zu Tage. So lockt es uns ein 
Lächeln ab, wenn wir lesen, dass der Abt gelegentlich der Ueber- 
sendung von Instruktionen für die Kriegsversammlung im Juli 1586 
dem Syndikus der Abtei ein Paar Limburger Käse mit dem Ver- 
sprechen einer demnächstigen grössern Gabe als Geschenk über- 
mittelt: „Schicken E. L. hiebei ein par Lymburgische kiess, be- 
geren dieselbige in dank aufzunehmen, wollen in negst unser 
zusammenkumpst sulchs verbessern.'* 

Doch auch die peinlichste Sparsamkeit und die rührigste 
Thatkraft eines geistlichen Landesherrn ohne Kriegsmacht hätten 
im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts der Abtei und dem Länd- 



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S. 21 

richtig in der Beilage zu Nr. 132 der Aachener Zeitung vom 4. Juni 1876 
wiedergegeben. Die Urkunde ähnelt der „Designation im Fürstenthum Jülich 
beschehener Inlagerungen und Durchzüge", Zeitschrift des Aachener Ge- 
schichtsvereins III, S. 281 ff. 

Annalen des bist. Vereins LVIII. 13 



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194 E m i 1 P a u 1 s 

gefordert. Als dies wegen Unvermögens des Herrn Abts und seines 
Gotteshauses ihnen abgeschlagen worden, haben sie das ganze 
Ländchen verwüstet und mit feindlicher Hand die Abtei einzu- 
nehmen sich unterstanden. Aber die ausgesogenen armen ünter- 
thanen, durch den unaufhörlichen Schaden in Missmuth und Ver- 
zweiflung gerathen, hatten ihr Vieh und anderes Eigenthum mit 
grossem Schaden geflüchtet und waren in die Abtei (Gotteshaus) 
mit dem Erbieten geflohen, lieber Leib und Leben daran zu setzen 
als Alles zu verlieren. Mit Hülfe von Kriegsleuten des Herzogs 
von Jülich setzten sie sich zur Wehr und hielten den genannten 
Conradin nebst seinem Kriegsvolke von der Abtei ab, worauf diese 
fortzogen, aber das ganze Ländchen in Grund verdarben, auch 
etliche Höfe verdarben. Damals sind vier ganze Wochen lang 
500 Soldaten binnen der Abtei und dem Ländchen unterhalten 
worden. 

Zu diesem allem sind in verschiedenen Jahren Hagelschlag 
und Misswachs gewesen, die Früchte und Weinstöcke zerschlagen, 
verdorben und ausgeblieben. Dadurch ist das Gotteshaus in un- 
wiederbringlichen Schaden und Schulden und die Unterthanen an 
den Bettelstab gerathen und haben derartige Noth ausstehen müssen, 
dass sie die Hülfe gutherziger Leute in Anspruch zu nehmen ge- 
zwungen waren. Und obwohl die früheren Herren des Gottes- 
hauses St. Kornelimünster ebenfalls durch das burgundische Kriegs- 
volk zu verderblichem Schaden gekommen und deshalb eine schwere 
Schuldenlast nach ihrem Absterben hinterlassen haben, so ist doch 
solches hierbei nicht mitgerechnet. Nur dasjenige ist verzeichnet, 
was zu Zeiten des jetzigen Herrn Abts, wie oben angeführt, be- 
rechnet ist. Viele andere Gemeinde-Schäden sind nicht mitgerechnet 
und gleichwohl beläuft sich obiges nach „geringstem Ueberschlag 
auf 105400 Thaler." 

Abt Hammerstein starb im kräftigsten Mannesalter am IL De- 
zember 1597 zu Kornelimünster^) an der Schwindsucht. Für ihn 
und sein Land war seine Begierungszeit eine Kette von Wider- 
wärtigkeiten, ein Schrecken fast ohne Ende gewesen, und nicht 
mit Unrecht wird in den Verzeichnissen der Aebte bei Nennung 
seines Namens von beständigem Missgeschick und ungeheueren 



1) Wohl irrig geben einige Quellen Aachen als Sterbeort an; jedenfalls 
falsch ist die stellenweise vorkommende Angabe, dass der 11. September der 
Todestag sei. 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hammerstein. 195 

Kriegslasten gesprochen i. Sein Grabmal ist in Kornelimtinster 
nicht aufgefunden-; der dortige Kirchenschatz aber bewahrt eine 
prachtvolle Kapella, welche die Abtei der Freigebigkeit Johanns 
von Hammerstein verdankte^. 

Unter den in der jetzigen Pfarrkirche zu Kornelimtinster auf- 
bewahrten Portraits sämmtlicher Vorsteher der ehemaligen Abtei 
befindet sich dasjenige des Abtes von Hammerstein nicht, da diese 
Portraitsammlung anscheinend erst im 17. Jahrhundert angelegt 
wurde, wobei, wie J. Schmidt schon im Jahre 1801 schrieb*, „bei 
weitem die mehrsten Bilder aus der Phantasie dahin gepinselt 
wurden.^ Zwei von ein und demselben Meister gemalte, überein- 
stimmende Portraits Johanns von Hammerstein werden jedoch auf 
den Hammerstein'sehen Gtltem Equord und Gesmold aufbewahrt. 
Sie zeigen Johann als Geistlichen im 28. Jahre seines Alters mit 
flachem Hut, Halskrause und einem Pelzmantel über dem schwarzen 
Priestergewande ^ 

Auch manchem Nachkommen Hans Adams (1579—1653), des 
gemeinschaftlichen Stammvaters des Freiherrlich von Hammerstein- 
schen Geschlechts in Hannover waren hohe Ehrenstellen beschieden. 
Weist doch beispielsweise der Stammbaum nicht weniger als drei- 
zehn Generale auf, von denen sieben vor dem Feinde geblieben 



1) „Continuae adversitÄtes; temporum hello rumque iniuria pressus." Es 
heisst sogar, dass er infolge der Widerwärtigkeiten tödtiich erkrankt sei: 
,,Contracta demum ex continuis adversitatihus phtysi extinctus.'* 

2) Er ruht gleichwohl jedenfalls in der ehemaligen Abteikirche (der 
jetzigen Pfarrkirche) in Komelimünster. 

3) Tafel 15, Nr. 1 des v. Hammerstein'schen Geschlechts- Albums. 
Im Texte heisst es darüber: „Prachtvolle Capeila (Messgewänder) von der 
Kölner Wappensticker-Zunft aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Geschenk 
von dem Abt Johann v. Hammerstein, welcher von 1582—1597 regierte. Die 
Oapella besteht aus einer Kasel und zwei Dalmatiken aus Genueser Roth- 
sammet, gemustert velour sur velour, mit Ornamenten in entschiedenen Re- 
naissance-Verzierungen. In den Stäben der Kasel erblickt man grosse runde 
Medaillons mit Stickereien aus dem Leben der Muttergottes. In der Mitte 
des Rückens der Kasel befinden sich die gestickten Wappen der Eltern des 
Abtes, rechts Haramersteiu, links Holtrop; auf den beiden Dalmatiken sind 
diese Wappen je eines auf jedem Gewände angebracht." 

4) W. Aschenberg, Niederrheinische Blätter 1801, S. 151. 

5) Geschlechtsalbum der Freih. v. Hammerstein'schen Familie, Tafel 4, 
Nr. 3. 



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Emil Pauls 

Ich erwähne nur den schwedischen Generahnajor Friedrieh 
)ph von Hammerstein, der (1608 bis 1685) ans der Geschichte 
eissigjährigen Krieges bekannt ist. Das Urknndenbnch bringt 
•e von der Königin Christine von Schweden ^ und dem Feld- 
lall Torstenson an ihn gerichtete Briefe. Er ruht im Harn- 
in'schen Erbbegräbnisse zu Heiligenkirchen bei Detmold; 
ausführliche Grabschrift hat den grossen Leibniz zum Ver- 

)er General Rudolf Georg Wilhelm von Hammerstein sodann 
3te sich im Frühjahr 1794 bei der Vertheidigung von M^nin 
stflandern durch eine in der Kriegsgeschichte einzig da- 
de Heldenthat aus. Der Platz war in kläglichem Zustande 
nrchaus nicht zu halten. Moreau, dessen siegreiche Bataillone 
ouscron aus gegen Mönin vorgerückt waren, hielt gemein- 
ich mit Vandamme die unrettbare kleine Festung mit acht- 
bnfacher Uebermacht umzingelt. Er forderte am 29. April 
folgendes Schreiben Hammerstein zur üebergabe auf: „L'hu- 
I me d^cide a vous sommer de remettre sur le champ a 
e de la röpublique Frangoise la place que vous commandez. 
Ins grande resistance deviendroit inutile et n'auroit pour 
lue le triste avantage de sacrifier tous vos soldats. J'attends^ 
IS une r^ponse tres prompte et bien precise." Hammerstein 
•tete an demselben Tage „bien precisement** : „Nous sommes 
68 de faire notre devoir: on ne se rendra pas." In der fol- 
1 Nacht schlug sich der deutsche Held mit dem glücklichstea 
e durch die tibermächtige französische Armee durch und 
\ 1200 Gerettete den Fahnen Clerfaits zuführend 
jum Schlüsse seien mir noch etliche Einzelheiten über Mit- 
r des Geschlechts gestattet, welche in der Neuzeit durch 
ragende Leistungen auf verschiedenen Gebieten in deutschen 
amit auch in rheinischen Kreisen bekannt geworden sind: 
. Emil Ferdinand Viktor Freiherr von Hammerstein - Gesmold , K.^ 
jcher Generalmajor z. D. in Hildesheim, geb. am 30. Januar 1827 ist 
'flicher Kenner der Genealoj^ie, Heraldik und Siegelkunde. Aus seiner 



) Folgende Stelle aus dem Briefe der Königin Christine vom 31. Mai 
t nicht ohne allgemeineres Interesse: „Wir (haben) unser absehen in 
ledensnegotio jederzeit fürnem blich auf drei hauptpuncten gerichtet^ 
5h 1. derer stände im Römischen reiche freiheit und libertet; 2. unsere 
ser chron satisfaction, und dan 3. der soldatesquen contentement." 
) Urkundenbuch, S. 724, Nr. 1377 und 1378. 



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Zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hammerstein. 197 

Feder brachte der deutsche Herold manchen Aufsatz und seiner im Interesse 
•der Aufhellung der Familiengeschichte unermüdlichen litterarischen Thätig- 
Iceit sind die in der Einleitung dieses Aufsatzes näher besprochenen werth- 
Tollen Werke zu verdanken. 

II. Ernst Georg Philipp Ludolf August Wilhelm Freiherr v. Hammer- 
stein-Loxten, Landesdirektor der Provinz Hannover und Mitglied des preussi- 
schen Staatsraths, geb. am 2. Oktober 1827, war vielfach erfolgreich für die 
Wohlfahrt seiner Provinz und neuerdings auf dem Gebiete der hohen Politik 
dadurch hervorragend thätig, dass er im Jahre 1892 als Vermittler den Aus- 
g^leich zwischen Kaiser Wilhelm II. und dem Herzoge von Cumberland zu 
Stande brachte. 

III. P. Ludwig Karl Wilhelm Freiherr v. Hammerstein-Gesmold, Priester 
der Gesellschaft Jesu, geboren am 1. September 1832, besuchte das Gymna- 
sium in Osnabrück, studirte Rechtswissenschaft in Heidelberg, München und 
Göttingen, bestand Anfangs 1855 die juristische Staatsprüfung in Hannover. 
Im Mai 1855 erfolgte sein üebertritt zur katholischen Kirche in Mainz im 
Hause des Bischofs von Ketteier. L. v. Hammerstein befand sich darauf mehrere 
Jahre hindurch in juristischer Thätigkeit in Lüneburg, Hameln und Hannover. 
Im Mai 1859 trat er zu Münster in das Noviziat der Gesellschaft Jesu. Nach 
mehrjährigem Studium der Philosophie und Theologie wurde er im Jahre 1868 
zum Priester geweiht und entfaltete dann eine fruchtbare, auch von den 
Gegnern anerkannte schriftstellerische Thätigkeit auf dem Gebiete des Schul- 
wesens, der Politik und Sozial Wissenschaft; zugleich war er in der praktischen 
Seelsorge thätig: in Deutschland und (nach 1872) in England, Dänemark und 
Belgien. 

IV. Wilhelm Karl Emil August Alexander Joachim Freiherr v. Ham- 
merstein-Gesmold, geb. am 21. Februar 1838, studirte zu Tharandt und 
Eberswalde Forstwissenschaft und trat im Jahre 1860 in Mecklenburg-Schwe- 
rinsche Dienste, aus welchen er im Jahre 1863 ausschied. Seine langjährige 
parlamentarische Thätigkeit im deutschen Reichstage und im preussischen 
Abgeordnetenhause ist bekannt. Seit 1881 ist er Chef-Redakteur der Neuen 
Preussischen (Kreuz-)Zeitung , deren Leitartikel meist seiner Feder ent- 
«tammen. 



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Litteratur. 



Acta Borussica. Die Preussische Seidenindustrie im 18. Jahrhundert und 
ihre Begründung durch Friedrich den Grossen. 3 Bde. Berlin 1892. 

Die königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin hat sich der 
grossen Aufgabe unterzogen, die Denkmäler der preussischen Staatsverwal- 
tung in ausführlicher Mittheilung der Akten und begleitenden Darstellungen 
herauszugeben. Als erste stattliche Leistung liegt in drei Banden, von denen 
zwei nur auf die Aktenpnblikation kommen, die preussische Seidenindustrie,^ 
bearbeitet von 0. Hintze unter der Leitung von G. Schmoller vor. Da 
auch in Zukunft immer die Politik Friedrichs des Grossen den Mittelpunkt 
der Publikationen zu bilden hat, so war die Seidenindustrie, auf deren Ein- 
bürgerung und Förderung der König den grössten Nachdruck legte und die 
grössten Kosten verwandte, naturgemäss das erste Gebiet, das in Angrifif zu 
nehmen war. Für den Niederrhein besitzt die Publikation um der Darstel- 
lung der Krefelder Industrie willen ein besonderes Interesse ; es konnte freilich 
gerade hier der vortrefflichen Behandlung, die H. Kens sen in seiner Geschichte 
Krefelds gegeben hatte, nur verhältnissmässig wenig hinzugefügt werden» 
Auch dieses Neue ist übrigens den Verfassern zum grossen Theil wiederum 
durch Keussen's Hülfsbereitschaft geliefert worden. 

Schon in den beiden Bänden, welche die Aktenmaterialien enthalten, 
zeigt sich die völlige Verschiedenheit der Krefelder von der Berliner Ent- 
wicklung. Für die Berliner Industrie und ihre Ableger handelt es sich, da 
sie durchweg vom Staat veranlasst, subventionirt und regulirt war, ganz 
allein um amtliche Archivalien, für die Krefelder, die während eines Jahr- 
hunderts eine grosse private Einzeluntemehmung, die des Hauses von der 
Leyen, darstellt, konnten auch fast nur private Geschäftspapiere in Betracht 
kommen. Die Edition der Akten selber ist nach den bewährten Grundsätzen 
Schmollers, zugleich mit der Opulenz, wie sie einem Werke der Akademie 
geziemt, vollzogen; es ist unzweifelhaft ein grosser Vortheil, dass sich jeder 
Benutzer sein eigenes Urtheil an den vollständig vorgelegten Akten bilden 
kann; doch wird man bei weiteren Publikationen wohl, wenn sie nicht gar 
zu weitschichtig werden sollen, zu der Methode der Stoffmittlieiluug, wie 
sie Knapp und seine Schule ausgebildet haben, wobei die minder wichtigen 
Akten nur im Auszug gegeben werden, übergeben müssen. 

Schon in den Aktenbänden tritt durch sorgfältige statistische Zusam- 
menfassungen eine Verarbeitung des Stoffes ein ; eine solche ist dann in voll- 
ständiger und umsichtiger Weise von 0. Hintze in dem darstellenden Bande 
geboten worden. Es gibt wenig wirthschaftsgeschichtliche Arbeiten, die sich 
so angenehm, ja spannend lesen, und wenn Referent bekennt, durch ihre 
Lektüre oft zum Widerspruch gereizt worden zu sein, und wenn er in vielen 



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Litteratur. 199 

Einzelheiten zu einem andern Urtheil gelangt ist als der Verfasser, so bringt 
das die Natur dieses Stoffes mit sich. Ich glaube nämlich, dass gerade amt- 
liehe Akten, weil sie so ausserordentlich vertrauenerweckend aussehen und ge- 
wissermassen immer autoritativ reden, einer besonders genauen und skepti- 
schen Kritik zu unterwerfen sind. Namentlich bei staatlich subventionirten 
Industrieunternehmungen ist dies der Fall. Immer erst in entscheidenden 
Momenten, bei grossen Krisen oder bei der Nothwendigkeit organischer Neu- 
gestaltungen kommen die Zustände gründlich zur Sprache. Die Kritiken, 
Denkschriften, Vorschläge, die dann, meist von bedeutenderen Männern und 
langjährigen Beobachtern erfolgen, können natürlich auch nicht ohne Weiteres 
nachgesprochen werden, aber sie sind regelmässig viel lehrreicher als die 
fortlaufenden Akten. Solche bilden auch in der vorliegenden Puklikation die 
hervorragenden Stücke von bleibendem Werth, aber gerade sie treten in 
Hintze's Darstellung stark zurück, sie sind ihm zu wenig optimistisch gefärbt. 

Das ganze Werk nämlich trägt einen apologetischen Charakter, wenn 
es auch hin und wieder einen Anlauf zur Kritik des persönlichen Verhaltens 
Friedrichs macht. Das ist an und für sich kein Fehler ; da man sich bis auf 
Schmollers eingehende Untersuchungen über Friedrich des Grossen Wirth- 
schaftspolitik ganz auf Mirabeau's Darstellung derselben verlassen hatte, so 
ist es nöthig, die Unbilligkeit und Unzuverlässigkeit seines berühmten Werkes 
über die preussische Monarchie in allen Theilen nachzuweisen. Die Seiden- 
industrie hatte aber bisher geradezu als Musterstück gegolten, um an ihr 
die Verkehrtheit und die Vergeblichkeit der Bemühungen, mit Staatsmitteln 
eine Industrie gross zu machen, zu erweisen. Dem gegenüber sucht Hintze 
durchzuführen, dass es sich um eine schwierige und nothwendige Erziehung 
der industrielosen Bevölkerung des Ostens gehandelt habe und dass die 20 
Millionen Thaler, die Friedrich im Laufe seines Lebens auf sie verwendet hat, 
ein- verhältnissmässig geringes Lehrgeld gewesen seien. Niemand wird es 
nun heute einfallen, ausgenommen reine Theoretiker der Manchesterschule, 
die Berechtigung und Nothwendigkeit einer solchen merkantilistischen Volks- 
erziehung für die früheren Jahrhunderte zu leugnen, obwohl Friedrich nur 
gerade noch an der Grenze der Zeit steht, in der solche Erziehungsmass- 
regeln, wie er sie anwandte, möglich waren. Daraus folgt aber nicht, dass 
eine optimistische Auslegung aller Einzelheiten, wie sie hier herrscht, ange- 
zeigt ist. Ich muss gestehen, mit anderen gelungenen merkantilistischen 
Versuchen verglichen — was allein die richtige Instanz sein kann — , 
erscheint Friedrichs System der Industrieförderung nicht nur gewaltsamer, 
sondern namentlich auch reicher an Missgriffen. Es ist nicht schwer, sie 
zu bezeichnen; in den vorliegenden Berichten selber haben es unbefangene 
Männer reichlich gethan; man könnte aus ihren Aeusserungen gerade dann, 
wenn man die persönliche Färbung derselben in Abzug gebracht hat, ein Bild 
entwerfen, das in wesentlichen Stücken anders als das von Hintze gezeichnete 
aussieht. 

In diesem Zusammenhang muss dem Verfasser die Darstellung der 
Krefelder Entwicklung dazu dienen, an ihr die Unmöglichkeit zu erweisen, 
im Osten der Monarchie auf ähnlicher Grundlage eine Industrie emporzu- 



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200 



Litteratur 



bringen, und deshalb auch den Standpunkt Friedrichs zu rechtfertigen, der 
Krefeld durchaus als Ausland behandelte, dafür aber der Familie von der 
Leyen durch strenge Handhabung ihrer ausschliesslichen Privilegien eine 
Entschädigung gewährte. Dass diese Politik auf die Dauer nicht zu halten 
war, ist ersichtlich, denn sie führte, da sich das Haus v. d. Leyen selber in 
verschiedene Zweige theilte, einmal zu starken Differenzen zwischen diesen 
selbst, sodann aber veranlasste sie, wie der Verf. sehr anschaulich darstellt, 
mit einer gewissen Nothwendigkeit die Auswanderung der Seidenindustrie in 
benachbarte, ausserpreussische Gebiete. In so fern hat hier die französische 
Herrschaft, die gerade eintrat als die Krefelder Industrie unter dem Privi- 
legienschutz der Leyens erstarkt war, sehr nützlich gewirkt. Die Gewerbe- 
freiheit, die sie einführte, hat erst zu einer reicheren Entfaltung geführt, die 
unbedingt nöthig war, um Krefeld seinen Platz auf dem Weltmarkt dauernd 
zu sichern. 

Vortrefflich sind von Hin tze die Wanderungen der Seidenindustrie, die 
technischen und wirthschaftlichen Verhältnisse, durch welche diese bedingt 
worden sind, dargestellt worden. Für die Krefelder Industrie wird dabei der 
Beweis vollständig geführt, dass sie ein Kind der holländischen Industrie ist, 
deren Technik, deren Markt und deren Gewohnheiten sie übernommen hat. 
Insofern war ihr Emporkommen in der That beträchtlich erleichtert. Die 
vielen verfehlten technischen Experimente, welche in der Geschichte der Ber- 
liner Seidenindustrie einen breiten Baum einnehmen, blieben ihr erspart. 
Daher wollten aber die v. d. Leyen auch niemals ihre Industrie von dem Boden 
trennen lassen, auf dem sie erwachsen war: sie verschmähten leichten Herzens 
die Vortheile, die ihnen geboten wurden, wenn sie sich bereit erklären 
würden, Filialen in den östlichen Theilen der Monarchie anzulegen. 

An solchen Versuchen hat es Friedrich nicht fehlen lassen; jene aber 
trugen berechtigtes Bedenken, sich unter so verschiedene soziale Verhältnisse 
und in die Abhängigkeit zu begeben, in der die Seidenindustrie des Ostens 
gehalten wurde. 

Wenn für Krefeld der Weltmarkt allein in Frage kommt und es dem- 
nach auch immer die Spezialitäten, die dieser begehrte, anfertigte, so sollte 
nach der Aneicht Friedrichs die Berliner Fabrikation zunächst nur den 
inneren Konsum seiner Länder, diesen aber auch vollständig befriedigen. Er 
legt so grossen Werth auf die Seidenindustrie, weil gerade im Bezug ihrer 
Artikel seine Länder bisher ganz vom Ausland abhängig waren; eine Export- 
industrie zu schaffen, was sein Ziel bei der schlesischen Leinenindustrie war, 
hat hier für ihn erst in zweiter Linie gestanden. Die Exportbonifikationen, die 
er bewilligt, sind im Vergleich zu den anderen Begünstigungen sparsam; er 
gibt sie ungern und widerstrebt ihrer Ausdehnung auf andere Plätze als die 
Messe in Frankfurt ai d. 0. Weit wichtigere Mittel der Industrieförderung 
sind ihm die Verbote fremder Waare, die, je leistungsfähiger die Industrie 
wird, was jedoch mit ihrer Concurrenzföhigkeit nicht zusammenfällt, noch 
immer verschärft werden, sodann die direkten Zuwendungen, sei es in Vor- 
schüssen, sei es in üeberweisung eigener Gebäude, sei es namentlich in Prä- 
mien auf die einzelnen im Gang befindlichen Stühle. Auf der andern Seite 



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Litteratur. 



201 



steht das Interesse des Ti'ansithandels, den der König gern dem Lande er- 
halten möchte, den man aber auch wieder missgünstig betrachtet, weil er 
selbstverständlich Anlass zu Schmuggel und Durchsteckereien gibt. Es ist 
sehr interessant, im Einzelnen die Massregeln zu verfolgen, durch die der 
König diese entgegenstehenden Interessen zu versöhnen sucht; doch hat offen- 
bar im Ganzen der fortwährend belästigte Handel nach dem polnischen Hinter- 
land beträchtlichen Schaden erlitten. 

Die Methode der Prämiirung der einzelnen Stühle ist der Eckpfeiler des 
ganzen Systems, auf ihm beruht auch die völlige Abhängigkeit der Fabri- 
kanten, die im Grunde immer nur als die vom Staate eingesetzten und auf 
eine bestimmte Anzahl von Stühlen verpflichteten Verleger der ebenfalls 
staatlich angeworbenen Fabrikmeister und Arbeiter, denen daher auch ihre 
Existenz von Staatswegen garantirt ist, gelten. Das hindert freilich nicht, 
dass bei schlechtem Geschäftsgange und verfehlten Spekulationen die Unter- 
nehmer doch von ihren Verpflichtungen zurücktreten und entlastet werden. 
Die Anzahl der Fallissements ist dauernd recht beträchtlich und würde noch 
grösser sein, wenn der König nicht doch in manchen Fällen, obwohl dies 
gegen seine Grundsätze ging, geholfen hätte. Die unmittelbaren „Pl'asente** 
spielen namentlich in der ersten Epoche der Fabrikation eine grosse Rolle; 
der König gesteht später selber, dass er mit ihnen üble Erfahrungen ge- 
macht habe. In der That ist in dieser ganzen Epoche die Industrie auf höchst 
unsicheren, theilweise geradezu schwindelhaften Grundlagen aufgebaut. Man 
kann dem Verf. nicht ganz den Vorwurf ersparen, dass er diese Zustände nicht 
gebührend gekennzeichnet hat, obwohl ihm das spätere Urtheil sachkundiger 
Beamten und schliesslich auch das des Königs selbst, der freilich über dieses 
Anfangs entrüstet war und es in etwas despotischer Weise mundtodt machen 
wollte, hierzu hätte den Weg weisen können. Er ist ganz kaptivirt durch 
die Persönlichkeit des Mannes, der diese Epoche der preussischen Industrie- 
geschichte beherrscht, des Polen Gotzkowski. Es ist ja freilich immer etwas 
verführerisch, wenn man in der ihrer Natur nach dürren Wirthschaftsgeschichte 
von Zeit zu Zeit eine Persönlichkeit mit markanten Zügen trifft. Hintze 
meint selber, dass über seinen Liebling jeder hart urtheilen werde, für den 
die Zahlungsfähigkeit in jedem Fall das höchste kaufmännische Ideal sei. 
Ich möchte dem gegenüber bemerken: ein Ideal ist sie freilich nicht, aber 
die conditio sine qua non, und die ist noch wichtiger. Gotzkowski ge- 
hört in die Reihe jener interessanten Halbabenteurer, die von John Law bis 
Strousberg reichen, und obwohl ich ihn an geistiger Bedeutung nicht mit 
diesen beiden Männern vergleichen möchte, ähnelt er ihnen darin, dass er 
nach seinem Sturze um so eifriger seine Person und seine Ideen mit der 
Feder vertheidigt. Bemerkt sei hier nur noch, dass die Kombination ver- 
schiedenartiger Spekulationen, die Hintze an ihm bewundert, bei König Frie- 
drich selber immer ein Misstrauen erweckte, zu dem er sonst gegen diesen 
Mann nur zu wenig geneigt war. 

Weit vorurtheilsfreier ist der Genesungsprozess, den die Industrie nach 
der grossen Krisis des Jahres 1767 durchmachte, dargestellt. Hervorgehoben 
sei besonders die Schilderung, wie sich die Seidenweberei immer vollständiger 



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202 Litteratur. 

auswächst. Dieser Vorgang hängt keineswegs mit 'den Begünstigungen allein 
zusammen. Mehrere Zweige des Gewerbes erhalten solche so gut wie gar 
nicht und sind doch recht erfreulich gediehen, freilich sind es diejenigen, 
welche eine leichtere Technik haben. Die Beobachtung, dass gerade die Fa- 
briken, welche die grössten besonderen Zuwendungen erhielten, am Leichte- 
sten zu Grunde gingen, wiederholt sich bis zum Schluss. Der Wunsch, 
auch das Bohprodukt und die Halbfabrikate im Lande selbst zu gewinnen 
und die heimische Industrie vom auswärtigen Bezug unabhängig zu stellen, 
ohne sie doch in demselben irgendwie zu hindern, war völlig berechtigt. 
Man ist nur nach einer Seite zu weit gegangen, in der übermässigen 
Begünstigung des Seidenbaues. Hintze sympathisirt mit diesen Bestrebungen 
durchaus, aber seine eigne Publikation bestätigt doch nur wieder das Urtheil» 
dass die Kultur der Seidenraupe wohl jederzeit den Enthusiasmus von Lieb- 
habern erregt hat, aber im üebrigen gründlich unpopulär gewesen ist, dass 
sie in Deutschland stets zusammengebrochen ist, sobald ihr die künstliche 
Förderung gefehlt hat. Das ist übrigens im warmen Süddeutschland ganz 
ebenso wie im rauheren Osten der Fall gewesen. Sollte es sich hier nun 
wirklich nur um eine unbegreifliche Verblendung der ünterthanen handeln? 
Es sind ja doch dieselben, die zu gleicher Zeit die grössten Umwandlungen 
des Ackerbaus gern und ziemlich rasch vollzogen haben: Stallfütterung und 
Besömmerung der Brache, Klee- und Kartoffelbau u. s. w. In der That, so- 
wohl die klimatischen wie die sozialen und die technischen Voraussetzungen 
für eine solche Kultur fehlten und nur die letzten hätten sich durch eine 
erziehende Politik schaffen lassen. 

Kurz, bei kritischer Behandlung wird man in dem System der Gewerbe- 
förderung, wie es der Seidenindustrie gegenüber in Anwendung kam, reich- 
lich so viel Verfehltes wie Geglücktes finden, und die Art wie Hintze eiue 
volkswirthschaftliche Bilanz zieht: die Gesammtaufwendungen Friedrichs im 
Vergleich mit dem Jahresertrag der Produktion bei seinem Tode zu setzen^ 
ist unzulässig. Bei Industrien, die durch Schutz gross werden, muss man 
dem Gewinn der Industrie selbstverständlich immer die Belastung der Kon- 
sumtion durch die erhöhten Preise entgegensetzen. Dieses Moment behandelt 
aber der Verf. völlig als quantite negligeable. 

Wenn man also gegen die wirthschaftlichen Anschauungen des vor- 
liegenden Werkes manche Bedenken erheben darf, so beansprucht die ge- 
sammte Darstellung der sozialen Zustände uneingeschränktes Lob. Das 
Verhältniss der Kleinmeister zu den Unternehmern und zur Krone, die Art 
der Uebersiedelung der fremden Arbeiter, die man bisher gewöhnlich schlecht- 
hin den Emigranten zugerechnet hatte , die Gestaltung des Arbeitskontraktes, 
der Fabrikordnung u. s. w. sind ebenso anschaulich wie vollständig dargestellt. 
Auf Friedrichs Arbeiterfreundlichkeit ist wohl zu grosser Nachdruck gelegt. 
Die Parallele mit dem Bauernschutz trifft nicht ganz zu. Bemerkenswerth 
ist auch hier, dass bei dem fortwährenden Eingreifen des Königs und des 
staatlichen Departements es bei Friedrichs Lebzeiten zu einer festen Regelung 
dieser Verhältnisse nicht kam. Die Lyoner Fabrikat ionsordnung, die von 



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Litteratur. 205 

seinen französischen Beamten angestrebt wurde, wollte allerdings auch nicht 
2U den ganz anders gearteten Berliner Verhaltnissen passen. 

Endlich stellt das Werk auch einen sehr interessanten Beitrag zur Ge- 
schichte des preussischen Beamten thumes dar. Alle Typen desselben aus der 
Zeit des aufgeklärten Despotismus treten uns hier gegenüber, von den uner- 
freulichsten, dem Minister, der aus Eitelkeit, den grand seigneur zu spielen 
schliesslich zum Diebe wird, bis zu den bedeutendsten, dem Staatsmaime, der, 
was er auch in die Hand nimmt, mit .Klarheit und Sicherheit behandelt, wie 
sich hier Heinitz, der Freund und Lehrer Stein's zeigt; von dem Bureau- 
kraten, der immer zufrieden ist, wenn die Dinge äusserlich glatt und formell 
richtig verlaufen, bis zu dem anschlägigen Kopf, der sich in keine rechte. 
Ordnung einfügt, aber immer voll von Plänen und Gedanken steckt, und bis 
zum bloss dilettantischen Liebhaber, den man auch einmal um Kath fragt 
und mitarbeiten lässt. Die vielgeschmähten französischen Beamten Friedrichs 
stellen sich auch hier wieder viel besser als ihr Ruf dar. Sie haben andere. 
Schwächen als die deutschen Beamten, aber keine grösseren. Ihre Vorliebe 
für die Einrichtungen ihres Vaterlandes bildet oft eine Schranke in ihren An- 
sichten, aber sie sind -unzweifelhaft kenntnissreicher und doch nicht weniger 
thätig und zuverlässig als die altpreussischen Beamten, die zu diesem Fache 
verwendet wurden. 

üeberall aber steht in der Mitte der Darstellung der grosse König 
selber — die Epoche vor und nach seinem Tode ist im Verhältniss kurz be- 
handelt — das Bild seiner unglaublich vielseitigen und überall tief eindrin- 
genden Thätigkeit hat durch diese Publikation eine Reihe neuer, sprechender 
Züge empfangen. Auch wo er Missgriffe macht, sind diese nie die des Di- 
lettantismus, freilich um so öfter die der Viel regiererei. Aber wer möchte 
gerade diese bei Friedrich tadeln? Man fühlt es ja überall, dass gerade von 
ihr, von dem Bewusstsein jedes einzelnen Beamten und Fabrikanten, dass das 
Auge des grossen Königs auch auf ihm ruhe, die unschätzbare persönliche 
und erziehliche Wirkung auf sein ganzes Volk ausging. Diesem Bilde fehlen 
auch hier nicht die Schatten. Auch der aufgeklärte Despotismus bleibt eben Des- 
potismus, und seine Art, Gerechtigkeit üben zu wollen, indem er über das Recht 
hinweggeht, ist orientalische Chalifen-Art. Man wird es Niemandem verargen, 
wenn er sich durch die Beschäftigung mit dieser grossartigen Gestalt, die 
uns als solche im Kleinsten wie im Grössten entgegen tritt, bestechen lässt ^ 
der Historiker aber wird auch aus diesem Werke wiederum entnehmen, wa- 
rum dieser Staat Friedrichs zwanzig Jahre nach dem Tode des grossen Königs 
zusammenbrechen musste. Die organischen Fehler dieses Baues werden sich 
ihm auch hier aufdrängen, und die Nothwendigkeit des Neubaues auf ver- 
änderten Grundlagen, wie er seit 1806 stattgefunden, wird sich ihm er- 
geben, so scharfe Kritik er im üebrigen auch an diesem üben mag. 

Bonn. Gothein. 

Das Dominikanerkloster zu Frankfurt am Main. 13. bis 16. Jahr- 
hundert. Grossentheils nach den ungedruckten Quellen des Kloster- 
archivs bearbeitet von Heinrich Hubert Koch, Militär-Oberpfarrery 



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204 Litteratur. 

Divisionspfarrer der 21. Division in Frankfurt a. M. (Freiburg, Herder. 
1892) XVI und 166 S. 8". 

An Bedeutung sowohl für die allgemeine deutsche Geschichte als auch 
für die Geschichte der Predigermönche insbesondere kann sich in Deutschland 
dem ehemaligen Dominikanerkloster in Frankfurt kaum eine andere Nieder- 
lassung desselben Ordens zur Seite stellen. In seiner Kirche wurden drei 
Könige gewählt: Adolf von Nassau, Heinrich von Luxemburg und Günther 
von Schwarzburg, in seinen Mauern starb Kurfürst Albrecht Achilles von 
Brandenburg, und mit seinen Räumen, in welchen ausser mehi^eren Provinzial- 
kapiteln ein Generalkapitel des Ordens abgehalten wurde, verknüpft sich die 
Erinnerung an manche der berühmtesten Dominikaner, namentlich auch an 
Albertus Magnus. 

Koch hat auf sein Buch über „die Karmeliterklöster der nieder- 
-deutschen Provinz" die vorliegende Geschichte des Frankfurter Dominikaner- 
klosters rasch folgen lassen. Eine kurze Besprechung des Werkes an dieser 
Stelle bedarf in Anbetracht der engen Beziehungen, die von alters her zwi- 
schen Frankfurt und unseren Gebieten bestanden haben, schwerlich einer 
Rechtfertigung. 

Auf die Einleitung und eine üebersicht über die benutzten Handschriften 
und Druckwerke lässt Verf. neun Abschnitte folgen: 1. Frankfurt im ersten 
Drittel des 13. Jahrhunderts; 2. Ankunft der Dominikaner, Baugeschichte 
ihres^ Klosters und ihrer Kirche; 3. Wirksamkeit der Dominikaner in Frank- 
furt; die Bibliothek, die Gemälde und die Kunstgegenstände des Klosters; 
4. Kirchliche Andachten und Bruderschaften, Reliquien, Kirchweihfest und 
Altäre; 5. Klösterliche Zucht, Aufsicht über einige Frauenklöster, Provinzial- 
kapitel in Frankfurt, Irrlehren und dogmatische Streitigkeiten; 6. Politische 
Beziehungen der Frankfurter Dominikaner: Königswahlen im Kloster, Ludwig 
der Bayer, Schutzbrief Karls IV., Steuerfreiheit, Albrecht von Brandenburg; 
7. Wohlthäter des Klosters, Begräbnisse und Grabsteine in der Kirche, Seelen- 
buch des Klosters; 8. Einkünfte, Erwerbungen und Vermögen des Klosters; 
9. Mitgliederzahl und Prioren, berühmte Frankfurter Dominikaner, Todten- 
verzeichniss. Einige kleinere Nachtrage, neun Urkunden aus der Zeit von 
1229—1507, sowie ein Personen-, Orts- und Sachregister bilden den Schluss 
des Werkes. 

Verf. wird der schwierigen Aufgabe, sein Werk auf der Hohe wissen- 
schaftlicher Forschung zu halten und es dennoch einem weiteren Kreise ver- 
ständlich zu machen, nach Möglichkeit gerecht. Die Arbeit zeichnet sich aus 
durch klare, anziehende Darstellung und durch geschickte vorurtheilslose Ver- 
werthung eines umfangreichen geschichtlichen Materials. Wird im folgenden 
auf einige Einzelheiten hingewiesen, so handelt es sich um Wünsche, nicht 
um Ausstellungen. 

Der Abschnitt über die benutzten Handschriften (VII— IX) oder der 
Nachtrag hätte wohl passend um die Regesten der 68 XFrkunden des Stadt- 
archivs (1229 — 1400) vermehrt werden können. Urkunden „aus der frühen 
und dunklen Zeit vor 1400" [Lacomblet] sind in der Form von Auszügen 



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Litteratur. 



205 



auch einem grösseren Kreise von Geschichtsfreunden, zumal bei der Schilde- 
rung eines mittelalterlichen Klosters nicht unwillkommen. Der nöthige Raum 
für die wenigen Seiten hätte sich durch Anwendung kleineren Druckes 
bei den zahlreichen Namen auf SS. 100, 101—105, 114, 115. 117, 125, 127, 
128—134 gewinnen lassen, femer vielleicht noch durch einige Kürzungen des 
Abschnittes über den Frankfurter Dom (S. 15—21). 

Bei den Druckwerken (X und XI) fehlen die älteren Diöcesan-Statuten 
der Frankfurt benachbarten Diöcesen. Eine genaue Durchsicht dieser Statuten 
würde für manche Stellen (Angelus-Läuten, Reliquien, Beichte, Predigt u. s. w.) 
recht interessante Vergleiche und Aufschlüsse ermöglicht haben. 

Die in Oel auf Leinwand gemalten, gegen Ende des 15. Jahrhunderts aus 
dem Kreuzgang des Frankfurter Dominikanerklosters beseitigten Passioosbilder 
(S. 56) dienten ihrer Zeit jedenfalls als Bilderkatechismus für das Volk^. 

Die Einweihung des Aachener Münsters durch Papst Leo IIL (S. 15^ 
Anmerkung 1) gehört höchst wahrscheinlich der Legende an 2. 

Dass die Originaldaten nicht aufgelöst sind, tritt bei den Urkunden 
und im Text stellenweise störend hervor s. 

Durchgehends sind die Angaben der vorliegenden Schrift genau und 
zuverlässig. Ihrer vielfach hervorragenden Bedeutung wegen bilden sie einen 
werthvoUen Beitrag zur Geschichte Frankfurts und des Ordenswesens in 
Deutschland. 

Dem in Aussicht gestellten zweiten Bande ist eine gute Aufnahme ge- 
wiss. Es möge jedoch einem Wunsche Ausdruck verliehen werden. 

Die Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts warf auch in Frankfurt und 
im dortigen Dominikanerkloster ihre Schatten voraus. Wir lesen, dass seit 
dem Schluss des 15. Jahrhunderts ein paar Jahrzehnte hindurch der Wohl- 
stand des Dominikanerklosters anhaltend sank (Koch, S. 115); dass der Ma- 
gistrat den Dominikanern i. J. 1526 das Predigen verbot (S. 43) und dass 
diese schon i. J. 1501 mit dem Stadtpfarrer Hensel Streitigkeiten hatten^ 
deren Einzelheiten in einem Aktenfolianten niedergelegt sind (S. VIII). 
Ziemlich unvermittelt treten diese und einige ähnliche Thatsachen aus der- 
selben Zeit im gegenwärtigen Bande hervor. Nähere Erläuterungen konnte 
Verf. schon deshalb nicht geben, weil der 1. Band im allgemeinen mit dem 
Beginne der Kirchenspaltung abschliesst. Was aber hier nicht geleistet wer- 
den konnte, möge der 2. Band bringen : eine Klarlegung der kirchlichen und 
bürgerlichen Verhältnisse, welche in den stürmischen Jahrzehnten von 1500 
bis etwa 1530 in Frankfurt es bedingten, dass die Dominikaner Zeugen und 



1} Janssen, Geschichte des deutschen Volkes Bd. 1 S. 33: „Man er- 
richtete die Kreuzgange mit den Leidensstationen . . In der Anfertigung 
solcher und ähnlicher Bilderkatechismen fürs Volk herrschte besonders in der 
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine überaus rege Thätigkeit." 

2) Vgl. u. a. Abel-Simson, Karl d. Gr. Bd. 2, S. 319. 

3) Vgl. Zeitschrift des Aachener Gesch.-Ver. Bd. 12, S. 336, wo ein 
Werk desselben Verfassers besprochen ist. 



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5 Litteratur. 

eilnehmer politisch-religiöser Kämpfe sein und den schroffen Gegensatz 
a Glanz und Verfall, Verehrung und Hass binnen kaum einem Menschen- 
er erleben mussten. Eine solche Untersuchung, in der ruhigen unbefangenen 
eise des Verfassers dargeboten, würde dem 2. Bande einen besonderen 
iz und Werth verleihen. An Schilderungen dieser Art ist die Geschichtschrei- 
ng deutscher Städte und Klöster nicht gerade reich, und was wir besitzen, 
det vielfach an Entstellungen, oder baut sich auf allzu dürftigem Quellen- 
iterial auf. Herrn Koch stehen urkundliche und litter arische Hülfsmittel von 
össter Reichhaltigkeit zur Verfügung, und so dürfte es ihm gelingen, die 
eignisse eines Zeitabschnittes klar zu legen, in dem unerhörte geistige Auf- 
jungen und gewaltsame Strömungen den Zusammenbruch aller hergebrachten 
dnung zu bewirken schienen. Die vorliegende Leistung lässt uns auch von 
r Behandlung der Reformationsgeschichte das beste erwarten. 

Düsseldorf. E. Pauls. 



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Miscellen. 



1. Ein Bärgermeister-Schmauss in Köln. 

1541 Juli 2, Köln. Hermann Sudermann an seinen ,Schwager' Hein- 
rich Barß, genannt Olichsleger, Kanzler des Fürstenthums Kleve: 

Ein ehrsamer Bath [von Köln] hat ihn zum Bürgermeister gewählt ,des 
ich liever untträegen gewest were*. Da er gegen den IL des laufenden Mo- 
nats den Stab, das Zeichen der Bürgermeibterwürde, empfangen wird, so bittet er 
Olichsleger, bei den herzoglichen Bäth^n dafür Sorge zu tragen, dass er alsdann 
,mit eime stuck wilbraitz versehen muche werden, daermit ich einen ersamen 
rait, vort mine herren und frunde tractieren muche*. Auch möge sich 0. 
mit seiner Hausfrau ,miner nichten* zn jenem Tage ,herfoegen und mit den 
herren und frunden froelich machen .... Datum an 2. julii anno 1541 in 
€olne'. 

Düsseldorf, Königl. Staatsarchiv — Herzogthum Geldern n^. 33. — 
Orig. Papier, 

Münster i. W. G. von ßelow. 

2. Ans dem Briefwechsel Alexander Kaufmanns. 

In den Erinnerungsworten an Alexander Kaufmann (Annalen LVI, 
S. 202) habe ich auf den ausgedehnten, in seinem Nachlass sorgfältig ge- 
ordneten Briefwechsel hingewiesen. Manche werthvoUe Notiz für das litte- 
rarische Leben der letzten Jahrzehnte Hesse sich darin finden. Nur 
einige Beispiele, die mir zufällig in Erinnerung kommen: In der bekannten 
Biographie Freiligraths von Buchner (II, 226) wird ein nicht unbedeutender 
Brief des Dichters vom 21. Oktober 1849 mitgetheilt, in welchem derselbe 
«ich entschuldigt, dass er wegen häuslicher Bedrängnisse für den von Otto 
Friedrich Gruppe beabsichtigten deutschen Musenalmanach zunächst keinen 
Beitrag senden könne. Der Abdruck bei Buchner erfolgte aus dem Concept. 
Die Adresse fehlt, und der Herausgeber bemerkt, der Brief sei unzweifelhaft 
an die Weidmann-Reimer'sche Buchhandlung in Berlin, die Verlegerin des 
Musenalmanachs, gerichtet. Der wirkliche Empfänger war aber Alexander 
Kaufmann, welcher im Auftrage Gruppes die rheinischen Dichter und unter 
ihnen Freiligrath zur Theilnahme eingeladen hatte. 

In dem Lebensabriss Ernst von Schillers, welchen ich 1885 in der 
^Deutschen Revue« veröffentlichte, habe ich bereits (Juniheft S. 318) den 
Brief mitgetheilt, in welchem Ernst von Schiller der Mutter Kaufmanns von 



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208 Miscellen. 

dem Tode seiner geliebten Stieftochter Therese vonMastiaux Nachricht gibt; 
und in meiner Schrift „Aus dem Leben Heinrich Heines" (Berlin 1878 S. 121) 
hätte das folgende wenig erfreuliche aber sehr charakteristische Schriftstück 
Johann Baptist Rousseau's, des rheinischen, als Freund und Gegner Heines 
vielgenannten Litteraten Erwähnung verdient. Der unglückliche Mann wendet 
sich am 17. Januar 1865 aus dem Spital zu Köln an Kaufmann, den er übri- 
gens mit einem Namensvetter, Philipp Kaufmann aus Kreuznach verwechselt. 
Er bittet um Beiträge für eine zu veröffentlichende Zeitschrift „Die Berg- 
kapelle", zugleich aber um üeberreichung eines beiliegenden Bittgesuches an 
den Fürsten von Löwenstein- Wertheim: „Er habe", heisst es darin, „der 
guten Sache und dem Fürsten Adolf, dem Vater des jetzt regierenden Fürsten, 
als Redakteur der Frankfurter Oberpostamtszeitung uneigennützige Dienste 
erwiesen, femer in München und Wien für die gute Sache gewirkt; dies solle 
auch im Gegensatze zu der Gartenlaube in den Rheinlanden geschehen." Ein 
Verleger, heisst es weiter, war bereits gewonnen, als Rousseau anfangs De- 
cember 1864 sich durch den Sturz von einer Treppe so schwer verletzte, 
dass er ins Hospital gebracht werden musste; er leidet zudem noch an 
einem Uebel, das ihm 1848 in Frankfurt von rasenden Frauen auf der 
Strasse beigebracht wurde. Seine Familie befindet sich in sehr bedrängter 
Lage, er bittet dringend um die Unterstützung des Fürsten. 

H. Hüffer. 



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Bericht 

über die General- Versammlung des historischen Vereins 

für den Niederrhein in Kleve am 2. Juni 1892. 



Die erste General-Versammlung des Jahres 1892 wurde am 
2. Juni in Kleve durch den stellvertretenden Vorsitzenden Dom- 
kapitular Schnütgen im grossen Rathhaussaale eröffnet. Bürger- 
meister Broekmann entbot den Willkommgruss der Stadt. Dann 
gab Religionslehrer Dr. Schölten einen lehrreichen Ueberblick 
über die Geschichte Kleves und seiner Denkmäler. Er bekämpfte 
die Annahme, dass der Ort römischen Ursprungs sei. Die Ver- 
leihung städtischer Rechte erfolgte am 25. April 1242, zugleich 
mit der Erlaubniss zur Anlage einer Mauer; allein die Durchführung 
und der Abschluss der Befestigungsarbeiten fällt doch erst in die 
Zeit der Soester Fehde. Um diese Zeit stand das Kunstgewerbe 
in der Stadt in hoher Blüthe und elf Gilden bewirkten ein reiches 
genossenschaftliches Leben ; neben ihnen bestanden mehrere Schützen^ 
gesellschaften, von denen die des h. Antonius die bedeutendste war. 
Unter den Bauwerken Kleves ragte das landesherrliche Schloss vor 
allen hervor; leider ist von ihm heute nur noch etwa ein Drittel 
in starker Verunstaltung erhalten. Der Bau der jetzt als Pfarr- 
kirche dienenden ehemaligen Kollegiatkirche wurde im Jahre 1351 
an Stelle der älteren Johanniskirche begonnen, der letzte Thurm 
im Jahre 1426 vollendet. Von den alten Kirchengeräthen ist wenig 
auf unsere Zeit gekommen. Als desto reicher bezeichnete der Vor- 
sitzende die moderne Ausstattung, die für das frische kirchliche 
Leben in Kleve Zeugniss ablege. 

Auf den Geschäftsbericht musste, da der Schatzmeister der 
Versammlung nicht hatte beiwohnen können, Verzicht geleistet wer- 
den. Der Vorsitzende gedachte weiter noch der seit der letzten 
General-Versammlung verstorbenen Mitglieder, insbesondere des 
um die Sache des Vereins viel verdienten Oberpfarrers Nagel- 

AcDalen des bist. Vereins LVIII. 14 



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210 Berichte über die Generalversammlungen. 

Schmitt von Zülpich. Als Ort der nächsten General- Versamm- 
lung wurde Neuss bestimmt. 

Stadt- Archivar Dr. Hansen aus Köln entwickelte nunmehr 
auf Veranlassung des Vorsitzenden den Plan für die Inventarisirung 
der kleineren Archive in dem Vereinsgebiele. Unter Hinweis auf 
das Beispiel von Baden und Hessen, sowie auf die Vorarbeiten 
vonLamprecht(inderWe8tdeutschenZeitschrift), von Ilgen (eben- 
da) und von Giemen (in den Kunstdenkmälern der Rheinprovinz) 
betonte Redner die Nothwendigkeit gemeinsamer Thätigkeit, deren 
Ziel in der Herstellung genauer Regesten und Inhaltsangaben sämmt- 
licher Urkunden und Akten bis zum Jahre 1500 sowie einer summa- 
rischen Uebersicht über die späteren Bestände (soweit diese nicht durch 
heiTorragende Wichtigkeit eine eingehendere Behandlung rechtfer- 
tigen) zu erblicken sei. Die Bildung einer Kommission, die Bei- 
hilfe der geistlichen und weltlichen Behörden sei hierfür zunächst 
erforderlich und der Historische Verein erscheine als das geeig- 
nete Organ, das Unternehmen zu glücklichem Ende zu führen. 
Der Vorsitzende unterstützte diese Vorschläge angelegentlich und 
stellte den Antrag, dass die Versammlung zunächst bis zum Ende 
des nächsten Jahres die Mittel für die Inventarisirungs-Arbeiten 
bewilligen möge. Dieser Antrag fand einstimmige Genehmigung. 

Professor Schneider wählte die Strassenzüge in der Umgebung 
von Kleve zum Gegenstande einer kurzen Erörterung, in welcher 
er namentlich der Warthügel gedachte, wie sie sich u. a. im Monter- 
berg, Galgenberg erhalten haben. Dechant Schoofs machte Mit- 
theilungen aus seinen eingehenden Studien über das Kloster St. 
Barbara in Rheinberg, dessen religiöses Leben demjenigen im Begi- 
nenhause zu Wesel sehr nahe verwandt gewesen sei. Die vom Magi- 
strat zu Rheinberg bei der Gründung genehmigte Hausordnung er- 
scheine als ein schönes Zeugniss des ascetischen Geistes am Aus- 
gange des Mittelalters. Dieser habe sich in dem Kloster ungeschwächt 
erhalten bis zu seiner Aufhebung durch die Franzosen, nach wel- 
cher die dreiundachtzigjährige Priorin mit ihren Schwestern ihre 
segensreiche Thätigkeit, zumal im Dienste der Jugenderziehung 
in einem Privathause fortgesetzt habe. 

Ueber das Verhältniss der Grafschaft Moers zu Kleve berich- 
tete in eingehender Weise Kreis-Schulinspektor Dr. H. Keussen. 
Eine eigentliche Lehnsabhängigkeit wird zuerst im Jahre 1287 
erwähnt; dann wieder von Ludwig dem Baiern betont. Nicht lange 
darnach aber verweigert Moers den Lehnseid und sucht später auch 



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Berichte über die Generalversammlungen. 211 

"den Beweis für seine Selbständigkeit zu erbringen. Erst 137! 
leistet Friedrich von Moers das Homagium von neuem und sein( 
Gemahlin sehliesst sich ba)d ihm an. Nach manchen Wandlunge] 
bezeichnet Moriz von Oranien die Grafschaft Moers als sein freiei 
Eigenthum; Brandenburg leistet in einem Separat- Vertrage daran 
Verzicht, bis im Jahre 1702 nach dem Aussterben der Lini( 
Moers-Oranien-Dillenburg der Anfall an Preussen erfolgt. 

Vikar Heinrichs verbreitete sich über die Lebensverhältniss( 
>des Gymnasialdirektors von Emmerich, Matthias Bredenbach (153^ 
— 1589) und über dessen polemische Schriften gegen die Reforma 
toren. Sehr umfassend seien Bredenbach's Sprachkenntnisse ge 
wesen und sehr eindringlich seine exegetischen Forschungen 
Diese letzteren veranlassten Melanchthon zu bitteren Klagen, wi( 
sie u. a. in einem zu Wesel noch vorhandenen Briefe aus den 
Jahre 1559 niedergelegt sind. 

Das Verhältuiss Johann Wilhelms von Kleve zum Bisthun 
Münster machte Kaplan Dr. He veling zum Gegenstande einer kurzer 
Studie, welche an die Veröffentlichungen vonTheiner, Lehmani 
und H ü s e r anknüpfte und deren Untersuchungen weiterführte. 

Gymnasial-Direktor P ohl legte die von H ölscher veranstaltet« 
Ausgabe des Gaesdonker Codex der Imitatio Christi vor, mit den 
«r sie genau collationirt hat. Redner hat die vollkommene Ueber 
Beugung von der Autorschaft des Thomas von Kempen gewonnen 
für welche er drei entscheidende Gründe anführte: das Zeugnisi 
des Johannes Busch im Chronicon Windeshemense, die Bestätigung 
im Kodex von 1458 und die Stelle aus der Lektion des h. Laurentiui 
Imitatio II, 9, deren Fassung besonders gegen die neuerdings be 
hauptete Urheberschaft eines Italieners, wie etwa des Benediktiner 
Oerson spricht. Zum sechshundertjährigen Gedenktage der Erlan 
^ung des Städterechts im Jahre 1894 soll das Gymnasialgebäud» 
in Kempen mit einer Statue des sei. Thomas geschmückt werden 

Zum Schlüsse machte der Vorsitzende einige Bemerkungei 
tiber eine im vorigen Herbst von ihm im Dome zu Xanten entdeckt 
Aumoniere, welche als Reliquientasche benutzt worden sei. Si« 
stammt aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts, ist mit drei vorzüg 
lieh gestickten Profaufiguren geschmückt und als eine grosse Selten 
heit zu betrachten. Sie soll demnächst in der Zeitschrift für Christ 
liehe Kunst veröflfentlicht werden. 

Nachdem der Vorsitzende sämmtlichen Rednern, die ausnahms- 
los ganz frei gesprochen hatten, für ihre anregenden und belehrender 



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212 Bericht« ober die General verwmimlungen. 

Vortrage gedankt hatte, »cbloss er die Sitzung, rnn die Anweacn- 
den in den anstossenden Ranm zu fahren, in welchem durch die 
Mflhewaltnng de« Herrn Dr. Schölten eine Ausstellung von 
Altertbömern veranstaltet war. Sie zeichnete sich durch bemer- 
kengwerthe Kodices des 13. bis 16. Jahrhunderts aus der Bibliothek 
des Fürsten von Anholt, durch interessante gothische Goldschmiede- 
Oegrenstande aus der Klerer Pfarrkirche, durch gute mittelalterliche 
Paramente mit Stickereien aus Grietbausen, sowie durch manche 
andere Merkwflrdigkeiten aus. Sodann wurde dem Schloss ein 
Bestich abgestattet, dem Innern wie der Plattform, und die Besich- 
tigung der Pfarrkirche bildete den Schluss der interessanten Studien. 
An sie schloss sich das Festessen in dem herrlich gelegenea 
Printenhofe an. 



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Bericht 

über die General- Versammlung des historischen Vereins 

für den Niederrhein in Neuss am 5. Oktober 1892. 



Die zweite General-Versammlung des Vereins wurde am 
5. Oktober im Kaufhause zu Neuss gehalten. Die in grosser 
Zahl Erschienenen, darunter der Landrath Dr. Freiherr vonSchor- 
lemer, begrüsste als Vorsitzender Geheimrath H ü f f e r und ertheilte 
«ogleich das Wort dem Bürgermeister T i 1 m a n n , der im Namen 
der Stadt den Willkommgruss entbot und unter Hervorhebung der 
hauptsächlichsten Denkmäler auf die geschichtliche Bedeutung des 
Versammlungsortes in Kürze hinwies. In seiner Erwiderung pries 
der Vorsitzende den heldenmüthigen Widerstand, den ehedem die 
Stadt dem Herzoge Karl von Burgund geleistet, und gedachte der 
nationalen Bedeutung jenes Erfolges. Sodann verlas er die Namen 
der seit der letzten General- Versammlung verstorbenen elf Mitglie- 
der, deren Andenken durch Erheben von den Sitzen geehrt wurde. 
Schatzmeister H e 1 m k e n erstattete hierauf den Geschäftsbericht. 
Es ergab sich dabei ein allmählicher Bückgang der Mitgliederzafal 
um etwa 100. Die Aufforderung zu zahlreichem Beitritte erschien 
daher um so besser angebracht und hatte auch reichen Erfolg. In 
seinem Berichte über den Stand der Vereinspublikationen erwähnte 
der Vorsitzende besonders die im 54. Hefte von L. Korth veröffent- 
lichten Drachenfelser Rechnungen und stellte weitere umfassende 
Mittheilungen aus dem Archive zu Harff in baldige Aussicht, nicht 
ohne die Verdienste des Besitzers wie des Bearbeiters hervorzuheben. 
Nachdem noch als Ort der nächsten General- Versammlung Mün st er- 
eifel bestimmt war, begann die Reihe der wissenschaftlichen 
Vorträge. * 

Diese eröffnete Gymnasial-Direktor Dr. T ü c k i n g mit einem 
lichtvollen Ueberblick über die Geschichte der Stadt Neuss in der 
römischen und fränkischen, der mittelalterlichen, kurfürstlichen und 



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214 



Berichte über die Generalversammlnngfen. 






prenssischen Zeit Zunächst stellte er als Ort des römischen Lager» 
eine Bodenerhebung an der linken Seite der ErftmQndang fe8t,\nf 
die genau die Angaben des Tacitus passen und in welcher Ziegel ge- 
funden seien mit Stempeln der 6. und 16. Legion. Das Lager in 
Grimlinghausen und die in Neuss selbst nachgewiesenen römrschen 
Strassen und Gebäude bedürften noch näherer Prüfung. In der 
nachrömischen Zeit erscheint Neuss zuerst als curtis, als Salhof, 
der am jetzigen Mttnsterplatz lag, und sich von König Dagobert 
bis zu Heinrich IV. behauptete. Unter dem letztgenannten Kaiser 
wurde Erzbiscbof Anno II im Jahre 1074 durch Theilung der Güter 
des bereits im 9. Jahrhundert als Benedikterinnenkloster gegrün- 
deten Quirinusstiftes Herr des Ortes, den er durch Einsetzung eines 
Schöflfen-KoUegiums, namentlich aber durch Ertheilung des Markt- 
rechts zur Stadt erhob. Diese entwickelte sich zunächst sehr schnell 
in kirchlicher Beziehung durch die schon 1050 erfolgte üebertra- 
gung der Reliquien des h. Quirinus, durch die Gründung des Re- 
gulirherren-Klosters am Oberthor im Jahre 1181, durch eine kurz 
darauf vollzogene Niederlassung der Mönche von Kloster Kamp, durch 
den 1209 unter Meister Wolbero begonnenen Erweiterungsbau des 
Münsters, durch die Einrichtung des erzbischöflichen Palatiums, der 
Stiftsherren-Kurien, der adeligen Höfe. Bald siedelten sich hier 
auch die Deutschherren und Johanniter an, 1234 in der Oberstrasse 
die Minoriten, 50 Jahre später die Klarissen. Ein alter Konvent 
für ^Möhnen", ein neuer für Tertiarierinnen schloss sich an. Ar- 
men- und Kranken-Häuser entstanden, darunter im Jahre 1490 die 
Niederlassung der Bayardsbrüder (Alexianer), die sich bis heute 
erhalten hat. Die bürgerlich-städtische Entwickelung wird 1259 
durch die Einsetzung der Amtmänner- Verwaltung gefördert, 1310 
durch die Einrichtung der Rathsgenossen mit den 1366 eingeführ- 
ten zwei Bürgermeistern, 1460 durch die Gemeinheitsfreunde als 
Vertreter der Handwerkerzünfte. Neuss wird Vorort der Christiani- 
tät und des ganzen Niederstifts, Oberhof für die Städte Rheinberg^ 
Rees, Xanten u. s. w. Besondere Bedeutung gewinnt die Stadt als 
Mittelpunkt des Landhandels, als Ausgangsstelle eines lebhaften 
Schiffsverkehrs, als Haupt-Hebestätte für den Rheinzoll, welche 
aber 1372 in Folge der Veränderung des Rheinlaufs nach Zons 
verlegt wurde. Allmählich suchten sich die Bewohner von der erz- 
bischöflieben Gewalt unabhängig zu machen. Die burgundische Be- 
lagerung erwirkte manche Privilegien ; aber der Einzug von Wieder- 
täufern und calvinistlsch Gesinnten verursachte Unruhen und führte 



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■aMi 



Berichte über die Generalversammlungen. 

auch zur Eroberung der Stadt im truchsessischen Kriej 
darauf eingetretene grosse Feuersbrunst hatte die vorübei 
legung des Stifts nach Gerresheim, des Regulirherren-I 
Köln zur Folge. An Stelle des Letzteren kamen die 
ein Gymnasium gründeten. Dieses verschwand mit d( 
des Ordens. Zu Ende des vorigen und zu Anfang 
Jahrhunderts rief die Neusser Räuberbande grosse Vei 
vor. Allmählich sanken Handel und Gewerbe. Dun 
zosen erfolgte dann die Auflösung aller kirchlichen 
Ausnahme der Alexianer. Endlich unter der neuen I 
hob Neuss sich wieder, ohne aber mit den Nachbai 
gleichen Schritt zu halten. — Reicher Beifall lohnte 
belehrenden Vortrag des verdienstvollen Neusser His 

Bau-Inspektor Schnitze von Köln berichtete 
zahlreicher, zumeist von ihm selber angefertigter Ze 
sehr eingehender und geistvoller Weise über die im 
Köln bei dem Abbruch der Domkurien zu Tage getn 
würdigen Ueberreste des römischen Stadtthores, der 
Paphia, welche noch in dem ganzen östlichen Nebenl 
Theilen des Seitenthurmes und der Mauerzüge bestet 
grössten Sorgfalt hatte der Redner alle diese Reste ui 
messen, aufgenommen, alle, auch die kleinsten Fund£ 
zeichnet, mit denjenigen verglichen, die von dem in 
erfolgten Abbruche des Mittelbogens herrühren und 
Jahren an dem in der Pipinstrasse neugebauten Schul 
mauert sind. Nur der genauesten Vertrautheit mit den 
ßefestigungsthoren, namentlich in Italien und Frankr( 
liebevollsten Vertiefung in die spärlichen und doch so 
Reste ist es zu danken, dass dem Redner die Rekoni 
ganzen Thores gelungen ist, deren Zuverlässigkeit d 
Tafel zusammengetragenen, auf einer andern an der 
Stellen eingefügten Fundstücke ohne grosse Schwierig 
reichender Sicherheit erkennen lassen. Diese Zusai 
ergibt einen fein profilirten und reich verzierten Thorl 
grossen Mittelöflfnung und zwei kleinen Seitenbögen 
sich, verstärkt durch je einen mächtigen viereckigen 
etwas über sieben Meter hohen Mauern mit ihreft Weh 
Zinnen anschliessen. Die Gliederung des Oberbaues 
Gestaltung hervor, welche das spätere Mittelalter dem 
ben hat. Von dieser liegen ein Kupferstich aus dem 1 



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216 Berichte über die Generalversammlunggn. 

rellbild und Grundrisszeichnungeu aus dem 17. Jahrhundert vor, 
hauptsächlich veranlasst durch die gerade an dieses ^Pfaflfenthor** 
geknüpfte Sage von dem Kölner Bürgermeister Gryn. Für die Er- 
haltung dieser überaus wichtigen Thorburg-Reste an der ursprüng- 
lichen Stelle trat der Redner aufs wärmste ein. Sein sorgsam 
ausgearbeiteter Vortrag soll demnächst einer Fachzeitschrift über- 
geben werden. 

Dr. Giemen berichtete auf Anregung des Vorsitzenden über 
den Fortgang der von ihm bearbeiteten Kunstdenkmäler-Statistik 
der Rhein provinz, von welcher der erste, die Kreise Kempen, Gel- 
dern, Mors und Kleve umfassende Band bereits vorliegt. Auf das 
schnelle Erscheinen der weitern Bände dürfen die Abonnenten, 
deren Vermehrung übrigens dringend zu wünschen ist, mit Bestimmt- 
heit rechnen. 

Domkapitular Schnütgen verzichtete bei der stark vorge- 
schrittenen Zeit auf einen längern Vortrag und beschränkte sich 
auf die Beschreibung von zwei höchst merkwürdigen Kunstgegen- 
ständen deutschen Ursprungs, die er vor wenigen Wochen auf 
der Universitäts-Bibliothek in Upsala sowie im National-Museum 
zu Stockholm entdeckt hatte. In dem einen Falle handelt es sich 
um ein bis dahin von der Forschung noch nicht berücksichtigtes, 
prachtvoll geschriebenes und illustrirtes Evangeliar, welches Kai- 
ser Heinrich III. mit seiner Gemahlin Agnes im Jahre 1045 den 
Aposteln Simon und Judas, also dem Dom von Goslar weihte, im an- 
dern Falle um eines der drei Prachtstücke, welche urkundlich im 
dreissigjährigen Kriege nach Schweden entführt und später in das 
Museum aufgenommen sind, nämlich um einen bis jetzt nicht 
öffentlich ausgestellten, sondern nur magazinmässig aufbewahr- 
ten Bischofsstab, an dem der Redner das emaillirte Wappen des 
bekannten Erzbischofs Albrecht von Brandenburg mit der Jahres- 
zahl 1539 feststellte, als Bestätigung der Inventarnotiz, dass der- 
selbe aus iMainz stamme. Beide Gegenstände sollen demnächst 
in Deutschland durch Abbildungen bekannt gemacht werden. 

An diese kunstgeschichtliche Notiz schloss sich sofort unter 
Führung von Schnütgen undWiethase die Besichtigung der ge- 
waltigen, formenreichen Münsterkirche, welche, in ihren 
verschiedenen Entwickelungsstadien veranschaulicht , in ihren 
Gliederungen und manichfaltigen Gestaltungen, namentlich in ihrer 
eigenthümlichen Transept- und Emporen-Anlage und grossartigen 
Dreikonchen-Gestaltung erklärt wurde. Grosses Interesse erregten 



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Berichte über die Generalversammlungen. 127 

auch die von Oberpfarrer J unk. er vorgelegten Restaurationspläne, 
deren Ausführung demnächst in Angriff genommen werden soll. 

Den Schluss der Versammlung bildete das Festessen, welches 
die Mitglieder nach 3 Uhr im Bbeinischen Hof versammelte 
and in heiterster Stimmung vereinigt hielt bis die Abendzüge zur 
Trennung nöthigten. 



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Bericht 

über die General- Versammlung des Historischen Vereins 
für den Niederrhein in Münstereifel am 17. Mai 1893. 



Die Frühjahrs -Versammlung des Jahres 1893 wurde am Mitt- 
woch den 17. Mai in Münstereifel abgehalten. Es war das. 
erste Mal, dass der Verein das alterthümliche, anmutfaig im Thale 
der Erft gelegene Städtchen aufsuchte, und so war der Empfang^ 
von Seiten der Behörden wie der Bevölkerung ein aussergewöhn- 
lich festlicher. Die Verhandlungen nahmen gegen IIV2 Uhr ia 
einem Saale der ehrwürdigen Burgruine unter Leitung des Vereins- 
präsidenten Geheimrath Hüffer ihren Anfang. Namens des durch 
Unwohlsein ferngehaltenen Stadtoberhauptes begrüsste Herr Gym- 
nasialdirektor Dr. Scheins die Versammlung. 

Der Vorsitzende wies in seiner Erwiderung auf die geschicht- 
liche, in zahlreichen Denkmälern der Vorzeit noch zum Ausdruck 
kommende Bedeutung des Ortes hin. Alsdann erstattete der Schatz- 
meister Buchhändler Helmken den (im 56. Hefte S. 222 abge- 
druckten) Geschäftsbericht, der trotz der Verwendung beträchtlicher 
Geldmittel zur Förderung wissenschaftlicher Unternehmungen noch 
immer ein Vermögen von 12935 Mk. ergab. Auch hinsichtlich der 
Mitgliederzahl nimmt der Verein eine der ersten Stellen unter den 
gelehrten Gesellschaften Deutschlands ein. 

Ueber die Inventarisirung der kleineren Archive der Pro- 
vinz, welche der Verein seit etwa Jahresfrist betreiben lässt, hatte 
der Stadtarchivar Dr. Hansen (Köln) unter dem 1. Mai 1893 einen 
Bericht erstattet, der zur Verlesung gelangte und dessen Wortlaut 
auch hier eine Stelle finden möge: 

„Im verflossenen Halbjahr wurde fortgefahren, die Mittheilungen 
in der gedruckten Litteratur über die niederrheinischen Archive 
für unser Unternehmen zu sammeln und diese Angaben durch 
Korrespondenz mit den Lokalforschern zu ergänzen. Es sind bis- 



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Berichte über die Generalversammlungen. 21^ 

her Notizen über ca. 550 niederrheinische Archive zusammengebracht^ 
die in alphabetischer Folge geordnet sind und die Grundlage für 
die weiteren Arbeiten bilden. 

Die eigentlichen Inventarisirungsarbeiten sind an zwei Stellen 
in Angriff genommen worden. Zunächst sind in Köln die Archive 
der Pfarren S. Andreas, S. Kunibert, S. Martin, S. Maria im Kapi- 
toi, S. Mariae Himmelfahrt sowie das Archiv der Gymnasial- und 
Stiftungsfonds besucht und je nach dem Stande der Ordnung dieser 
Archive die Inventarisirungsarbeiten gefördert worden. Das Er- 
gebniss dieser Arbeiten ist ein unerwartet günstiges gewesen; es^ 
beruhen in den genannten Archiven Materialien von hohem Alter 
und grosser Bedeutung. Die Verzeichnung derselben ist schon 
weit vorgeschritten. Ausserdem konnte, besonders in Folge de& 
Entgegenkommens des Herrn Dr. Schölten in Kleve, mit der Ver- 
zeichnung des Inhalts einer Reihe von Archiven aus dem nörd- 
lichsten Theile unserer Provinz ein erfolgreicher Anfang gemacht 
werden. Das umfangreiche Archiv von Grafenthal bei Kleve, Theile 
des Stadtarchivs von Rees, des Salm'schen Archivs zu Anholt, de& 
Loe'schen Archivs zu Wissen haben inventarisirt werden künnen. 
Die Bürgermeisterämter zu Ahrweiler, Calcar, und Goch haben die 
gut gearbeiteten Inventarien ihrer Gemeindearchive zur Verfügung 
gestellt, so dass auch über diese Archive genaue Uebersichten ge- 
wonnen werden konnten. Für die Arbeiten ist durchgehends das 
Princip massgebend, Regesten von allen vor das Jahr 1500 fal- 
lenden Urkunden zu nehmen, das Aktenmaterial aber sowie die 
aus der Zeit nach 1500 stammenden Urkunden mehr summarisch 
zu verzeichnen. 

Durch Mitteilung von Material oder durch Mitarbeit bei der 
Inventarisirungsarbeit haben sich um unser Unternehmen verdient 
gemacht die Herren : Dr. C 1 e m e n-Bonn ; Kaplan Esse r- Aachen ; Rent- 
ner Grevel-Düsseldorf; H. Kelleter; Kaplan Dr. Kleinerraanns 
nndDr.Knipping-Köln; P.Paulus Graf von Loe in Venlo; Haupt- 
mann von Oidt man -Koblenz; Dr. Seh ölten- Kleve; Pfarrer Zaun- 
Lövenich. Weitere Verbindungen sind angeknüpft, welche für die 
nächste Zukunft gute Aussichten für den Fortschritt unserer Ar- 
beiten bieten. Die beste Förderung würden diese aber erfahren^ 
wenn aus den Kreisen unserer Vereinsmitglieder, insbesondere von 
den Verwaltern der Pfarrarchive, baldigst specificirte Mittheilungen 
über einzelne Archive oder die Inventarien dieser Archive selbst 
(diese leihweise auf kurze. Zeit) an das Stadtarchiv zu Köln ge- 



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Berichte über die Generalversammlungen. 

würden. Den Bearbeitern des Inventars würde dadurch viel 
md Mühe, der Vereinskasse eine nicht unbedeutende Auslage 
•t werden." 

Nach Erstattung dieses Berichtes ehrten die Anwesenden das 
iken der seit der letzten Versammlung verstorbenen Mitglieder 
r üblichen Weise; zweier besonders hervorragender Ehren- 
eder gedachte der Vorsitzende in längerer Rede: des weit 
Deutschland hinaus bekannten Prähistorikers und Anthropo- 

Schaaff hausen und des vor wenigen Wochen erst heim- 
genen Archivraths Alexander Kaufmann, der um die Wieder- 
kung desCaesarius von Heisterbach wie um die rheinische Sagen- 
lung überhaupt sich unvergängliche Verdienste erworben hat. 
Hiernach entwarf Gymnasial-Oberlehrer Dr. Deussen in an- 
idem, auch des Humors nicht entbehrendem Vortrage ein 6e- 
tbild der gedeihlichen Entwickelung von Münstereifel und 
gte dabei insbesondere den segensreichen Einfiuss, den das 
5unten Jahrhundert von der Abtei Prüm aus gegründete Stift 
n heiligen Chrysanthus und Daria auf den Wohlstand des 
ausgeübt habe. 

jrymnasial -Direktor Scheins sprach über die Geschichte des 
asiums und schilderte mit fesselnder Beredtsamkeit die viel- 
m Kämpfe, unter denen dieses theuerste Kleinod der Stadt 
en geblieben. Dank vor allem dem Opfermuthe weniger geist- 

Lehrer, die nach der französischen Invasion Jahre hindurch 
jegliches Einkommen ihre Lehrthätigkeit fortsetzten. 
Um auf die Besichtigung der Stiftskirche vorzubereiten, be- 
b Herr Oberpfarrer Mengden in anschaulicher Darstellung 

innere Ausstattung. Er überraschte hierbei Alle durch die 
lilung, dass einer seiner Vorgänger, und zwar kein anderer 
5r Dichter Smets, die prächtigen spätgothischen Chorstühle 
h habe zertrümmern lassen, um — Raum zu gewinnen, 
äerr Baumeister Wie thase verbreitete sich über dieBaudenk- 

der Stadt, unter denen begreiflicherweise die Stiftskirche 
rsten Platz einnimmt; beachtenswerth sind jedoch auch die 
3n Thore, das ehemalige Rathhaus und die Jesuitenkirche 
irem eigenartigen, aus Holz construirten Netzgewölbe. 
iVegen der vorgerückten Zeit musste leider auf die von Herrn 
ir K. Uukel beabsichtigten Mittheilungeu über die Kölner 
atur verzichtet werden, und man ging nun zunächst zu der 
itigung der Stiftskirche über. Herr Baumeister Wie thase, 



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Berichte über die Generalversammlungen. 

welcher die Wiederherstellung des merkwürdigen Denl 
gab hier den kundigen Führer ab. Die Krypta, in di 
quien der Stiftspatrone ruhen, entstammt noch dem 9. J 
während der breite niedrige Westthurm mit flankire 
thürmen, eine der Abteikirche St. Pantaleon in Köln 
wandte Anlage, der Zeit Erzbischof Heriberts (999- 
gehört. Die um das Jahr 1640 eingeweihte Jesuitenkii 
besondere Aufmerksamkeit durch ihre gothisirenden F( 
grossem Interesse wurde die in der Aula des Gymnas: 
staltete Ausstellung heimischer Alterthümer inAugenscl 
men: eine Sammlung prächtiger Paramente, geschnitz 
kirchlicher Geräthe, schöner Chorbücher aus der W 
Schule (1456) und vieles andere von bedeutendem Wer 
An dem Festmahle, das um 3 Uhr im Hotel Hill 
gann, nahmen etwa 70 Personen Theil. Es herrschte e 
frohe und befriedigte Stimmung , und sicherlich wii 
Theilnehmer gern der Einladung folgen, auch einmal 
Erholung in dem reizvollen und gastlichen Städtchen l 
zu verbringen. 



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Rechnungs- Ablage für 1893/94. 



Einnahme: 

Jahresbeiträge und Zahlungen der Mitglieder für Heft 56 M. Pf. 

und 57 der Annalen (Beitrag 3 M., beide Hefte 3 M.) 3981 — 

Einnahme an Zinsen 369 45 

^ „ rückständigen Beiträgen 12 — 

„ « Verkauf einzelner Hefte 286 50 

M. 4648 95 

Ausgabe: 

I. Kosten der Hefte 56 und 57 an Honorar, Satz, 

Druck und Papier 3518 37 

II. Drucksachen etc. für den Vertrieb 50 — 

III. Porto und sonstige Unkosten 553 97 

IV. Archiv und Bibliothek 28 — 

V. Inventarisation der kleinen Archive 997 25 

M. 5147 59 



Abschluss. 

Einnahme M. 4648 95 

Kassabestand am 15. Mai 1893 . . . . „ 1430 23 

— 6079 18 

Ausgabe 5147 59 

Ü. 931 59 



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Rechnungs-Ablage. 



223 



Das Vereinsverm ögen bestand am 13./6. 1894 aus den 

bei der Reichsbank hinterlegten Werthpapieren: 11504 95 
ferner aus obigem Kassenbestand 931 59 

M. 12436 54 
{gegen M. 12935.18 des Vorjahres; mithin eine Vermin*äerung von 
M. 498.64). 



Mit dem Kassabuch verglichen^ die Ausgaben geprüft und 
richtig befunden, 

Köln, den 24. Juli 1894. 

Seinr. C. Kuetgens. JP. J. Schallenberg. 



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tJniversitäts-Buchdrackerei von Carl Georgi in Bonn. 



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n/fHArf hl/ Pro«Anmlif||^ 1990' 



Den Mitgliedern des historischen Vereins, welche äl 
Hefte der Annalen anzuschaffen wünschen, diene zur Nachri 
dass die 
Hefte: 5—12, 17—24, 26—39 zu JC 1,— das Heft, 

40. Generalregister über die Hefte 1 — 39 enthalt 

(44 Druckbogen stark) zu JC 5, — 
41—44, 48 und folgende . . zu e^ 1,50 das Hef 
gegen Einsendung des Betrags oder gegen Nachnahme di 
mich bezogen werden können. 

Für Nichtmitglieder bleiben die Ladenpreise bestehen 

(Die Hefte 1, 2, 3, 4, 13, 14, 15, 16, 21, 22, 25, 45, 46 
sind gänzlich vergriffen.) 

Der Schatzmeister des bist. Vereins 
Frz. Theod. Helmken, 

Inhaber der Buchhandlung J. k W. Boisser^e in I 

Minoritenstrasse 19^. 



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